Das Pressefest der NPD ist einer der größten Aufmärsche von Neonazis in Deutschland. Tausende Neonazis haben sich am 5. August 2006 in Pappritz (Dresden) versammelt, um Ansprachen ihrer Obernazis zu lauschen. Zu hören waren etwa Holger Apfel, Fraktionsobmann der NPD im sächsischen Landtag, und der mittlerweile verblichene Nazi und Rassenideologe Jürgen Rieger, der einmal mehr Hitler lobte und gegen Schwarze hetzte.
Auf dem Programmzettel standen u.a. Gigi & die braunen Stadtmusikanten, der braune Barde Frank Rennicke und einer, den die Neonazis verehren wie einen Halbgott: der Österreicher Herbert Schweiger, ein Altnazi der Leibstandarte-SS Adolf Hitler, der 2011 verstarb, nachdem er 2010 noch einmal eine Haftstrafe wegen NS-Wiederbetätigung kassiert hatte. Es war also ein rundum braunes Fest, bei dem auch Sebastian Ortner, der seit 1988 seine Kontakte in die Neonazi-Szene abgebrochen haben will, zugegen war. „Wir sind aus anderem Holz geschnitzt“, brüllte ein Redner dem braunen Publikum zu.
Was hat sich Ortner dabei gedacht? „Ich bin damals eingeladen worden und wollte mir einfach ein Bild von der Veranstaltung machen“, erklärte er jetzt dem „Kurier“ (18.4.13), der ihn zu dem bisher verschwiegenen Nazi-Fest befragte. Ausgerechnet er brauchte noch ein Bild von grölenden Neonazis?
2006 war Ortner weder Gemeinderat noch Klubchef, sondern ein einfaches FPÖ-Parteimitglied. Angeblich seit 2005, obwohl er auch schon vorher zwischen 1994 und 1997 als Sebastian Müllegger, wie der „Standard“ (18.4.13) herausgefunden hat, Mitglied war. Wie kommt man als frischgebackenes FPÖ-Mitglied zu einer Einladung mit „innigen Umarmungen“ (Kurier) durch Holger Apfel? Wer war da noch dabei? Wer hat die Einladung vermittelt? Der Schweiger-Verehrer Andreas Thierry vielleicht oder die BfJ-Kameraden Magnet und Hönig, mit denen Sebastian Ortner Jahre später geschäftlich zu tun hatte?
Müllegger alias Ortner und die neonazistische „Heimatverbundene Jugend” in den Jahren 1991 und 1992, mit dabei auch ein Abend mit dem ehemaligen SA-Sturmführer und Mitglied der NSDAP und späteren VdU/FPÖ-Politiker Otto Scrinzi
Ortners Neonazi-Vergangenheit endete nicht 1988. Das haben wir schon gestern mit Küssels Kontaktliste aus dem Jahr 1991, Ortners Aktivität in der Heimatverbundenen Jugend – Kameradschaft Linz und seinen Auftritten beim Dichterstein Offenhausen 1989 und 1995 beschrieben.
Der Fall Ortner ist nicht zufällig. Das Neonazi-Problem ist endemisch bei der FPÖ, der Partei der Resozialisierten.