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FPÖ NÖ (Teil III): Eine sehr extreme Liste

Eines ist klar: Die Lan­des­lis­te 2023 der FPÖ Nie­der­ös­ter­reich ist die extrems­te Lis­te der FPÖ ever! Das konn­ten wir im wich­tigs­ten Teil unse­rer Recher­chen zur Kan­di­da­tur der FPÖ NÖ für die Land­tags­wahl 2023, jener zu den Kandidat*innen, fest­stel­len. Wir muss­ten dar­auf ver­zich­ten, die Kreis­wahl­vor­schlä­ge nach rechts­extre­men Kandidat*innen zu che­cken: zu umfang­reich. Auch bei der Landesliste […]

24. Jan 2023

Platz 34: Michael Schnedlitz ++ Platz 16: Andreas Bors ++ Platz 15: Peter Gerstner ++ Platz 3: Edith Mühlberghuber ++ Platz 12: Hubert Keyl +++ Platz 6: Reinhard Teufel ++ Platz 5: Dieter Dorner ++ Platz 18: Michael Sommer ++ Platz 1: Udo Landbauer

Platz 34: Michael Schnedlitz. Distanzierung von Rechtsextremen? Kein Thema mehr!

2016 begrüß­te Schned­litz, damals als Bür­ger­meis­ter-Stell­ver­tre­ter in Wie­ner Neu­stadt, eine Demo der Iden­ti­tä­ren in sei­ner Stadt mit fol­gen­den Wor­ten: „Lie­be Iden­ti­tä­re Bewe­gung, ich begrü­ße euch recht herz­lich in Wie­ner Neu­stadt! Hier seid ihr herz­lich will­kom­men! Bewe­gun­gen wie die Pegi­da in Deutsch­land, die sind die Speer­spit­ze, die die Bevöl­ke­rung im Kampf gegen die Bun­des­re­gie­rung und gegen die­ses Sys­tem noch brau­chen wird.“

Im Jän­ner 2020 erklär­te er – kurz vor sei­ner Bestel­lung zum Gene­ral­se­kre­tär der FPÖ – dem „Kurier“, ange­spro­chen auf die­ses Nah­ver­hält­nis zu der rechts­extre­men Grup­pe: „Ich bin und war nie Mit­glied der Iden­ti­tä­ren Bewe­gung und es gibt auch kein Nahe­ver­hält­nis oder Ähn­li­ches.“

Im Novem­ber 2020 war es dann mit der Distan­zie­re­rei von den Iden­ti­tä­ren wie­der vor­bei. Die Posi­ti­on des Gene­ral­se­kre­tärs ist im Inter­view mit dem Semi-Iden­ti­tä­ren Micha­el Scharf­mül­ler von „Info-Direkt“ unmiss­ver­ständ­lich: „Wir haben unter Stra­che den Feh­ler gemacht, dass wir geglaubt haben, (…) wir müs­sen uns auf Zuruf von Sebas­ti­an Kurz distan­zie­ren. Mit die­ser Distan­zie­re­rei ist es jetzt aber defi­ni­tiv vorbei!“

Schnedlitz als Bannerträger mit Identitären (Twitter ÖRA)
Schned­litz als Ban­ner­trä­ger mit Iden­ti­tä­ren (Twit­ter ÖRA)
Schnedlitz posiert mit dem Identitären Schuch mit White-Power-Zeichen (Twitter SdR)
Schned­litz posiert mit dem Iden­ti­tä­ren Schuch mit White-Power-Zei­chen (Twit­ter SdR)

Platz 16: Andreas Bors. Kein Verzicht mehr!

