Die AFP – Teil 4: Die Jugendorganisationen der AFP

Lesezeit: 10 Minuten

Die Arbeits­ge­mein­schaft für demo­kra­ti­sche Poli­tik (AFP) hat­te im Lauf ihrer Geschich­te meh­re­re Nach­wuchs­or­ga­ni­sa­tio­nen. Die wohl bekann­tes­te war der „Bund frei­er Jugend” (BfJ).

Der Bund freier Jugend (BfJ)

Die AFP-Jugend, die Nach­wuchs­or­ga­ni­sa­ti­on der AFP, ent­stand um das Jahr 2000. Ihre Mit­glie­der­zei­tung war das „Jugend Echo”. Pres­se­recht­lich ver­ant­wort­lich zeig­te sich Mar­kus Knoll. Die Nach­fol­ge­or­ga­ni­sa­ti­on mit annä­hernd den­sel­ben Per­so­nen und den glei­chen Struk­tu­ren war der BfJ, der sich im Früh­jahr 2003 in Linz als sol­cher kon­sti­tu­ier­te. Akti­vi­tä­ten der AFP-Jugend sowie des BfJ fan­den vor allem im Raum Ober­ös­ter­reich statt. Schwer­punk­te waren das Abhal­ten von „Sonn­wend­fei­ern”, Flug­blatt­ak­tio­nen, Vor­trä­ge und die gemein­sa­me Rei­se zu Demons­tra­tio­nen vor allem nach Deutschland.

Die größ­te Ver­an­stal­tung des BfJ war der seit 2003 orga­ni­sier­te Tag der volks­treu­en Jugend, eine der wich­tigs­ten Zusam­men­künf­te von Neo­na­zis im deutsch­spra­chi­gen Raum. An die 100 Per­so­nen nah­men haupt­säch­lich aus Öster­reich und Deutsch­land dar­an teil.

Der Tag der volks­treu­en Jugend 2007 war Anlass für die Behör­den ein Ermitt­lungs­ver­fah­ren gegen den BfJ ein­zu­lei­ten. Am 20. März 2007 wur­den die drei füh­ren­den Akti­vis­ten, Rene Hönig, Ste­fan Magnet sowie Micha­el Scharf­mül­ler, ver­haf­tet und zahl­rei­che Haus­durch­su­chun­gen durch­ge­führt. Der Frei­spruch für vier BfJ-Akti­vis­ten (die drei oben genann­ten plus Mar­kus Knoll) und Horst Lud­wig erfolg­te am 14. Mai 2008 und wur­de am 7. August 2009 bestätigt.

Ein Grund für den Frei­spruch war sicher auch die Wahl des Ankla­ge­punk­tes nach dem Ver­bots­ge­setz § 3a. Die­ser erfor­dert den Beweis für den wil­lent­li­chen Ver­such, eine ver­bo­te­ne natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Orga­ni­sa­ti­on wie­der auf­zu­bau­en. Die­ser Vor­wurf ist natür­lich nur schwer nachzuweisen.

Schon 2005 begann der BfJ, wohl aus Angst vor Repres­si­on, Tei­le sei­ner Struk­tu­ren an befreun­de­te Orga­ni­sa­tio­nen in ande­ren Län­dern zu über­ge­ben. So wur­de die Zeit­schrift Jugend Echo „an rumä­ni­sche Kame­ra­den ver­äu­ßert”. Der Ver­trieb der neo­na­zis­ti­schen Publi­ka­ti­on erfolg­te zudem ab 2005 von Spa­ni­en aus. Um einer mög­li­chen Unter­sa­gung ihrer Demons­tra­tio­nen und der Anzei­ge­pflicht als sol­cher zu ent­ge­hen, wur­den „poli­ti­sche Stadt­rund­gän­ge” organisiert.

Gutachten zur neonazistischen Ausrichtung des BfJ

In einem Rechts­gut­ach­ten des Ver­fas­sungs­recht­lers DDr. Heinz May­er über die Arbeits­ge­mein­schaft für demo­kra­ti­sche Poli­tik (AFP) und den „Bund frei­er Jugend” (BfJ) wird detail­liert dar­ge­legt, war­um der BfJ (aber auch die AFP) mas­siv gegen das NS-Ver­bots­ge­setz ver­sto­ßen. In der Zusam­men­fas­sung schreibt Heinz Mayer:

Die unter III. zit Äuße­run­gen sind nur eini­ge weni­ge Bei­spie­le. Sie bele­gen, dass die von der AFP zu ver­ant­wor­ten­den Publi­ka­tio­nen seit Jahr­zehn­ten mas­siv gegen die Bestim­mun­gen des Ver­bots­ge­set­zes ver­sto­ßen. Offen­kun­di­ge und ver­bräm­te Ver­herr­li­chung natio­nal­so­zia­lis­ti­scher Ideen und Maß­nah­men, zyni­sche Leug­nung von natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Gewalt­maß­nah­men, eine het­ze­ri­sche Spra­che mit deut­lich aggres­si­vem Ton gegen Aus­län­der, Juden und „Volks­frem­de” sowie eine Dar­stel­lung „des Deut­schen” als Opfer sind typi­sche und stets wie­der­keh­ren­de Signa­le. Von beson­de­rer Aggres­si­vi­tät sind die Bei­trä­ge im JUGEND ECHO. Hier wird stän­dig „Kampf­be­reit­schaft” der natio­na­len Jugend ein­ge­for­dert; NS-Bio­gra­phien wer­den als Vor­bild dar­ge­stellt, Ras­sen­hass wird pro­pa­giert. JUGEND ECHO wird in der Erst­aus­ga­be als „Kampf­schrift der natio­na­len Jugend in Öster­reich” bezeich­net und vom „Bund Frei­er Jugend” (BFJ), einer unselb­stän­di­gen Unter­or­ga­ni­sa­ti­on der AFP, gestal­tet. Eigen­tü­mer, Medi­en­in­ha­ber, Her­aus­ge­ber und Her­stel­ler ist die AFP. JUGEND ECHO ist daher der AFP zuzu­rech­nen und von die­ser zu verantworten.

