Wochenrückblick KW 50, 51, 52/22 und 1/23 (Teil 3): FPÖ-News und rechtsextreme Medien

Lesezeit: 7 Minuten

Die Gra­zer bzw. stei­ri­sche FPÖ lie­fert wei­ter Schlag­zei­len: Bei zwei ihrer (Ex?)-Mitglieder ist Nazi-Kram gefun­den wor­den, und eine Sit­zung des Par­tei­schieds­ge­richts muss­te nach weni­gen Minu­ten abge­bro­chen wer­den. Im Bund hat die FPÖ nun nicht nur einen Freund­schafts­ver­trag mit der Putin-Par­tei, son­dern auch einen über die Par­tei­ju­gend mit dem US-ame­ri­ka­ni­schen Trump-treu­en Rechts­au­ßen­netz­werk New York Young Repu­bli­ken Club. Der „Wochen­blick“ muss­te zusper­ren, jetzt gibt’s den Ver­such, ein Nach­fol­ge­me­di­um zu eta­blie­ren, das sich „Der Sta­tus“ nennt.

FPÖ Graz: Braune Funde und „Nicht ohne mein Handy“
FPÖ Trumau/NÖ: Parteiaustritte und keine blaue Ortspartei
FPÖ Wien: Nepp von Twitter ausgesperrt
FPÖ: Partnerschaftsvertrag mit US-Rechtsextremen
Wiener Postfach: Der Status nach dem Wochenblick
OÖ: Schlechte Nachrichten für AUF1

FPÖ Graz: Braune Funde und „Nicht ohne mein Handy“

Wie­der ein­mal Schlag­zei­len gelie­fert hat die vom Finanz­skan­dal gebeu­tel­te Gra­zer FPÖ, dies­mal im Zusam­men­hang mit den Haus­durch­su­chun­gen, die im Okto­ber 2022 bei rund zwölf Betei­lig­ten (sechs Män­ner und sechs Bur­schen­schaf­ten und Ver­ei­ne) statt­ge­fun­den hat­te. Die Kro­nen Zei­tung (8.1.23) hat das Geheim­nis gelüf­tet, bei wem denn das belas­ten­de NS-Mate­ri­al gefun­den wur­de, gelüf­tet: Es war beim Gra­zer Gemein­de­rat Roland Lohr, der vom damals noch bestehen­den blau­en Gemein­de­rats­klub aus­ge­schlos­sen wur­de, wor­auf­hin die FPÖ ihrer­seits die rest­li­chen Mit­glie­der des Gemein­de­rats­klubs aus­schloss. Aber nicht nur bei Lohr wur­de Nazi-Kram auf­ge­stö­bert, son­dern auch bei einem Ex-Mit­ar­bei­ter des Gra­zer Ex-FPÖ-Chefs Mario Eustac­chio, der von der FPÖ im Gra­zer Magis­trat unter­ge­bracht wur­de und dort bis jetzt tätig ist.

Das scheint jedoch die stei­ri­schen Blau­en nicht wei­ter zu beschäf­ti­gen, denn die schla­gen sich mit den abtrün­ni­gen Gemein­de­rä­ten, die abseits der FPÖ einen neu­en „kor­rup­ti­ons­frei­en“ Klub gegrün­det haben, her­um. Bei einer Sit­zung des Lan­des­par­tei­schieds­ge­richts sei es inner­halb kür­zes­ter Zeit zum Eklat gekom­men, wie der „Stan­dard“ (11.1.23) berichtet:

Die gegen ihren Aus­schluss beru­fen­den Man­da­ta­re Pas­cut­ti­ni, Micha­el Win­ter, Oli­ver Leit­ner und die Man­da­ta­rin Astrid Schlei­cher wur­den auf­ge­for­dert, ihre Mobil­te­le­fo­ne wäh­rend der Sit­zung abzu­ge­ben. Das führ­te zu einem hit­zi­gen Dis­put zwi­schen Pas­cut­ti­ni und dem Vor­sit­zen­den des Par­tei­ge­richts, Gün­ther Millner.
Pas­cut­ti­ni woll­te wis­sen, auf wel­cher Rechts­grund­la­ge das ver­langt wer­de, wor­auf Mill­ner laut Sit­zungs­teil­neh­mern repli­zier­te, Pas­cut­ti­ni sol­le das spä­ter nach­le­sen, sein Han­dy abge­ben oder den Raum ver­las­sen. Auch Leit­ner wei­ger­te sich, sein Tele­fon abzu­ge­ben. Der Vor­sit­zen­de schloss die Sit­zung nach weni­gen Minuten.