Mit 17 Jah­ren zeig­te er sich mit noch eini­gen Kame­ra­den vom Ring frei­heit­li­cher Jugend (RFJ) bei einer Sil­ves­ter­fei­er mit der ein­schlä­gig bekann­ten Ges­te. Die Aus­re­den von damals („Rapid-Fan-Gesän­ge“) wer­den mitt­ler­wei­le – nach­dem ein Ermitt­lungs­ver­fah­ren wegen des Ver­dachts der Wie­der­be­tä­ti­gung 2015 wegen Ver­jäh­rung ein­ge­stellt wur­de – nicht mehr wirk­lich ernst­ge­nom­men:Wir kön­nen uns nicht erklä­ren, was uns zu die­ser sau­dum­men Ges­te gerit­ten hat“, erklär­te Bors dem „Kurier“ 2020.

Da die Ein­stel­lung des Ver­fah­rens wegen Wie­der­be­tä­ti­gung für die FPÖ damals so etwas wie eine Klä­rung dar­stell­te, konn­te Bors sei­ne ruhend gestell­ten Par­tei­funk­tio­nen wie­der auf­neh­men, muss­te aber nach hef­ti­gem öffent­li­chen Pro­test 2017 auf das ihm bereits von der FPÖ zuge­spro­che­ne Bun­des­rats­man­dat ver­zich­ten und in der Fol­ge auch auf eine Kan­di­da­tur für die Land­tags­wahl 2018. Der neue Lan­des­par­tei­ob­mann Udo Land­bau­er nahm den Schned­litz-Frei­spruch von der Distan­zie­re­rei nicht nur für sich in Anspruch, son­dern hol­te 2021 Bors als Lan­des­par­tei­se­kre­tär und jetzt auch als Kan­di­da­ten für ein Landtagsmandat.

Platz 15: Peter Gerstner. Distanzierung von Rechtsextremen? Aber geh!

Als 2011 Neo­na­zis das Bahn­hofs­ge­län­de von Kot­ting­brunn ver­wüs­te­ten und Haken­kreu­ze spray­ten, hat­te der FPÖ-Bezirks­ob­mann von Baden, Peter Gerst­ner, eine beson­ders ori­gi­nel­le Idee: „Mei­ne ers­te Idee: Eine Akti­on von den Lin­ken. Man kommt immer wie­der drauf, dass sie es selbst machen.“ (NÖN, 23.2.2011).

Wer ein der­ma­ßen ori­gi­nel­ler Den­ker ist, hat sich natür­lich in der FPÖ eine bes­se­re poli­ti­sche Kar­rie­re ver­dient: 2017 zieht er in den Natio­nal­rat als Abge­ord­ne­ter ein. Wann er in die geschlos­se­ne FB-Grup­pe „Deut­sches Reich“ ein­ge­zo­gen ist, in der sich neben Reichs­bür­gern und Neo­na­zis auch etli­che FPÖler*innen getum­melt haben, wis­sen wir nicht. Aber als wir ihn 2019 in die­ser Grup­pe gefun­den haben, war er noch im öster­rei­chi­schen Natio­nal­rat, ver­si­cher­te aber dem „Stan­dard“, im „Deut­schen Reich“ nicht aktiv zu sein. Das beru­higt uns nicht wirk­lich, denn mit dem Betrei­ber und Admi­nis­tra­tor der mitt­ler­wei­le gelösch­ten Grup­pe, Karl Dett­mer ali­as „Detimer“, ist Gerst­ner auf FB noch immer befreundet.

Peter Gerstner auf FB befreundet mit dem Reichsbürger Karl Detimer (=Karl Dettmer)
Peter Gerst­ner auf FB befreun­det mit dem Reichs­bür­ger Karl Detimer (=Karl Dettmer)

Platz 3: Edith Mühlberghuber. Distanzierung von Rechtsextremen? Kein Thema!

Im Natio­nal­rat, wo Edith Mühl­berg­hu­ber seit 2008 für die FPÖ sitzt und als Fami­li­en­spre­che­rin fir­miert, ist sie bis heu­te kaum auf­ge­fal­len. Dafür außer­halb. Weil auch sie wie Gerst­ner als Mit­glied der FB-Grup­pe „Deut­sches Reich“ auf­ge­schie­nen ist. Im Unter­schied zu Gerst­ner tat sie sich aber schwer, ihre Mit­glied­schaft zu been­den. Das war auch so bei dem zu acht Jah­ren Haft ver­ur­teil­ten Neo­na­zi Ste­fan S. ali­as „Ste­pha­no Nova­now“, mit dem sie auf FB noch immer befreun­det ist.

