Wochenschau KW 44/21

Nazi-Codes kom­biniert mit Liebes­bezeu­gun­gen fan­den sich gle­ich an zwei Orten: im Kärnt­ner­ischen Frantschach und in Baden bei Wien. Ein Wiener Wirt kom­binierte seinen Protest über die 3G-Regel mit dem 3g-Ver­bots­ge­setz und wird deshalb wohl vor Gericht lan­den. Und in Wien marschierten wieder einige am Grab des Nazi-Majors Wal­ter Nowot­ny auf – allerd­ings getren­nt in zwei Gruppen.

Wien/Rudolfsheim: Hit­ler­gruß als Protest gegen 3G-Regel
Frantschach-St. Gertraud/K: NS-Schmier­ereien auf „Lavant­meile“
Baden/NÖ: Hak­enkreuze, „Heil Hitler“ und „88“
Steier­mark: FPÖ deckt Anti-Roma-Het­ze und FPÖ-Plakat ohne Folgen
Wien: Alljährlich­er Nowot­ny-Gedenkauf­marsch in zwei Teilen

Wien/Rudolfsheim: Hit­ler­gruß als Protest gegen 3G-Regel

Der 39-jährige Wirt aus dem 15. Wiener Gemein­de­bezirk, der meinte, mit Heil Hitler-Gebrüll und Führergruß gegen die 3G-Regel protestieren zu müssen, wird sich nun mit 3g auf ein­er anderen Ebene auseinan­der­set­zen müssen, näm­lich mit dem Para­graph 3g nach dem Ver­bots­ge­setz. „Der Betreiber war alko­holisiert, ein Test wies ein Promille Alko­hol nach.“ (puls24.at, 2.11.21)

Frantschach-St. Gertraud/K: NS-Schmier­ereien auf „Lavant­meile“

Ein erst 2020 eröffneter Geh- und Rad­weg ent­lang der Lavant war im Visi­er von Van­dalen, die auf Bänken und Boden u.a. NS-Sym­bole gesprüht haben. Neben Hak­enkreuzen, „88“ (Kürzel für „Heil Hitler“) find­en sich noch Zunei­gungs­bekun­dun­gen, „J +M“ in einem Herz, ent­lang der Meile. (meinbezirk.at, 2.11.21)

Baden/NÖ: Hak­enkreuze, „Heil Hitler“ und „88“

Wie die „Bezirks­blät­ter“ erst jet­zt berichteten, wurde in der Nacht vom 24. auf den 25. Okto­ber die Mozart­straße in Baden mit NS-Sym­bol­en (Hak­enkreuze, „88“, „Heil“) beschmiert. Ich liebe „@Quuck“ (nicht genau leser­lich) war inmit­ten der Nazi-Codes eben­falls noch zu bewun­dern. (meinbezirk.at, 3.11.21)

Steier­mark: FPÖ deckt Anti-Roma-Het­ze und FPÖ-Plakat ohne Folgen

Im Juli 2020 hat­te „SOS Mit­men­sch“ Anzeige wegen des Ver­dachts auf Ver­het­zung gegen Ste­fan Her­mann, Klubob­mann der FPÖ im steirischen Land­tag, einge­bracht. Anlass war ein Video, das Her­mann auf seinem Face­book-Account geteilt hat­te und in dem Roma und Sin­ti wüst beschimpft wur­den. Das Begehren der Staat­san­waltschaft auf Aufhe­bung der Immu­nität von Her­mann wurde mit den Stim­men von ÖVP, SPÖ und FPÖ abgelehnt. Nun wur­den alle Ermit­tlun­gen abge­brochen, weil sich die FPÖ Steier­mark, die das Has­svideo eben­falls geteilt hat­te, mit Beru­fung auf das Redak­tion­s­ge­heim­nis weigert, die Ver­ant­wortlichen zu nennen.