Gro­ßes FPÖ-Kino also in Graz – mit garan­tier­ter Fortsetzung.

FPÖ Trumau/NÖ: Parteiaustritte und keine blaue Ortspartei

Gleich der gesam­te FPÖ-Gemein­de­rats­klub Tru­mau hat im Dezem­ber ver­kün­det, die FPÖ ver­las­sen zu haben und mit der neu­en Lis­te „Wir Tru­mau­er“ wei­ter­ma­chen zu wol­len. „Bei einer Pres­se­kon­fe­renz gaben die Gemein­de­rä­te Tino Seidl und Lukas Casar bekannt, dass sich die FPÖ Orts­grup­pe Tru­mau auf­löst. Die Gemein­de­rä­te Tino Seidl,  Lukas Casar und Sve­to­zar Sto­jic. Die ‚wil­den‘ Gemein­de­rä­te grün­den die neue Bür­ger­lis­te ‚Wir Tru­mau­er‘ WIR.“ (meinbezirk.at, 7.12.22)

Die Grün­de für die Aus­trit­te sei­en im Umgang der FPÖ mit Nor­bert Hofer, die FPÖ-Linie in Fra­gen zu Coro­na und schließ­lich die Lis­ten­er­stel­lung für die kom­men­de Land­tags­wahl in Nie­der­ös­ter­reich, bei der Seidl nicht zum Zug gekom­men ist. Trot­zig reagier­te die Lan­des-FPÖ: „Tino Seidl war nie ein rich­ti­ger Team-Play­er. Er woll­te ger­ne im Vor­der­grund ste­hen und da er jetzt kei­nen Lis­ten­platz an vor­ders­ter Stel­le bekam, setz­te er sei­ne Schrit­te.“ (noen.at, 14.12.22)

FPÖ Wien: Nepp von Twitter ausgesperrt

Eine Sper­re auf Twit­ter hat der Wie­ner FPÖ-Chef Domi­nik Nepp qua­si als vor­ge­zo­ge­nes Weih­nachts­ge­schenk aus­ge­fasst, was seit der Über­nah­me durch Elon Musk fast schon als Kunst zu bezeich­nen ist.

Der Wie­ner Stadt­rat behaup­te­te am 15. Dezem­ber in einem ras­sis­ti­schen Tweet, dass Nie­der­ös­ter­rei­cher in Wie­ner Spi­tä­lern nicht mehr behan­delt wer­den könn­ten, weil die Spi­tä­ler mit zahl­rei­chen „ille­ga­len Syrern, Afgha­nen etc.” und „Mes­ser­ste­chern” voll sei­en. Der Tweet ist mitt­ler­wei­le genau­so wie der Account nicht mehr abruf­bar. (derstandard.at 22.12.22)

Nepp muss nun nach die­sem Tweet, der von eini­gen User*innen gemel­det wur­de, lebens­lang vor der Twit­ter-Türe blei­ben, denn er ist laut Twit­ter-Mit­tei­lung auch nicht mehr berech­tigt, einen neu­en Account zu eröffnen.

FPÖ: Partnerschaftsvertrag mit US-Rechtsextremen

Dass die FPÖ mit ihrem EU-Abge­ord­ne­ten Harald Vilims­ky und dem Wie­ner FPÖ-Klub­ob­mann Maxi­mi­li­an Krauss, zugleich Bun­des­ob­mann der Frei­heit­li­chen Jugend, sowie der abge­stürz­te Bun­des­prä­si­dent­schafts­kan­di­dat Gerald Grosz bei einem Mee­ting des US-ame­ri­ka­ni­schen Rechts­au­ßen-Netz­werks „New York Young Repu­bli­can Club“ (NYYRC) anwe­send waren, hat das anti­fa­schis­ti­sche Por­tal „Bell­tower” im Dezem­ber auf­ge­deckt. Dem­zu­fol­ge kam Vilims­ky die Rol­le zu, das Pre-Gala-Event am Vor­abend der 110. Annu­al Gala zu leiten.

