Max J. Pucher ist Autorennfahrer (Rallyecross) und Unternehmer im IT- und Eventbereich. Bei AUF1 versucht er sich jedoch in einer anderen Branche, nämlich als Wissenschafter und Forscher, der für AUF als Faktenchecker auftritt. In seinem bislang einzigen Auftritt macht er dem Image, dass Wissenschafter möglichst unverständlich und auch fade sind, alle Ehre. Vielleicht glaubt Pucher, das müsse so sein, um glaubhaft und seriös rüberzukommen? Der Versuch ist jedenfalls gescheitert.
Pucher opfert sich, wie er gleich am Anfang erklärt, weil er es als seine „Bürgerpflicht“ empfinde, „der Propaganda der Mainstream-Medien, die mit der Politik gleichgeschaltet sind, ein Gegengewicht zu liefern“. Pucher will echten Faktencheck betreiben und schwadroniert über Wissenschaft – mit welcher Qualifikation, bleibt freilich im Dunkeln.
Mag sein, dass sein Unternehmen forscht, eine wie auch immer geartete wissenschaftliche Qualifikation weist der HTL-Ingenieur dennoch nicht auf. Das macht bei AUF1 auch nichts, denn Pucher wischt sein fehlendes Studium mit Hinweisen auf Bill Gates, Al Gore und die „Schulschwänzerin Greta Thumberg“, weg. Dass die drei nicht als wissenschaftliche „Faktencheker/in“ in einer TV-Sendung aufturnen, berührt Pucher nicht.
Er, so legt er die Konfrontationslinie gleich fest, habe nicht „wie viele Politiker einen Universitätsabschluss per Betrug erlangt“. Und weitere Trennlinien zieht er ebenfalls: Sein „konservatives Weltbild“ stehe „im Konflikt mit einem politischen Narrativ an den Universitäten, welches keine konstruktive Kritik und Diskussion mehr erlaubt“. Hier haben wir also die drei dauerbrennenden Feindbilder aus der rechtsextremen Ecke: Medien, Politik und Wissenschaft.
Dann legt Pucher los, natürlich mit dem Thema Nummer 1, „Corona“: gegen die totalitäre Machtübernahme des Staates, gegen die „Globalisten“ usw.. Die Ideologien sind Pucher überhaupt ein Dorn im Auge, vor allem jene, die „Utopien“ zum Ziel hätten wie CO2-Net-Zero und Zero-Covid. Ein Großteil der AUF1-Schauer*innen wird zwar kaum verstehen, was darunter gemeint ist, aber Puchers Feststellung, dass die Anzahl der Opfer sehr hoch sein würde, könnte kleben bleiben. Das reicht als Grundbotschaft auch. Und dann geht’s im üblichen, dem milieueigenen Jargon dahin – mit dem Schwerpunkt Wissenschaftsfeindlichkeit, die Pucher mittels irgendwelcher eingestreuten „Thesen“, die nichts erklären, aber alles vernebeln, zu untermauern versucht. Logischerweise dekliniert er seine „Thesen“ an zwei Hauptthemen herunter: am in der Pucher’schen Welt nicht bewiesenen Klimawandel und an der Nicht-Gefährlichkeit des Corona-Virus. Damit hat er sich, aber das war nicht anders zu erwarten, mitten in den Mainstream-Themen der verschwörungsideologischen Community platziert.
Ein bisschen ein Rätsel bleibt, wie Pucher seine eingangs gemachte Ansage, er werde immer mit einem positiven, optimistischen Thema aufhören, einlöst, aber vielleicht liegt die darin, dass er seine Telegram- und Facebook-Adresse einblendet. Die firmieren unter „Deep Thought News“. „Tief“ ist in der Tat das geeignete Adjektiv für Puchers Performance.
Volkstümlicher geht’s bei „Klartext mit Edith“ zu. Edith, das ist die Oberösterreicherin Edith Brötzner, die eigentlich eine Marketing-Firma besitzt. Breiter bekannt geworden ist sie allerdings als Demo-organisierende Corona-Schwurbeltante, die einige Webshops mit überteuerten Produkten betreibt und noch viel mehr Anlässe findet, um Spenden zu sammeln. Aber immerhin: Edith bringt „TV”-Erfahrung mit, was mehr wäre als fast alle anderen AUF1-Beteiligten. Ihr „Coronaaufklärung-TV“ startete Anfang März und endete allerdings nach nur drei Wochen. Seither ist Funkstille im „Coronaaufklärung-TV“.
Dafür darf Edith nun bei AUF1 Klartext sprechen – oder zumindest das, was sie darunter versteht. Bisher nur einmal, dafür aber gleich 27 sehr lange Minuten lang. Beim Debüt trat der Gmundner Volksmusiker „Flo“ Florian Daxner auf, der vom „Wochenblick“ als „echtes Gmundner Multitalent“ gepriesen wird. Flo musiziert, betreibt ein Tonstudio und hat Corona-Protestlieder eingesungen.
Bei Edith darf er schwadronieren, dass er bereits im März 2020 nicht daran geglaubt hätte, dass sich Covid so schnell verbreitet: „Des gibt’s net, des hot’s net amol bei der Pest glaubi gegeben!“ Flo, der Traunsee-Epidemiologe, bedauert sehr, dass es nur wenige Künstler (gegendert wird naturgemäß nicht) gäbe, die gegen die Corona-Maßnahmen auftreten, aber das sei darauf zurückzuführen, dass viele, die hauptberuflich auch anderswo tätig seien, Knebelverträge hätten, in denen ein Engagement in der Corona-Protestszene verboten werde. Folgerichtig lässt sich Flo weder impfen noch testen und hofft, dass der Verfassungsgerichtshof „diese hirnrissige, komplett vertrottelnde, menschenverachtende, alles zerstörende Regel [gemeint sind die drei „g”, Anmk. SdR]“ als rechtwidrig erklären und aufheben würde. Flo tröstet sich und Edith jedoch final damit, dass „sie (…) diese Fake-Pandemie und Lüge“ nicht mehr lange aufrechterhalten können. „Dein Wort in Gottes Ohr“, flötet Edith abschließend. Möglicherweise sollte sie eher an die Ohren und vor allem den Verstand jener glauben, die sich testen und impfen lassen und damit ermöglichen, dass Flo wieder im Bierzelt aufspielen darf.
➡️ Wer steckt hinter AUF1-TV? Teil 1: Brauner Untergrund
➡️ Wer steckt hinter AUF1-TV? Teil 3: der Häferlsender
➡️ Die FPÖ & Stefan Magnet: eine angepatzte Liaison (18.9.21)
➡️ Bundestagswahlkampf: Desinformation made in Austria (24.9.21)
➡️ Die Umsturzträume des Stefan Magnet (22.11.21)