Die Men­schrechts-NGO SOS Mit­men­sch, die das Ver­fahren durch eine Anzeige ins Rollen gebracht hat­te, zeigte sich über die Entschei­dung der Behör­den entset­zt. Diese würde „Tür und Tor öff­nen, dass poli­tis­che Parteien auf ihren Social-Media-Kanälen mut­maßlich Ver­het­zung betreiben und sich dann hin­ter dem Redak­tion­s­ge­heim­nis ver­steck­en kön­nen”, sagt Sprech­er Alexan­der Pollak.
Parteien hät­ten eine beson­dere Ver­ant­wor­tung, deshalb fordert Pol­lak von den Behör­den, genau zu prüfen, ob eine Ver­bandsver­ant­wortlichkeit der FPÖ vor­liege. Seine NGO habe eine Ergänzung zu ihrer Sachver­halts­darstel­lung einge­bracht. Aus Sicht von SOS Mit­men­sch hätte die Partei durch das Post­ing sehr wohl prof­i­tiert – eine Voraus­set­zung dafür, einen Ver­band ver­ant­wortlich machen zu kön­nen. Der Zweck sei gewe­sen, Stim­men von Wäh­lerin­nen und Wäh­lern zu lukri­eren, sagt Pol­lak. (derstandard.at, 3.11.21)

Der Stan­dard berichtet eben­falls, dass die Graz­er Staat­san­waltschaft gegen die Graz­er FPÖ zu einem Plakat, das im Graz­er Gemein­der­atswahlkampf großflächig ver­bre­it­et wor­den war, wegen fehlen­den Anfangsver­dachts gar nicht erst aufn­immt. „Die Staat­san­waltschaft bestätigt dem STANDARD, dass es ‚mehrere Anzeigen‘ wegen des Ver­dachts der Ver­het­zung gegeben habe. Mit Genehmi­gung der Ober­staat­san­waltschaft habe man aber von Ermit­tlung­shand­lun­gen abge­se­hen.“ (derstandard.at, 3.11.21) Zwei der für das Sujet Ver­ant­wortlichen sind inzwis­chen auf poli­tis­ch­er Ebene Geschichte: Mario Eustac­chio und Armin Sip­pel.

Wien: Alljährlich­er Nowot­ny-Gedenkauf­marsch in zwei Teilen

Aus 2020 wurde wohl pan­demiebe­d­ingt nichts aus dem anson­sten alljährlich stat­tfind­en­den Auflauf von Ewiggestri­gen am Grab des Nazi-Fliegerof­fiziers Wal­ter Nowot­ny – zumin­d­est gab es darüber keine Berichter­stat­tung. Dafür trat­en die Nowot­ny-Fans dies­mal gle­ich zweimal am Zen­tral­fried­hof auf, wie „Press­eser­vice Wien“ fotografisch fest­ge­hal­ten hat.

Bere­its am 1. Novem­ber marschierte Got­tfried Küs­sel mit etwa zehn Getreuen am Nowot­ny-Grab auf. Dabei waren u.a. auch Küs­sels Best Bud­dy aus der Alpen-Donau-Zeit Felix B..

Am 7. Novem­ber ver­sam­melte sich der tra­di­tionelle Nowot­ny-Gedenkvere­in rund um den ehe­ma­li­gen FPÖ-Poli­tik­er Johann Her­zog – dies­mal allerd­ings in sehr reduziert­er Form. Etwa 20 bis 25 Reck­en standen rund um Nowot­nys Grab. Aus den Tra­di­tionsver­bän­den waren der Kam­er­ad­schafts­bund Mis­tel­bach und die Kam­er­ad­schaft Prinz Eugen vertreten. Anwe­send war nicht zum ersten Mal auch der wegen Wieder­betä­ti­gung verurteilte M.H samt sein­er Mut­ter. Auf­fäl­lig war die Abwe­sen­heit von der Vertretern aus diversen Burschen­schaften. Auch der pen­sion­ierte Bun­desheerof­fizier und Ex-FPÖ-Gemein­der­at Wolf­gang Jung, der Ex-FPÖ-Bezirk­srat Wal­ter Seledec und der Ex-FPÖ-Nation­al- udn Bun­desrat Hans-Jörg Jenewein, alle drei Mit­glieder im Grabpflegev­ere­insvor­stand, wur­den nicht gesichtet.

Vereinsregisterauszug "Verein zur Pflege des Grabes Walter Nowotny" (abgerufen 8.11.21)

Vere­in­sreg­is­ter­auszug „Vere­in zur Pflege des Grabes Wal­ter Nowot­ny” (abgerufen 8.11.21)