Edith Mühlberhuber auf FB befreundet mit dem verurteilten Neonazi Stefan Sch., der einen Neonazi-Spruch als Headerbild hat (Screenshot 24.1.23)
Edith Mühl­ber­hu­ber auf FB befreun­det mit dem ver­ur­teil­ten Neo­na­zi Ste­fan Sch., der einen Neo­na­zi-Spruch als Hea­der­bild hat (Screen­shot 24.1.23)

„Ohne ihr Zutun“ sei sie auch der gehei­men FB-Grup­pe „FPÖ Sei­ten­ad­mi­nis­tra­to­ren“ hin­zu­ge­fügt wor­den, behaup­te­te Mühl­berg­hu­ber (gemein­sam mit ande­ren FPÖ-Funk­tio­nä­ren) im März 2019, als wir sie als Mit­glied die­ser mitt­ler­wei­le gelösch­ten Grup­pe oute­ten, in der es teil­wei­se sehr hef­tig zuging. Über­haupt war Mühl­berg­hu­ber in den diver­sen brau­nen bzw. Hetz­grup­pen ganz gut ver­tre­ten, so etwa auch in der geschlos­se­nen FB-Grup­pe „Club 3 Korn­blu­me Deutsch­land und Öster­reich“.

Platz 12: Hubert Keyl. Keine Distanziererei und kein Verzicht mehr!

Auf Vor­schlag von Tür­kis-Blau soll­te Hubert Keyl 2018 Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt wer­den. Öffent­li­che Pro­tes­te und der Bun­des­prä­si­dent haben die­se Kar­rie­re ver­hin­dert. Jah­re zuvor hat­te er näm­lich in der blau­en Pos­til­le „Zur Zeit“ den christ­li­chen Wider­stands­kämp­fer Franz Jäger­stät­ter einen „Ver­rä­ter“ genannt. Das war auch die Zeit, wo er dem Olym­pia-Bur­schen­schaf­ter und Drit­ten Prä­si­den­ten des Natio­nal­rats, Mar­tin Graf, als Fah­rer und Refe­rent und vor­her Ewald Stad­ler als Minis­trant gedient hat. Minis­trant? Fotos aus dem Jahr 2008 zei­gen jeden­falls Keyl in wei­ßer Kut­te neben dem in präch­ti­gem schwar­zen Ornat geklei­de­ten Ewald Stad­ler, nach Eigen­be­kun­dung Com­men­da­to­re der „Kom­men­de zum Sel. Mar­co d’A­via­no zu Wien“.

Rechtsaußen: Ewald Stadler, daneben "Ministrant" Hubert Keyl - bei einer Gedenkfeier in St. Pölten 2008 (Foto: radetzky-orden.eu)
Rechts­au­ßen: Ewald Stad­ler, dane­ben „Minis­trant” Hubert Keyl — bei einer Gedenk­fei­er in St. Pöl­ten 2008 (Foto: radetzky-orden.eu)

Apro­pos Bur­schen­schaft: Mit denen hat­te Keyl auch wenig Glück. Nach sei­ner „dimis­sio in per­pe­tu­um“ (dau­er­haf­ter Aus­schluss) bei der „Albia“ wur­de er zwar bei der „Sile­sia“ auf­ge­nom­men, aber nach den Vor­fäl­len im „Pour Pla­tin“ mit einer „dimis­sio in per­pe­tu­um cum infa­mia“ (dau­er­haf­ter Aus­schluss mit Schan­de) bedacht. Die Vor­fäl­le im Rot­licht­lo­kal „Pour Pla­tin“, wo Hubert Keyl schwer ver­letzt wur­de, sei­ne Gat­tin und Gott­fried Küs­sel auch einen Auf­tritt hat­ten, haben wir hier und hier beschrieben.

