Magnets Drehbuch
Magnets Narrativ kommt wie ein Drehbuch für seichte Action-Filme daher. Die Welt, darunter macht es Magnet inzwischen nicht mehr, hat nur zwei Seiten in seiner Vorstellung: Schwarz oder Weiß, Gut oder Böse. Er selbst inszeniert sich mittendrin als Kämpfer gegen alle übelwollenden Mächte dieser Welt, zumindest jene, die er zu solchen erklärt. Er erhöht sich zum Weltenretter, der sich einem Kampf widmet, in dem es „um alles geht“, um die nackte Existenz dieser Welt, der ganzen Menschheit. Magnet zeigt sich bereit, diesen Kampf für alle zu fechten und stößt dabei auf Feinde, Neider und Hasser. Und die lauern zahlreich hinter jeder Ecke.
Ein fantasierter Endkampf
Da wäre etwa die ARD, die zwar bloß ein markenrechtliches Verfahren wegen des Logos gegen AUF1 führt, was Magnet jedoch zu einer Existenzfrage hochstilisiert: AUF1 solle vernichtet werden. Aber, so Magnet, die ARD könne sich „festhalten“, denn ein „Konsortium von Rechtsanwälten“ habe dem mit 60 Seiten entgegnet. Doch es geht nicht nur um die ARD, damit gibt sich Magnet nicht zufrieden. Alle Medien – womit natürlich die klassischen gemeint sind – wollen ihn vernichten: „Am Ende wird eure Scheinwelt, die auf Lügen gründet, vergehen, und eine bessere Welt wird entstehen. Eine Zeit der Wahrhaftigkeit und der Freiheit wird anbrechen“, fantasiert Magnet endkampfmäßig herbei, um sich danach weiteren „Feinden” zu widmen.
Da dürfen natürlich „die einflussreichen Globalisten“ nicht fehlen, Lieblingsgegner des (fast) größten Oberösterreichers aller Zeiten. „Wir greifen die Menschenfeinde direkt und ohne Scheu an“, setzt er fort. Das bringe „milliardenschwere Oligarchen und Globalisten“ gegen „uns“ auf. Mächtige Feinde, die sich Magnet da zugelegt hat! Aber: „Ich muss das tun! (…) Um den Untergang unserer Zivilisation aufzuhalten.“ Armageddon in Oberösterreich!
Verdeckte Adressen
Bei der „Antifa“, die Magnet als „Fußtruppen des globalistischen Systems“ bezeichnet und die „Hand in Hand“ mit dem Staatsfernsehen, der ARD, agiere, schießt sich Magnet auf den pensionierten Polizisten Uwe Sailer ein. Der hatte es gewagt, für das NDR-Medienmagazin „ZAPP“ auf den Sitz der Produktionsräume von AUF1 hinzuweisen und bei einer Veranstaltung gegen Rechtsextremismus in Steyr Fotos und Anschriften von Adressen der sogenannten „alternativen“, sprich: rechtsextremen Medien zu zeigen – offizielle und öffentlich einsehbare Firmen- oder Vereinsadressen wohlgemerkt! Sailers Hinweise machen Sinn: AUF1 residiert laut Impressum seit geraumer Zeit an einer noblen Wiener Adresse: an der Tuchlauben 7a, ausgerechnet in René Benkos „Goldenem Quartier“ – wie bereits davor erneut in einer Firma, die Postfachadressen vermietet. Realiter ist AUF1 in der Linzer Weingartshofstraße beheimatet, dort, wo auch Magnets Werbeagentur, die „Medienlogistik“, gemeldet ist. Das verdeckte Adresssystem hat Magnet mit anderen rechtsextremen Medien gemein.
Aus Sailers Hinweisen konstruiert Magnet – wie könnte es anders sein? – einen Totalangriff durch die Antifa auf die Privatsphäre von „freien Journalisten“ aus seiner politischen Ecke. Bereits zuvor bezichtigte Sabine Petzl bei AUF1 Uwe Sailer sogar, Menschen „zum Abschuss“ frei- und eine „Anregung zum Bürgerkrieg“ gegeben zu haben. Vergessen ist, dass es vielmehr zu Magnets eigenem Repertoire zählt, Gegner zu „markieren“, wie er es nennt, denn Magnet ist im Jänner 2021 noch viel weiter gegangen, indem er seinen Mob dazu aufgerufen hatte, die Privatwohnung des damaligen Kanzlers Sebastian Kurz zu belagern.
➡️ Der Standard: Verschwörungssender Auf 1: Mit „Flood the zone with shit” zum Erfolg