In den vergangenen Jahren hat sich das Aufgebot rechtsextremer Medien in Österreich gewandelt und vergrößert. Insbesondere Online-Formate sind sichtbarer geworden und konnten zum Teil reichweitenstark reüssieren. Die folgende Zusammenstellung soll einen Überblick über die Formate, das Personal sowie die Eigentümerstrukturen und die Ideologie von rechtsextremen Medien in Österreich geben. Sie wird laufend aktualisiert und ergänzt.
- Attersee Report
- AUF1
- Der Eckart
- FPÖ-TV
- Freilich – Das Magazin für Selbstdenker
- Heimatkurier
- Info-Direkt – Das Magazin für Patrioten
- Neue Ordnung
- Report 24
- RTV
- Der Status
- Tpk.at
- Unser Mitteleuropa
- Unterbergers Tagebuch
- Unzensuriert.at
- Zur Zeit
Attersee Report
- Format
Das FPÖ-Periodikum „Attersee Report“ erscheint unregelmäßig seit 2014, meist drei- bis viermal im Jahr und in einem Umfang von etwa 60 Seiten. Das Medium erscheint ausschließlich online und kann auf der Website des freiheitlichen Thinktanks „Atterseekreis“ kostenlos heruntergeladen werden.
Das Format setzt sich deutlich von den reichweitestarken Krawall- und Hetzmedien aus dem FPÖ-Umfeld ab, indem es eine kulturaffine und elitäre Positionierung vornimmt, die offenkundig rechtsintellektuelle Parteikader sowie Burschenschafter ansprechen soll. Die ästhetische Aufmachung ist gesetzt, betont stilvoll, und verzichtet auf reißerische Gestaltung; die Texte sind teilweise hochschwellig formuliert.
- Personalia
Der „Attersee Report“ ist ein Produkt des FPÖ-Thinktanks „Atterseekreis“. Dieser wurde im Jahr 1971 vom damaligen FPÖ-Bundesparteiobmann Friedrich Peter gegründet, um den liberalen Parteiflügel zu stärken. Unter Jörg Haider 1986 wurde das Projekt eingestellt, aber im Jahr 2012 unter der Ägide des oberösterreichischen FPÖ-Chefs Manfred Haimbuchner wiederbelebt; zwei Jahre später erschien der erste „Attersee Report“.
Medieninhaber des „Attersee Reports“ ist der Verein „Freiheitlicher Arbeitskreis Attersee“ (Blütenstraße 21/1, 4040 Linz). Als Präsident des „Atterseekreis“ und als Herausgeber des „Reports“ fungiert Norbert Nemeth (Klubdirektor des FPÖ-Parlamentsklubs und Burschenschafter bei der rechtsextremen Wiener Olympia). Chefredakteur des „Report“ ist Jörg Mayer, Mitglied bei Teutonia Wien. Die Autor*innen kommen weitgehend aus dem rechtsextremen Burschen- und Mädelschaftermilieu.
- Ideologie
In seiner Selbstbeschreibung möchte sich der FPÖ-Thinktank als „Brückenbauer unterschiedlicher Schattierungen liberaler, konservativer und nationalgesinnter Lebenswelten“ verstanden wissen. Liberale Positionen fehlen in dem Format hingegen, es sei denn, der Begriff wird strickt auf wirtschaftsliberal reduziert. Laut dem ehemaligen Redaktionschef Andreas Kirschhofer, sei das Projekt ein „Versuch, die freiheitliche Politik zu vergeistigen“.
Diese abstrakte Selbstbeschreibung hat Herausgeber Nemeth in einem Interview mit der FPÖ-nahen Plattform „unzensuriert.at“ konkretisiert, indem er das Projekt explizit in den Dienst einer „konservativen Konterrevolution“ stellte. Dies ist eine vielsagende Wortwahl, denn der Begriff „Konservative Revolution“ ist eindeutig mit den intellektuellen Wegbereitern des Nationalsozialismus während der Weimarer Republik konnotiert: etwa Oswald Spengler, Ernst Jünger oder Carl Schmitt. Es handelt sich dabei auch um eine Chiffre für die „neurechte“ Mobilisierung der „Identitären Bewegung“ (IB) sowie um ein bekanntes Bonmot im deutschnationalen und völkischen Milieu. (siehe zu dieser Dimension des „Attersee-Reports“ ausführlich: stopptdierechten.at, 9.10.18 sowie 20.7.18)
Passend zu dieser Traditionslinie finden sich im „Attersee Report“ aber auch weniger intellektuell verbrämte Texte, die von der Angst vorm „Untergang des Abendlandes“ hin zu offenem Rassismus reichen.
AUF 1
- Format
„AUF1“ ist ein im Mai 2021 gegründeter oberösterreichischer Internetsender, der mit einer Newsroom-Ästhetik arbeitet. Auf der Website finden sich zahlreiche Interviews, Talks und als „Nachrichten“ getarnte Kommentare aus rechtsextremer Perspektive.
- Personalia
Medieninhaber ist der „Verein für basisgetragene, selbstbestimmte, pluralistische und unabhängige Medienvielfalt“ (Tuchlauben 7a, 1010 Wien). Daneben existieren ein zweiter Verein und drei GmbH (siehe ausführlich: stopptdierechten.at, 17.3.24). Dahinter steht der rechtsextreme Aktivist Stefan Magnet, der in den 2000er Jahren noch Führungskader beim neonazistischen „Bund freier Jugend“ (BfJ) war. Vor der Gründung von „AUF1“ hatte Magnet für „Info-Direkt“ und den „Wochenblick“ geschrieben. Als Programmchef und nunmehr „Generalsekretär“ fungiert Andreas Retzschitzegger, der zuvor als Funktionär des „Rings Freiheitlicher Jugend“ tätig war und ebenfalls an Aufmärschen des BfJ teilgenommen hatte. Als Moderatorin tritt u.a. auch die frühere Schauspielerin Sabine Petzl („Medicopter 117“) auf.
FPÖ und AfD schalten Inserate bei „AUF1“. FPÖ-Chef Kickl setzte sich mit dem rechtsextremen Aktivisten Magnet im März 2022 zu einem einstündigen Interview zusammen und im September 2023 nochmal gemeinsam mit AfD-Chefin Alice Weidel.
