FPÖ Steiermark: Was war die Leistung?

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Immer wie­der mal was Neu­es von der FPÖ! Dies­mal betrifft es nicht die FPÖ in Graz oder das, was an küm­mer­li­chen Res­ten von ihr noch übrig­ge­blie­ben ist, son­dern die FPÖ Stei­er­mark. Uns errei­chen ja des Öfte­ren Schrift­stü­cke, auf die wir uns sel­ber einen Reim machen müs­sen, weil von den blau­en Zele­bri­tä­ten in der Stei­er­mark nie­mand mit uns spre­chen will. Aber man­che Doku­men­te spre­chen für sich!

Kon­kret han­delt es sich um Screen­shots einer Mail, die der Rech­nungs­prü­fer der stei­ri­schen FPÖ (und auch der Stadt-FPÖ), Karl­heinz Mor­ré, am 5. Mai 2019 an den dama­li­gen FPÖ-Lan­des­ge­schäfts­füh­rer, Anton Kog­ler, geschrie­ben hat. Wir haben die Inhal­te der Screen­shots für plau­si­bel befun­den. Theo­re­tisch wäre es denk­bar, dass sich da jemand einen Spaß auf unse­re Kos­ten gemacht und eine Mail gefakt hat. Aber das ist halt sehr wenig wahrscheinlich.

Die Mail hat den Betreff: „Rech­nungs­prü­fung 2016 bis 2018“ mit dem Zusatz (in Ver­sa­li­en): „Ver­trau­lich“. Gut, das ist jetzt hin­fäl­lig, weil zumin­dest eini­ge der Fra­gen, die der Rech­nungs­prü­fer vom Lan­des­ge­schäfts­füh­rer beant­wor­tet haben woll­te, auch für die Öffent­lich­keit inter­es­sant sein könnten.

Über­bor­den­de Verpflegungskosten

So will Mor­ré wis­sen, was genau die „Ver­fü­gungs­mit­tel“ in der Höhe von 40.000 Euro dar­stel­len sol­len. Täten wir auch ger­ne wis­sen, weil zunächst könn­te ja ange­nom­men wer­den, dass dar­in Kos­ten für Reprä­sen­ta­ti­on, Ver­an­stal­tun­gen und Bewir­tung ent­hal­ten sind. Dürf­te aber nicht der Fall sein bei den stei­ri­schen Blau­en, weil der Rech­nungs­prü­fer in einem ande­ren Punkt extra fest­hält, dass die Kos­ten für Bewir­tung und Ver­an­stal­tun­gen 2017 „über­bor­dend hoch“ waren. Lei­der ist damit kei­ne kon­kre­te Zahl ver­bun­den, die Mor­ré als „über­bor­dend hoch“ bezeichnet.

FPÖ Stmk - Mail: Bewirtungskosten

FPÖ Stmk — Mail: Bewirtungskosten

Lie­gen­schafts­an­kauf um 1,5 Mil­lio­nen Euro

Aber dann gibt es ja noch den Ankauf einer Lie­gen­schaft durch die stei­ri­sche FPÖ, deren Preis in der Mail mit 1,5 Mil­lio­nen Euro bezeich­net wird. Ein schmu­ckes Häus­chen? Für wen? Wir rät­seln genau­so wie der Rech­nungs­prü­fer, der noch dazu wis­sen will, war­um der Ankauf der Immo­bi­lie unter „Anla­gen in Bau“ ver­zeich­net ist.

