FPÖ NÖ (Teil I): Viel Exekutive, kaum Frauen

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Wir haben die Lis­ten der FPÖ-Kan­di­da­tu­ren für die Land­tag­wahl in Nie­der­ös­ter­reich Ende Jän­ner durch­ge­se­hen und dabei etli­che Auf­fäl­lig­kei­ten fest­ge­stellt. Wo sol­len wir anfan­gen? Bei den Kandidat*innen, die deut­lich rechts­extrem, ras­sis­tisch und/oder sexis­tisch auf­ge­fal­len sind? Das sind sehr vie­le! Begin­nen wir zunächst mit den sozio­lo­gi­schen Auf­fäl­lig­kei­ten. Die sind näm­lich auch nicht ohne.

Bei der letz­ten Land­tags­wahl in NÖ im Jahr 2018 erreich­te die FPÖ knap­pe 15 Pro­zent der Stim­men und acht Sit­ze im Land­tag. Die Pro­gno­sen für die Wahl am 29. Jän­ner geben der FPÖ deut­lich mehr Stim­men und damit auch Man­da­te: So zwi­schen zehn bis zwölf Man­da­te könn­ten es schon wer­den für die Par­tei, die in der ver­gan­ge­nen Peri­ode haupt­säch­lich durch die extrem rech­ten Eska­pa­den ihrer Spit­zen Udo Land­bau­er und Gott­fried Wald­häusl auf­ge­fal­len ist.

Blaue Frau­en nur in homöo­pa­thi­scher Dosis

35 Per­so­nen hat die FPÖ auf ihrem Lan­des­wahl­vor­schlag gelis­tet, davon sind fünf Frau­en, also knap­pe 15 Pro­zent. Das ist aber bereits eine beschö­ni­gen­de Dar­stel­lung, denn tat­säch­lich hat nur eine davon, die auf Platz 3 kan­di­die­ren­de Edith Mühl­berg­hu­ber (bis­lang FPÖ-Abge­ord­ne­te im Natio­nal­rat), tat­säch­li­che Chan­cen, in den Land­tag ein­zu­zie­hen. Die ande­ren Frau­en kan­di­die­ren auf uner­reich­ba­ren Lis­ten­plät­zen (17, 19, 22, 27). Bei der letz­ten Wahl 2018 wur­den alle acht FPÖ-Man­da­te über den Lan­des­wahl­vor­schlag ver­ge­ben, über die Kreis­wahl­vor­schlä­ge kein ein­zi­ges. Das wird sich auch dies­mal kaum ändern. Auf den 20 Kreis­wahl­vor­schlä­gen der FPÖ fin­den sich auf den ers­ten Plät­zen in 19 Fäl­len Män­ner, nur im Bezirk Gmünd – wo die FPÖ kaum Chan­ce auf ein Direkt­man­dat über den Wahl­kreis hat – ist eine Frau an ers­ter Stel­le. 2018 zogen zwei FPÖ-Frau­en in den NÖ-Land­tag ein (25 Pro­zent), dies­mal wird es wohl nur eine wer­den – bei gestie­ge­ner Mandatszahl!

FPÖ-Liste Landtagswahl NÖ 2023: 30 Männer, 5 Frauen, davon nur eine auf einem wählbaren Platz

FPÖ-Lis­te Land­tags­wahl NÖ 2023: 30 Män­ner, 5 Frau­en, davon nur eine auf einem wähl­ba­ren Platz

Exe­ku­ti­ve viel stär­ker als Frauen

Was der FPÖ wirk­lich wich­tig ist, macht der Lan­des­wahl­vor­schlag sehr deut­lich: Von den vor­de­ren 15 Lis­ten­plät­zen, die eini­ger­ma­ßen Aus­sich­ten auf ein Man­dat haben, gehen zumin­dest zehn an jene, die schon bis­her ein Man­dat in Natio­nal­rat, Bun­des­rat oder Land­tag hat­ten: Das Par­tei­estab­lish­ment der FPÖ-NÖ bleibt weit­ge­hend unter sich.

Dafür ist die Exe­ku­ti­ve (Poli­zei, Bun­des­heer, Jus­tiz­wa­che) äußerst stark ver­tre­ten: Von den 35 Lis­ten­plät­zen sind acht, also knapp 23 Pro­zent, für Exe­ku­tiv­be­am­te vor­ge­se­hen. Das ist schon des­halb auf­fäl­lig, weil bei den 20 Kreis­wahl­vor­schlä­gen zwar fast über­all Exe­ku­tiv­be­am­te kan­di­die­ren, aber pro­zen­tu­ell bei wei­tem nicht so stark ver­tre­ten sind. Der FPÖ ist es also viel wich­ti­ger, eine star­ke Ver­an­ke­rung in der Exe­ku­ti­ve in die Aus­la­ge zu stel­len als eine eini­ger­ma­ßen nen­nens­wer­te Reprä­sen­tanz von Frauen.

Kei­ne Pensionist*innen auf der Landesliste

Wei­te­re Auf­fäl­lig­kei­ten: Pensionist*innen fin­den sich kei­ne auf der Lan­des­lis­te – auf den Kreis­wahl­vor­schlä­gen dür­fen sie dage­gen als Füll­ma­te­ri­al her­hal­ten. Aus­ge­rech­net für die Par­tei, die sich selbst ger­ne als die poli­ti­sche Ver­tre­tung der „klei­nen Leu­te“ sehen will, kan­di­die­ren mehr Unter­neh­mer und lei­ten­de Ange­stell­te auf der Lan­des­lis­te als Frau­en, von Arbei­te­rin­nen oder Arbei­tern ganz zu schweigen.

Die zweit­ge­reih­te Frau auf der Lan­des­lis­te (Platz 17), Susan­ne Rosen­kranz, ist die Frau des FPÖ-Volks­an­wal­tes, Bur­schen­schaf­ters und geschei­ter­ten Prä­si­dent­schafts­kan­di­da­ten Wal­ter Rosen­kranz, der auf dem letz­ten Lis­ten­platz (35) steht und ver­mut­lich mehr Vor­zugs­stim­men abräu­men wird als die meis­ten ande­ren auf der Lis­te. Auf einen Ein­zug in den Land­tag darf Frau Rosen­kranz nur dann hof­fen, wenn eini­ge vor ihr gereih­te Kan­di­da­ten auf ihr Man­dat ver­zich­ten. Das ist nicht völ­lig aus­ge­schlos­sen, aber auch nicht sehr wahr­schein­lich: Mar­tin Huber, der eigent­lich in der letz­ten Land­tags­pe­ri­ode Klub­ob­mann der FPÖ war, hat 2019 sein Man­dat mit­ge­nom­men, nach­dem wegen sei­ner Glück­wün­sche aus­ge­rech­net am 20.4. 2014 für alle, die an die­sem Tag Geburts­tag haben, der dama­li­ge Par­tei­chef Hofer sei­ne Mit­glied­schaft sus­pen­diert hat.

Die Wahr­schein­lich­keit für Aus­schlüs­se wegen rechts­extre­mer, brau­ner, ras­sis­ti­scher oder sexis­ti­scher Auf­fäl­lig­kei­ten ist seit­dem zwar deut­lich gesun­ken, das bedeu­tet aber nicht, dass es sie nicht gibt. Ganz im Gegen­teil: Auf der Lan­des­lis­te sind auf­fäl­lig gewor­de­ne Blaue gut vertreten.

➡️ FPÖ NÖ (Teil II): Eine rech­te Vorgeschichte
➡️ FPÖ NÖ (Teil III): Eine sehr extre­me Liste