- Ideologie
„AUF1“-Chef Stefan Magnet zählt zu den vulgärsten Demagogen in Österreich und bewegt sich ideologisch weiterhin im Nahbereich des Neonazismus: sei es hinsichtlich eines offen artikulierten biologistischen Rassismus, sei es hinsichtlich seines antisemitisch kodierten Verschwörungswahns, sei es hinsichtlich einer freundlichen Stimmung gegenüber dem hyperautoritären Holocaustleugner-Regime im Iran oder auch bezüglich seiner wüsten Hetzte gegen die LGBTIQ+-Community, die er als Verschwörungsideologie verpackt und mit projektivem Vernichtungswunsch artikuliert.
Dementsprechend ist die Programmatik des TV-Projektes „AUF1“ durchgehend von pseudointellktuell vorgetragenen Verschwörungsmythen, Antisemitismus und hoch emotionalisierter Desinformation geprägt. Hinzu kommen die üblichen Feindbilder der extremen Rechten, insbesondere eine aggressive Ausrichtung gegen Feminismus und LGBTIQ+-Rechte sowie ein ständiger verschwörungsideologisch geprägter Bezug auf die Covid19-Pandemiemaßnahmen.
Der Eckart
- Format
Die Monatszeitschrift „Der Eckart“ existiert bereits seit 1953 und gehört damit zu den ältesten genuin rechtsextremen Medien in Österreich. Das Format ist textintensiv und oft historisch orientiert (insbesondere hinsichtlich „deutschem Brauchtum“); Adressat*innen sind offenkundig bereits politisierte Szenemitglieder der extremen Rechten.
- Personalia
Medieninhaber ist die „Österreichische Landsmannschaft“ (Fuhrmannsgasse 18a, 1080 Wien). Diese Organisation charakterisiert das „Dokumentationsarchiv des öst. Widerstandes“ (DÖW) so:
Der Schutzverein Österreichische Landsmannschaft (ÖLM) ist eine rechtsextreme Organisation mit vordergründig humanitärer Ausrichtung, die vor allem im publizistischen Bereich beträchtliche Aktivitäten setzt und aufgrund ihrer ideologisch-kulturellen Tätigkeit eine wichtige integrative Funktion für das deutschnationale und rechtsextreme Lager erfüllt. (doew.at)
Im Jahr 2019 hatte der „Eckart“ im Gefolge eines Führungswechsels innerhalb seiner Trägerorganisation einen Relaunch vollzogen. Seither fungiert Konrad M. Weiß als „Schriftleiter“ der Zeitschrift. Weiß betreibt auch den „neurechts“ orientierten Wiener „Karolinger Verlag“ und war während der letzten ÖVP-FPÖ-Koalition als Pressesprecher von Vizekanzler Heinz-Christian Strache tätig. In diese Zeit fällt auch ein Text von ihm, der in Kubitscheks „Sezession“ (April 2018) erschien und in dem Weiß in deutschnationaler Diktion das NS-Befreiungsjahr 1945 als „Katastrophe“ bezeichnete. Seit Oktober 2023 moderiert er ein Talkformat, das in Anlehnung an die ORF-Sendung „Runde der Chefredakteur*innen“, rechtsextreme Medienmacher*innen zur Diskussion einlädt.
- Ideologie
Die ÖLM-Zeitschrift „Der Eckart“ interessiert sich insbesondere für Brauchtum und deutsche Sprachgemeinschaften, wobei das Blatt die Letzteren völkisch fasst und auch immer wieder im Nahbereich des Neonazismus agitiert. Seit dem Relaunch im Jahr 2019 tritt das Magazin aggressiver auf; das DÖW attestierte damals einen „Rechtsruck mit zunehmenden verschwörungsphantastischen Tendenzen“ (doew.at). „Stoppt die Rechten“ hat zuletzt anhand einer Ausgabe des Jahres 2020 (Februar) aufgezeigt, wie nahe „Der Eckart“ weiterhin an offen neonazistischen Positionen balanciert. Auch Positionen der sogenannten „Neuen Rechten“ haben seit dem Relaunch mehr Platz. Seit Oktober 2022 veröffentlicht „Der Eckart“ etwa eine Online-Kolumne von dem „neurechten“ Szene-Politikwissenschaftler Benjamin Kaiser, der auch im Netzwerk von Götz Kubitschek oftmals in Erscheinung tritt. Wie die meisten Aktivist*innen der „Neuen Rechten“ erfuhr auch Kaiser seine Politisierung in der Neonazi-Szene (Sachsen).
FPÖ-TV
- Format
„FPÖ-TV“ existiert seit September 2012 und verbreitet vorrangig via eines YouTube-Kanals, aber auch auf der offiziellen Partei-Homepage die Ideologie und die politischen Spins der rechtsextremen Parlamentspartei FPÖ. Auf YouTube haben 204.000 Personen „FPÖ-TV“ abonniert, der Kanal enthält insgesamt 6.361 Videos und verzeichnet 143.171.652 Aufrufe (Stand: 18.4.24).
- Personalia
Medieninhaber von „FPÖ-TV“ ist der Freiheitliche Parlamentsklub (Reichsratsstraße 7, 1010 Wien).
- Ideologie
„FPÖ-TV“ deckt die Ideologie und Propaganda der offiziellen FPÖ ab. Das Format ist „integraler Bestandteil der freiheitlichen Kommunikationsstrategie“ (profil.at, 16.10.23), bei der es um die Herstellung eines ausschließlich blauen Echoraums geht. Dieser enthält neben FPÖ-Pressekonferenzen und Ausschnitten von FPÖ-Parlamentsreden auch Interviews mit FPÖ-Funktionär*innen, die von FPÖ-„Redakteur*innen“ durchgeführt werden, die freilich mit seriösem Journalismus nichts zu tun haben. Das meistgesehene Video (rund 1.2 Millionen Aufrufe) ist vom 10.12.2020 und trägt den Titel „Unfassbar: Cola positiv auf Corona getestet!“ Dabei handelt es sich um eine Parlamentsrede von FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz, in der er die Covid-Massentest als unwirksam denunzierte und dies aufzeigen wollte, indem er den Test mit einer Cola durchführte. In seiner Rede machte er sämtliche Maßnahmen, die bekanntlich zigtausenden Menschen das Leben gerettet haben (Maskentragen in Schulen etc.), durchwegs verächtlich.
