Warum laufen so viele der historischen „Vergleiche“ von Freiheitlichen auf eine Verharmlosung des NS-Regimes hinaus? Das fragt sich nicht nur der Publizist Robert Misik, der auch eine Antwort weiß: „Geradezu obsessiv zieht es sie hin zum bizarr-verharmlosenden Nazi-Vergleich, sie können schier nicht anders, ES denkt in ihnen und quillt aus ihnen raus.“
Auch verwirrte rechtsextreme VerschwörungstheoretikerInnen, die sich selbst als die „wahren” Nationalsozialisten verstehen, setzen die EU mit dem Nazi-Regime gleich
Mölzer, der seinen Vergleich noch verstärkte durch die Behauptung, dass es im Dritten Reich „sicher nicht so viele Regeln und Vorschriften, Gebote und Verbote“ wie in der EU gegeben habe, bestätigtet auch nach den zahlreichen Rücktrittsaufforderungen im Wesentlichen den Inhalt seiner Äußerungen, die vom Magazin der „Süddeutschen Zeitung” wiedergegeben wurden. Er habe allerdings nicht von einem „Negerkonglomerat“, beherrscht von einer „Bande von Lobbyisten“ gesprochen, sondern von einem „nekrophilen Konglomerat“. Aja, Lump oder Hump-Dump usw.!
Sein Vergleich zwischen Drittem Reich und EU-Diktatur habe sich „nur” auf die „Überreglementierung“ und das „Alltagsleben“ bezogen, so Mölzer. Die „Überreglementierungen“ bzw. die Eingriffe in das „Alltagsleben“ bei jüdischen Menschen hat Mölzer da offensichtlich nicht vor Augen gehabt. Das Zusammenspiel zwischen NS-Gewaltapparat (Gestapo, SS, SA usw.) und peniblen bürokratischen Regulierungen, die von der Wannsee-Konferenz bis zum Heimtücke-Gesetz, vom Trachtenverbot für Juden bis zur „Endlösung“ der „Judenfrage“ durch die detaillierte bürokratische Planung ihrer Vernichtung haben eine Unzahl an Gesetzen und Verordnungen bedeutet, die das „Alltagsleben“ nicht nur von Juden massiv und existentiell beeinflussten. Das etwa mit einer (unsinnigen) EU-Verordnung über die Gurkenkrümmung zu vergleichen ist atemberaubend und verlangt eine klare Zurückweisung bzw. den Rücktritt von Mölzer. Diese Reaktionen, die von Karas (ÖVP) bis zur Aktion Kritischer SchülerInnen und den Grünen reichen, als das Fließen des „medialen Speichels der pawlowschen Hunde“ (Presse am Sonntag, 23.3.2014) herunterzumachen, wie das in der „Presse am Sonntag“ kommentiert wird, spricht für sich und in diesem Fall gegen den „Presse“-Kommentator.