Das Corona-Protestbusiness (Teil 4): eine Firma für Selbstmarketing

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Man­che wie der Bus­un­ter­neh­mer Alex­an­der Ehr­lich sind als Fir­ma, Ver­ein und Ein­zel­per­son unter­wegs. Die Lin­ze­rin Edith Brötz­ner agiert unter dem Label „Öster­rei­chist­frei“ mit ihrer Wer­be­agen­tur „Blue Mar­ken­ting“ im Back­ground. Sie setzt auf das Sam­meln von Ein­zel­spen­den, die – so lässt es sich zumin­dest aus dem auf Pay­Pal ange­ge­be­nen Emp­fän­ger schlie­ßen – aufs Geschäfts­kon­to ihrer Agen­tur gehen. Brötz­ner bleibt in der Ver­wen­dung der Gel­der eben­so vage wie all die ande­ren in der Sze­ne. Eine Abgren­zung zum rechts­extre­men Rand fin­den wir bei ihr eben­so wenig wie bei vie­len ande­ren aus der Protestszene.

Edtih Brötz­ner, Inha­be­rin einer Lin­zer Wer­be­agen­tur, sprang bereits Anfang Mai 2020 auf den Pro­test­zug gegen die Coro­na-Maß­nah­men auf – nach­voll­zieh­bar aus ihrer Sicht als Unter­neh­me­rin, die Angst um ihre Exis­tenz hat­te, aber bereits zu Beginn mit dem bemer­kens­wer­ten State­ment, die Pan­de­mie habe nie statt­ge­fun­den. Brötz­ner rief für den 15. Mai zu einer Demons­tra­ti­on auf, um „STOP zu sagen“, denn, so Brötz­ner, Wer in der Demo­kra­tie schläft, wacht in der Dik­ta­tur auf!“ Seit­her orga­ni­siert sie regel­mä­ßig Anti-Coro­na-Demos und steckt auch hin­ter der durchs Land zie­hen­den und gegen die „Hygie­ne­dik­ta­tur“ auf­tre­ten­den Trup­pe der „Coro­na-Zom­bies“. Die posier­te im Jän­ner lus­tig grü­ßend vor dem Hit­ler-Geburts­haus in Brau­nau, was eine Men­ge Pro­tes­te und – schnell ein­ge­stell­te – Ermitt­lun­gen wegen des Ver­dachts auf Wie­der­be­tä­ti­gung nach sich zog.

Skur­ril wirkt der Distan­zie­rungs­ver­such von Brötz­ner: Wir distan­zie­ren uns ganz klar von jeg­li­chen rech­ten Bewe­gun­gen und hal­ten aus­drück­lich fest, dass wir kei­ne Nazis oder Neo­na­zis sind! (…) Aktu­ell geht lei­der ein Bild von uns durch alle Medi­en, auf dem wir uns rund um den Mahn­stein plat­ziert haben (lei­der vor dem Hit­ler­haus).“ Das dop­pel­te „lei­der“ ver­mag auch nicht zu rela­ti­vie­ren, dass sich die Grup­pe neben einem Mahn­mal für die Opfer des Natio­nal­so­zia­lis­mus, das nun nicht „lei­der“, son­dern ganz bewusst vor Hit­lers Geburts­haus steht, win­kend für ein Foto posiert, das Brötz­ner auch noch selbst auf Face­book in Umlauf geschickt hat. Dass dann auf der Web­site für eine „Rich­tig­stel­lung“ aus­ge­rech­net auf den rechts­extre­men „Wochen­blick“ ver­linkt wird und Brötz­ner weni­ge Wochen spä­ter an der Sei­te von Her­bert Kickl in einer Pres­se­kon­fe­renz der FPÖ auf­tauch­te, ver­mag das Bild einer Bewe­gung zu kom­plet­tie­ren, die weder Bewusst­sein und Sen­si­bi­li­tät für his­to­ri­sches Gesche­hen an den Tag legt, noch eine Abgren­zung vom rechts­extre­men Rand zustan­de bringt – oder dies auch gar nicht will.

