Chronik der rechtsextremen Vorfälle bei der Polizei ab Herbst 2020

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Bis August 2020 hat­ten wir unse­re Chro­nik der rechts­extre­men Vor­fäl­le bei der Poli­zei geführt. Nun gibt’s eine Aktua­li­sie­rung von Herbst 2020 bis Stand Juni 2022.

  • Sep­tem­ber 2020: Wie rechts ist unse­re Poli­zei, haben wir uns im Som­mer 2020 gefragt. Anlass war ein Pro­zess, in dem eine gan­ze Gra­zer Poli­zei­in­spek­ti­on ver­wi­ckelt war. Das Ver­fah­ren ende­te im Sep­tem­ber 2020 mit einer damals nicht rechts­kräf­ti­gen Ver­ur­tei­lung des Erst­an­ge­klag­ten J.S. zu 15 Mona­ten bedingt und zu einer Geld­stra­fe über 1.260 Euro und damit nor­ma­ler­wei­se (!) mit der Ent­las­sung aus dem Poli­zei­dienst. Mehr: https://www.stopptdierechten.at/2020/09/23/pi-karlauerstrasse-graz-da-waeren-noch-einige-fragen
  • Novem­ber 2020: Die ober­ös­ter­rei­chi­sche Poli­zis­tin Bir­git P. trat bei Coro­na­leug­ner-Demos auf und gab in rechts­extre­men Medi­en Inter­views, bis von der Lan­des­po­li­zei­di­rek­ti­on Ober­ös­ter­reich ein Dis­zi­pli­nar­ver­fah­ren gegen sie ein­ge­lei­tet wur­de. Inzwi­schen hat sie den Poli­zei­dienst frei­wil­lig oder unfrei­wil­lig quit­tiert und ist regel­mä­ßig für rechts­extre­me Medi­en tätig. Mehr: https://www.stopptdierechten.at/2020/11/11/wochenschau-kw-43–44-45–20-teil‑2/#ooe
  • Novem­ber 2020: Die Poli­zei eskor­tier­te just am Sonn­tag nach dem Ter­ror­an­schlag in Wien ein Auto des Rechts­extre­men Georg Imma­nu­el Nagel, der 40 Minu­ten lang völ­lig unbe­hel­ligt mit Laut­spre­cher durch die Josef­stadt fuhr, dabei isla­mo­pho­be Reden hielt und Gewehr­sal­ven und Muez­zin­ru­fe laut­stark abspiel­te. Die Poli­zei ent­schul­dig­te sich und ver­sprach eine inter­ne Auf­ar­bei­tung des Vor­falls. Was dabei raus­ge­kom­men ist, wis­sen wir bis heu­te nicht. Mehr: https://www.stopptdierechten.at/2020/11/17/wochenschau-kw-46–20-teil‑2/#wien
  • Dezem­ber 2020: Nach meh­re­ren Raz­zi­en beim und im Umkreis des Neo­na­zi-Waf­fen­dea­lers Peter Bin­der wur­de bekannt, dass auch ein Poli­zist, Waf­fen­gut­ach­ter bei der LPD Nie­der­ös­ter­reich, in den Waf­fen­han­del invol­viert gewe­sen sein soll. Angeb­lich soll der betrof­fe­ne Poli­zist ohne wei­te­re Ver­fah­ren ver­setzt wor­den sein. Mehr: https://www.stopptdierechten.at/2020/12/14/chronologie-der-waffenfunde-der-letzten-eineinhalb-jahre/#dez20‑3
  • Novem­ber 2020: Ein Kärnt­ner Poli­zist plat­zier­te am Grenz­über­gang Lava­münd ein Schild mit dem Text „Für Jugos gesperrt, da Öster­rei­cher sich auch nicht frei bewe­gen dür­fen!“ Nach­dem ein Straf­ver­fah­ren wegen Ver­het­zung zwar ein­ge­stellt wor­den war, wur­de er zuerst sus­pen­diert und ein Jahr spä­ter aus dem Poli­zei­dienst ent­las­sen, weil er sich auch noch eine Rei­he wei­te­rer Ver­feh­lun­gen geleis­tet haben soll. Mehr: https://www.stopptdierechten.at/2020/11/23/wochenschau-kw-47–20/#wolfsberg
  • April 2021: Der Poli­zist Fer­di­nand H. gehör­te zu jenen, die am 20. April 2020 ein Bild mit Eier­no­ckerl und grü­nem Salat, also Hit­lers angeb­li­che Lieb­lings­spei­se, auf Face­book gepos­tet hat­te. Dafür wur­de er im April 2021 ver­ur­teilt. Im Juli 2021 frag­te der Jour­na­list Mar­kus Sulz­bach­er nach, ob es dienst­li­che Kon­se­quen­zen für H. gege­ben habe. Die dama­li­ge Ant­wort: Man war­te mit einem Dis­zi­pli­nar­ver­fah­ren, bis das Urteil rechts­kräf­tig wür­de. Inzwi­schen ist es das, ob der Dienst­ge­ber tätig gewor­den ist, ist nicht bekannt. Mehr: https://www.stopptdierechten.at/2021/08/20/wochenschau-kw-27-bis-32–21-teil-4-gemischtes/#burgenland