Auch Hubert Keyl ist gegen die "Distanziererei" (FB Keyl)
Auch Hubert Keyl ist gegen die „Distan­zie­re­rei” (FB Keyl)

Aber dann gibt es noch die „profil“-Story aus dem Jahr 2010 („Die SS-Lily“) über Eli­sa­beth und Hubert Keyl mit einem Foto, das bei­de mit gespreiz­tem Dau­men, Zei­ge- und Mit­tel­fin­ger zeigt, dem Küh­nen-Gruß, einer Abwand­lung des Hiter­gru­ßes, wie „pro­fil“ damals auch schrieb. Zu dem „profil“-Artikel erschien dann auch eine Gegen­dar­stel­lung von Eli­sa­beth und Hubert Keyl, in der eini­ge, aber bei wei­tem nicht alle Vor­wür­fe bestrit­ten wur­den. 2018 bestritt Hubert Keyl in einer Pres­se­aus­sendung, damals den Küh­nen-Gruß gezeigt zu haben, und erklär­te, das auch in sei­ner Gegen­dar­stel­lung 2010 rich­tig­ge­stellt zu haben. Bloß fin­det sich in der Gegen­dar­stel­lung kein Demen­ti des Küh­nen-Gru­ßes. Hubert Keyl war daher sehr glück­lich, als Schned­litz ver­kün­de­te, dass ab sofort Schluss mit der Distan­zie­re­rei sei. „So muss es sein“, jubel­te er.

profil-Artikel 47/2010: Elisabeth und Hubert Keyl mit Kühnengruß (S. 26)
pro­fil-Arti­kel 47/2010: Eli­sa­beth und Hubert Keyl mit Küh­nen­gruß (S. 26)

Platz 6: Reinhard Teufel. Der Mann ohne Wahrnehmungen

So ein Zufall aber auch! Der Mann, der auf Platz 6 kan­di­diert und wäh­rend der blau­en Regie­rungs­be­tei­li­gung und Kick­ls Zeit als Innen­mi­nis­ter des­sen Kabi­netts­chef war, war 2010 auch im Rot­licht­lo­kal „Pour Pla­tin“, bei der Fei­er der Bur­schen­schaft Sile­sia“! Aller­dings nicht als Sile­se, son­dern als Bri­xe, also Mit­glied der deutsch­na­tio­na­len und schla­gen­den Inns­bru­cker Bur­schen­schaft Bri­xia („Dem Freun­de das Herz, dem Fein­de die Stirn!“). Was sich damals zwi­schen dem Ehe­paar Keyl und drum­her­um mit Gott­fried Küs­sel wirk­lich abge­spielt hat, das könn­te er eigent­lich wis­sen. Aber ver­mut­lich hat er dazu eben so weni­ge Wahr­neh­mun­gen wie im par­la­men­ta­ri­schen Unter­su­chungs­aus­schuss zum BVT, in dem er durch dut­zend­fa­che Amne­sie glänzte.

Not amu­sed zeig­te sich Teu­fel über einem Bericht von „Öster­reich“ (21.9.19), als die aus einem BVT-Akt zitier­te, in dem fest­ge­stellt wur­de, dass Teu­fel auch in sei­ner Zeit als Kick­ls Kabi­netts­chef in regem Kon­takt mit dem Obe­r­iden­ti­tä­ren Mar­tin Sell­ner stand. Damals, als die Spen­de des Christ­church-Atten­tä­ters an Sell­ner selbst bei der FPÖ zu einer „Distan­zie­re­rei“ gereicht hat, hat­te Teu­fel den Öster­reich-Bericht noch als „Skan­da­li­sie­rungs­ver­such ohne neue Erkennt­nis­se“ (derstandard.at , 22.9.19) bezeich­net. Aber heu­te ist ja Schluss mit der Distan­zier­ei und Teu­fel wie­der auf der Land­tags­lis­te. Der Mann ohne Wahr­neh­mun­gen wird sogar als nächs­ter Klub­ob­mann der FPÖ im Land­tag gehan­delt, falls Land­bau­er dies­mal doch den Sprung auf die Regie­rungs­bank schaf­fen sollte.