"Hygienediktatur": Statement zum Foto vor dem Hitlerhaus

„Hygie­ne­dik­ta­tur”: State­ment zum Foto vor dem Hitlerhaus

"Hygienediktatur": Gelöschtes Video und Verweis auf eine "Richtigstellung" im Wochenblick

„Hygie­ne­dik­ta­tur”: Gelösch­tes Video und Ver­weis auf eine „Rich­tig­stel­lung” im Wochenblick

Was Brötz­ner jedoch schon zustan­de bringt, das ist, auf meh­re­re Arten Geld zu sam­meln: Sie tut das unter dem Label „#Öster­rei­chist­frei“, über das sie Spen­den lukriert und auch einen Shop betreibt. Gespen­det wer­den soll für vie­les, auch für die Aktivist*innen selbst, denn, so Brötz­ner auf ihrer Web­site: Recher­che und auf­klä­ren­de Pro­jek­te erfor­dern enorm viel Zeit und unbe­zahl­ba­ren Ein­satz. Nur von Luft und Lie­be kön­nen wir auch nicht leben.“ Wer „wir“ außer Brötz­ner selbst ist, wird eben­so wenig trans­pa­rent gemacht wie die Sum­men, die ein­ge­nom­men wer­den und wie viel davon die­se „wir“ für sich selbst in Anspruch nehmen.

Spenden "Österreich ist frei": "Nur von Luft und Liebe können wir auch nicht leben."

Spen­den „Öster­rei­chist­frei”: „Nur von Luft und Lie­be kön­nen wir auch nicht leben.”

Brötz­ners Shop bie­tet Beklei­dung für Erwach­se­ne und Kin­der und auch Schir­me und Stoff­beu­tel – alles zu Prei­sen, die gleich ein Mehr­fa­ches über den han­dels­üb­li­chen Ange­bo­ten lie­gen. Die Gewinn­span­ne trägt also eini­ges dazu bei, um Bares zu „Luft und Lie­be“ hinzuzufügen.

"Ökobrella" aus China im Brötzner-Shop für 29,90€

„Öko­b­rel­la” aus Chi­na im Brötz­ner-Shop für 29,90€

"Ökobrella" aus China im Handel für 6,34€ (bei 1200 Stk. Bestellmenge)

„Öko­b­rel­la” aus Chi­na im Han­del für 6,34€ (bei 1200 Stk. Bestellmenge)

Vor eini­gen Tagen hat Brötz­ner mit ihrem „Coro­na­auf­klä­rung-TV“ einen wei­te­ren Des­in­for­ma­ti­ons­ka­nal den unzäh­li­gen, die bereits im Inter­net her­um­schwur­beln, hin­zu­ge­fügt. Dort ver­ti­ckert sie über einen zwei­ten Shop Fly­er und Auf­kle­ber. Auch die über Pay­Pal ein­ge­nom­me­nen Spen­den schei­nen direkt in Brötz­ners Fir­ma zu gehen – die Mail­adres­se der Kon­to­in­ha­be­rin hat jeden­falls nichts mehr mit #Öster­rei­chist­frei, dafür aber viel mit Brötz­ners Mar­ke­ting-Fir­ma zu tun.

Unter dem Strich bleibt: Wenn Geld (auch) für den eige­nen Lebens­un­ter­halt gesam­melt wird, dann ist das per se noch nicht ver­werf­lich – zumin­dest dann, wenn das trans­pa­rent aus­ge­wie­sen wird. Und das ist bei all den Spendensammler*innen im Coro­na-Pro­test­busi­ness, die wir uns ange­se­hen haben, nicht der Fall.

➡️ Das Coro­na-Pro­test­busi­ness (Teil 1): Der Frie­de und das Busgewerbe
➡️ Das Coro­na-Pro­test­busi­ness (Teil 2): Gold­grä­ber­stim­mung in der Sze­ne – Ver­ei­ne, Anwäl­te und Ärzte
➡️ Das Coro­na-Pro­test­busi­ness (Teil 3): Der Ein­zel­kämp­fer von QAnon Austria

Brötzner sammelt Spenden: hier für eine "mutige Polizistin"

Brötz­ner sam­melt Spen­den: hier für eine „muti­ge Polizistin”

T-Shirt um 27€ im Brötzner-Shop

T‑Shirt um 27€ im Brötzner-Shop

Weihnachtsaktion im Brötzner-Shop

Weih­nachts­ak­ti­on im Brötzner-Shop

Brötzner-Shop II: Flyer und Aufkleber

Brötz­ner-Shop II: Fly­er und Aufkleber

Spendentool von "Österreich ist frei": "Donate to office-bluemarkting.at"

Spen­den­tool von „Öster­reich ist frei”: „Dona­te to office-bluemarkting.at”