M.s FB-Postings zu den Rheinwiesenlagern begannen bereits am 18.12. 2015, als er einen Link zu einer Website setzte, auf der behauptet wird, dass deutsche Tote aus den Rheinwiesenlagern ausgegraben und als jüdische Leichen ausgegeben worden seien, um so die Opferzahlen des Holocaust zu manipulieren. Eine an Impertinenz kaum zu überbietende Lüge!
Rechtsextreme stricken aus den Lagern gräuelpropagandistische Erzählungen und verbreiten, es seien Hunderttausende bis zu einer Million Häftlinge gezielt umgebracht worden. Den Gipfel der Perfidie stellt die Lüge dar, Opfer aus den Rheinwiesenlagern seien ausgegraben und als jüdische KZ-Opfer ausgegeben worden.
Infokasten aus: Geschichtsrevisionistisches Treffen an den Rheinwiesen und eine Österreicherin mittendrin
2019 setzt M. mit einem Link zur rechtsextremen Seite von „Anonymous News“ und dem Titel „Rheinwiesenlager – Der vergessene Völkermord der Alliierten an den Deutschen“ nach. Auch diesen deutlich rechtsextremen Beitrag postet wie andere holocaustleugnende Beiträge mehrfach. Dazwischen setzt M. auch noch einen anderen revisionistischen Beitrag: „Rheinwiesenlager ‑eine verschwiegene Schuld“ Wessen Schuld da angeblich verschwiegen wird, ist aus Kommentaren ersichtlich: „War ein Teil des Planes, möglichst viele Deutsche ‚auch noch nach dem Krieg, ausrotten. Churchill war dagegen, aber Churchill hatte nach dem Krieg nicht mehr viel zu melden. Trumm hatte das Sagen, und Truman warf auch die A‑Bomben“, schreibt ein Arzt aus Wien dazu.
Die Rheinwiesenlager, der Brigadier und der General
2023 ein neuer Anlauf: M. verlinkt zu einer Fotocollage einer deutschen Rechtsextremen, die mit „Ein verschwiegenes Kapitel deutscher Geschichte …“ betitelt ist. Auch diese Behauptung ist eine Lüge. Die historische Aufarbeitung der Rheinwiesenlager erfolgte zwar spät, ist aber umfassend und spätestens seit den 1970er-Jahren öffentlich. Der deutlich rechtsextrem positionierte pensionierte Bundesheer-Brigadier Josef Paul Puntigam meldet ein: „Der ehemalige Justizminister E.Forreger [sic]) war in einem Rheinwiesenlager und hat die beschrieben [sic!] Zustände in einer Broschüre bestätigt!“
Ein weiterer Militär setzt nach: „Es ist vor allem ein verschwiegenes Kapitel in der Geschichte der Sieger.“ Das ist ein deutlicher Satz, der das rechtsextreme und neonazistische Narrativ über die Rheinwiesenlager stützt, es geradezu unterstreicht.
Der Kommentar stammt von Robert Brieger, Chef des Generalstabs des österreichischen Bundesheeres bis 2022, der danach zum Vorsitzenden des Militärausschusses der EU, also so etwas wie zum ranghöchsten Militär der EU, aufgestiegen ist. Was ihn wohl dazu gebracht hat, einen dermaßen irritierenden Kommentar auf dem sehr einschlägigen, mit Holocaustleugnung durchsetzten Facebook-Profil des Franz M. abzugeben?
➡️ Teil 1: Ein Polizist als besessener Holocaustleugner?
➡️ Der „Standard” berichtet über den Fall und hat bei Polizei und General Brieger nachgefragt: Polizist teilte auf Facebook jahrelang offen Holocaust-Leugnung
➡️ „Stoppt die Rechten“ zu den Rheinwiesenlagern
➡️ Eine gründliche Auseinandersetzung mit James Bacque, einem kanadischen Revisionisten der 1990er-Jahre, liefert Brigitte Bailer-Galanda: Eisenhower und die deutschen Kriegsgefangenen. Seriöse Historiographie gegen die Mythen des kanadischen „Revisionisten” James Bacque — eine Buchbesprechung
➡️ derspiegel.de, 4.7.22 (Paywall): Was geschah wirklich in den Rheinwiesenlagern? (Printartikel zum Download)