Website des NYYRC mit bezeichnender Programmatik: Die Presse, das Establishment und Professoren als Feind

Web­site des NYYRC mit bezeich­nen­der Pro­gram­ma­tik: Die Pres­se, das Estab­lish­ment und Pro­fes­so­ren als Feind

Der „Stan­dard” (6.1.23) leg­te offen, dass Krauss bereits im Mai 22 eine Part­ner­schaft zwi­schen den Trump-Anhän­gern und der Frei­heit­li­chen Jugend besie­gelt hatte.

Man wol­le gemein­sam die west­li­che Kul­tur davor „schüt­zen, sich ande­ren Wer­ten zu unter­wer­fen”; ille­ga­le Migra­ti­on been­den sowie künf­ti­ge Lock­downs und eine „Impf­pflicht” ver­hin­dern. Dabei hand­le es sich um „eine Grund­satz­er­klä­rung, wofür wir ste­hen”, erklärt Krauss, der auch RFJ-Bun­des­ob­mann ist. Er erhofft sich davon, „sich mit poli­tisch ähn­lich Gesinn­ten inter­na­tio­nal aus­tau­schen und ver­net­zen zu können”.

"Der Standard" mit einem Foto des NYYRC – im Bild: Maximilian Krauss, Gavin Wax und Harald Vilimsky

„Der Stan­dard” mit einem Foto des NYYRC – im Bild: Maxi­mi­li­an Krauss, Gavin Wax und Harald Vilimsky

Wäh­rend die Alt­vor­de­ren der Blau­en noch mit Putins Par­tei „Eini­ges Russ­land“ in einem Freund­schafts­ver­trag, der bis 2026 auto­ma­tisch ver­län­gert wur­de, fest­hän­gen, treibt es den Par­tei­nach­wuchs also zu den Rechts­extre­men und Verschwörungsideolog*innen von dort, wo frü­her nach anti­se­mi­ti­scher Les­art (nicht nur) öster­rei­chi­scher Rechts­extre­mer das Übel aus­ge­macht wur­de: der ame­ri­ka­ni­schen Ostküste.

Wiener Postfach: Der Status nach dem Wochenblick

Der „Wochen­blick“ muss­te nicht nur sei­ne Print­pfor­ten schlie­ßen, son­dern auch den Online-Betrieb ein­stel­len und erhielt mit Anfang Jän­ner einen Nach­fol­ger: „Der Sta­tus“ nennt sich der Ver­such von drei Wochenblick-Autor*innen, den „Wochen­blick“ in einer deut­lich abge­speck­ten Form fort­zu­set­zen. Die ers­ten Arti­kel ver­ra­ten, dass der inhalt­li­che Sta­tus beim Sta­tus im Ver­gleich zum Wochen­blick unver­än­dert bleibt: rechts, het­ze­risch und vol­ler Schwurbeleien.

„Der Sta­tus“ wird von der „JJMB Media GmbH“ betrie­ben, die als Adres­se um 100 Euro pro Monat das Post­an­schrifts­ser­vice des „easy office vien­na“ am Opern­ring 1 in Wien nützt. Damit hat es „Der Sta­tus“ AUF1 gleich­ge­macht, das sich eben­falls im ers­ten Wie­ner Gemein­de­be­zirk mit einer Adres­se, näm­lich aus­ge­rech­net in Rene Ben­kos „Gol­de­nem Quar­tier“ in der Tuch­lau­ben 7, ein­ge­kauft hat.

