Shades of Identitär – Vorstellung einer dreifachen Bemühung

Vor dem Lan­des­gericht Graz wird derzeit strafrechtlich über die Iden­titären ver­han­delt. 17 Mit­glieder und Sym­pa­thisan­ten, darunter die Grün­dungs­gen­er­a­tion, müssen sich vor allem wegen der Beteili­gung an ein­er krim­inellen Vere­ini­gung ver­ant­worten. Ste­fan Juritz, die zen­trale Fig­ur eines neuen iden­titären Medi­en­pro­jek­ts, ist nicht darunter. Was läuft da?

Drei rel­a­tiv neue Medi­en­pro­jek­te im Dun­stkreis der Iden­titären (IBÖ) – der „Arbeit­skreis-Nau­tilus“, die „Tagesstimme“ und „anbruch.info“ – fall­en auf den ersten Blick durch Unauf­fäl­ligkeit auf. Es han­delt sich dabei um den dreifachen Ver­such ein­er Erweiterung und ein­er Nor­mal­isierung von Posi­tio­nen der soge­nan­nten „Neuen Recht­en“. Man set­zt auf Harm­losigkeit und Pro­fes­sion­al­ität. Aber die Geset­ze des Blaukraut lassen sich bekan­ntlich so leicht nicht ver­schleiern. Daher auch hier: Recht­sex­trem bleibt rechtsextrem.

Die zen­trale Fig­ur inmit­ten dieser neuen Online-Pro­jek­te heißt Ste­fan Juritz. Dabei han­delt es sich, wie bere­its vor kurzem bei stoppt­dierecht­en.at besprochen, um einen bekan­nten IBÖ-Aktivis­ten, Burschen­schafter (Ger­ma­nia Graz) und ehe­ma­li­gen RFJ-Obmann. Für Auf­se­hen als stram­mer, rechter Recke hat er bere­its 2007 mit der Forderung das Ver­bots­ge­setz abzuschaf­fen (die Presse berichtete) gesorgt; oder auch 2010, als er in Verbindung mit einem mas­siv­en Gewaltvor­fall durch einen Neon­azi-Schlägertrupp vor Gericht musste (Juritz wurde zwar erstin­stan­zlich freige­sprochen, aber seine Ver­strick­un­gen in die Neon­aziszene, die durch den Vor­fall evi­dent wur­den, haben es immer­hin bis in das 2012 veröf­fentlichte Buch „Stra­che – Im braunen Sumpf“ von Hans-Hen­ning Scharsach geschafft). Als wäre das nicht schon genug, war Juritz auch Online-Koor­di­na­tor bei „Info-Direkt“ (siehe dazu auch, gut recher­chiert, bei antifa-recherche.info). Kurzum: Es han­delt sich um einen seit Jahren auf­fäl­li­gen recht­sex­tremen Aktivis­ten. Die vie­len Worte zu Juritz sind deshalb ange­bracht, weil die drei vorzustel­len­den Pro­jek­te in sein­er Per­son zusam­men­laufen: Er ist Leit­er des „AK-Nau­tilus“, hat in dieser Funk­tion vor kurzem das rechte The­o­rie-Pro­jekt „anbruch.info“ unter seine Fit­tiche genom­men und ist außer­dem Chefredak­teur und Grün­der des Onlinepor­tals „Tagesstimme“. Aber eines nach dem anderen.

Der AK-Nau­tilus1um Pro­fes­sion­al­isierung bemüht

Der Arbeit­skreis-Nau­tilus präsen­tiert sich als Plat­tform für unab­hängige Medi­en- und Infor­ma­tion­sar­beit. Zunächst wirkt der Webauftritt unauf­fäl­lig, ästhetisch irgend­wo zwis­chen der Home­page ein­er Stu­di­en­vertre­tung und ein­er Ver­sicherungs­ge­sellschaft. Doch reichen schon ein paar Klicks, um auf Ein­schlägigeres zu stoßen (und v.a. die behauptete Unab­hängigkeit in Frage zu stellen).

So kann man ein­drucksvoll anhand eines 40 Minuten lan­gen Inter­views über die Neu­grün­dung des AK-Nau­tilus mit Mar­tin Sell­ner2, dem Chef der IBÖ, nachvol­lziehen, dass Juritz auch im Jahr 2018 vom Recht­sex­trem­is­mus keinen Mil­lime­ter abgewichen ist. Dort wird nos­tal­gisch darüber sin­niert, wie lange man sich schon kenne, aus der Grün­dungszeit der IBÖ näm­lich, als man in stu­den­tis­chen Lesekreisen die Mach­w­erke der „Neuen Recht­en“ studiert habe („und fast nur noch Hei­deg­ger dann später“, fügt Sell­ner verträumt dazu). In diesem Inter­view wird von Sell­ner auch die Notwendigkeit zur Pro­fes­sion­al­isierung „patri­o­tis­ch­er Medi­en­ar­beit“ ange­sprochen, einem zen­tralen Motiv zur Grün­dung des AK-Nau­tilus. Schließlich sei ja die Linke nur so stark, wegen der „von Soros finanzierten NGO’s“ (im Inter­view bei Min. 16:30), wirft Sell­ner ein, damit die anti­semi­tis­che Klaviatur bei dem Gespräch nicht unbe­di­ent bleibt.

Solche Töne fehlen allerd­ings auf der Web­site des AK-Nau­tilus, und man darf mut­maßen, dass genau darin die Strate­gie liegt: Es geht um die Nor­mal­isierung recht­sex­tremer Inhalte und die Pro­fes­sion­al­isierung ihrer Ver­mit­tlung. Ins­beson­dere das Let­ztere dürfte die Kernidee beim AK-Nau­tilus sein. Als beson­ders kurios­es Beispiel dafür erweist sich das bis­lang einzige Doku­ment, das sich auf der Web­site find­et: Eine „Fall­studie“ mit dem Titel „Ist die Iden­titäre Bewe­gung Öster­re­ich recht­sex­trem?“, ver­fasst von dem IBÖ-Führungskad­er Patrick Lenart. Dass das eine Farce und keine Studie ist, liegt auf der Hand. Aber dieser Ver­such ein­er wis­senschaftlichen Legit­imierung rei­ht sich immer­hin naht­los in die bekan­nten iden­titären Bemühun­gen um den Auf­bau eines pro­fes­sionellen und „demokratiekom­pat­i­blen“ Image ein. Man ver­sucht sich am Anschein ein­er gewis­sen akademis­chen Professionalität.

hier zu Teil 2

1Home­page des AK-Nau­tilus, zulet­zt einge­se­hen am 20.06.2018
2Home­page von Mar­tin Sell­ner (sowie auf Youtube), zulet­zt einge­se­hen am 20.06.2018