Auch deutlich handfester Rechtsextremes fand sich auf dem Kanal: Ein Videoclip der „Freiheitlichen Jugend“, den „FPÖ-TV“ im August 2023 veröffentlichte, löste heftige Kritik in Politik und Medien aus, denn in dem kurzen Video wurde eine unmissverständliche ideologische Positionierung in Richtung Faschismus vorgenommen und einige bekannte Journalist*innen und Wissenschaftler*innen wurden darin offen als Feinde markiert; dies alles in einer pathetisch Ästhetik, die an männlich-soldatischen Heroismus appellierte. Die FPÖ hat sich davon nie distanziert, obgleich der Clip inzwischen aus dem Kanal gelöscht wurde.
Freilich – Das Magazin für Selbstdenker
- Format
„Freilich“ ist das Nachfolgemagazin der „Aula“, die im Jahr 2018 eingestellt wurde und bis dahin eines der ältesten rechtsextremen Medien in Österreich (seit 1951) war. Die Zeitschrift erscheint sechs Mal jährlich und umfasst stets etwa 100 Seiten. „Freilich“ legt – im Gegensatz zur alten „Aula“ – Wert auf eine breite Online-Präsenz. So werden auf der Website regelmäßig eigene Beiträge geschaltet. Zudem ist „Freilich“ auch an dem Podcast-Format „Lagebesprechung“ beteiligt, das im Jahr 2020 in Kooperation mit den deutschen Organisationen „EinProzent“, „Antaios“ und „Sezession“ startete. Die deutschen Partnerorganisationen gelten als Akteure der „Neuen Rechten“ und werden vom deutschen Verfassungsschutz als „rechtsextremistische Bestrebungen“ eingestuft.
- Personalia
Die hinter dem Magazin stehende „Freilich Medien GmbH“ (Mandellstraße 7, 8010 Graz) gehört den freiheitlichen Akademiker-Verbänden Steiermark und Salzburg. Geschäftsführer ist der frühere Grazer FPÖ-Gemeinderat Heinrich Sickl. Er unterhielt enge Verbindungen zur „Identitären Bewegung“ (IB), der er etwa ein Geschäftslokal in Graz vermietete und bei deren Aufmärschen er als Ordner in Erscheinung trat. In den 1990er Jahren war er auch in der Neonazi-Gruppe „Nationalistische Front“ aktiv.
„Freilich“-Chefredakteur ist der ehemalige RFJ-Obmann Stefan Juritz, der im Jahr 2007 gemeinsam mit Gottfried Küssel am „Sommercamp“ des neonazistischen „Bund freier Jugend“ (BfJ) teilgenommen hat und im Jahr 2013 wegen des Verdachts auf NS-Wiederbetätigung und schwerer Körperverletzung vor Gericht stand. Später war er als IB-Kader aktiv und gründete außerdem mehrere IB-nahe Medienprojekte. Vor seiner Anstellung bei „Freilich“ betrieb er das identitäre Desinformations-Portal „Tagesstimme“.
Zu den zweifellos rechtsextremen Stammautoren zählen Benedikt Kaiser, Marvin T. Neumann und Matin Semlitsch („Lichtmesz“). Sowohl AfD als auch FPÖ inserieren regelmäßig in „Freilich“. Etliche hochrangige FPÖ-Politiker*innen gaben sich für „Freilich“-Interviews her (darunter Herbert Kickl und Christian Hafenecker) oder traten als Autoren hervor (darunter Hans-Jörg Jenewein).
- Ideologie
„Freilich“ zeichnet sich im Gegensatz zur alten „Aula“ durch einen Stil- und Personalwechsel in Richtung „neue“ und identitäre Rechte aus. Das Magazin ist also um eine modernisierte und intellektualisierte Darbietung völkischer Ideologie bemüht.
Dementsprechend häufig stammen die beinahe ausschließlich männlichen Stammautoren aus dem Netzwerk um den rechtsextremen Verleger Götz Kubitschek (Verlag „Antaios“, Magazin „Sezession“), dessen Thinktank „Institut für Staatspolitik“ (IfS) das Zentrum der neofaschistischen Ausprägung der sogenannten „Neuen Rechten“ in Deutschland bildet und vom deutschen Verfassungsschutz seit April 2020 als „gesichert rechtsextremistische Bestrebung“ eingestuft wird.
Obwohl „Freilich“ zurückhaltender ist als sein im Nahbereich des Neonazismus agitierender Vorgänger „Aula“, sind die Feindmarkierungen unverändert geblieben: Es geht durchwegs gegen Liberalismus, „Globalismus“ und internationale Eliten, gegen „Massenmigration“ und Feminismus und einen durchgehend als links imaginierten Medienmainstream. Verschwörungsideologische Akzente bilden das milieutypische Hintergrundrauschen. So wird etwa das völkische Ideologem vom orchestrierten „Bevölkerungsaustausch“ von „Freilich“-Autoren regelmäßig bedient, allerdings oftmals in intellektuell verbrämter Sprache.
Heimatkurier
- Format
Die Website „Heimatkurier“ ist ein Propagandaformat der „Identitären Bewegung“ (IB).
Das Medienprojekt startete im März 2021 zuerst als Telegram-Kanal. Bald darauf folgte die Website. Seit November 2023 betreibt der „Heimatkurier“ auch einen Podcast.
Die ästhetische Aufmachung entspricht einer News-Seite, die es auf Breitenwirksamkeit anlegt; Inhalte werden niederschwellig für ein junges Publikum vermittelt. Die Namen der Autor*innen einzelner Beiträge werden nicht genannt, aus „Schutz vor Repression“, wie es auf der Website heißt.