Dar­le­hen hin- und herverschoben

Ger­ne wüss­ten wir – und ver­mut­lich auch ande­re Stel­len –, was es mit den Dar­le­hen auf sich hat, die die „Lan­des-FPÖ diver­sen Orga­ni­sa­tio­nen (Bezir­ke) und der Stadt Graz [gemeint ist wohl die Stadt-FPÖ, Anmk. SdR] ein­räumt bzw. von sel­bi­gen erhält“. Die glei­chen Vor­wür­fe haben ja die aus­ge­schlos­se­nen Kol­le­gen vom Frei­en Gemein­de­rats­klub erst vor weni­gen Tagen erho­ben. Für den Rech­nungs­prü­fer sind die­se Hin- und Her­schie­be­rei­en von Dar­le­hen jeden­falls schon 2019 „abso­lut nicht nach­voll­zieh­bar“ gewe­sen. Hat er die gefor­der­te Erläu­te­rung vom Lan­des­ge­schäfts­füh­rer, dem „lie­ben Toni“ erhal­ten? Wir wis­sen es nicht.

FPÖ Stmk - Mail: Anlagen und Darlehen

FPÖ Stmk — Mail: Anla­gen und Darlehen

Neben­ge­räusch für einen klei­nen Mul­ti­funk­tio­när – wofür? 

Eben­falls wis­sen wir nicht, wel­che Leis­tun­gen Peter Samt zwi­schen 2016 und 2018 jähr­lich um 12.000 Euro in einem frei­en Dienst­ver­trag erbracht haben soll. Schließ­lich war Samt in die­ser Zeit auch Bun­des­rat der FPÖ und hat dafür pro Jahr so an die 60.000 Euro brut­to erhal­ten. Aber er war im genann­ten Zeit­raum auch Mit­glied des Gemein­de­vor­stands von Gös­sen­dorf (ab Febru­ar 2018 sogar Vize­bür­ger­meis­ter), und natür­lich gab es auch dafür eine Ent­schä­di­gung, die je nach Funk­ti­on zwi­schen geschätz­ten 12.000 und 20.000 Euro brut­to jähr­lich betra­gen haben dürf­te. Ange­merkt sei, dass alle die­se Funk­tio­nen und Ein­künf­te nur Neben­ge­räu­sche dar­ge­stellt haben dürf­ten, denn Peter Samt war im genann­ten Zeit­raum haupt­be­ruf­lich Inha­ber eines Unter­neh­mens für Licht und Beleuch­tungs­pla­nung – und dar­über hin­aus in zahl­rei­chen ande­ren poli­ti­schen Funk­tio­nen tätig (sie­he hier und hier).

FPÖ Stmk - Mail: Leistungen von Peter Samt

FPÖ Stmk — Mail: Leis­tun­gen von Peter Samt

Neben­ge­räusch vergessen?

Peter Samt hat im Zeit­raum 2016–2018 Ein­künf­te aus sei­ner unter­neh­me­ri­schen Tätig­keit, aus sei­ner Funk­ti­on als Bun­des­rat und aus der als Gemein­de­vor­stands­mit­glied bzw. Vize­bür­ger­meis­ter von Gös­sen­dorf erzielt. Dazu kämen noch die von Rech­nungs­prü­fer Karl­heinz Mor­ré fest­ge­stell­ten 12.000 Euro jähr­lich. Die­ses „Neben­ge­räusch“ ist in der Trans­pa­renz­da­ten­bank von „Mei­ne Abge­ord­ne­ten“ aber nicht zu fin­den. Wur­de die­se Tätig­keit von Peter Samt scham­haft ver­schwie­gen? Haben sich die akri­bi­schen Recher­cheu­re von „Mei­ne Abge­ord­ne­ten“ ver­tan? Oder hat Peter Samt nicht gemel­det, was er – laut Ver­fas­sungs­be­stim­mung des Unver­ein­bar­keits- und Trans­pa­renz­ge­set­zes, § 6 – kla­rer­wei­se hät­te mel­den müssen?

Wenn die in den uns zuge­sand­ten Screen­shots erho­be­nen Vor­wür­fe stim­men, dann haben nicht nur die FPÖ Stadt Graz und der mitt­ler­wei­le ver­senk­te Gemein­de­rats­klub der FPÖ Graz, son­dern auch die stei­ri­sche FPÖ und etli­che (Ex-)Funktionäre ein grö­be­res Problem.

Es gilt die Unschuldsvermutung!