Platz 5: Dieter Dorner. Niemals Nazi Nowotny vergessen!

Seit 2018 ist Die­ter Dor­ner für die FPÖ im Land­tag. Sei­nen dama­li­gen Wahl­kampf hat­te laut „Heu­te” (7.12.17) aus­ge­rech­net Mar­kus Ripfl gema­nagt, der aber weni­ge Wochen vor der Wahl nach sei­nem Like für ein Lied der Neo­na­zi-Band „Divi­si­on Ger­ma­nia“ aus der FPÖ wegen „Gefahr im Ver­zug“ blitz­ar­tig aus­ge­schlos­sen wurde.

Wie 2019 mar­schier­te Dor­ner am Wie­ner Zen­tral­fried­hof zur hul­di­gen­den Erin­ne­rung an Wal­ter Nowot­ny, NSDAP-Mit­glied und hoch­de­ko­rier­ter Nazi-Pilot, auf. Wie oft er in den Jah­ren davor zu Ehren des Nazi-Flie­gers auf­mar­schiert ist? Doku­men­tiert sind die Jah­re 2014, 2015 und 2018. Dor­ner ist ein sehr eif­ri­ger Ver­eh­rer des Nazi Nowotny.

Dieter Dorner Stammgast bei Nowotny-Gedenken (2014+2015 FB Dorner, 2019: FPÖ Fails)
Die­ter Dor­ner Stamm­gast bei Nowot­ny-Geden­ken (2014+2015 FB Dor­ner, 2019: FPÖ Fails)

Platz 18: Michael Sommer. Todesstrafe und Blowjob.

Der Kan­di­dat von Platz 18 ist noch jung (26), bas­telt aber eif­rig an sei­ner Kar­rie­re in der FPÖ. Seit 2020 ist er Gemein­de­rat der FPÖ in Hol­la­brunn. Der ein­zi­ge. Als 2019 Heinz-Chris­ti­an Stra­che sein Ibi­za-Erleb­nis hat­te und am 18. Mai sei­nen Rück­tritt bekannt­gab, wein­te ihm Som­mer nach „für dei­nen uner­müd­li­chen Ein­satz für die Par­tei und was du aus ihr gemacht hast!“

Michael Sommer dankt Strache nach dessen Rücktritt im Zuge des Ibiza-Skandals: "Totgeglaubte leben länger...!!!" (FB Sommer)
Micha­el Som­mer dankt Stra­che nach des­sen Rück­tritt im Zuge des Ibi­za-Skan­dals: „Tot­ge­glaub­te leben län­ger…!!!” (FB Sommer)

Und dann – zur Auf­mun­te­rung für den HC: „Tot­ge­glaub­te leben län­ger……..!“ Hat nicht so rich­tig funk­tio­niert. Aber der Micha­el hat auch schon frü­her ganz fest in die Tas­ten gegrif­fen – und dabei ordent­lich dane­ben­ge­hau­en. Sexis­tisch zum Bei­spiel. Oder mit der von ihm geteil­ten For­de­rung nach Todes­stra­fe für Kin­der­schän­der. Oder mit der unglaub­lich zyni­schen und dümm­li­chen Aus­sa­ge („Öster­reich ist auch mal in Schutt und Asche gele­gen, aber unse­re Vor­fah­ren sind nicht ein­fach geflüch­tet….“), die die Flucht und Ver­trei­bung Hun­dert­tau­sen­der vor und wäh­rend der Macht­über­nah­me der Nazis völ­lig ignoriert.