  • Juli 2021: Eine Lin­zer Poli­zei­schü­le­rin ist nicht nur durch ein­schlä­gi­ge Pos­tings und Chat­nach­rich­ten auf­ge­fal­len, son­dern wur­de auch beschul­digt, den Hit­ler­gruß gezeigt zu haben. Der Pro­zess ende­te den­noch mit einem Frei­spruch, das Dienst­ver­hält­nis mit der Poli­zei mit einem Ver­gleich. Mehr: https://www.stopptdierechten.at/2021/07/05/wochenschau-kw-25–26-21-teil‑1/#linz
  • Juli 2021/Dezember 2021: Ein pen­sio­nier­ter Tiro­ler Gen­darm spen­dier­te für „Halt“, die neo­na­zis­ti­sche Zeit­schrift des Gerd Hon­sik, Geld, hor­te­te mas­sen­haft Waf­fen, Kriegs- und Spreng­ma­te­ria­li­en, han­del­te mit Waf­fen auch noch nach sei­ner ers­ten Ver­ur­tei­lung. Im Dezem­ber 2021 gab’s daher bei dem ehe­ma­li­gen Waf­fen­meis­ter eine zwei­te Raz­zia, im März 2022 eine zwei­te Ver­ur­tei­lung mit einer äußerst mil­den Stra­fe. Mehr: https://www.stopptdierechten.at/2021/07/05/wochenschau-kw-25–26-21-teil‑1/#ibk und https://www.stopptdierechten.at/2022/03/15/wochenschau-kw-9-und-10–22-teil‑2/#wattens
  • Novem­ber 2021: In Vor­arl­berg ergeht ein anony­mer Brief im Namen von angeb­lich 50 Polizist*innen an die Medi­en, wor­in kund­ge­tan wird, dass man die Maß­nah­men der Regie­rung nicht mehr mit­tra­gen sowie den momen­ta­nen Ent­wick­lun­gen nicht mehr taten­los zuse­hen“ kön­ne. Der Lan­des­po­li­zei­di­rek­tor spricht von einem „Bruch des Eides“ und von Ermitt­lun­gen. Auch hier ist nicht bekannt, ob es zu Erkennt­nis­sen und Kon­se­quen­zen gekom­men ist. Mehr: https://www.derstandard.at/story/2000131455888/wirbel-um-brief-mit-angedrohtem-eidbruch-mutmasslicher-vorarlberger-polizisten
  • Jän­ner 2022: Ein angeb­lich von 600 Polizist*innen unter­stütz­ter Brief an Innen­mi­nis­ter Kar­ner, unter­zeich­net von dem Poli­zei­seel­sor­ger Uwe Eglau, der Salz­bur­ger Poli­zis­tin Danie­la Laner und dem Poli­zis­ten und Laxen­bur­ger FPÖ-Obmann Johan­nes Rochl, sowie die Teil­nah­me von Polizist*innen an Coro­na-Demos sor­gen für Auf­se­hen. Der Poli­zei­seel­sor­ger wur­de sei­tens der katho­li­schen Kir­che ent­pflich­tet. Da Rochl zudem durch ein wider­li­che Face­book-Pos­ting auf­fiel, lei­te­te die LPD Nie­der­ös­ter­reich Über­prü­fun­gen ein. Ob es wei­te­re Kon­se­quen­zen gege­ben hat, ist nicht bekannt. Mehr: https://www.stopptdierechten.at/2022/01/25/wochenschau-kw‑3–22-teil‑2/#polizei1
  • Jän­ner 2022: Ein Vor­arl­ber­ger Poli­zei­ma­jor über­nahm kur­zer­hand die Mode­ra­ti­on einer Demo von Impfgegner*innen in Bre­genz und misch­te sich dann unter Nicht­ein­hal­tung der Coro­na-Ver­ord­nun­gen unters Demo-Volk. Dis­zi­pli­nar­recht­li­che Kon­se­quen­zen wür­den geprüft, hieß es von der LPD Vor­arl­berg. Auch die Vor­arl­ber­ger Coro­na-Demos wer­den mit Betei­li­gung von Rechts­extre­men orga­ni­siert. Mehr: https://www.stopptdierechten.at/2022/01/25/wochenschau-kw‑3–22-teil‑2/#polizei2
  • Jän­ner 2022: Der Ex-Per­so­nal­chef der Salz­bur­ger Poli­zei, Man­fred S., der wegen Mob­bings­vor­wür­fen 2018 ans Innen­mi­nis­te­ri­um in die Per­so­nal­ab­tei­lung ver­setzt wor­den war, hat­te nicht nur an Coro­na-Demos teil­ge­nom­men, son­dern betä­tig­te sich auch als Wis­sen­schafts­leug­ner. Er wet­ter­te in einem You­Tube-Video über die „Macht­ha­ber”, dass es nicht mehr mög­lich sei, sei­ne freie Mei­nung zu sagen und gegen die Coro­na­imp­fung, die „Teil des Pro­blems [sei] und nicht Teil der Lösung” (Salz­bur­ger Nach­rich­ten, 26.1.22, S. 10). S. wur­de ver­setzt und der Sek­ti­on „Frem­den­we­sen und Asyl” im BMI dienst­zu­ge­teilt. Mehr: https://www.krone.at/2610284