- Personalia
Hinter der Website steht der „Identitären“-Aktivist Philipp Huemer mit seinem „Verein für kritische Aufklärung, Informationsvielfalt und Meinungsfreiheit“ (Weissenwolffstraße 8, 4221 Steyregg). Im September 2024 wehcselte Huemer zu AUF1. Im „Heimatkurier” folgte ihm der Rostocker IB-Kader Daniel Fiß nach.
Die Anschrift des Vereins ist identisch mit der des Identitären-Zentrums in Steyregg (OÖ). Laut früherem Impressum war zunächst Andrea Winkelmayr aus Oberösterreich verantwortlich, danach Jakob Gunacker von der Identitären-Parallelstruktur „Die Österreicher“ (mit einer Zustelladresse im Identitären-Keller in Wien-Margareten). Inzwischen ist Huemer allein verantwortlich.
Sowohl FPÖ als auch AfD haben mehrere Anzeigen in dem Medium gebucht, die auch entsprechend als „bezahlte Anzeige“ auf der Website geführt werden.
- Ideologie
Der „Heimatkurier“ verbreitet identitäre Ideologie. Die entsprechenden Slogans der neofaschistischen Kader-Gruppe finden sich bereits in den „Ressorts“ der Website; eines davon heißt „Bevölkerungsaustausch“, zu den Subkategorien darunter gehört „Remigration“. Hinter Ersterem steht die rassistische Verschwörungserzählung von einem gezielten Austausch der weißen Bevölkerung Europas durch nicht-weiße Migrant*innen. Letzteres bezeichnet die Forderung nach Massendeportationen von angeblich „volksfremden“ Menschen in einer schöngefärbten und wissenschaftlich anmutenden Vokabel. In seiner „Blattlinie“ beschreibt sich der „Heimatkurier“ als „betont aktivistisches Instrument im metapolitischen Kampf“. Auch bei dieser Selbstverpflichtung zur „Metapolitik“ handelt es sich um einen Szenebegriff, der die gezielte aktivistische Einflussnahme auf die kulturelle und mediale Zivilgesellschaft mit völkischer Propaganda meint. Die Artikel konzentrieren sich weitgehend auf rassistische Hetze gegen Geflohene und angeblich kriminelle Migrant*innen.
Der „Heimatkurier“ lässt sich ob seines Betreibers und seiner Inhalte als neofaschistisch klassifizieren. Passend dazu finden sich unter den bislang erschienen acht Podcast-Folgen (Stand: 17. April 2024) ganze vier Folgen, in denen der österreichische Neofaschist und IB-Chef Martin Sellner interviewt wird.
Info-Direkt – Das Magazin für Patrioten
- Format
„Info-Direkt“ wurde im Jahr 2015 gegründet und es erscheint als Printmagazin sechs Mal jährlich in einem Umfang von mindestens 40 Seiten. Hinzu kommt ein breit aufgestellter Onlineauftritt auf Social-Media-Kanälen und auf der eigenen Website, die zahlreiche Videobeiträge enthält. Die Aufmachung ist boulevardesk, bunt, hipp und auf cross-mediale Breitenwirksamkeit ausgerichtet; Inhalte werden dabei auf einem intellektuell sehr niederschwelligen Niveau vermittelt.
- Personalia
Medieninhaber ist die „Info-DIREKT VerlagsGmbH“ (Tummelplatz 15, 4020 Linz). Der dahinterstehende Eigentümer und Geschäftsführer ist Michael Scharfmüller.
Scharfmüller war in den Nullerjahren als Führungskader beim neonazistischen „Bund freier Jugend“ (BfJ) aktiv. Ein weiterer ehemaliger BfJ-Anführer der regelmäßige für „Info-Direkt“ schrieb, ist Stefan Magent (jetzt: „AUF1“).
Sowohl AfD als auch FPÖ inserieren regelmäßig bei „Info-Direkt“.
- Ideologie
Ideologisch und strategisch steht „Info-Direkt“ der neofaschistischen „Identitären Bewegung“ (IB) nahe. Dies zeigt sich anhand der zahlreichen Autoren und Interviewpartner aus dem Umfeld der IB und der sogenannten „Neuen Rechten“, aber auch am aktivistischen Impetus des Medienprojekts, wobei die eigene Position als „patriotische“ Vorfeld-Organisation in zahlreichen Artikel und Videobeiträgen betont wird. Das Dokumentationsarchiv des öst. Widerstandes (DÖW) stuft „Info-Dirket“ folgendermaßen ein:
Die Zeitschrift kleidet klassisch rechtsextreme Weltanschauung in ein modernes Gewand und lotet insbesondere in Form von omnipräsentem Antisemitismus, Volksgemeinschaftsdünkel, einer teils offen vertretenen antidemokratischen Stoßrichtung und quasi-revolutionärem Impetus die Grenze zum Neonazismus aus, was auch der politischen Vita zentraler Akteure entspricht. (doew.at)
Autoren aus dem Nahbereich des Neonazismus waren etwa Martin Pfeiffer (ehemals „Schriftleiter“ der Aula) oder auch der braune „Völkerfreund“ Herbert Fritz.
Dennoch positioniert sich „Info-Direkt“ als Brückenmedium im rechten Spektrum; die Auswahl der Autor*innen und Interview-Partner*innen umfasst auch rechts-konservative Stimmen sowie Vertreter*innen der Rechtsaußen-Parteien FPÖ und AfD.
Zudem praktiziert „Info-Direkt“ eine Mimikry-Strategie durch die Nachahmung von seriöser journalistischer Arbeit. Besonders auffällig passiert dies durch Pseudo-Interviews, wobei Scharfmüller Personen außerhalb des rechten Spektrums zwischen Tür und Angel Fragen stellt und das spontane Kurzgespräch dann genauso als „Interview“ veröffentlicht wie Gespräche mit Akteur*innen der extremen Rechten, die ganz bewusst mit „Info-Direkt“ sprechen.
Allgegenwärtig ist eine Vorliebe für autokratische Führungspersönlichkeiten, was freilich völkisch getarnt als eigentlicher „Wille des Volkes“ ventiliert wird. Die erste Ausgabe von „Info-Direkt“ (2015) zeigte den russischen Diktator Wladimir Putin und die Coverzeile lautete: „Wir wollen einen wie ihn“.
