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Wochenrückblick KW 49/22 (Teil 1): Rund um die FPÖ

Ein alter FPÖ-Par­­tei­­gän­­ger und als aktu­el­ler BZÖ-Gene­ral­­se­­k­re­­tär Nach­lass­ver­wal­ter von Jörg Hai­ders par­tei­po­li­ti­schem Erbe will den Frei­staat Kärn­ten aus­ru­fen. Das hat er mit­tels eines auf­fäl­li­gen Trans­par­ents ver­kün­det. Die Gra­zer FPÖ beu­telt es wei­ter durch: Nun wur­de bekannt, dass bei den Haus­durch­su­chun­gen im Okto­ber, die auch Bur­schen­schaf­ten betrof­fen hat­ten, Nazi-Kram gefun­den wur­de. Apro­pos Gra­zer Bur­schen­schaf­ten: Auch die […]

14. Dez 2022

FPÖ-BZÖ: Klement wieder einmal auffällig
FPÖ-Graz (I): Rechtsextremer Walzer abgesagt
FPÖ Graz (II): Razzia mit NS-Fund
FPÖ-Wels: Diffamierung auf Kosten der Steuerzahler*innen

FPÖ-BZÖ: Klement wieder einmal auffällig

Die jüngs­te Auf­fäl­lig­keit von Karl­heinz Kle­ment braucht eine Erklä­rung. Etwas irri­tiert berich­te­te die „Klei­ne Zei­tung“ am 7.12., dass auf der B 95 kurz vor Moos­burg ein Trans­pa­rent hängt, das den Frei­staat Kärn­ten ver­kün­det: „Dahin­ter steckt Karl­heinz Kle­ment: mit dem BZÖ poli­tisch aktiv und rechts­kräf­tig wegen Ver­het­zung ver­ur­teilt.

Das ist inso­fern sprach­lich etwas unscharf for­mu­liert, als der Karl­heinz nicht dahin­ter steckt, son­dern auf dem Trans­pa­rent ganz offen neben der Fest­stel­lung „Frei­staat Kärn­ten“ sei­ne Visa­ge her­zeigt. Das mit der Ver­het­zung stimmt aller­dings genau so, wie das, was die „Klei­ne Zei­tung“ (Kärn­ten-Aus­ga­be) hin­ter der Bezahl­schran­ke sonst noch über den Karl­heinz schreibt, der aktu­ell noch immer als Gene­ral­se­kre­tär des inexis­ten­ten BZÖ fir­miert: sozu­sa­gen Gene­ral ohne Truppen.

Frü­her ein­mal war Kle­ment Funk­tio­när und Man­da­tar der FPÖ und schaff­te es bei den Blau­en, gleich drei­mal aus­ge­schlos­sen zu wer­den. Zwei­mal, näm­lich 1992 und 2004 von Jörg Hai­der hims­elf, 2008 dann von Stra­che. Bedeu­tet natür­lich auch, dass er zwi­schen den Aus­schlüs­sen immer wie­der als Funk­tio­när und Man­da­tar der FPÖ aktiv war. Zwi­schen 2005 und 2008 etwa war er Gene­ral­se­kre­tär der FPÖ, auch geschäfts­füh­ren­der Obmann der FPÖ Kärn­ten. Da war der Jörg Hai­der schon nicht mehr bei der FPÖ, son­dern hat­te 2005 das BZÖ gegrün­det. Jeden­falls pack­te der BZÖ-Hai­der 2007 wie­der die schon von ihm zu FPÖ-Zei­ten ent­wi­ckel­te Marot­te vom „Frei­staat Kärn­ten“ aus. Da funk­te ihm aber der FPÖ-Karl­heinz Kle­ment, der ja zumin­dest zwei Rech­nun­gen mit Hai­der offen hat­te, ordent­lich dazwi­schen: „FPÖ Kärn­ten gegen Frei­staat“ (OTS, 21.2.2007)

FPÖ-Klement gegen Haiders Freistaat Kärnten (OTS 21.2.2007)
FPÖ-Kle­ment gegen Hai­ders Frei­staat Kärn­ten (OTS 21.2.2007)

