„Ich bin ein durchschnittlicher, dynamischer Freiheitlicher, der in die Zukunft schaut.“ (Österreich,19.11.2014) Dieser Satz hat uns zum Grübeln gebracht. Das Ergebnis: Uns sind noch einige andere durchschnittliche dynamische Freiheitliche eingefallen, die so ähnlich wie Bors in den letzten Jahren aufgefallen sind. Es gäbe noch viel mehr durchschnittliche dynamische Einzelfälle, die aufgefallen sind, aber wir wollten ja kein Buch schreiben! Und so haben wir eine Auswahl getroffen bei den durchschnittlichen Dynamischen und dabei festgestellt, dass etliche von ihnen auch weiterhin als Freiheitliche in die Zukunft schauen – nicht nur Susanne Winter, die sogar mit einem Nationalratsmandat belohnt wurde. Die Chancen stehen daher auch gut für Bors, Höbart und die anderen Einzelfälle der letzten und nächsten Tage. Wer aber trotzdem einmal ausscheiden sollte, der oder die muss nicht verzweifeln: Es gibt auch eine zweite Chance bei den Blauen.
Weitere durchschnittliche dynamische Freiheitliche
Andre Taschner, Obmann der FPÖ Liezen (Stmk) kurz vor seinem Ausschluss: „Mächtige Leute sind mit mir nicht mehr zufrieden.“ (Kleine Zeitung, 9.11.2011) Gerhard Kurzmann, Obmann der FPÖ Steiermark dazu: „Er hat versucht, uns Leute in die Partei zu bringen, die wir nicht brauchen, die uns ruinieren. Er hat sich mit Kräften verbündet, die antidemokratische Ziele verfolgen.“ (Kleine Zeitung, 4.12.2011) Wir berichteten hier und hier.
Jürgen Franzelin, RFJ und FPÖ Salzburg, kaufte im „Nationalen Versandhaus”, einem Neonazi-Versand ein. Seine Rechtfertigung: „Ich habe einen Begriff im Internet eingegeben und bin auf diese Seite gekommen.” (Kurier, 27.1.2012) Jürgen Franzelin ist heute Ortsparteiobmann der FPÖ Piesendorf.
Sebastian Ortner, Klubobmann der FPÖ im Linzer Gemeinderat, legt im April 2013 seine Parteimitgliedschaft und alle Funktionen nieder, nachdem bekannt wurde, dass er noch 2006 am Parteifest der neonazistischen NPD in Dresden teilgenommen hat: „Ich bin damals eingeladen worden und wollte mir einfach ein Bild von der Veranstaltung machen.” Wegen seiner Neonazi-Aktivitäten in den 1990er-Jahren inklusive Teilnahme an Wehrsportübungen hatte die FPÖ vorher noch um eine Chance auf Resozialisierung gebeten.
Meli Goschi war Wahlhelferin der FPÖ Wien und wurde 2011 aus der Partei ausgeschlossen, nachdem „News“ über ihre nationalsozialistische Gesinnung berichtet hatte.
Karl Mayrhofer, Gemeinderat der FPÖ in Bludenz, 2010 aus der FPÖ ausgetreten nach Sprüchen wie diesem: „Es ist den Museln jetzt sehr gut anzuraten, ja still zu sein und sich nicht zu mucksen. Wie heisst es so schön: Ist die Kugel aus dem Lauf, hält sie nur der Teufel auf.”
Christian Ballmüller, Vizebürgermeister der FPÖ in Traismauer (NÖ), legte 2010 alle Funktionen und seine Mitgliedschaft zurück, nachdem bekannt wurde, dass er vorher Funktionär der Nationalen Volkspartei (NVP) war.
Christian Höbart, Abgeordneter zum Nationalrat und geschäftsführender Vorsitzender der FPÖ NÖ, schreibt im November 2014 auf Facebook über AsylwerberInnen: „Skandalöser weise [sic!] wissen es diese ganzen ‚Erd- und Höhlenmenschen’ nicht zu schätzen, dass sie hier bestes Essen, neue Kleidung und sonstigen Firlefanz bekommen! Eine Frechheit sondergleichen!!!“ Höbart genießt nach wie vor das Vertrauen seiner Partei.
Michael Lindner, 2013 RFJ-Obmann und FPÖ-Gemeinderat in Aurolzmünster (OÖ), veröffentlichte im Dezember 2012 anlässlich der Wintersonnenwende einen Auszug aus dem Hitler-Jugend-Gedicht „Sonnenwende“. Lindner ist weiterhin FPÖ-Gemeinderat.
Andreas Mölzer, Abgeordneter der FPÖ zum Europäischen Parlament, tritt 2014 von seiner neuerlichen Kandidatur zurück nach Äußerungen über David Alaba, das „Negerkonglomerat“ EU und die “Diktatur“ EU, gegen die das „Dritte Reich wahrscheinlich formlos und liberal“ gewesen sei. Mölzer ist nach wie vor Mitglied der FPÖ.
Stefan Gotschacher, Pressesprecher des Wiener FPÖ-Klubs bzw. von Johann Gudenus, sind auf Facebook zunächst zwei schwere Neonazis „durchgerutscht“, dann auch einige einschlägige Zitate. Die FPÖ löste zunächst das Beschäftigungsverhältnis, aber seit Gotschacher vom Vorwurf der Wiederbetätigung freigesprochen wurde, weist ihn die Homepage der FPÖ wieder als Pressereferenten aus.
Michael Winter, Landesobmann des RFJ (2008) Steiermark, schrieb in der „Tangente”, der Zeitschrift des RFJ 2007, der Grazer Bürgermeister solle sich überlegen, „ob er nicht als Sofortmassnahme gegen muslimisch-türkische Vergewaltigungen eine Schafherde im Stadtpark grasen lassen will“ und wurde für diese und andere Äußerungen wegen Verhetzung verurteilt. Heute ist er Bezirksrat der FPÖ in Graz.
Siegfried Kampl, FPÖ-Bürgermeister von Gurk und Bundesrat der Freiheitlichen, bezeichnete 2005 Wehrmachtsdeserteure als „zum Teil Kameradenmörder“ und sprach von einer „brutalen Naziverfolgung nach 1945“. Kampl war in den letzten Jahren wieder FPÖ-Mitglied (vorher BZÖ, FPK) und wurde erst 2014 nach seinem jüngsten Sager über die Nazis („Nur von dem, was sie gemacht haben, distanziere ich mich, nicht vom Nationalsozialismus“) aus der FPÖ ausgeschlossen. Von der FPÖ Gurk wurde er aber einstimmig wieder als Bürgermeister-Kandidat gewählt und wird mit der Liste „Die Freiheitlichen in Gurk-Pisweg Liste Siegfried Kampl“ 2015 kandidieren.