Vom „Wochen­blick” in den „Sta­tus” haben sich Ber­na­dette Con­rads, der beim iden­ti­tä­ren-nahen Medi­um „Tages­stim­me” täti­ge Juli­an Sch­erntha­ner und Mat­thi­as Hell­ner bege­ben. Con­rads, die zuletzt die zu AUF1 abge­wan­der­te Elsa Mitt­manns­gru­ber als Chef­re­dak­teu­rin abge­löst hat­te, star­te­te ihre Kar­rie­re als iden­ti­tä­re Akti­vis­tin und heu­er­te dann als Mit­ar­bei­te­rin im FPÖ-Par­la­ments­klub an. Das Ende der tür­kis-blau­en Koali­ti­on bedeu­te­te auch das Aus für Con­rads Anstel­lung bei der FPÖ. Ab 2020 begann sie für den „Wochen­blick” zu schrei­ben. Fast eine Art von Meis­ter­stück lie­fer­te sie mit ihrem Abschieds­ar­ti­kel für den „Wochen­blick”: „In Lie­be gehen, gegen Hass bestehen”, beti­tel­te Con­rads, die in den Jah­ren zuvor durch ekel­haf­te Hass­kom­men­ta­re auf Face­book auf­fäl­lig gewor­den ist, ihre sal­bungs­vol­le Abschiedslitanei.

Als Geschäfts­füh­rer der „JJMB Media GmbH“ scheint Jan-Thors­ten Malacek auf. Der hat­te 2017 zusam­men mit Con­rads unter dem seit sei­nem Wie­der­be­tä­ti­gungs­pro­zess völ­lig abge­tauch­ten Lis­ten­füh­rer Mar­kus Ripfl und mit wei­te­ren illus­tren Per­so­nen aus dem rechts­extre­men bis neo­na­zis­ti­schem Spek­trum für den RFS bei der ÖH-Wahl kan­di­diert. Malacek, der als frei­er Redak­teur für den WEKA-Ver­lag ein „Pra­xis­hand­buch Fried­hofs- und Bestat­tungs­we­sen” publi­ziert hat, ist zusam­men mit Con­rads, Sch­erntha­ner und Hell­mer Gesell­schaf­ter der „JJMB Media GmbH“.

Die berech­tig­te Fra­ge eini­ger „Wochenblick”-Fans, war­um der „Wochen­blick“ nicht ein­fach in einer Schmal­spur­ver­si­on wei­ter­ge­führt wur­de, hat das Team nicht beant­wor­tet. Und in guter Tra­di­ti­on von rechts­extre­men Medi­en eben­falls nicht, wie sich der „Sta­tus” zu finan­zie­ren gedenkt.

OÖ: Schlechte Nachrichten für AUF1

Die ARD hat ein Prüf­ver­fah­ren beim öster­rei­chi­schen Patent­amt bean­tragt, in dem es um das Logo (die „Wort­bild­mar­ke“) von AUF1 geht, weil dar­in nicht nur die ARD eine frap­pan­te Ähn­lich­keit mit dem ARD-Logo sieht.

Logo AUF1 und ARD

Logo AUF1 und ARD

Das ARD-Medi­en­ma­ga­zin ZAPP hat in einem Twit­ter-Thread fest­ge­hal­ten, wor­um es in dem Ver­fah­ren geht und wel­che Opfer-Insze­nie­rung Ste­fan Magnet dar­aus ableitet.

Eine zwei­te schlech­te Nach­richt für AUF1 hat­te die Medi­en­be­hör­de Kom­mAus­tria parat: Sie hat ver­fügt, dass der inzwi­schen weit nach Rechts und ins Ver­schwö­rungs­ideo­lo­gi­sche abge­drif­te­te Regio­nal-TV-Sen­der RTV die AUF1-Nach­rich­ten nicht mehr aus­strah­len darf, wie es die OÖN von der Kom­mAus­tria bestä­tigt bekam. „Von RTV blieb eine dies­be­züg­li­che OÖN-Anfra­ge unbe­ant­wor­tet, da man ‚Main­stream-Medi­en’ nur ant­wor­te, wenn alles ‚eins zu eins abge­druckt’ wer­de – was aus Platz­grün­den hier nicht mög­lich ist. AUF1 sei jedoch ‚defi­ni­tiv kein rechts­ra­di­ka­ler Sen­der’, sag­te ein RTV-Spre­cher den­noch.” (nachrichten.at, 31.12.22) RTV hat wohl ein deut­lich ande­res Ver­ständ­nis von „rechts­ra­di­kal”, als es der „Main­stream” hat.