Mitt­ler­wei­le ist Kle­ment, der zwi­schen­zeit­lich mit den Neo­na­zis der NVP und dem Holo­caust­leug­ner Bern­hard Schaub erfolg­los über einen Öster­reich-Able­ger der Euro­päi­schen Akti­on ver­han­delt hat­te und spä­ter den Iden­ti­tä­ren Mar­tin Sell­ner als Spit­zen­kan­di­da­ten des BZÖ instal­lie­ren woll­te, Gene­ral­se­kre­tär des BZÖ und damit qua­si der Nach­lass­ver­wal­ter von Jörg Hai­der, der ihn zwei­mal erfolg­los aus­ge­schlos­sen hat. Erst vor einem Monat ist Putin-Freund Kle­ment als Gene­ral­se­kre­tär des Schrumpf-BZÖ Kärn­ten wie­der­be­stellt wor­den. Als sol­cher sieht er sich ermäch­tigt, völ­lig unge­niert das poli­ti­sche Erbe von Jörg Hai­der mit dem Frei­staat Kärn­ten, gegen den er sei­ner­zeit gewet­tert hat, zu plün­dern. Eigent­lich wär’s wie­der ein­mal Zeit für einen Aus­schluss, aber dort, wo fast nichts mehr ist, kann auch kaum mehr aus­ge­schlos­sen werden.

BZÖ-Klement: "Botschaft an Putin" (OTS 3.6.22)
BZÖ-Kle­ment: „Bot­schaft an Putin” (OTS 3.6.22)

FPÖ-Graz (I): Rechtsextremer Walzer abgesagt

Der FPÖ in Graz geht es wirk­lich schlecht. Nach­dem in Fol­ge der mas­si­ven finan­zi­el­len Mal­ver­sa­tio­nen zunächst die Spit­zen der FPÖ Graz zurück­ge­tre­ten sind und sodann fast der gesam­te ver­blie­be­ne Gemein­de­rats­klub aus der Par­tei aus­ge­schlos­sen wur­de und der einen neu­en, von der FPÖ unab­hän­gi­gen „(Korruptions-)Freien Klub“ gegrün­det hat, dürf­ten die rest­li­chen in der FPÖ Graz Ver­blie­be­nen finan­zi­el­le, poli­ti­sche und per­so­nel­le Eng­päs­se pla­gen. Jeden­falls wur­de der für Anfang 2023 geplan­te Aka­de­mi­ker­ball der Bur­schen­schaf­ten und des Ver­eins der Hoch­schü­le­rin­nen kom­plett abgesagt.

Nach zwei Jah­ren pan­de­mie­be­ding­ter Pau­se war eigent­lich eine abge­speck­te Vari­an­te geplant, die nun, so die Ball­ko­mi­tee-Vor­sit­zen­de Jas­min Hans zur „Klei­nen Zei­tung“ (4.12.22, S. 40), kom­plett gestri­chen wer­den muss­te: „Die Stu­den­ten­ver­bin­dun­gen haben Nach­wuchs­sor­gen, die Alt­her­ren in Beglei­tung fül­len die Säle nicht mehr. Hans ist übri­gens auch Opfer der FP-Tur­bu­len­zen: Einst im Büro von Eustac­chio, ist sie nun Schön­ba­chers Pres­se­spre­che­rin – und daher jetzt aus der FPÖ ausgetreten.“

FPÖ Graz (II): Razzia mit NS-Fund

Bei den Haus­durch­su­chun­gen, die im Okto­ber die­ses Jah­res bei Per­so­nen statt­fan­den, die in der Finanz­af­fä­re der Gra­zer FPÖ als Ver­däch­tig­te geführt wur­den, wur­de auf den beschlag­nahm­ten Daten­trä­gern „Mate­ri­al im Zusam­men­hang mit dem Ver­bots­ge­setz gefun­den“, wie die Staats­an­walt­schaft Kla­gen­furt (an die die Ermitt­lun­gen von der StA Graz abge­tre­ten wur­den) der „Klei­nen Zei­tung“ (4.12.22, S. 40) auf deren Anfra­ge hin bestätigte:

Die Kri­po hat­te bei den Haus­durch­su­chun­gen an die Türen von Ex-FP-Chef Mario Eustac­chio und Ex-Klub­chef Armin Sip­pel geklopft, aber auch an jene par­tei­na­hen Ver­ei­ne und Gra­zer Bur­schen­schaf­ten. Wem das belas­ten­de Mate­ri­al zuor­den­bar sei, kön­ne man noch nicht sagen, heißt es. In Bur­schen­schaf­ter­krei­sen ist man beun­ru­higt.

