Kriminalkommissar und Identitär?

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Infor­mier­te wis­sen: In Öster­reich gibt’s kei­nen Kri­mi­nal­kom­mis­sar. Da wird sogar der Tat­ort-Kom­mis­sar als Chef­inspek­tor beti­telt. Aber eigent­lich soll­ten sich Kri­mi­nal­kom­mis­sar und Iden­ti­tä­rer sowie­so aus­schlie­ßen. Es gibt jedoch Fotos, auf denen der Ober­kom­mis­sar Ste­fan Wisch­niow­ski vom Bun­des­kri­mi­nal­amt (BKA) Ber­lin zu sehen ist, wie er gemein­sam mit dem „Patron“ der Iden­ti­tä­ren am Kah­len­berg in Wien ein Trans­pa­rent hält.

Das Trans­pa­rent mit dem Wie­ner Wap­pen hat der Kri­mi­nal­ober­kom­mis­sar im Sep­tem­ber 2020 beim Fackel­zug der extre­men Rech­ten gemein­sam mit Chris­ti­an Cha­rous hoch­ge­hal­ten, dem die Recher­che Wien den Titel „Patron“ ver­passt hat. Zum Wir­ken von Cha­rous fin­den sich hier wei­te­re unschö­ne Anmer­kun­gen. Bei der Demo am Kah­len­berg waren die rechts­extre­men Para­mi­li­tärs von „Slovens­kí Bran­ci“ aus der Slo­wa­kei als Ord­ner eingesetzt.

Charous (links vom Banner) und Wischniowski (rechts vom Banner) beim Kahlenberg-Aufmarsch 2020 (© PresserService Wien)

Cha­rous (links vom Ban­ner) und Wisch­niow­ski (rechts vom Ban­ner) beim Kah­len­berg-Auf­marsch 2020 (© Pres­ser­Ser­vice Wien)

Der Kri­mi­nal­kom­mis­sar aus Ber­lin als ver­deck­ter Ermitt­ler mit­ten unter Iden­ti­tä­ren und ande­ren Rechts­extre­men? Wohl kaum. Wie der „Spie­gel“ in sei­ner Aus­ga­be Nr. 15/2021 (Pay­wall) unter einem präch­ti­gen Foto mit Wisch­niow­ski und Cha­rous berich­te­te, war der Kom­mis­sar aller­dings nicht ganz zufäl­lig in Wien.

Wischniowski postet schon 2019 Kahlenberg-Treffen

Wisch­niow­ski pos­tet schon 2019 Kahlenberg-Treffen

Der Beam­te des Bun­des­kri­mi­nal­am­tes Ber­lin hat näm­lich nicht nur einen Zweit­wohn­sitz in Öster­reich, son­dern der­zeit auch viel Frei­zeit. Der „Spie­gel“ dazu:

Vor einem Jahr war auch dort Schluss, die Behör­de unter­sag­te dem Ober­kom­mis­sar die Füh­rung der Dienst­ge­schäf­te und erteil­te ihm Haus­ver­bot. Sein Gehalt bekommt er trotz­dem wei­ter, so ist es vor­ge­schrie­ben. Nach SPIE­GEL-Infor­ma­tio­nen arbei­tet die BKA-Füh­rung seit der Beur­lau­bung dar­an, Wisch­niow­ski aus dem Dienst zu ent­fer­nen. Sei­ne Gesin­nung las­se sich nicht mit der Neu­tra­li­täts­pflicht ver­ein­ba­ren. Auch feh­le es ihm offen­bar an Ver­fas­sungs­treue.

Im „Spiegel“-Beitrag wer­den ein­zel­ne Akti­vi­tä­ten des Kom­mis­sars – vor sei­ner Sus­pen­die­rung – ange­führt. 2019 reich­te er eine von Rechts­extre­men in Deutsch­land viel­be­ju­bel­te und gehyp­te. Peti­ti­on gegen die angeb­li­che Dis­kri­mi­nie­rung von Deut­schen beim BKA ein. Das BKA, bei dem er schon seit 2007 einen „star­ken Linksd­rall“ ver­spürt haben will, hat­te näm­lich auf sei­ner Web­site Men­schen mit inter­kul­tu­rel­len Fähig­kei­ten und Kennt­nis­sen gesucht.

Wischniowski in der rechtsextremen Epoch Times: Frauen und Ausländer bevorzugt

Wisch­niow­ski in der rechts­extre­men Epoch Times: Frau­en und Aus­län­der bevorzugt

Zuvor war der Kom­mis­sar auch schon gegen die beson­de­re För­de­rung von Frau­en im BKA auf­ge­tre­ten. Auf Face­book prä­sen­tier­te sich der Kom­mis­sar auf einem Foto gemein­sam mit dem bri­ti­schen Rechts­extre­mis­ten Tom­my Robin­son, der in Öster­reich auch sei­ne Ver­eh­rer hat. Zum ers­ten Mal soll Wisch­niow­ski 2018 rechts­extrem auf­ge­fal­len sein: „Auf einer Per­so­nal­ver­samm­lung des Amts in Ber­lin soll er aus­län­der­feind­lich anmu­ten­de Tira­den von sich gege­ben haben. Das berich­ten ande­re Teil­neh­mer. Kol­le­gen beob­ach­te­ten auch, dass er mit einem „Mer­kel muss weg”-Aufkleber am Auto zur Arbeit kam.“

Wischniowski über angebliche Ausländerbevorzugung

Wisch­niow­ski über angeb­li­che Ausländerbevorzugung

In zar­tem Wider­spruch zu die­ser spä­ten amts­sei­ti­gen Auf­fäl­lig­keit steht aller­dings, dass er bereits 2013 der AfD Ber­lin Neu­kölln bei­getre­ten ist und, wie der Blog Neu­kölln-Watch doku­men­tiert, dort schon seit Jah­ren ohne Pro­ble­me und mit gro­ßem Eifer mit ande­ren Rechts­extre­men und Neo­na­zis zusammenarbeitete:

Dass Neo­na­zis in der Neu­köll­ner AfD mit­wirk­ten, Ämter über­nah­men und Netz­wer­ke knüpf­ten, war in der Par­tei all­ge­mein bekannt. Die Taz zitier­te einen AfD-Bezirks­ver­ord­ne­ten, der sich an den Ber­li­ner AfD-Chef Georg Paz­der­ski rich­te­te und die Zustän­de sogar noch höf­lich zurück­hal­tend beschreibt. Denn Thom und teil­wei­se ein dut­zend wei­te­re Neo­na­zis nah­men auch an wei­te­ren Ver­an­stal­tun­gen der Neu­köll­ner AfD teil.

Dass Wisch­niow­ski ein Mit­glied in der klan­des­ti­nen Struk­tur der Iden­ti­tä­ren ist, bele­gen die bis­her erschie­ne­nen Bei­trä­ge nicht. Der rechts­extre­me Back­ground des Beam­ten reicht ohnehin.