Im Jahresrückblick (1) des nach rechtsaußen abgedrifteten regionalen Fernsehsenders aus Garsten, RTV Privatfernsehen, trafen Mitte Dezember vier Frontmänner der rechtsextremen Medienlandschaft aufeinander: Florian Machl (report24), Stefan Magnet (AUF1), Michael Scharfmüller (Info-Direkt) und Philipp Huemer (Heimatkurier). Das von Nicolas Schott, dem Sohn des RTV-Eigentümers Christian Schott, moderierte Talkformat lieferte, wie bei diesen Gästen zu erwarten, weitgehend Bekanntes hinsichtlich verschwörungsbewegter Feindmarkierungen und völkischer Slogans. Aber insbesondere die rhetorische Enthemmung von Stefan Magnet, der früher Führungskader beim neonazistischen „Bund freier Jugend“ (BFJ) war, verdient einen genaueren Blick, denn sie enthüllt, was auch andere Szenemitglieder oft mit vorsichtigeren Formulierungen meinen.
Aufschaukeln bis zum Herrenmenschen
Ein Abschnitt des Gesprächs zeigt eindrucksvoll auf, wie schnell die Herren im einigen Schlagabtausch von „neurechten“ Schönfärbungen beim blanken Ausbuchstabieren rechtsextremer Ideologie landen.
Huemer, Kader der „Identitären Bewegung“ (IB), möchte die Aufmerksamkeit auf das Stammthema seiner neofaschistischen Kleingruppe richten: den vermeintlichen „Bevölkerungsaustausch“, der die „zentrale Krise des 21. Jahrhunderts“ sei. Er spricht von einer „Ersetzungsmigration“ und bezeichnet rassistische Aufmärsche gegen Asylwerber als „Immunreaktion des Volkes“, womit bereits ein biologistischer Ton angestimmt ist. An diese eher „neurechte“ – also euphemistische und intellektuell verbrämte – Rhetorik schließt Scharfmüller an, wird aber verschwörungsideologisch expliziter: „Wir sind nicht souverän“, ja „ganz Europa“ sei das nicht, denn nach dem Zweiten Weltkrieg sei ein anderer „großer Spieler“ auf die Weltbühne getreten, „und der diktiert jetzt“. Und dieses Opfernarrativ mit flankierendem Antiamerikanismus greift dann wiederum Magnet auf, um die Hüllen ganz fallen zu lassen:
Es ist ein systematisch angesetzter Angriff und eine Auslöschungsagenda gegen die einheimischen Europäer; es ist ein Krieg gegen die Weißen weltweit (…) die Vorbedingung dazu war eine jahrzehntelange Gehirnwäsche, ein Umerziehungsprogramm, war eine systematische Einimpfung (…) von dieser Kollektivschuldlüge.
Angesichts dieses Vernichtungsplans der „Globaleliten“ seien die „Europäer“ die einzigen, die „geistig und biologisch dazu in der Lage sind dem etwas entgegenzusetzen“, weshalb sie auch das „Hauptangriffsziel“ seien. Ein bisschen Hoffnung gibt es laut Magnet noch, aber es „müssen alle biologischen Kraftreserven mobilisiert werden“, denn es gehe um eine „Entscheidungsschlacht“.
Braune Verschwörungsideologie
Magnets Sermon vereint Verschwörungsapokalyptik, Volksgemeinschaftsideologie und Rassismus, wobei er Letzteren unmissverständlich biologistisch ausbuchstabiert und „Weiße“ ganz offen als überlegen markiert. Dieses Herrenmenschphantasma geht dann auch nicht zufällig mit der bei (Neo)Nazis beliebten Behauptung einher, es gäbe seit 1945 „Gehirnwäsche“, „Umerziehung“, obwohl freilich ab 1945 die antifaschistische Befreiung eben davon stattgefunden hat.
Magnet ist in Sachen Verschwörungsglaube auch themenübergreifend jener in der Runde, der sich am offensten wahnhaft geriert: So bezeichnet er die Covid19-Pandemie als ein „Planspiel“ von globalen Eliten, wobei jetzt die „Abmoderation“ im Gange sei, was bedeute, der „eine oder andere Darsteller“ werde geopfert; das alles sei „wie bei einem Schachspiel“.
Einspruch seitens seiner „Chefredakteur“-Kameraden oder der Moderation gibt es freilich nie. Diese sagen vielmehr inhaltlich Ähnliches, nur rhetorisch etwas weniger enthemmt.
Mimikry des Gehassten
Neben dem ideologischen Background ist den vier Männern eines gemeinsam: Sie verfügen alle über keinerlei Ausbildung oder praktischen Hintergrund im seriösen Journalismus, sondern haben etwa Transportgewerbe (Magnet) oder Malereigewerbe (Scharfmüller) gelernt, bevor sie zur Berufung „rechtsextreme Desinformation“ gewechselt sind. Dies erklärt das unterirdisch schlechte Niveau ihrer jeweiligen Formate. Es erklärt aber nur dürftig, warum sie dennoch eine so bemühte Mimikry betreiben müssen, die ausgerechnet an jenen seriösen Medien orientiert ist, die sie als „Systemmedien“ verachten.
Fußnoten:
1 Alle Zitate entstammen der Sendung „Rückblick der Chefredakteure“, eingesehen auf der Website von „RTV“ am 17.1.24