Neuen Ordnung/Abendland
- Format
Das Magazin „Neue Ordnung“ erscheint seit dem Jahr 1999 vier Mal jährlich; seit dem Jahr 2020 heißt das Medium „Abendland“, wobei sowohl die Homepage als auch die Eigentümerstruktur gleich geblieben sind. Die Hefte umfassen etwa 50 Seiten, sind textlastig und offenkundig für ein Szenepublikum gemacht.
- Personalia
Medieninhaber des Magazins ist der rechtsextreme Ares-Verlag (Hofgasse 5, 8010 Graz), der wiederum im Alleineigentum der „Barbarossa Vermögensverwaltung- und BeteiligungsgmbH“ ist. Der geschäftsführende Gesellschafter und Herausgeber ist Wolfgang Rainer Dvorak-Stocker. Er kommt aus einer rechten Verleger-Familie (der Ares-Verlag ist eine Tochter des Leopold Stocker Verlags, der nach Wolfgangs Vater benannt ist) und ist zudem bereits seit langem in der rechtsextremen Publizistik aktiv. So war er etwa als Gesellschafter an der Wochenzeitung „Zur Zeit“ beteiligt.
- Ideologie
Dem „Dokumentationsarchiv des öst. Widerstandes“ (DÖW) zufolge, erfüllte die „Neue Ordnung“ zunächst eine Scharnierfunktion zwischen Rechtskonservatismus und Rechtsextremismus, was sich aber Mitte der Nullerjahre, insbesondere ab 2004/2005 in Richtung einer eindeutig rechtsextremen Positionierung änderte:
So finden sich in der Neuen Ordnung unkritische bzw. positive Aussagen über ideologische Grundlagen des Faschismus (völkischer Nationalismus, Elitedenken, Aufbau eines organischen Staates — vergleichbar mit der Ideologie der „Volksgemeinschaft”) sowie dessen Frontstellung zur Demokratie, zum Individualismus und zum Liberalismus ebenso wie nationalistische bis „revisionistische” Geschichtsbetrachtungen zu den Themen Auschwitz und Zwangsarbeiter. Einzelne Beiträge beinhalten die Propagierung antisemitischer und rassistischer Ressentiments sowie die Verächtlichmachung von Minderheiten. Auch die sowohl von rechtsextremer als auch von neonazistischer Seite immer wieder geäußerte Ablehnung des Verbotsgesetzes (VG) wird in Artikeln der Neuen Ordnung vertreten. (doew.at, Juni 2005; ausführlich: hier als pdf)
Das Magazin zielt nicht auf Massentauglichkeit, sondern auf rechte Kader und Ideolog*innen. Immer noch adressiert es neben deutsch-völkischem Rechtsextremismus auch katholischen Fundamentalismus. Dafür steht etwa der „Zur Zeit“-Autor Erich Körner Lakatos, der – wie seine „Zur Zeit“-Kollegen Bernhard Tomaschitz und Werner Reichel – auch immer wieder in „Neue Ordnung“/„Abendland“ schreibt. In der Ausgabe 3/2023 war der IB-Chef Martin Sellner mit einem Artikel vertreten. Passend dazu war in Ausgabe 2/2023 ein Interview mit einer Ikone des „neurechten“ Neofaschismus abgedruckt, nämlich mit dem rechtsextremen Philosophen Alain de Benoist aus Frankreich, auf dessen Schaffen ein gewichtiger Teil der Propagandavokabeln von „neurechts“ bewegten Gruppen und Aktivist*innen zurückgeht („Metapolitik“, „Ethnopluralismus“ und auch der rechtsextreme Aufgriff des Konzepts der „Hegemonie“).
Report24.news
- Format
„Report24“ ist eine seit 2021 existierende rechtsextreme Desinformationswebsite, die ein Nachrichten-Portal imitiert. Zudem betreibt „Report24“ einen Telegram-Kanal, der über rund 41.000 Abonnent*innen verfügt (Stand: 18.4.24).
- Personalia
Im Impressum des Mediums steht kein Medieninhaber, lediglich eine Redaktionsanschrift von „Report24.news“ (Fabrikstraße 16, 4020 Linz). Als Verantwortlicher, Geschäftsführer und Herausgeber wird Florian Machl genannt.
Etliche der Schreiber*innen bei „Report24“ waren davor als Autor*innen beim Ende 2022 eingestellten „Wochenblick“ tätig: Alina Adair, Günther Müller, Siri Sanning, Vanessa Renner, Willi Huber und Daniel Matissek. Auch zur „Redaktion“ gehört Edith Brötzner, eine Corona-Leugnerin, die zuvor das Format „Klartext mit Edith“ im Internet-TV „AUF1“ von Stefan Magnet moderierte. (siehe ausführlich: stopptdierechten.at, 17.3.22)
- Ideologie
Ganz ähnlich wie der Online-Sender „AUF1“ – mit dem sich „Report24“ im Jahr 2022 noch die Redaktionsanschrift teilte – verbreitet auch „Report24“ verschwörungsideologische Falschbehauptungen über die Covid19-Pandemie, den russischen Angriffskrieg, die Klimakrise, Migration und allgemein über die „Globalisten“. Ein oftmals antisemitisch codiertes Raunen über Eliten-Verschwörungen bildet die durchgehende Bassline des Formats. Dies geschieht boulevardesk und entsprechend niederschwellig, wobei der Anschein entstehen soll, dass es sich um „Nachrichten“ handelt und nicht etwa um die Agitation rechtsextremer Medienaktivist*innen.
RTV
- Format
Der oberösterreichische TV-Sender RTV ist ein 1992 gegründeter und insbesondere mit der Covid19-Pandemie nach Rechtsaußen abgedrifteter Lokalsender.
- Personalia
Medieninhaber ist die Firma „RTV Regionalfernsehen e.U“ (Karl Loth-Strasse 4, 4451 Garsten), Geschäftsführer ist Christian Schott. Dessen Sohn Nicolas Schott ist für Produktion, Redaktion und Moderation zuständig. Vera Schott macht den Vertrieb und Adolf Schott ist der Kameramann. Kurz: Der Sender „RTV“ ist ein Betrieb der Familie Schott und erhält jedes Jahr Fördergelder aus dem staatlichen Privatrundfunkfonds.