  • Jän­ner 2022: Ein Stei­rer woll­te bei der Poli­zei in Graz eine Anzei­ge ein­brin­gen, weil er ein Auto, auf des­sen Heck­schei­be eine Schwar­ze Son­ne und der Schrift­zug „Stahl­ge­wit­ter“ prang­te, gese­hen und inklu­si­ve Kenn­zei­chen foto­gra­fiert hat­te. Die Poli­zei soll die Anzei­ge mit der tat­sa­chen­wid­ri­gen Behaup­tung, die Zur­schau­stel­lung einer „Schwar­zen Son­ne“ sei nicht straf­bar, nicht ent­ge­gen­ge­nom­men haben. Mehr: https://www.stopptdierechten.at/2022/01/31/wochenschau-kw‑4–22/#stmartin
  • Jän­ner 2022: In Bad Aus­see erstat­tet ein deut­scher Tou­rist eine Anzei­ge beim ört­li­chen Poli­zei­pos­ten, weil in der Innen­stadt auf einem Fens­ter Pla­ka­te, die die Coro­na-Maß­nah­men und die Imp­fung mit den Ver­bre­chen des Natio­nal­so­zia­lis­mus gleich­setz­ten. Wie bekannt wur­de, hat die Poli­zei die Anzei­ge nicht an die zustän­di­ge Staats­an­walt­schaft wei­ter­ge­lei­tet. Mehr: https://www.stopptdierechten.at/2022/01/31/wochenschau-kw‑4–22/#badaussee
  • März 2022: Am Lan­des­ge­richt Eisen­stadt wird ein sechs­fach vor­be­straf­ter Bur­gen­län­der ver­ur­teilt, bei dem NS-Devo­tio­na­li­en, Waf­fen, Sucht­gift gefälsch­te Poli­zei­aus­wei­se und Covid-Test­ergeb­nis­se sowie fal­sche Impf­päs­se gefun­den wur­den. Bei der Fäl­schung der Impf­päs­se war ein befreun­de­ter Poli­zist betei­ligt. Der Poli­zist erhielt eine Diver­si­on und kann wei­ter im Poli­zei­dienst bleiben.Mehr: https://www.stopptdierechten.at/2022/03/15/wochenschau-kw-9-und-10–22-teil‑2/#Burgenland
  • März 2022: Im Bur­gen­land sind zwei Chat­grup­pen auf­ge­flo­gen, in denen Nazi-Inhal­te geteilt wur­den. Eine der Grup­pen ist von einem Jus­tiz­wa­che­be­am­ten gegrün­det wor­den, der in einem Pro­zess nicht rechts­kräf­tig schul­dig gespro­chen und zu zwölf Mona­ten bedingt und einer unbe­ding­ten Geld­stra­fe über 3.600 Euro ver­ur­teilt wur­de. Etwa­ige dienst­recht­li­che Kon­se­quen­zen sind nicht bekannt. Mehr: https://www.stopptdierechten.at/2022/03/28/wochenschau-kw-12–22/#bezoberwart
  • Mai 2022: Der Fall einer Exe­ku­tiv­be­am­tin der nie­der­ös­ter­rei­chi­schen Poli­zei wird bekannt: Sie soll als Lei­te­rin des Waf­fen­re­fe­rats Waf­fen ent­wen­det und an einen Händ­ler wei­ter ver­kauft haben. Zuvor war die Beam­tin bei der FPÖ aktiv, ist dann aber als Lokal­po­li­ti­ke­rin zu einer Bür­ger­lis­te gewech­selt. Sie stand als Wahl­hel­fe­rin in Ver­dacht, im Zuge der Aus­zäh­lung der Gemein­de­rats­wah­len 2020 gül­ti­ge Stimm­zet­tel in einer Toi­let­te ent­sorgt zu haben, wur­de dafür aber frei­ge­spro­chen. Mehr: https://www.stopptdierechten.at/2022/05/18/wochenschau-kw-19–22-teil‑2/#noe
  • Juni 2022: Über diver­se Tele­gram­ka­nä­le wird eine Ver­an­stal­tung ange­kün­digt, bei der ein Poli­zist, der als Ver­tre­ter von „Poli­zei im Wider­stand“ vor­ge­stellt wird, zusam­men mit Rechts­extre­men auftritt.

 

Nicht ange­führt haben wir die Fäl­le von Poli­zei­ge­walt und die unzäh­li­gen Fra­ter­ni­sie­run­gen von Polizist*innen im Zuge der Coro­na-Demos mit den Demonstrant*innen bzw. den Orga­ni­sa­to­ren. Sie wur­den immer wie­der von Demo-Beobachter*innen dokumentiert.

➡️ Chro­nik der rechts­extre­men Vor­fäl­le bei der Poli­zei zwi­schen 2010 und 2020
➡️ Rechts­extre­me „Ein­zel­fäl­le“ in Bundesheer