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Rechtsextreme Medienmacher: Herrenmenschenfantasien und Verschwörungswahn

Beim RTV-Jah­­res­rück­­blick der selbst­er­nann­ten „Chef­re­dak­teu­re“ schlägt Ste­fan Magnets neo­na­zis­ti­sche Sozia­li­sie­rung unge­schminkt durch. Magnet (AUF1) ergeht sich in ras­sis­ti­schem Wahn und hal­lu­zi­niert von einem „Krieg gegen die Wei­ßen“ und den „bio­lo­gi­schen Kraft­re­ser­ven“ der „Euro­pä­er“. Im Jah­res­rück­blick (1) des nach rechts­au­ßen abge­drif­te­ten regio­na­len Fern­seh­sen­ders aus Gars­ten, RTV Pri­vat­fern­se­hen, tra­fen Mit­te Dezem­ber vier Front­män­ner der rechts­extre­men Medi­en­land­schaft aufeinander: […]

17. Jan 2024

Im Jah­res­rück­blick (1) des nach rechts­au­ßen abge­drif­te­ten regio­na­len Fern­seh­sen­ders aus Gars­ten, RTV Pri­vat­fern­se­hen, tra­fen Mit­te Dezem­ber vier Front­män­ner der rechts­extre­men Medi­en­land­schaft auf­ein­an­der: Flo­ri­an Machl (report24), Ste­fan Magnet (AUF1), Micha­el Scharf­mül­ler (Info-Direkt) und Phil­ip Hue­mer (Hei­mat­ku­rier). Das von Nico­las Schott, dem Sohn des RTV-Eigen­tü­mers Chris­ti­an Schott, mode­rier­te Talk­for­mat lie­fer­te, wie bei die­sen Gäs­ten zu erwar­ten, weit­ge­hend Bekann­tes hin­sicht­lich ver­schwö­rungs­be­weg­ter Feind­mar­kie­run­gen und völ­ki­scher Slo­gans. Aber ins­be­son­de­re die rhe­to­ri­sche Ent­hem­mung von Ste­fan Magnet, der frü­her Füh­rungs­ka­der beim neo­na­zis­ti­schen „Bund frei­er Jugend“ (BFJ) war, ver­dient einen genaue­ren Blick, denn sie ent­hüllt, was auch ande­re Sze­ne­mit­glie­der oft mit vor­sich­ti­ge­ren For­mu­lie­run­gen meinen.

Vier rechtsextreme Aktivisten als "Chefredakteure"(Screenshot "Info-Direkt" 16.12.23)
Vier rechts­extre­me Akti­vis­ten als „Chef­re­dak­teu­re”, gehos­tet von RTV (Screen­shot „Info-Direkt”, 16.12.23)

Aufschaukeln bis zum Herrenmenschen

Ein Abschnitt des Gesprächs zeigt ein­drucks­voll auf, wie schnell die Her­ren im eini­gen Schlag­ab­tausch von „neu­rech­ten“ Schön­fär­bun­gen beim blan­ken Aus­buch­sta­bie­ren rechts­extre­mer Ideo­lo­gie landen.

Hue­mer, Kader der „Iden­ti­tä­ren Bewe­gung“ (IB), möch­te die Auf­merk­sam­keit auf das Stamm­the­ma sei­ner neo­fa­schis­ti­schen Klein­grup­pe rich­ten: den ver­meint­li­chen „Bevöl­ke­rungs­aus­tausch“, der die „zen­tra­le Kri­se des 21. Jahr­hun­derts“ sei. Er spricht von einer „Erset­zungs­mi­gra­ti­on“ und bezeich­net ras­sis­ti­sche Auf­mär­sche gegen Asyl­wer­ber als „Immun­re­ak­ti­on des Vol­kes“, womit bereits ein bio­lo­gis­ti­scher Ton ange­stimmt ist. An die­se eher „neu­rech­te“ – also euphe­mis­ti­sche und intel­lek­tu­ell ver­bräm­te – Rhe­to­rik schließt Scharf­mül­ler an, wird aber ver­schwö­rungs­ideo­lo­gisch expli­zi­ter: „Wir sind nicht sou­ve­rän“, ja „ganz Euro­pa“ sei das nicht, denn nach dem Zwei­ten Welt­krieg sei ein ande­rer „gro­ßer Spie­ler“ auf die Welt­büh­ne getre­ten, „und der dik­tiert jetzt“. Und die­ses Opfer­n­ar­ra­tiv mit flan­kie­ren­dem Anti­ame­ri­ka­nis­mus greift dann wie­der­um Magnet auf, um die Hül­len ganz fal­len zu lassen:

Es ist ein sys­te­ma­tisch ange­setz­ter Angriff und eine Aus­lö­schungs­agen­da gegen die ein­hei­mi­schen Euro­pä­er; es ist ein Krieg gegen die Wei­ßen welt­weit (…) die Vor­be­din­gung dazu war eine jahr­zehn­te­lan­ge Gehirn­wä­sche, ein Umer­zie­hungs­pro­gramm, war eine sys­te­ma­ti­sche Ein­imp­fung (…) von die­ser Kollektivschuldlüge.

Ange­sichts die­ses Ver­nich­tungs­plans der „Glo­ba­le­li­ten“ sei­en die „Euro­pä­er“ die ein­zi­gen, die „geis­tig und bio­lo­gisch dazu in der Lage sind dem etwas ent­ge­gen­zu­set­zen“, wes­halb sie auch das „Haupt­an­griffs­ziel“ sei­en. Ein biss­chen Hoff­nung gibt es laut Magnet noch, aber es „müs­sen alle bio­lo­gi­schen Kraft­re­ser­ven mobi­li­siert wer­den“, denn es gehe um eine „Ent­schei­dungs­schlacht“.

Braune Verschwörungsideologie

Magnets Ser­mon ver­eint Ver­schwö­rungs­apo­ka­lyp­tik, Volks­ge­mein­schafts­ideo­lo­gie und Ras­sis­mus, wobei er Letz­te­ren unmiss­ver­ständ­lich bio­lo­gis­tisch aus­buch­sta­biert und „Wei­ße“ ganz offen als über­le­gen mar­kiert. Die­ses Her­ren­mensch­phan­tas­ma geht dann auch nicht zufäl­lig mit der bei (Neo)Nazis belieb­ten Behaup­tung ein­her, es gäbe seit 1945 „Gehirn­wä­sche“, „Umer­zie­hung“, obwohl frei­lich ab 1945 die anti­fa­schis­ti­sche Befrei­ung eben davon statt­ge­fun­den hat.

Magnet ist in Sachen Ver­schwö­rungs­glau­be auch the­men­über­grei­fend jener in der Run­de, der sich am offens­ten wahn­haft geriert: So bezeich­net er die Covi­d19-Pan­de­mie als ein „Plan­spiel“ von glo­ba­len Eli­ten, wobei jetzt die „Abmo­de­ra­ti­on“ im Gan­ge sei, was bedeu­te, der „eine oder ande­re Dar­stel­ler“ wer­de geop­fert; das alles sei „wie bei einem Schach­spiel“.

Ein­spruch sei­tens sei­ner „Chefredakteur“-Kameraden oder der Mode­ra­ti­on gibt es frei­lich nie. Die­se sagen viel­mehr inhalt­lich Ähn­li­ches, nur rhe­to­risch etwas weni­ger enthemmt.

Mimikry des Gehassten

Neben dem ideo­lo­gi­schen Back­ground ist den vier Män­nern eines gemein­sam: Sie ver­fü­gen alle über kei­ner­lei Aus­bil­dung oder prak­ti­schen Hin­ter­grund im seriö­sen Jour­na­lis­mus, son­dern haben etwa Trans­port­ge­wer­be (Magnet) oder Male­rei­ge­wer­be (Scharf­mül­ler) gelernt, bevor sie zur Beru­fung „rechts­extre­me Des­in­for­ma­ti­on“ gewech­selt sind. Dies erklärt das unter­ir­disch schlech­te Niveau ihrer jewei­li­gen For­ma­te. Es erklärt aber nur dürf­tig, war­um sie den­noch eine so bemüh­te Mimi­kry betrei­ben müs­sen, die aus­ge­rech­net an jenen seriö­sen Medi­en ori­en­tiert ist, die sie als „Sys­tem­me­di­en“ verachten.

Fußnoten:

1 Alle Zita­te ent­stam­men der Sen­dung „Rück­blick der Chef­re­dak­teu­re“, ein­ge­se­hen auf der Web­site von „RTV“ am 17.1.24