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FPÖ Aus- und Rücktritte

Die FPÖ und ihre Able­ger (BZÖ, FPK usw.) zeich­nen sich tra­di­tio­nell durch zahl­rei­che Aus- und Über­trit­te aus. Der wohl bekann­tes­te und fol­gen­reichs­te war der Aus­tritt der FPÖ-Spi­t­­ze unter Jörg Hai­der und Ursu­la Haub­ner am 4.4. 2005 und die Grün­dung des BZÖ. „Läs­sig, flott und jung“ soll­te nach Hai­der das BZÖ wer­den. Als einer der Gründe […]

26. Mai 2010

Braunes Gedankengut (I)

Die neue alte FPÖ unter HC Stra­che, der Ende April 2005 zum Vor­sit­zen­den gewählt wur­de, benö­tig­te eini­ge Zeit, um sich wie­der­zu­fin­den. Aus­trit­te wegen der Ori­en­tie­rung der neu­en Par­tei­füh­rung, ihrer unkla­ren Bezie­hun­gen zum Natio­nal­so­zia­lis­mus, sind sel­ten – aber es gibt sie!

In der Stei­er­mark erklär­te der Obmann der FPÖ–Bauern, Andre­as Schelln­eg­ger im August 2005 sei­nen Aus­tritt aus der FPÖ, weil er in FPÖ-Sit­zun­gen immer wie­der gehört habe: „Der Hit­ler hat schon Recht gehabt.“ (Klei­ne Zei­tung, 20.8.2005)

Der Saal­fel­de­ner FPÖ-Obmann Wolf­gang Grieß­ner trat Anfang 2007 aus der FPÖ mit fol­gen­der Begrün­dung aus: „Ich bin mit der Ideo­lo­gie der Par­tei­füh­rung in Wien nicht mehr ein­ver­stan­den. Das ist mir zu radi­kal, zu extrem..Es gibt einen Kreis um Möl­zer und Stad­ler, der sehr weit rechts ange­sie­delt ist. Die Lip­pen­be­kennt­nis­se von Stra­che sind lächer­lich. Brau­nes Gedan­ken­gut ist in der Par­tei tief ver­wur­zelt, von ganz oben bis in die klei­nen Gemein­den. Das ver­ab­scheue ich.“ (SN, 3.2.2007)

Der stell­ver­tre­ten­de Obmann der Tiro­ler FPÖ und frü­he­re Abge­ord­ne­te zum Natio­nal­rat, Hans Sevigna­ni erklär­te im Sep­tem­ber 2007 sei­nen Rück­tritt von allen Par­tei­funk­tio­nen so: „Es gibt Seil­schaf­ten, die in der Par­tei am Werk sind und sie in eine Rich­tung drän­gen, die mir nicht gefällt. (…) Das geht alles zu sehr nach rechts, das miss­fällt mir.“ (tirol.com, 17.9.2007)

Nach den Aus­sa­gen der Gra­zer FPÖ-Klub­ob­frau Susan­ne Win­ter reich­te es ihrem Par­tei­kol­le­gen Alex­an­der Lozin­sek, der 15 Jah­re lang Gemein­de­rat in Graz war: „Das Her­ab­wür­di­gen ande­rer Ras­sen sowie Ver­bal­at­ta­cken gegen eine staat­lich aner­kann­te Welt­re­li­gi­on hät­ten mit frei­heit­li­cher Poli­tik nichts zu tun und in einer frei­heit­li­chen Gesin­nungs­ge­mein­schaft auch nichts ver­lo­ren, so Lozin­sek, der für die kom­men­de Legis­la­tur­pe­ri­ode nicht mehr ange­tre­ten war.“ (DiePresse.com, 21.1.2008)

Auch die lang­jäh­ri­ge Klub­ob­frau Maxie Uray-Frick hat­te nach der Win­ter-Rede ihren Aus­tritt aus der FPÖ erklärt.