Michael Sommer Sexismus (FB Sommer)
Micha­el Som­mer Sexis­mus (FB Sommer)
Michael Sommer Sexismus (FB Sommer)
Micha­el Som­mer Sexis­mus (FB Sommer)
Michael Sommer teilt eine Todesstrafenforderung für Kinderschänder in Gedichtform (Sommer FB)
Micha­el Som­mer teilt eine Todes­stra­fen­for­de­rung für Kin­der­schän­der in Gedicht­form (Som­mer FB)
Michael Sommer: "aber unsere Vorfahren sind nicht einfach geflüchtet. Sie haben alles wieder aufgebaut!" (Sommer FB)
Micha­el Som­mer: „aber unse­re Vor­fah­ren sind nicht ein­fach geflüch­tet. Sie haben alles wie­der auf­ge­baut!” (Som­mer FB)

Platz 1: Udo Landbauer. Kurzer Verzicht für ein Liederbuch. Und das andere? 

Der Spit­zen­kan­di­dat der FPÖ ist nicht erst mit dem Lie­der­buch der pen­na­len Bur­schen­schaft Ger­ma­nia Wie­ner Neu­stadt auf­ge­fal­len, in dem eine Rei­he anti­se­mi­ti­scher, ras­sis­ti­scher und brau­ner Tex­te ent­hal­ten war. Als der „Fal­ter“ im Jän­ner 2018 das Lie­der­buch und sei­ne Tex­te the­ma­ti­sier­te, stell­te sich schnell die Fra­ge nach der Ver­ant­wor­tung von Udo Land­bau­er, der nicht nur pro­mi­nen­tes Mit­glied der Ger­ma­nen, son­dern auch zeit­wei­se ihr stell­ver­tre­ten­der Vor­sit­zen­der war. Land­bau­er stell­te zunächst sei­ne Funk­tio­nen in der FPÖ ruhend. Die Staats­an­walt­schaft stell­te im Herbst 2018 die Ermitt­lun­gen ein, da kei­ne Bewei­se für eine „pro­pa­gan­dis­ti­sche Wie­der­ga­be der straf­recht­lich rele­van­ten Text­pas­sa­gen“ gefun­den wer­den konn­ten. Alles palet­ti für Land­bau­er? Eigent­lich nicht. Kaum beach­tet blieb, dass Land­bau­er schon frü­her, näm­lich im Jahr 2011, ganz offen Wer­bung für ein ande­res, das grü­ne „Lie­der­büch­lein für unter­wegs“ gemacht hat­te, das teil­wei­se die glei­chen brau­nen Tex­te wie das Ger­ma­nen-Lie­der­buch ent­hielt. „pro­fil“ berich­te­te 2018 darüber:

Das grü­ne Büch­lein ent­hält einer­seits Volks­wei­sen wie „Die Gedan­ken sind frei” oder Mili­tä­ri­sches wie „Ich hatt’ einen Kame­ra­den”. Dazwi­schen fin­det sich aber auch ein­schlä­gi­ges und bedenk­li­ches Lied­gut: Auf Sei­te 93 etwa „Hohe Nacht der kla­ren Ster­ne”, eines der bekann­tes­ten Weih­nachts­lie­der aus der Zeit des Natio­nal­so­zia­lis­mus. Geschrie­ben 1936 vom bekann­ten NS-Lie­der­ma­cher Hans Bau­mann und bei Heima­ben­den der Hit­ler­ju­gend (HJ) und des Bun­des Deut­scher Mädel (BDM) gesun­gen, war es in den Richt­li­ni­en für jede Weih­nachts­fei­er von HJ, NS-Leh­rer­bund, SA und SS ent­hal­ten. Da es kei­ne offen­sicht­li­chen text­li­chen Bezü­ge zum Natio­nal­so­zia­lis­mus ent­hält, wur­de das Lied auch nach 1945 noch rezipiert.