Das ist mehr als ver­ständ­lich, denn bei einer Bestä­ti­gung des Ver­dachts droht ein zusätz­li­ches Ver­fah­ren nach dem NS-Ver­bots­ge­setz. Der „Kurier“ (5.12.22) zählt auf, bei wem damals haus­durch­sucht wur­de*:

Die Haus­durch­su­chun­gen fan­den damals an zwölf ver­schie­de­nen Adres­sen statt. Unter ande­rem bei den drei Gra­zer Ver­bin­dun­gen Ger­ma­nia, Alle­man­nia und Stiria und drei wei­te­ren FPÖ-nahe Ver­ei­nen statt, eben­so an meh­re­ren pri­va­ten Adres­sen. Im Visier der Ermitt­lun­gen waren unter ande­rem der Ex-Vize­bür­ger­meis­ter Mario Eustac­chio, ein Ver­wand­ter Eustac­chi­os, der ehe­ma­li­ge Klub­chef im Gemein­de­rat Armin Sip­pel, sowie der ehe­ma­li­ge Klub­di­rek­tor Mat­thi­as Eder, der in der Affä­re Selbst­an­zei­ge ein­ge­bracht hat­te. Ein wei­te­rer Ex-Par­tei­gän­ger und Poli­ti­ker, bei dem eben­falls eine Haus­durch­su­chung statt­fand, war zu dem Zeit­punkt (…) aber noch akti­ver FPÖ-Poli­ti­ker. Ob bei ihm Nazi-Datei­en gefun­den wur­den?*

Klingt jeden­falls span­nend. Wäh­rend die stei­ri­sche FPÖ in einer Stel­lung­nah­me jeden dies­be­züg­li­chen Ver­dacht von der FPÖ Graz sowie von aktu­el­len Ver­ant­wor­tungs­trä­gern strikt zurück­weist, hat es den durch­such­ten Bur­schen­schaf­ten buch­stäb­lich die Spra­che verschlagen.

*Zur Prä­zi­si­on: Gemeint sind die Bur­schen­schaf­ten „Alle­man­nia Graz et Nibe­lun­gia” und „Mar­ko-Ger­ma­nia”.

FPÖ-Wels: Diffamierung auf Kosten der Steuerzahler*innen

„Wel­ser FP-Poli­ti­ke­rin hat laut Gericht ‚gelo­gen’ ”, titel­te die Kro­nen Zei­tung am 12. Dezem­ber. Dem vor­aus­ge­gan­gen ist ein Ver­fah­ren, das die Sozia­lis­ti­sche Jugend (SJ) gegen die FPÖ-Vize­bür­ger­meis­te­rin von Wels, Chris­ta Raggl-Mühl­ber­ger, ange­strengt hatte.

Die blaue Poli­ti­ke­rin hat­te in einem Zei­tungs­in­ter­view erklärt, dass die Wel­ser SJ im Zuge der „Brau­nen Flecken“-Konflikte in den 1990er Jah­ren ein Flug­blatt ver­öf­fent­licht hät­te, auf dem ihre Fami­lie auf­ge­for­dert wur­de, „aus der Stadt zu ver­schwin­den“. Die Empö­rung bei der SJ war groß. Raggl-Mühl­ber­ger wur­de aber ange­bo­ten, ihren Vor­wurf ohne Gerichts­ver­fah­ren zurück­zu­neh­men. (krone.at, 12..12.22)

Die SJ klag­te und bekam in der ers­ten Instanz recht, wor­auf­hin Raggl-Mühl­ber­ger das Ober­lan­des­ge­richt anrief – und dort ihre Behaup­tung offen­bar wie­der nicht bele­gen konn­te. Am Ende blei­ben Kos­ten von über 20.000 Euro, die sich Raggl-Mühl­ber­ger von der Par­tei finan­zie­ren lässt. Dif­fa­mie­rung also auf Steuerzahler*innenkosten!