- Ideologie
Ab dem Jahr 2020 begann „RTV“ nach Rechts abzudriften. Der Sender begleitete die Pandemie-Maßnahmengegner*innen der sonntäglichen „Spaziergänge“ in Steyr und bewarb Veranstaltungen des Covid-Leugner*innen-Milieus. Im Jahr 2022 strahlte „RTV“ über mehrere Monate die Sendungen des rechtsextremen Verschwörungsformats „AUF1“ aus.
Inzwischen ist der Sender ganz in der rechtsextremen Szene angekommen und veranstaltet entsprechende Talkformate.
Immer noch bildet die Pandemie einen Fokus der Agitation und Desinformation des Senders, aber auch sämtliche weitere aktuelle Kernmotive der extremen Rechten werden bedient, insbesondere jene der Querdenker*innen- und Klimaleugner*innen-Szene.
Der Status
- Format
Die Website „Der Status“ ist das abgespeckte Nachfolgeportal des 2016 gegründeten und Ende 2022 eingestellten rechtsextremen Hetz- und Desinformationsmediums „Wochenblick“ aus Oberösterreich. Im Gegensatz zum „Wochenblick“ ist „Der Status“ ein reines Online-Medium, das von drei „Wochenblick“-Autor*innen ins Leben gerufen wurde. Ihrem Desinformationscharakter entsprechend mimt die Aufmachung der Website ein boulevardeskes News-Portal; die Bilder sind groß, die Überschriften reißerisch, der Inhalt intellektuell äußerst niederschwellig.
- Personalia
Der Medieninhaber von „Der Status“ ist die „JJMB Media GmbH“ (Opernring 1, Top R 745, 1010 Wien); bei der Anschrift handelt es sich um das für 100 Euro pro Monat mietbare Postanschriftsservice des „easy office vienna“. Die Geschäftsführerin und Hauptgesellschafterin ist Bernadette Conrads, die ihre rechte Kariere als Aktivistin bei der „Identitären Bewegung“ (IB) startete und später als Mitarbeiterin im FPÖ-Parlamentsklub arbeitete. Ab 2020 begann sie für den „Wochenblick“ zu schreiben. Sie hat nach dessen Ende den „Status“ gemeinsam mit den beiden „Wochenblick“-Autoren Julian Schernthaner und Matthias Hellner gegründet, die auch beide als Gesellschafter von JJMB Media aufscheinen. Schernthaner ist regelmäßiger Autor bei „Freilich“ und war es davor auch bei dem IB-nahen Online-Medium „Tagesstimme“. Conrads war ab 2023 bis zumindest Frühjahr 2024 wieder als parlamentarische Mitarbeiterin im FPÖ-Parlamentsklub tätig.
- Ideologie
Entsprechend der politischen Vita der Hauptakteur*innen ist „Der Status“ ein IB-nahes Medium, das, im Sinne rechtsextremer Einflussnahme (im Szenejargon: „Metapolitik“), ein Nachrichtenportal nachahmt. Verschwörungsideologie spielt dabei eine zentrale Rolle. Ein „Ressort“ auf der Website heißt „Great Reset“ ein anderes „Corona“, in beiden wird einer verschwörungsideologischen Rebellion gegen Eliten gefrönt, die immer wieder antisemitische Codes („Globalisten“, „Bilderberger-Eliten“) bedient. Der Ton ist durchwegs aufgeregt; etliche Artikeltitel enden mit Ausrufezeichen, als wichtig eingeschätzte Stellen in den Texten sind fett hervorgehoben. Hinzu kommen die typischen Talking Points der FPÖ und des rechtsextremen Medienuniversums: Es geht gegen Migrant*innen, „Wokeness“, progressive Klimapolitik, die „Systempresse“, Feminismus und LGBTIQ+-Rechte etc.
tkp.at
- Format
Das Web-Format „tkp.at“ nennt sich im Untertitel „Der Blog für Science & Politik“ und hat zunächst einen sterilen, seriösen Look. Auf Telegram hat „tkp.at“ eine relativ hohe Reichweite von rund 30.000 Abonnent*innen (Stand: 18.4.24).
- Personalia
Eigentümer und Herausgeber ist Peter F. Mayer (Anschrift des Mediums nach Impressum: Postfach 0001, 1215 Wien). Mayer war Journalist und ist studierter Physiker. Um die Jahrtausendwende leitete er eine monatliche Beilage der Tageszeitung „Presse“, in der es um IT und Telekommunikation ging. Auch zu dieser Zeit gründete er das Onlinemedium „Telekom-Presse“, das später zu „tkp.at“ werden sollte. Eine ausführliche Recherche der Monatszeitschrift „Datum“ beschreibt das rechte Abdriften Mayers so:
Mayer begann, auf dem einstigen Technik-Medium seinen eigenen Blog zu schreiben. Neben Smartphones und Elektroautos widmete er sich auch bald politischen Themen. Während der Pandemie wandelten sich seine Texte dann kontinuierlich, aber drastisch. Anfangs gab er noch Tipps zum Schutz vor der neuen Krankheit und zitierte den Virologen Christian Drosten. Doch nach und nach wurden Mayers Texte maßnahmenkritisch und dann verschwörungstheoretisch. Ein Wandel, der noch heute im Archiv von Mayers Blog öffentlich einsehbar ist. (Datum, Nr. 05 / 2024)
Ein regelmäßiger Autor bei „tkp.at“ ist Thomas Oysmüller, der zuvor für die Plattform „ZackZack“ schrieb, die der ehemalige Politiker Peter Pilz (Grüne, danach Liste-Pilz) betreibt. Der russisch-US-amerikanische Politologe Andrew Korybko und die nach Russland ausgewanderte, ehemalige Münchner „Linke“-Politikerin Dagmar Henn verbreiten ungefilterte Kreml-Propaganda auf „tkp.at“.
