Als medienrechtlich Verantwortlicher für Report24 firmierte ein Jahr lang ein Thomas Müller. Man würde annehmen, dass er auch einer der Autor*innen, eigentlich der Chefredakteur, war. Aber Müller, der Unbekannte, zeichnete keinen einzigen Beitrag namentlich, und seit März 2022 ist er völlig abgetaucht. Florian Machl, der schon bei einigen anderen Medienprojekten im rechten Spektrum engagiert war, ist seit 1. März der neue Chefredakteur und Herausgeber.
Während der frühere Chefredakteur und Herausgeber gruß‑, wort- und kommentarlos ausgetauscht wurde, lässt sich der neue in den höchsten Tönen loben: „Er hat sich bedingungslos der Suche nach der Wahrheit verschrieben. Die Leser schätzen sein Talent, komplexe Sachverhalte nachvollziehbar zusammenzufassen und zu schildern.“ Natürlich darf die Opfermasche nicht fehlen: Die „Linksradikalen“ attackieren den Ärmsten angeblich dauernd, aber das ist er eh schon „gewohnt“. Das ist tatsächlich so im Redaktionsverzeichnis von Report24 zu lesen!
Großer Austausch …
Dort finden wir auch die anderen Autor*innen und die ersten Überraschungen. Aus dem ursprünglichen Redaktionsteam sind nämlich einige bereits wieder ausgeschieden oder ausgetauscht worden. Die als „universell belesene Vielschreiberin“ angepriesene Alina Adair, die angeblich zuvor schon „in mehreren führenden Online‑, Print- und Blog-Medien“ gearbeitet haben soll, ist wie der alte Chef grußlos verschwunden. Von den führenden Online‑, Print- und Blog-Medien haben wir nichts bemerkt – es sei denn, das blaunahe Blatt „Wochenblick“ wird darunter verstanden. Dort hat sich Adair nämlich zwischen November 20 und Februar 21 warmgeschrieben, bis sie dann zum Report24 übergelaufen ist.
Das ist die erste Auffälligkeit: Die neue Redaktion von Report24 ab Februar 21 bestand fast ausschließlich aus Autor*innen, die zuvor für kurze Zeit für den „Wochenblick“ tätig waren. Neben Alina Adair waren das Günther Müller, Siri Sanning, Vanessa Renner, Willi Huber und Daniel Matissek. Sozusagen Auftakt zu einem großen Austausch im rechten OÖ-Mediencluster, der seither anhält. Nur die beiden Redaktionsmitglieder Max Bergmann und Johanna Scholl waren vorher nicht beim „Wochenblick“ tätig und „Theo Paul Löwengrub“, den wir deshalb unter Anführungszeichen setzen, weil er, obwohl ihm das Redaktionsverzeichnis „viele Jahre Erfahrung in Medienprojekten“ bescheinigte, mutmaßlich nur ein Pseudonym von Daniel Matissek und außerdem ein lausiger Schreiber ist.
Der einzige, der es im alten Redaktionsteam auf eine irgendwie dokumentierbare journalistische Praxis gebracht hat, war das Alter Ego von Löwengrub, der Trump-Fan Matissek, der, obwohl angeblich „berühmt für seine aufwühlenden und fundierten Kommentare“, sich auf tiefem Niveau zwischen „Logistik-Express“ und „Philosophia Perennis“ abgemüht hat. Trotz des hohen Lobes im Redaktionsverzeichnis von Report24 für ihn: Auch Matissek ist Vergangenheit.
… oder rechter Reigen?
Das Redaktionsverzeichnis ist allerdings eine ebenso wenig verlässliche Infoquelle wie die Artikel. So scheint Machl erst seit seiner Chefredaktion darin auf, obwohl er schon seit Monaten, möglicherweise von Beginn an, für das Portal werkt. Ebenfalls ohne Nennung als Autor schreibt seit dem Frühjahr 2021 ein Heinz Steiner. Wir haben auch ihn keinem anderen Medium zuordnen können, was vielleicht an dem Allerweltsnamen Steiner liegt, der wohl ähnlich häufig ist wie Huber, Müller oder Renner, die allesamt bei Report24 auftauchen.
Holger W. Sitter, der auch nicht im Redaktionsverzeichnis zu finden ist, obwohl er schon seit dem November 2021 für Report24 schreibt, haben wir allerdings gefunden. In seinem früheren Leben war er Sportjournalist (für das Dortmunder Fan-Magazin „Gib mich die Kirsche“), dann adelte ihn die rechtsextreme AfD zum Koordinator ihrer Medienabteilung in Berlin. Im Kreis Unna, wo er stellvertretender Sprecher der AfD war, wurde er im September 21 nach heftigem Streit in der Partei abgewählt, was ein nahtloses Andocken bei Report24 ermöglichte, wo er seit November die Kolumne „Berlin direkt“ schreibt.
Edith Brötzner teilt das Schicksal, nicht im Redaktionsverzeichnis genannt zu werden. Sie kennt man allerdings in einschlägigen Kreisen. Bis fast Ende Oktober 21 moderierte die Corona-Leugnerin das Format „Klartext mit Edith“ im Internet-TV AUF1 von Stefan Magnet. Seit Anfang Oktober 21 werkelt sie bei Report24 als Redakteurin und Kommentatorin mit dem Privileg, viele ihrer Beiträge als Videos abzuwickeln.
Während Brötzner von AUF1 zu Report24 wechselte oder wechseln musste, siedelte die (frühere) Wochenblick-Chefredakteurin Elsa Mittmannsgruber seit dem Vorjahr hauptberuflich ins Team von AUF1 und steht dem Wochenblick nur mehr beratend zur Verfügung. Da stellt sich natürlich die Frage, ob das Sesselrücken zwischen den verschiedenen Rechtsaußen-Medien auch politische Gründe haben könnte. Damit und mit anderen ungelösten Fragen beschäftigen wir uns demnächst.