Der Fürs­ten­fel­der Bezirks­ob­mann der FPÖ Karl Pledl erklär­te nach einem Vor­fall bei einer Sit­zung der Fürs­ten­fel­der Stadt­par­tei Ende Jän­ner 2009 sei­nen Aus­tritt aus der FPÖ: „Ich las­se mich nicht ins rech­te Eck stel­len.” (Klei­ne Zei­tung, 16.2.2010) Die eher ver­hal­te­ne Erklä­rung Pledls nahm dar­auf Bezug, dass in der Sit­zung ein Funk­tio­när der FPÖ den eben­falls zur Sit­zung erschie­ne­nen Neo­na­zi Franz Radl (der mit einer eige­nen Lis­te für den Fürs­ten­fel­der Gemein­de­rat kan­di­dier­te) mit dem Hit­ler­gruß begrüsst habe. Pledl zog nach dem Hiter­gruß sei­nes FPÖ-Kol­le­gen die Kon­se­quenz und trat aus.

Braunes Gedankengut (II)

Aus- und Rück­trit­te erfolg­ten aber auch von denen, die brau­nes Gedan­ken­gut ver­brei­te­ten – wenn auch zumeist aus tak­ti­schen Motiven.

Der FPÖ-Bun­des­rat John Gude­nus, der schon 1995 den Natio­nal­rat ver­las­sen muss­te, weil er die Exis­tenz von Gas­kam­mern bezwei­felt hat­te, betä­tig­te sich 2005 als Bun­des­rat mehr­fach wie­der. Er trat aus der FPÖ aus, ver­blieb aber im frei­heit­li­chen Par­la­ments­klub als Man­da­tar: „Der Aus­tritt aus der FPÖ erfolgt laut Gude­nus nach Rück­spra­che mit FPÖ-Chef Heinz-Chris­ti­an Stra­che. Er wol­le damit einen „mög­li­chen Scha­den, wel­che die aktu­el­le Dis­kus­si­on der FPÖ zufü­gen kön­ne, abwen­den.” (News, 2.74.2005) Ob der zu einer ein­jäh­ri­gen beding­ten Haft ver­ur­teil­te John Gude­nus mitt­ler­wei­le wie­der in die Par­tei ein­ge­tre­ten ist, ist nicht bekannt. Gude­nus ist jeden­falls häu­fi­ger und gern gese­he­ner Gast bei FPÖ-Veranstaltungen.

Der Blu­den­zer FPÖ-Gemein­de­rats­kan­di­dat Karl Mayr­ho­fer wur­de wegen rechts­extre­mer und ras­sis­ti­scher Sprü­che, die von den „Vor­arl­ber­ger Nach­rich­ten“ ver­öf­fent­licht wor­den waren, Anfang Feburar 2010 vom Stadt­par­tei­ob­mann der FPÖ zum Kan­di­da­tur­ver­zicht auf­ge­for­dert: Mayr­ho­fer muss eine Ver­zichts­er­klä­rung abge­ben und aus der Par­tei aus­tre­ten. Mayr­ho­fer: „Ich sage dazu gar nichts.”

Sei­nem Par­tei­freund, dem Vize­bür­ger­meis­ter von Trais­mau­er, Chris­ti­an Ball­mül­ler erging es ähn­lich. Nach­dem er Anfang April 2010 mit den Stim­men der SPÖ zum Vize­bür­ger­meis­ter gewählt wor­den war, muss­te er sein Amt gleich wie­der nie­der­le­gen, weil bekannt wur­de, dass Ball­mül­ler ein Funk­tio­när der neo­na­zis­ti­schen Natio­na­len Volks­par­tei (NVP) war. Ball­mül­ler leg­te nach einem Gespräch mit der FPÖ-Lan­des­par­tei­füh­rung sei­ne Funk­ti­on als Vize­bür­ger­meis­ter, sämt­li­che Par­tei­funk­tio­nen und sei­ne Mit­glied­schaft zurück. „Als Grund für sei­nen Rück­zug führ­te Ball­mül­ler an, dass er vor allem ‚den Druck von sei­ner Fami­lie neh­men möch­te’.” (Kro­ne, 14.4.2010)

Die Lan­des­ge­schäfts­füh­rer der SPÖ (!) und der FPÖ streu­ten ihm noch Rosen nach: „Solan­ge der Herr Ball­mül­ler nicht rechts­kräf­tig ver­ur­teilt ist oder irgend­ei­ne Ankla­ge ist, gilt für ihn die Unschulds­ver­mu­tung.“ (Steindl, SPÖ) „Ich kann für den Zeit­raum spre­chen, in dem er Mit­glied der FPÖ ist, da hat er sich nichts zuschul­den kom­men las­sen. Er ist ein unbe­schol­te­ner Staats­bür­ger.” (Huber, FPÖ)