- Ideologie
Die Website „tkp.at“ verbreitet verschwörungsideologisch orientierte Desinformation, insbesondere hinsichtlich der Covid19-Pandemie, des russischen Angriffskriegs und des Klimawandels. Regelmäßig werden die Codes rechter Weltverschwörungsmythen aufgegriffen; etwa wenn es um den angeblichen Einfluss von George Soros geht oder von einem „Great Reset“ die Rede ist. Dies kommt in der Verpackung eines Wissenschafts-Blogs daher. Zudem schafft es Mayer laut „Datum“ auch mit technischen Kniffen, sein Desinformationsportal als seriös erscheinen zu lassen:
Der jahrelange Tech-Journalist Mayer hat seine Website (…) für Suchmaschinen optimiert. Er verlinkt zum Beispiel Medizin-Journale und — ironischerweise — europäische Institutionen zur Bekämpfung von Desinformation. Diese Links stehen oft nicht in direktem Zusammenhang mit den Hauptaussagen der TKP-Texte, führen manchmal nur zu Startseiten angesehener Einrichtungen und sind vermutlich da, um bei Google den Eindruck zu erwecken, TKP sei eine seriöse Seite. Deshalb und wohl wegen geschickter Keywordsetzung reiht die Suchmaschine TKP besser als andere Alternativmedien ein. (Datum)
Unser Mitteleuropa
- Format
Die Website „Unser Mitteleuropa“ (UM) ist eine seit 2016 existierende rechtsextreme Vernetzungsseite und zugleich ein Desinformations-Portal im Look eines Nachrichtenformats.
- Personalia
Als Medieninhaber ist im Impressum der Website ein „European Institute for Policy Research and Media Networking“ angegeben, paradoxerweise mit einer Anschrift in Hong Kong. Direkt darüber ist der Redaktionssitz mit einer Anschrift in Polen angegeben (Ul. Pękowicka 31–262 Kraków, PL); siehe dazu ausführlich: stopptdierechten.at, (23.9.22).
Bei der Gründung von UM hat Peter Hauer eine wesentliche Rolle gespielt. Er soll bereits Jahre vor der Gründung der Website bestens in der rechtsextremen und neonazistischen Szene in Österreich vernetzt gewesen sein und war auch in IT-belangen für die FPÖ tätig. Im Jahr 2016 gründete er UM dann gemeinsam mit ungarischen Kameraden. Anfang 2021 stand er mit vier Mitgliedern der neonazistischen Organisation „Europäische Aktion“ vor Gericht in Wien, wurde allerdings als einziger freigesprochen. Kurz darauf verstarb er.
Sowohl FPÖ als auch AfD schalten Inserate auf der Website.
- Ideologie
Die Website „Unser Mitteleuropa“ verbreitet sei 2016 Desinformation und rechtsextreme Hetze, wobei ein Fokus auf der Vernetzung rechter Akteure in Europa liegt. So tritt UM mehrsprachig auf (deutsch, englisch, polnisch, ungarisch) und war, einer Recherche des Netzwerks „Correctiv“ (21.9.22) zufolge, im Zentrum einer Kooperation, bei der sich rechte Medien aus elf europäischen Ländern vernetzen und gegenseitig pushen wollten.
Die Zusammenarbeit der Medien folgt einem simplen Prinzip: Unser Mitteleuropa übernimmt und übersetzt ihre Berichte und verhilft diesen – und sich selbst – zu größerer, internationaler Reichweite. So verbreitet die Seite auch Falschinformationen und Hetze – und ergattert Exklusiv-Interviews mit namhaften rechten Politikern wie dem österreichischen FPÖ-Politiker Herbert Kickl oder dem AfD-Bundestagsabgeordneten Petr Bystron. (correctiv.org)
Unterbergers „Tagebuch“
- Format
Der Blog „das-tagebuch.at“ ist das seit 2009 existierende Pensionsprojekt des ehemaligen Chefredakteurs der „Presse“ Andreas Unterberger. In schlichter Aufmachung erscheinen dort auf täglicher Basis Meinungsartikel. Abonnent*innen können für zehn Euro im Monat alle Inhalte sofort lesen. Unterbergers „Tagebuch“ galt lange Zeit als erfolgreichster Blog in Österreich.
- Personalia
Unterbergers „Tagebuch“ ist, wie der Name schon nahelegt, eine One-Man-Show des Ex-Journalisten Andreas Unterberger. Unterberger hatte eine beachtliche journalistische Karriere: Er war Chefredakteur der „Presse“ sowie der „Wiener Zeitung“. Ab 2009 vollzog er eine berufliche Umorientierung zum rechten Blogger. Bereits 2007 sorgte er für einen Skandal, als er einen Gastkommentar des Holocaustleugners Herbert Schaller in der „Wiener Zeitung“ veröffentlichte. Gastbeiträge finden sich auch immer auf seinem Blog, etwa von dem rechtsextremen Historiker Lothar Höbelt.
Unterberger ist Vorstandsmitglied des neoliberalen Hayek-Instituts und schreibt neben seinem Blog auch unregelmäßig in rechten bis rechtsextremen Medien, etwa in der „Jungen Freiheit“ oder in dem FPÖ-nahen „Aula“-Nachfolgemagazin „Freilich“.
- Ideologie
Unterbergers Meinungsartikel weisen regelmäßig fließende Übergänge zu handfestem Rechtsextremismus auf. Sein Wut-Blog ist von Rassismus, Antifeminismus, Agitation gegen LGBTIQ+-Personen und auch einer teilweise ins offen Völkische gehenden Untergangs-Rhetorik geprägt (siehe ausführlich: stopptdierechten.at, 10.1.20). Zudem bedient er den konservativen Leistungsträgerfetisch der neoliberal-rechtslibertären Strömung um die kurzlebige Frank-Stronach-Partei und deren Verlag „Frank und Frei“. Zwei Autoren aus eben diesem Umfeld schreiben immer wieder in Unterbergers Wut-Blog: Werner Reichel und Andreas Tögel.
Unzensuriert.at
- Format
„Unzensuriert.at“ ist ein seit 2009 existierender Blog, auf dem – eigenen Angaben zufolge – etwa acht Artikel pro Tag erscheinen. Seit April 2017 existiert das Format auch als deutsche Website. Seit dem Jahr 2015 betreibt „Unzensuriert“ das Videoformat „Unzensuriert-TV“, das via eines YouTube-Kanals verbreitet wird. Zudem bringt der Blog jährlich ein Jahrbuch heraus.
