Rechtsextreme „Einzelfälle“ im Bundesheer

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Der Stan­dard-Jour­na­list Mar­kus Sulz­bach­er hat die rechts­extre­men „Ein­zel­fäl­le“ im Bun­des­heer seit Juli 2021 zusam­men­ge­tra­gen. Wir haben die Lis­te ergänzt. Es sind 18 Fäl­le in den letz­ten zehn Mona­ten, dabei ist davon aus­zu­ge­hen, dass nicht alle bekannt gewor­den sind.

7. Juli 2021: Im Zuge eines Pro­zes­ses in Graz wird bekannt, dass in den Rei­hen der rechts­extre­men „Iden­ti­tä­ren” ein Sol­dat zu fin­den war. Quel­le: https://www.derstandard.at/story/2000129593781/beamte-des-verteidigungsministeriums-trat-vor-neonazis-und-impfgegnern-auf

17. Juli 2021: In Graz stand ein Sol­dat vor Gericht. Er hat­te in der Kaser­ne mehr­mals den Hit­ler­gruß gezeigt und trat als Hit­ler-Imi­ta­tor auf, selbst sei­nen Bart trug er wie Hit­ler. Quel­le: https://www.kleinezeitung.at/steiermark/chronik/6009186/Prozess-in-Graz_Soldat-irritierte-seine-Kameraden-mit-HitlerBart

8. Sep­tem­ber 2021: Das Bun­des­heer bestä­tigt, dass „in den ver­gan­ge­nen drei Jah­ren vier Sol­da­ten wegen rechts­extre­mer oder ras­sis­ti­scher Äuße­run­gen oder Hand­lun­gen dis­zi­pli­när zur Ver­ant­wor­tung gezo­gen” wur­den. Quel­le: https://fragdenstaat.at/anfrage/anfrage-nach-dem-auskunftspflichtgesetz-zum-thema-rechts-und-linksextremismus-beim-bundesheer/

11. Sep­tem­ber 2021: Moni­ka D., eine Mit­ar­bei­te­rin des Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­ums trat als Red­ne­rin bei einer Anti-Coro­na-Maß­nah­men-Demons­tra­ti­on auf. Im Publi­kum: Neo­na­zis und Impf­geg­ner. Quel­le: https://www.derstandard.at/story/2000131153658/hochrangige-bundesheer-offiziere-machen-stimmung-gegen-impfungen

26. Okto­ber 2021: In dem Video des Bun­des­hee­res ist ein Sol­dat mit einem der rech­ten Sze­ne zuge­ord­ne­ten Abzei­chen zu sehen. Der Mann trug auf sei­nem Helm ein „Raben­ban­ner”, bekannt auch als „Odins Rabe”. Quel­le: https://www.derstandard.at/story/2000130940534/rabenabzeichen-am-helm-bundesheer-leitete-disziplinarverfahren

2. Novem­ber 2021: Ein offe­ner Brief einer Grup­pe von Bun­des­heer-Offi­zie­ren wird bekannt. Dar­in wet­tern sie gegen Imp­fun­gen und bezeich­nen die rechts­extre­men „Iden­ti­tä­ren” als „patrio­ti­sche Jugend­li­che”. Ver­fasst wur­de das Schrei­ben von dem ehe­ma­li­gen Kom­man­dan­ten der 6. Jäger­bri­ga­de, Johann G., und einem Agen­ten des Hee­res­nach­rich­ten­amts, Oberst Her­mann H. M. Ihren For­de­run­gen schlos­sen sich wei­te­re Ange­hö­ri­ge des Mili­tärs an. Quel­le: https://www.derstandard.at/story/2000131153658/hochrangige-bundesheer-offiziere-machen-stimmung-gegen-impfungen

10. Novem­ber 2021: Ein Bun­des­heer­sol­dat aus Kärn­ten muss­te sich vor dem Lan­des­ge­richt Kla­gen­furt ver­ant­wor­ten, nach­dem am Tank sei­nes Motor­rads SS-Runen und am Gestell der SS-Toten­kopf zu sehen war. Quel­le: https://kaernten.orf.at/stories/3129301/

11. Dezem­ber 2021: Wolf­gang W., lang­jäh­ri­ger Mit­ar­bei­ter des Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­ums, wird am Lan­des­ge­richt wegen Wie­der­be­tä­ti­gung schul­dig gespro­chen. Er hat­te das Eier­no­ckerl-Pos­ting des Poli­zis­ten Fer­di­nand H. vom 20.4.2020 mit „Blon­di fehlt“ kom­men­tiert. Quel­le: https://www.stopptdierechten.at/2021/12/13/wochenschau-kw-49–21/#eisenstadt

15. Dezem­ber 2021: Das Bun­des­heer bestä­tigt, dass das Lied „Es steht ein klei­nes Edel­weiß. Marsch der Gebirgs­jä­ger” gesun­gen wird und sich in Lie­der­bü­chern mit Bun­des­heer-Logo fin­det. Das Lied stammt aus dem Jahr 1940 und wur­de von der Wehr­macht gesun­gen. In der Stel­lung­nah­me gegen­über „Frag den Staat” heißt es sei­tens des Hee­res, es sei „weder ein Bezug zur Wehr­macht oder zur NS-Zeit vor­han­den, noch kann ein sol­cher her­ge­stellt wer­den”. Quel­le: https://fragdenstaat.at/anfrage/lieder-mit-ns-vergangenheit-beim-osterreichischen-bundesheer/

