Einzigartiges Archiv
Das braune Menü „Eiernockerl mit Grünem Salat“ wird bei uns heute (noch) nicht serviert, dafür aber ein Zeugnis für den ungebrochenen Willen, rechtsextreme und neonazistische Entwicklungen aufzuzeigen. Mit fast 6.000 Beiträgen, die sich über die Jahre hinweg angesammelt haben, bietet „Stoppt die Rechten“ ein einzigartiges, nämlich frei zugängliches, Online-Archiv, das dergestalt auch österreichische Kontinuitäten offenlegt – sei es von Narrativen, die in gleichen oder ähnlichen Formen immer wieder auftauchen, sei es von Personen, die immer wieder auffällig geworden sind oder wieder aufgetaucht sind, sei es von Gruppierungen, die sich in alten und neuen Formationen (wieder)betätigt haben. Das zeigt auch unsere seit Herbst 2022 in Kooperation mit prozess.report deutlich ausgeweitete Prozessberichterstattung, im Zuge derer wir regelmäßig auf Personen und Netzwerke stoßen, die schon seit vielen Jahren aktiv bzw. während der Pandemie und den Corona-Protesten erneut aktiv geworden sind.
Aktualisierte und neue Übersichten
Ein Kernstück der neuen Website ist eine Übersicht zu „FPÖ-Einzelfällen“ seit Herbert Kickls Übernahme der FPÖ als Parteiobmann. Diese verdichtete Auflistung zeigt auch sehr deutlich die Radikalisierung der Partei: Während vor einigen Jahren FPÖ-Inserate in rechtsextremen Medien noch für Aufmerksamkeit gesorgt haben, sind die Blauen heute in jedem dieser Medien mit Werbeeinschaltungen vertreten. Kooperationen der FPÖ zwischen der Agentur des ehemaligen Kaders des neonazistischen „Bund freier Jugend“, Stefan Magnet, wurden seitens der Beteiligten vor einigen Jahren noch geheim gehalten – inzwischen treten FPÖ-Politiker*innen bei Magnets „AUF1-TV“ in Serie auf, und Magnet wurde von der FPÖ zu einer Enquete ins Parlament geladen.
Die Liste zeigt auch den veränderten Umgang der Partei mit ihren „Einzelfällen“: Rücktritte nach Eklats sind Seltenheitswert geworden und finden, wenn überhaupt, klammheimlich statt. Einen Überblick zu dem, was sich in der FPÖ seit Kickl als Obmann verändert hat, bietet neben der Einzelfall-Liste auch ein eigener Beitrag.
Apropos Überblick: Die Auflistungen der rechtsextremen Fälle in Bundesheer und Polizei wurden aktualisiert und in eine übersichtlichere Form gebracht. Zudem: Wir haben in Hunderten Beiträgen zu rechtsextremen Medien in Österreich berichtet. Nun gibt’s zur raschen Orientierung auch einen Überblick mit Kurzbeschreibungen.
Alles FPÖ? Nein!
Selbstverständlich spielt die größte rechtsextreme Gruppierung Österreichs, die FPÖ, eine prominente Rolle in unseren Recherchen und Dokumentationen. „Stoppt die Rechten“ hat sich jedoch von Beginn an zur Aufgabe gemacht, weit über den parteienförmigen Rechtsextremismus hinaus zu berichten, was sich in dem Fall, den wir heute veröffentlichen (um 9 Uhr), widerspiegelt – obwohl die FPÖ auch dabei eine Nebenrolle spielt. Hier stellt sich die essentielle, im Kern immer wieder auftauchende Frage: Wie ist es möglich, dass zigfache, unverblümt geäußerte Holocaustleugnung eines mutmaßlichen Polizeibeamten über fast zehn Jahre hinweg unbemerkt und konsequenzlos bleibt oder sogar Zustimmung erfährt?
Service
Bereits im letzten Sommer wurden auf unserer Website neue Tools implementiert: eine verfeinerte Suche, die für Recherchen in den Tausenden Beiträgen unerlässlich ist, die Möglichkeit, mit uns neben herkömmlichen Wegen (Mail, Kontaktformular) in völlig anonymisierter Weise über ein Whistleblower-Hinweisgebesystem Kontakt aufzunehmen und Teaser zu unseren neu veröffentlichten Beiträgen (täglich oder einmal wöchentlich) via E‑Mail zu abonnieren.
Danke!
Der Relaunch gibt Gelegenheit, unseren Unterstützer*innen zu danken – den Einzelpersonen, die uns mit teils monatlichen Spendenbeträgen helfen, jenen, die ehrenamtlich, etwa durch die Beobachtung von Gerichtsverhandlungen, Beiträge leisten, jenen, die uns Informationen zukommen lassen und uns beim Monitoring unterstützen und unserem Webmaster, der uns kontinuierlich hilft, dass die Website läuft und den Angriffen standhält.
Ein überwiegender Teil der Tätigkeiten von „Stoppt die Rechten“ basiert auf ehrenamtlicher Arbeit. Dass wir zwei Teilzeitstellen finanzieren können, verdanken wir dem Grünen Klub im Parlament und dem Wiener Rathausklub. Wir danken allen Abgeordneten, die unsere Arbeit mit ihren finanziellen Beiträgen unterstützen!
Wichtig ist uns jedoch zu betonen, dass wir überparteilich arbeiten und selbstverständlich auch mit Personen/Gruppen kooperieren, die anderen Parteien nahestehen bzw. bei ihnen tätig sind. Das herausragende, verbindende Element ist eine gemeinsame antifaschistische Grundhaltung, auf deren Basis wir uns engagieren. Dazu zählt ebenfalls die in den letzten Jahren deutlich intensivierte Vernetzung mit Akteur*innen außerhalb von Österreich – insbesondere nach Deutschland.
Die Arbeit explodiert
Die Erfassung von rechtsextremen Vorfällen zählt neben den Recherchen seit Beginn zum Kerngebiet von „Stoppt die Rechten“. Der Aufwand, Ereignisse zu dokumentieren und einzuordnen, hat sich in den letzten Jahren multipliziert. Das zeigt nicht nur der bemerkenswert gestiegene Umfang unserer Wochenrückblicke, sondern auch eine stetig länger werdende To-Do-Liste mit Projekten, die darauf warten, angefangen oder zu Ende gebracht zu werden. Das können wir nur mit mehr Personen bewerkstelligen, die mitbeobachten, mitrecherchieren und mitschreiben. Um es auf den Punkt zu bringen: Je mehr finanzielle Unterstützung wir erhalten, desto mehr kann abgearbeitet werden.
P.S.: Einiges auf der neuen Website funktioniert noch nicht, wie es sein sollte. Wir arbeiten an den Problemen und bitten um Verständnis!