- Personalia
Medieninhaber von „Unzensuriert.at“ ist die „1848 Medienvielfalt Verlags GmbH“ (Hetzendorfer Straße 56/Haus 2, 1120 Wien), daneben gibt es den Verein „Unzensuriert – Verein zur Förderung der Medienvielfalt“, der an der GmbH 90 % Anteil hält. Auf der Website werden die Autor*innen-Namen nicht genannt. In den Impressum-Angaben heißt es lediglich, es würden „in erster Linie freiberufliche Redakteure“ für „Unzensuriert.at“ schreiben. Eine regelmäßige Kolumne unter Klarnamen verfasst die FPÖ-Abgeordnete Susanne Fürst.
Ins Leben gerufen wurde das „Unzensuriert.at“ von Martin Graf, dem damaligen Dritten Präsidenten des Nationalrates. Das Portal hat jahrelang in erster Linie von seinem Leser*innen-Forum gelebt, in dem sich auch Neonazis ungebremst austobten. Organisiert wurde das Portal vom Beginn an durch den Büroleiter von Martin Graf, Walter Asperl, der wie sein Chef „Olympia“-Burschenschafter ist, und durch Alexander Höferl, Burschenschafter der Wiener Gothia, der damals als Pressesprecher von Graf fungierte. Vereinsobmann und Geschäftsführer ist der FPÖ-Parlamentsklub-Mitarbeiter Walter Asperl – mit 10 % ist er auch als Gesellschafter der GmbH beteiligt. Die Ende 2011 gegründete Firma „1848-Medienvielfalt Verlags GmbH“ expandierte im Jahr 2017 nach Deutschland, seither gibt es auch „Unzensuriert.de“.
- Ideologie
„Unzensuriert.at“ ist eine Hetz- und Desinformationsplattform, die im Sinne der FPÖ und gemäß von deren aktuellen Partei-Spins „berichtet“.
Zur Zeit
- Format
„Zur Zeit“ ist eine FPÖ-nahe Wochenzeitung, die seit 1997 erscheint. Laut Eigenangabe erscheint das Blatt in einer Auflage von etwa 20.000 Stück. Obgleich „Zur Zeit“ sich ursprünglich als „rechtsintellektuelle“ Zeitschrift, orientiert am Beispiel der deutschen Wochenzeitung „Junge Freiheit“, etablieren wollte, ist gegenwärtig ein intellektuell niederes Niveau zu konstatieren. Neben der Printzeitung erscheinen kurze Meinungsartikel auf der Homepage. Zudem verfügt „Zur Zeit“ seit dem Jahr 2021 über ein Podcast-Format, das über einen eigenen YouTube-Kanal abrufbar ist.
- Personalia
Medieninhaber von „Zur Zeit“ ist der „W 3“ Verlag (Salesianergasse 7/5, 1030 Wien), als Herausgeber fungieren der ehemalige EU-Parlamentarier und Langzeit-FPÖ-Funktionär Andreas Mölzer. Der frühere Mitherausgeber, der Ex-ORF-Redakteur und Ex-FPÖ-Bezirksrat Walter Seledec, ist 2023 verstorben.
Das Gesicht von „Zur Zeit“ ist Andreas Mölzer, der gerne als FPÖ-Ideologe in Talk- und Radioshows Stellung bezieht. Mölzer tritt auch in vielen Podcast-Folgen von „Zur Zeit“ auf, wobei es sich meist lediglich um kurze Referate handelt. Als Redakteure fungieren in „Zur Zeit“ noch zwei weitere Mölzers: Wendelin Mölzer (Innenpolitik) und Wolf-Rüdiger Mölzer (Wissenschaft, Feuilleton, Gesellschaft), außerdem Gründungsmitglied Walter Tributsch (Wirtschaft) sowie Bernhard Tomaschitz (Außenpolitik). Als zweiter „Zur Zeit“-Podcaster fungiert der rechte Autor Werner Reichel.
- Ideologie
„Zur Zeit“ sollte ursprünglich – nach dem Vorbild der deutschen Wochenzeitung „Junge Freiheit“ – eine Brückenfunktion zwischen rechtskonservativen und völkisch-deutschnationalen Positionen erfüllen. Vom Ersteren ist nicht viel geblieben; „Zur Zeit“ ist ein genuin rechtsextremes Medium, das einen aggressiven Antiliberalismus, Rassismus, Antifeminismus vertritt, oftmals antisemitische Codes bedient und auch immer wieder durch NS-Relativierung und ‑Revisionismus auffällt. („Stoppt die Rechten“ hat im Jahr 2020 ein ausführliches Dossier zu „Zur Zeit“ verfasst, das hinsichtlich der Ideologie immer noch gültig ist).
Obwohl das Blatt laut dem eigenen Impressum „unabhängig von allen Parteien und Verbänden“ sein will, steht es doch seit seiner Gründung in einem ungebrochenen inhaltlichen, personellen, finanziellen und propagandistischen Nahverhältnis zur FPÖ. Im Jahr 2012, als „Zur Zeit“ von einem Groß- auf ein Magazinformat umgestellt wurde, konstatierte das „Dokumentationsarchiv des öst. Widerstandes“ (DÖW), dass es nun „mehr denn je als freiheitliches Parteiblatt“ wirke. Im Jahr 2018 äußerte der DÖW-Mitarbeiter Bernhard Weidinger, „Zur Zeit“ sei „FPÖ-konform“, dazwischen gebe es allerdings immer wieder Entgleisungen, die „ins Faschistische gehen“.
Dass die FPÖ-Konformität bis hin zu direkt gekaufter Berichterstattung im Sinne der FPÖ gehen könnte, hat im Dezember 2023 eine Recherche der Wochenzeitung „Falter“ aufgedeckt. Demnach soll „Zur Zeit“ der FPÖ abgesprochene Inhalte für Abokäufe und für Inserate angeboten haben. „Zur Zeit“ dementierte dies. Inhaltlich tritt die Postille jedenfalls faktisch als FPÖ-Kampagnenblatt auf.