„Du Volk aus der Tiefe”

Mit „Und wenn wir mar­schie­ren” fin­det sich auch das Bund­lied des BDM im „Lie­der­büch­lein” der „Jun­gen Patrio­ten”. Text­pro­be: „Du Volk aus der Tie­fe, du Volk in der Nacht, ver­giß nicht das Feu­er, bleib auf der Wacht!” 85 Jah­re vor sei­ner Wie­der­ent­de­ckung durch Land­bau­er und sei­ne Kame­ra­den wur­de das Lied im Heft „Lie­der für eine erwach­te Nati­on”, Band sechs, BDM-Son­der­aus­ga­be, Erschei­nungs­jahr 1933, abge­druckt. Auf dem Umschlag des Hef­tes war ein gro­ßes Haken­kreuz abge­bil­det. Auf Sei­te 56 des „Lie­der­büch­lein für unter­wegs” fin­det sich das einst bekann­te Kin­der­lied „Neger­auf­stand ist in Kuba”, in dem es unter ande­rem heißt: „Im Gesträuch und im Gestrüp­pe hän­gen mensch­li­che Gerip­pe. Und die Neger­lein, die klei­nen, nagen schmat­zend an den Gebei­nen. Hea hum­bassa, hea hum­bassa, hea hea ho. — In den Bäu­men hän­gen Lei­ber, drun­ter ste­hen Neger­wei­ber. Und die den­ken wie beses­sen an das nächs­te Men­schen­fres­sen.” Vor Jahr­zehn­ten war das schrä­ge Lied ein Hit auf Schul­aus­flü­gen, Jung­schar-und Pfad­fin­der­la­gern. Im Jahr 2010, als es die „Jun­gen Patrio­ten” in ihr Lie­der­buch auf­nah­men, war es auf­grund sei­nes ras­sis­ti­schen Tex­tes bereits seit Lan­gem ver­pönt.

Landbauers Werbebrief für das Liederbuch der "Junge Patrioten"
Land­bau­ers Wer­be­brief für das Lie­der­buch der „Jun­ge Patrioten”

2011 haben wir über die merk­wür­di­ge Ver­bin­dung zwi­schen dem RFJ-Gene­ral­se­kre­tär Land­bau­er und dem Ver­ein „Jun­ge Patrio­ten“ geschrie­ben, der die­ses „Lie­der­büch­lein für unter­wegs“ her­aus­ge­ge­ben hat:

Schon im Jahr 2009 ist dem Kurier“ (25.6.2009, „Die Hit­ler-Show“) Land­bau­er dadurch auf­ge­fal­len, dass er für den Frei­sinn-Buch­dienst und des­sen Medi­en, die vom „Frei­spruch für die Deut­sche Wehr­macht“ über die DVD „Die Hit­ler-Show“ bis hin zu Claus Nord­bruchs“ Juden­fra­gen“ rei­chen, Wer­bung mach­te (Nord­bruch war übri­gens im Febru­ar 2011 auf Ein­la­dung des Frei­sinn-Buch­diens­tes und der Jun­gen Patrio­ten in Wien zu Gast). War­um? Weil der Frei­sinn-Buch­dienst das Pro­jekt Jun­ge Patrio­ten unter­stützt – so Land­bau­er.

2019 hat FPÖ Fails auf­ge­deckt, dass Land­bau­er auf Insta­gram „dem mit einer ein­schlä­gi­gen Schwar­zen Son­ne bebil­der­ten Account „Antizion03“ „ folg­te und zudem noch zwei Iden­ti­tä­ren. Die Erklä­rung Land­bau­ers mit der Soft­ware, die dar­an Schuld tra­ge, war bemüht, aber nicht wirk­lich stimmig.

Landbauer als Abonnent von "antizion03" (Quelle: FPÖ Fails)
Land­bau­er als Abon­nent von „antizion03” (Quel­le: FPÖ Fails)

Für 2023 nach der Wahl kön­nen sich sowohl die ÖVP als auch die SPÖ eine Koope­ra­ti­on mit der FPÖ und damit auch mit Land­bau­er vorstellen.

➡️ FPÖ NÖ (Teil I): Viel Exe­ku­ti­ve, kaum Frauen
➡️ FPÖ NÖ (Teil II): Eine rech­te Vorgeschichte