Vom Wochenblick zu Report24
Das muss man sich erst einmal durch den Kopf gehen lassen: Die Redaktion des auch in Oberösterreich produzierten „Wochenblick“ hat nach eigenen Angaben über die Jahre hinweg so zwischen sieben und neun Redaktionsmitglieder. Hier sind die eher seltenen Kommentare des Herausgebers Norbert Geroldinger schon eingerechnet. Anfang März 2021 ereignet sich etwas sehr Seltsames. Sechs (!) Journalist*innen wechseln vom „Wochenblick“ zum neu gegründeten „Report24”, der ebenfalls in Oberösterreich beheimatet ist. Auf einen Schlag, von einem Tag zum anderen.
Normalerweise müsste sich doch ein so massiver redaktioneller Aderlass bemerkbar machen: in einer redaktionellen Mitteilung des alten oder des neuen Mediums, in der dieser Schritt bedauert oder gerechtfertigt wird. Selbst dann, wenn das neue Medium nur ein Spinoff des „Wochenblick“ gewesen wäre. Da war aber nichts außer Schweigen und einer weiteren Merkwürdigkeit. Die Beiträge der meisten flüchtigen Redakteure sind im „Wochenblick“ innerhalb weniger Monate vor dem Wechsel verfasst worden.
Konkret:
- Siri Sanning hat zwischen November 2020 und Ende Februar 2021 17 Beiträge für den „Wochenblick“ namentlich gezeichnet
- Vanessa Renner hat zwischen Mai 2020 und Ende Februar 2021 ebenfalls 17 Beiträge gezeichnet
- Alina Adair war anscheinend sehr fleißig und hat zwischen November 20 und Ende Februar 21 gleich 36 Beiträge für den „Wochenblick“ abgeliefert, während
- Günther Müller es zwischen dem 16. und dem 27. Februar 21 auf 4 Beiträge gebracht hat
- Daniel Matissek lieferte zwischen Ende Dezember 20 und Ende Februar 21 6 Beiträge für den „Wochenblick“ ab
- Willi Huber passt nicht ganz so in dieses Schema. Sein erster Beitrag für das rechten Wochenblick erschien bereits im Februar 2019. Schon der Start war ziemlich widerlich, indem er die nachdenkliche Fragestellung einer Expertin, „warum zum Beispiel für eine Therapie für ein türkisches adipöses Kind kein Geld da ist, während für den onkologischen Patienten mit blauen Augen und blonden Haaren“ eine Therapie für drei Wochen Lebensverlängerung um 130.000 Euro zur Verfügung steht, in eine rassistische Attacke auf „Einheimische“ umdeutete. Aufnahmeprüfung bestanden! Willi Huber war auch der einzige unter den sechs „Wochenblick“-Flüchtigen im Redaktionsverzeichnis des „Wochenblick“ gelistet. Die anderen fünf tauchten hier nicht auf. Am 28. Februar erschien der letzte Beitrag des Willi Huber im „Wochenblick“ und zugleich der erste bei „Report24”.
Machl liebt Huber liebt Machl
Seit 1. März 2022 ist Florian Machl offiziell Chefredakteur von „Report24”. Machl ist ein Vielschreiber. Auf Facebook betreibt er gleich mehrere Konten. Aber weder auf seinem privaten Account noch auf der von ihm betriebenen Seite „FMpolitics” findet sich ein Hinweis auf seinen neuen Job. Dafür macht er auf „FMpolitics” schon kurz nach ihrem Start viel Werbung für „Report24” und verlinkt auch fleißig zu Beiträgen. Fast ausschließlich zu Beiträgen von Willi Huber, dem früheren „Wochenblick“-Redakteur.
Warum zu Huber? Florian Machl ist nämlich – das sticht richtig ins Auge – nicht nur ein ziemlich rechter Schreiber, sondern zugleich ein eitler. Auch in der Redaktion von „Report24” ist er der einzige mit einem Profilfoto. Gut, er ist ja der Chefredakteur, kann man da vielleicht einwenden. Aber Machl war auch schon vorher der einzige bei Report24, der sein Gesicht herzeigte. Er war nämlich bereits von Beginn an mit vielen Beiträgen dabei als Autor Florian Machl, der allerdings nicht im Redaktionskollektiv aufschien. Aber was hat das mit Willi Huber zu tun? Machl liebt nicht nur den Willi Huber, indem er fast ausschließlich dessen Beiträge auf seiner FB-Seite FMpolitics teilt (kaum seine eigenen!), sondern er ist auch Willi Huber. In der Zeit vor Machls Chefredaktion gab es keinen Chefredakteur, sondern ein Redaktionskollektiv. Ein Thomas Müller stand zwar im Impressum als medienrechtlich Verantwortlicher, der hatte aber nichts zu sagen. Im Redaktionskollektiv war einer jedoch der Wichtigste, der Entscheidende: Willi Huber. Das geht schon aus seiner knappen Beschreibung hervor: „Hat mehrere Jahrzehnte Erfahrung in der Welt der Medien und der Werbung. Er war bereits für mehrere patriotische Medien tätig.“
Wichtige politische Kommentare – welche Partei wird von Report24 unterstützt – kommen nur von Huber und Machl (auch schon in der Zeit, als er noch nicht Chefredakteur bzw. Mitglied des Redaktionskollektivs war). „Report24” hat im Unterschied zu Stefan Magnets „Auf1-TV“ und dem „Wochenblick“ 2021 nicht die FPÖ bei den Landtagswahlen in Oberösterreich unterstützt, sondern sehr klar und deutlich die MFG. Das passt gut zum Abgang vom Willi Huber beim FPÖ-nahen „Wochenblick“ und seinem Eintritt bei „Report24”. Das passt aber auch ziemlich gut zu Florian Machl, der zwar ein glühender Kickl-Fan ist („ glaubwürdig, authentisch und wahrhaft freiheitlich“), aber ebenso massiv gegen Hofer und Haimbuchner polemisiert.
Was wir bisher auf den Tisch gelegt haben, waren aber nur Indizien dafür, dass es eine enge, sehr enge Beziehung zwischen Machl und Huber gibt. Es gibt aber auch einen klaren Beleg dafür, dass Machl und Huber ein und dieselbe Person sind. Am 31. März stellte „Report24” ein Interview mit dem „Gesundheitsmechaniker“ Roland Karner online. Das Interview führte laut Eintrag Willi Huber, das Foto dazu zeigt jedoch Florian Machl. Ein Versehen, ein Lapsus? Wohl kaum, denn der Interviewer stellt sich gleich in der ersten Frage als Florian Machl vor. Passt, oder?
➡️ Wer steckt hinter Report24? Teil 1: Rechter Reigen oder Austausch?