Um es gleich vorwegzunehmen. Gerhard S. wurde nicht verurteilt, sondern aufgrund eines psychiatrischen Gutachtens von allen Vorwürfen der Anklage freigesprochen. Das ist schwer nachvollziehbar. Schließlich werden über einen Verein bzw. eine angebliche „Akademie“, hinter der der Angeklagte und einige andere Personen aus dem Umfeld der Staatsverweigerer stehen, auch aktuell Kurse und Kuren zu gesundheitlichen Themen angeboten. Den Verein bzw. die Akademie haben wir zwar nicht über eine Vereinsregisterabfrage beim Innenministerium finden können, aber nicht zufällig nennt sich die Akademie international. Gerhard S. bespielt auch ein privates FB-Konto, auf dem noch jede Menge schwer antisemitischer Postings zu finden sind.

Erst wenige Tage vor dem Geschworenenprozess gegen Gerhard S. fand wieder einer der Kurse statt, die über eine Webseite angeboten werden, die auf den Namen des Angeklagten läuft. „Die Entstörung von Kopfblockaden, von Verklebungen bis hinein in die harte Gehirnhaut“, verspricht der Kurstitel. 500 Euro muss man für diesen dreitägigen Kurs in einem ehemaligen Gasthof zahlen, dann ist man angeblich entstört. Vielleicht hätte Gerhard S. einen dieser Kurse besuchen sollen, in dem eine nach ihm benannte Methode angewandt wird, die ihm angeblich das Universum anvertraut hat?
Auf seiner Webseite, über die jetzt noch die Kuren und Kurse angepriesen werden, waren jedenfalls zwischen Oktober 2014 und April 2015 „Berichte“ über das Ende der khasarischen Macht, ein zehntägiges Verschwinden des Präsidenten Putin, das angeblich mit dem Erscheinen des Berichts zu Ende ging, die „Zionazis“ und „die Jahrtausende dauernde jüdische Sklaverei der Satan anbetenden Hyksos (Khazaren) Monster“ zu lesen.
Den Kern der Anklage bildeten aber Beiträge, in denen einerseits der Holocaust vollständig geleugnet, andererseits den Angehörigen der jüdischen Religion vorgeworfen wurde, sie hätten diesen selbst durchgeführt. Einen Beitrag des französischen Holocaust-Leugners Robert Faurisson hatte er ebenso online gestellt wie den Beitrag „Kein einziger Jude ist durch Zyklon B oder die Gaskammer umgekommen“. Die Beiträge mit der Holocaustleugnung waren eingebettet zwischen „Gesundheits“-Themen wie „Langjährige Zehennagelentzündung schmerzfrei behoben“ (27.1.15) oder Verschwörungsgemurmel wie „Die Wahrheit über das iPhone“ (17.5.2014).


Jetzt gibt es auf der Webseite nur mehr Gesundheitstipps, Kuren und Kurse. Auf dem Facebook-Account von Gerhard S. läuft aber nach wie vor übelste antisemitische Hetze bis hin zu den Protokollen der Weisen von Zion. Gerhard S. ist in der Szene der Staatsverweigerer bestens vernetzt und sicher keine Randfigur.
Monika Donner, Ministerialrätin aus dem Verteidigungsministerium, scheint ebenso auf seiner Freundschaftsliste auf wie die „Präsidentin” des Staatenbundes, die derzeit in U‑Haft auf ihren Prozess wartet. Auch mit Wolfgang P., dem Reichsbürger aus dem fränkischen Georgensgmünd, der im Oktober 2016 einen Polizisten erschoss, war Gerhard S. befreundet.

Was seine politischen Gegner betrifft, ist Gerhard S. wenig zimperlich. Den Tiroler Blogger Dietmar Mühlböck, der zu Verschwörungstheorien und Staatsverweigerer publiziert, bezeichnete er öffentlich als „miese Ratte“ und forderte Infos über ihn ein. Im Jänner 2016 veröffentlichte er ein Schreiben des steirischen Landesamtes für Verfassungsschutz an verschiedene Dienststellen mit Einschätzungen über die „Terranier‘“, OPPT und die „Freeman“-Bewegung.
Und dieser Gerhard S. soll unzurechnungsfähig sein? Er ist jedenfalls ein gutes Beispiel dafür, wie tief nationalsozialistische und antisemitische Ideologiestränge bei den angeblich „unpolitischen“ Freemen, OPPT-Leuten, Terraniern und ähnlichen Varianten verwurzelt sind.