30. Dezem­ber 2021: Es wird bekannt, dass der Bun­des­heer-Oberst Her­mann H. M. als Red­ner bei Coro­na-Demos auf­trat. M. hat auch ein Buch mit dem Titel „Bevöl­ke­rungs­aus­tausch in Euro­pa” geschrie­ben und damit eine zen­tra­le rechts­extre­me Ver­schwö­rungs­er­zäh­lung befeu­ert, die auch von den rechts­extre­men „Iden­ti­tä­ren” und den Atten­tä­tern von Christ­church und Buf­fa­lo ver­brei­tet wur­de. Quel­le: https://www.derstandard.at/story/2000132124363/bundesheeroberst-trat-bei-corona-demonstration-als-redner-auf

13. Jän­ner 2022: Der dama­li­ge Innen­mi­nis­ter Karl Neham­mer (ÖVP) sprach von „ter­ror­ähn­li­chen Struk­tu­ren”, nach­dem es im Mai 2021 Haus­durch­su­chun­gen bei Coro­na-Leug­nern gab. Bei den Raz­zi­en wur­den Waf­fen, Muni­ti­on und para­mi­li­tä­ri­sche Aus­rüs­tung gefun­den. Zu den Ver­däch­ti­gen zähl­te auch ein zivi­ler Beam­ter des Bun­des­hee­res, wie dem STANDARD bestä­tigt wur­de. Die­ser Mann ist aller­dings nicht mehr im Heer auf­find­bar, wie der STANDARD berich­tet. Quel­le: https://www.derstandard.at/story/2000132506409/nach-razzia-bei-corona-leugnernverdaechtiger-beim-heer-nicht-mehr-auffindbar

21. Jän­ner 2022: Laut Pres­se­mel­dun­gen tauch­te auf Tik­tok ein Video auf, in dem uni­for­mier­te Sol­da­ten den berüch­tig­ten und ver­bo­te­nen Wolfs­gruß – ein Sym­bol tür­ki­scher Rechts­extre­mer – zei­gen. Quel­le: https://kurier.at/mehr-platz/faschistischer-wolfsgruss-in-oesterreichischer-bundesheer-uniform/401878979

28. März 2022: Es wird bekannt, dass ein Grund­wehr­die­ner anti­se­mi­ti­sche Paro­len in einer Onlin­egrup­pe mili­tan­ter Neo­na­zis pos­te­te. Quel­le: https://www.derstandard.at/story/2000134481819/bundesheer-rekrut-unterstuetzte-rechtsextremen-rapper

31. März 2022: Ende März muss­te auch ein Akti­vist der „Iden­ti­tä­ren” das Bun­des­heer ver­las­sen. Er war unter ande­rem mit dabei, als von der Grup­pe Mit­te März ras­sis­ti­sche Fly­er in der Wie­ner U6 auf­ge­legt wur­den, wie die Grup­pe „Öster­reich Rechts­au­ßen” auf Twit­ter öffent­lich mach­te. Quel­le: https://www.derstandard.at/story/2000135041311/bundesheeroffiziere-mit-antisemitischem-telegram-auftritt

31. März 2022: Das Arbeits­ver­hält­nis von Moni­ka D. im Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um wur­de been­det. Nach­dem sie über Jah­re obsku­re Ver­schwö­rungs­er­zäh­lun­gen ver­brei­te­te, bei Demons­tra­tio­nen auf­trat und mit Neo­na­zis fei­er­te. Quel­le: https://www.derstandard.at/story/2000135041311/bundesheeroffiziere-mit-antisemitischem-telegram-auftritt

20. April 2022: Im Tele­gram-Kanal jener Offi­zie­re, die im Novem­ber 2021 in einem offe­nen Brief gegen die Imp­fung wet­ter­ten, fin­den sich anti­se­mi­ti­sche Bei­trä­ge. Quel­le: https://www.derstandard.at/story/2000135041311/bundesheeroffiziere-mit-antisemitischem-telegram-auftritt

27. April 2022: In Wien stan­den sie­ben Anti­fa­schis­ti­schen vor Gericht, die Rechts­extre­me ange­grif­fen haben sol­len. Dabei kam auch ein Zeu­ge aus dem „Identitären”-Milieu zu Wort. Er sag­te aus, dass er für das Bun­des­heer tätig sei. Quel­le: https://twitter.com/msulzbacher/status/1519293151613272064?s=20&t=Mc7a81VU8yY_VWmNoTd_YQ

19. Mai 2022: In Eisen­stadt stand ein Mann vor Gericht, auf des­sen Han­dy 419 Fotos und 23 Vide­os mit NS-Inhal­ten zu fin­den waren und der ein­schlä­gi­ge Inhal­te via Face­book und Whats­app ver­schick­te. Der Mann besaß ein Sturm­ge­wehr, des­sen Num­mer her­aus­ge­schlif­fen und das aus Bun­des­heer-Bestän­den abge­zweigt wor­den war. Quel­le: https://www.stopptdierechten.at/2022/05/23/wochenschau-kw-20–22-teil‑1/#eisenstadt

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