Tulln (NÖ): Fan-Gesänge mit Hitlergruß?

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Wie­der ein Ein­zel­fall! Bis zur „behörd­li­chen Klä­rung” ruhen sei­ne Par­tei­funk­tio­nen, und, weil er auch Ange­stell­ter (Regio­nal­re­fe­rent) der Par­tei ist, wird Andre­as Bors, Obmann der Tull­ner FPÖ, beur­laubt. Das alles, weil ein Foto auf­ge­taucht ist, das ihn in einer ver­fäng­li­chen Pose zeigt. Offen­sicht­lich ein Hit­ler­gruß. Bors ist da ganz ande­rer Mei­nung, aber die kau­fen ihm nicht ein­mal frei­heit­li­che Fans ab.

Andre­as Bors ist jung (25), hat aber schon eine lan­ge Par­tei­kar­rie­re hin­ter sich. Zunächst als Tull­ner RFJ-Bezirks­ob­mann, dann auch als Lan­des­ge­schäfts­füh­rer des RFJ, spä­ter als geschäfts­füh­ren­der Stadt­par­tei­ob­mann der FPÖ und zuletzt auch als Bezirks­ob­mann der Tull­ner FPÖ und als Regio­nal­re­fe­rent der FPÖ NÖ. In den Par­tei­win­deln groß gewor­den sozusagen.

Eine beson­de­re Aus­zeich­nung hat er aber durch das Lob von einem erhal­ten, der – na sagen wir – extrem rechts steht: Man­fred Hub­ral ist stell­ver­tre­ten­der Vor­sit­zen­der der neo­na­zis­tisch ori­en­tier­ten Akti­ons­ge­mein­schaft für Poli­tik (AfP). Das ist die Grup­pe, die vor weni­gen Wochen in Ober­ös­ter­reich mit einem grie­chi­schen Neo­na­zi von der „Gol­de­nen Mor­gen­rö­te“ und Neo­fa­schis­ten von der Job­bik-Par­tei in Ungarn eine „Poli­ti­sche Aka­de­mie” abge­hal­ten hat. Man­fred Hub­ral von der AfP gra­tu­liert Andre­as Bors zu sei­ner Wie­der­wahl als Bezirks­ob­mann am Bezirks­ju­gend­tag des RFJ mit fol­gen­den bewe­gen­den Wor­ten: „Auch von mir herz­li­che Gra­tu­la­ti­on zur Wie­der­wahl. Die FPÖ kann stolz auf den RFJ sein.“ Das war sie ja auch, denn der Andre­as Bors durf­te seit 2010 fak­tisch bei jeder Wahl für Gemein­de­rat, Land­tag und Natio­nal­rat dabei sein als Kandidat.

Als sich der Tull­ner ÖVP-Bür­ger­meis­ter Eisen­schenk 2011 in einem Som­mer­ge­spräch der NÖN von der FPÖ distan­zier­te mit der Erklä­rung, dass er mit einer Par­tei, die den Rechts­extre­mis­mus nicht aus ihren Rei­hen ver­scheu­chen kön­ne, nichts zu tun haben wol­le, hat­te er ver­mut­lich nicht sei­nen Gesprächs­part­ner Andre­as Bors per­sön­lich im Sinn. Der ant­wor­te­te damals: „Es gibt in der FPÖ kei­nen Rechts­extre­mis­mus, außer in der Fan­ta­sie Eisenschenks.“

Dass man für die Fest­stel­lung Eisen­schenks kei­ne Fan­ta­sie braucht, dafür ste­hen nicht nur Dut­zen­de Ein­zel­fäl­le, son­dern mitt­ler­wei­le Bors selbst. Den „Bezirks­blät­tern“ wur­de ein Foto zuge­spielt, das Bors und zwei wei­te­re Kame­ra­den mit ein­schlä­gi­ger Hand­hal­tung zeigt: mit dem „Deut­schen Gruß“, ver­ein­facht auch Hit­ler­gruß genannt.

Bors Hitlergruß

Quel­le: meinbezirk.at

Bors sieht das anders: Es hand­le sich nicht um einen Hit­ler­gruß, son­dern um Fan-Gesän­ge für Rapid, erklärt er dem „Kurier“. Der erkun­digt sich bei Rapid Wien, wo man empört erklärt: „Wir las­sen uns nicht als Aus­re­de miss­brau­chen.“ (Kurier, 18.11.2014) Für alle Even­tua­li­tä­ten hat Bors noch eine ande­re Erklä­rung parat: „Ich war damals ein jun­ger Bua mit 17, und es war Alko­hol im Spiel.“ (Kurier) Mit Natio­nal­so­zia­lis­mus habe er „nie etwas am Hut gehabt“, so Bors weiter.

Mag sein, aber was ist mit den Nazi-Hoo­li­gans, mit denen Bors jeden­falls 2010 noch befreun­det war?


Andre­as Bors, Alfred J Kwak und Alex Bal­ler­mann ali­as Alex­an­der C.

Unter den blau­en Fans steigt jeden­falls der Unmut. Wäh­rend die einen in gewohn­ter Manier und unver­brüch­li­cher Nibe­lun­gen-Treue die FPÖ als Opfer sehen („es kom­men wah­len leu­te und da packen sie wie üblich wie­der ihren dreck aus die sys­tem­par­tei­en und ihre bun­ten arsch­krie­cher“), kri­ti­sie­ren die ande­ren die Nai­vi­tät von Bors: Wenn schon Hit­ler­gruß, dann wenigs­tens ohne Foto :

“Yösas — wie kann ma soooo depp­at sein ?!?!“
oder „…aber so dumm sein und sich dabei foto­gra­fie­ren las­sen *kopfschüttel*…muss a ned sein“
oder auch „Soll­te das Gan­ze stim­men, ist es schon dumm, sol­che Ges­ten zu „fabri­zie­ren”, aber es ist gren­zen­lo­se Blöd­heit, sich dabei auch noch ablich­ten zu lassen.“