Franz M., der Polizist und Franz M., der Facebooker
Ist Franz M., der seit 2011 auf FB ein Konto bespielt, auf dem eindeutig rechtsextreme bis braune Postings zu sehen sind, auch jener Franz M., der seit 1983 Exekutivbeamter ist, zunächst als Gendarm, dann später – nach der Strasser‘schen Reform – als Polizist und bis 2014 Kommandant einer Polizeiinspektion? Es gibt keinen Anlass, daran zu zweifeln. Beide haben denselben Namen und dasselbe Hobby: Tauchen. Franz M. betreibt die Taucherei ziemlich professionell und erfolgreich, was an den diversen Einträgen zu Ausstellungen und Vorträgen mit ihm ablesbar ist. Ach, wäre Franz M. doch nur bei diesem Hobby geblieben!
Auf Facebook fällt M. in den ersten Jahren, soweit sich das öffentlich ablesen lässt, nicht durch extreme Posts auf. Es sind Bilder vom Meer, vom Tauchen, Unterwasserfunde oder belanglosen Memes. 2016 teilt er dann einen erschreckend eindeutigen, unerträglichen Beitrag der Seite „Wächter des Nordens“. Der Artikeltitel sagt alles: „Adolf Hitler hat keine Juden vergasen lassen, aber Juden haben Nichtjuden massenhaft vergast!“
Die antisemitische und braune Wächter-Seite ist mittlerweile nur mehr über Wayback abrufbar. Ein einziger Satz aus dem Beitrag reicht, um den Verdacht wegen NS-Wiederbetätigung (§ 3h Verbotsgesetz) zu illustrieren: „Selbstverständlich weiß mittlerweile ein Großteil der denkenden Bevölkerungen, dass die Geschichte von der Judenvergasung durch Adolf Hitler die größte Lüge der Menschheitsgeschichte ist.“
Unter den mehr als 3.700 FB-Freundschaften, die Franz M. geknüpft hat, finden sich jede Menge Rechtsextreme und Neonazis – quer durch alle Schattierungen – von FPÖ bis NPD und „Dritter Weg“, aber auch hochrangige Militärs – eine kleine Auswahl:
- der amtsbekannte Reichsbürger Karl Detimer, Karl Richter (NPD, jetzt „Aufbruch“), Monika Donner, Manfred Josef Hubral (AfP), Erich Reder („Erstaunlich“), Geri Schwörer („Widerstand Österreich“) und verurteilte Neonazis
- aus der FPÖ: die Nationalratsabgeordneten Martin Graf, Gerald Hauser, Norbert Hofer, der EU-Parlamentarier Harald Vilimsky, die FPÖ-Ex-Politiker Heinrich Sickl, Martin Huber und Hans-Jörg Jenewein.
- aus dem Bundesheer: Robert Brieger (ehemaliger Chef des Generalstabs, jetzt Vorsitzender des EU-Militärausschusses), Edmund Entacher (pensionierter Chef des Generalstabs), Josef Paul Puntigam (pensionierter Brigadier)
Holocaustleugnung wie ein Besessener
Wir scrollen auf der Timeline von Franz M. weiter und finden Unglaubliches. Am 15.5.16 verlinkt M. zu einem YouTube-Video: „Wie entstand die Festlegung von 6 Millionen getöteten Juden“ und die Unterzeile „Skandal !!!! Bitte teilen teilen teilen……“. In dem Video wird behauptet, dass die Festlegung auf sechs Millionen ermordete Juden schon lange vor der Nazi-Zeit erfolgt und daher ein Schwindel sei – eine weitere Holocaustleugnung. Franz M. postet den Link zu dem Video aber nicht nur am 15. 5., sondern auch am 17.6., am 16.8. und weitere 16 (!) Mal alleine im Jahr 2016 und einige Male auch noch in den drauffolgenden Jahren.
2015 hatte Franz M. ein Vimeo-Video geteilt, in dem der Holocaust mit den weit vor 1938 angeblich festgelegten Zahlen geleugnet bzw. verharmlost wurde. Fast schon überflüssig zu erwähnen: Auch dieser Link wurde von Franz M. nicht nur einmal, sondern mehrfach geteilt. Wie ein Besessener arbeitete sich der Polizist an der Leugnung des Holocaust ab.
Am 24. November 23 teilt M. ein Video der in Deutschland mehrmals wegen Verhetzung und Holocaustleugnung verurteilten Neonazi-Ikone, Ursula Haverbeck, in dem sie sich mit den angeblichen Plänen zur Vernichtung des deutschen Volkes (die ihrer Meinung nach gerade stattfindet) beschäftigt.
Von George Soros bis zu Wolodymir Selenskij
Klar, dass in dieser Hetzorgie der letzten Jahre auch George Soros nicht fehlen darf. Als „gefährlichster Mann der Welt“, „verurteilter Krimineller“, der „Europa zerstören“ und den „Volksaustausch“ betreiben will, wird gegen ihn in diversen Posts antisemitisch gehetzt. Und weil George Soros angeblich die Grünen als seine Partei forciert, kriegen auch die sehr direkt eine Portion braunen Dreck von Franz M. übergestülpt: „Der Nazi von heute ist nicht braun, sondern Grün!!! Grünes Reich. Sein Holocaust ist der Mord am eigenen Volk.“ Das Foto hat er am 2. Juli 23 von einem AfD-Fan übernommen. Es gefällt 26 Personen.
Die Timeline von Franz M. ist bis in die jüngsten Tage voll mit hetzerischen und braunen Beiträgen. Ein einziger ist mittlerweile gelöscht: der vom 20.7. 2023. Das Foto zeigte einen (schwarzen) Mann, der in einer U‑Bahn-Station auf das Gleis uriniert. Dazu der verhetzende Text: „Ingenieur Makumba aus Kongo – Die Bereicherung“ Immerhin zwölf Likes hatte diese Hetze, die monatelang online war, erhalten!
Ebenfalls aus dem November 23 stammt ein Link zu einem grotesken Video, in dem sich ein unbekannter Sprecher abmüht zu beweisen, dass ein Rockefeller den Feminismus erfunden habe, durch den die Gesellschaft jetzt zerstört würde. Wen der Schmarrn, den einst auch die frühere FPÖ-Abgeordnete Susanne Winter im Parlament zum Besten gegeben hat, näher interessiert, hier ist die Auflösung.
Was findet sich sonst noch auf dem Account des Franz M.: Die EU ist Scheiße, Olaf Scholz und Wolodymir Selenskij sind „Verbrecher“ und nicht die „Russen sind Feinde der Deutschen, sondern unsere US-hörigen Lügenmedien“.
➡️ Teil 2: Franz M., die Rheinwiesenlager und der oberste EU-General
➡️ Der „Standard” berichtet über den Fall und hat bei der Polizei nachgefragt. Der Polizist ist mittlerweile in Pension: Polizist teilte auf Facebook jahrelang offen Holocaust-Leugnung