Dumpt den Hump Mölzer!

Also doch – und zwar ein­deutig! Andreas Mölz­er, der Spitzen­mann der FPÖ für die Wahlen zum EU-Par­la­ment, musste gestern gle­ich zweimal den Teil­rück­zug antreten. Am Nach­mit­tag die übliche Dis­tanzierung vom NS- Regime, am Abend dann das Beken­nt­nis zur Amne­sie, nach­dem ein Ton­mitschnitt den klaren Beweis ergeben hat­te, dass Mölz­er vom „Negerkon­glom­er­at“ Europa gesprochen hatte.

Der Redak­tion des Mag­a­zins der „Süd­deutschen“ sei Dank! Zum einen waren sie die einzi­gen, die die Unge­heuer­lichkeit­en von Mölz­ers Ver­gle­ichen zwis­chen NS- Regime und der EU the­ma­tisiert haben, zum anderen, weil sie mit einem Ton­mitschnitt den Beweis erbrin­gen kon­nten, dass Mölz­er die Unwahrheit sagte, als er behauptete, nicht von einem „Negerkon­glom­er­at“, son­dern von einem „nekrophilen Kon­glom­er­at“ gesprochen und sich dabei auf die „Über­al­terung“ Europas bezo­gen zu haben.

In sein­er Stel­lung­nahme erk­lärte Mölz­er, dass ihm seine Aus­sagen „so nicht erin­ner­lich gewe­sen seien“:

„Im Augen­blick des Aufkom­mens der Debat­te habe er — vor dem Hin­ter­grund früher­er Aus­sagen in den zahlre­ichen von ihm jüngst bestrit­te­nen Ver­anstal­tun­gen — geschlossen, er habe das Wort „nekrophil” in Zusam­men­hang mit dem Zus­tand der Gesellschaft in der EU und der sink­enden Geburten­rate ver­wen­det“ ( FPÖ ‑OTS0189, 24.3.2014).


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Blöder­weise war Mölz­ers Rückschluss, weil er über die sink­ende Geburten­rate gesprochen habe, habe er den Aus­druck „nekrophiles Kon­glom­er­at“ ver­wen­det, schon vom Ansatz her falsch: es gab im Zusam­men­hang keine Bemerkung zu Geburten­rat­en oder Alterung in der EU.

Stattdessen enthielt seine Rede eine wider­liche chau­vin­is­tis­che und ras­sis­tis­che Polemik über alle in der Europäis­chen Union, ausgenom­men Deutsche und Öster­re­ich­er (warum wohl?):

„Da ist es wirk­lich so, dass alle, von den Por­tugiesen bis zu den Esten, von den Schwe­den bis zu den Sizil­ian­ern, die nimmt man nicht so wahr, weil sie wirk­lich nur 1,60 groß sind, alle über uns lachen, über die Deutschen und Öster­re­ich­er. Wir sind die einzi­gen, die bei einem Ter­min einiger­maßen pünk­tlich sind. Wir sind die einzi­gen, die um 9 schon arbeit­en und nicht erst um 11. Und es ist wirk­lich so. Es ist eine Frage auch des gestal­ter­ischen, des Arbeit­sethos, was aus diesem Europa wird: Entwed­er sind wir ein Negerkon­glom­er­at, totales Chaos, sage ich jet­zt bewusst bru­tal poli­tisch nicht kor­rekt. Wo das Chaos sich ver­mehrt, wo Massen­zuwan­derung, wo insti­tu­tionelles Chaos, wo wirre Konz­ern­in­ter­essen (sind)“ (APA0420, 24.3.2014).

Und weil sich echte deutsche Reck­en schw­er­tun mit ein­er klaren Dis­tanzierung, fällt der Rück­zug in die kurzfristige Amne­sie so aus:

„Nach­dem er nun selb­st einen Ton­mitschnitt gehört habe, der auf einen anderen Zusam­men­hang schließen lasse, ste­he er allerd­ings nicht an, sich für die seman­tis­che Fehlleis­tung zu entschuldigen“.

Eine seman­tis­che Fehlleis­tung also! Eine seman­tis­che Fehlleis­tung??? Wenn, dann gab es in der Rede von Mölz­er Ende Feb­ru­ar nicht eine, son­dern unerträglich viele „Fehlleis­tun­gen“, die etwa weit über die Hump-Dump-Affäre hin­aus­ge­hen. Darum: Mölz­er dumpen! (to dump – kippen,abladen).