„Tag der volkstreuen Jugend”

Die­se Ver­an­stal­tun­gen wur­den in den Jah­ren 2003 bis 2007 abge­hal­ten und gal­ten als eine der wich­tigs­ten Treff­punk­te von Neo­na­zis im deutsch­spra­chi­gen Raum. An die 100 Per­so­nen nah­men an die­sen Tref­fen teil.

  • Am 8. März 2003 refe­rier­ten Kon­rad Win­disch (von der AFP über „Wie’s ges­tern war und mor­gen wird”), Her­bert Schwei­ger („Grund­sät­ze einer natio­na­len Bewe­gung”) und Gün­ther Rehak („Die Kriegs­po­li­tik der USA”). Jörg Häh­nel, Poli­ti­ker der NPD und „Lie­der­ma­cher” sang dort sei­ne soge­nann­ten „Frei­heits­lie­der” und die deut­sche neo­na­zis­ti­sche Hei­mat­treue Deut­sche Jugend (HDJ) trat mit einem „Lai­en­spiel” auf.
  • Am 20. März 2004 fand das Tref­fen in Wels statt und stand unter dem Mot­to „Euro­pas Jugend im Auf­bruch — Wege zur Über­win­dung des Cha­os”. Eröff­net wur­de das Tref­fen von Ste­fan Magnet, es refe­rier­ten unter ande­ren Lars Käpp­ler (ehe­ma­li­ger Vor­sit­zen­der der baden-würt­tem­ber­gi­schen Jun­gen Natio­nal­de­mo­kra­ten (JN)), Hart­mut Wil­helm („Über die Gefah­ren der tota­len Glo­ba­li­sie­rung”). Wil­helm ist Autor in den Hut­ten­brie­fen und regel­mä­ßig Refe­rent bei der „Gäs­te­wo­che” des neo­na­zis­ti­schen Deut­schen Kul­tur­wer­kes (Euro­päi­schen Geis­tes). In des­sen engs­tem Umfeld betreibt er die Not­ge­mein­schaft für Volks­tum, Kul­tur, Wahr­heit und Recht.
    Die net­te Anek­do­te die­ses Tref­fen ist, dass der Wirt schluss­end­lich die wei­te­re Bewir­tung der ein­schlä­gi­gen Gäs­te ver­wei­ger­te und die „volks­treue Jugend” in das Hotel Krems­müns­terer Hof aus­wei­chen musste.
  • 2005 fand das Tref­fen in Wai­zen­kir­chen am 19. März statt und wur­de von den Sicher­heits­be­hör­den auf­ge­löst. Nach Anga­ben des Ver­fas­sungs­schutz­be­richts nah­men 110 Per­so­nen dar­an teil, davon 20 aus Deutsch­land und 10 aus Italien.
  • Auf­grund der behörd­li­chen Auf­lö­sung im Jahr zuvor, wur­de der Tag der volks­treu­en Jugend 2006 in Form von Demons­tra­tio­nen abge­hal­ten. Eine Kund­ge­bung wur­de am Vor­mit­tag in Frei­stadt vom Witiko­bund abge­hal­ten. Der Witiko­bund wird vom deut­schen Innen­mi­nis­te­ri­um seit den 1960er Jah­re als rechts­extrem ein­ge­stuft. Am Nach­mit­tag fand in Ried im Inn­kreis eine Demons­tra­ti­on des Rechts­extre­mis­ten Lud­wig Rein­th­a­ler statt. An die­ser Demons­tra­ti­on nahm unter ande­ren Rene Lang teil (Ex-VAPO, nun­mehr För­der­werk Jun­ger Fami­li­en und „Lan­des­lei­ter” der AFP). Paro­len waren fol­gen­de zu hören: „Aus­län­der rein? Wir sagen nein!” und „Ali, Meh­med, Mus­ta­fa, geht zurück nach Ankara”
  • Am 17. März 2007 wur­de der Tag der volks­treu­en Jugend gleich mehr­mals „auf­ge­löst”. Ein­mal von einer Wir­tin in St. Johann /Pongau, die, als sie erkann­te, wer sich bei ihr ein­quar­tie­ren woll­te, die Neo­na­zis ihres Hau­ses ver­wies. Das Tref­fen soll­te dar­auf­hin in einem ande­ren Gast­haus fort­ge­setzt wer­den. Dar­aus wur­de aber auch nichts, denn die Poli­zei lös­te das Tref­fen unmit­tel­bar nach dem Refe­rat von Gün­ter Rehak auf. Es wur­de ein­schlä­gi­ges Mate­ri­al beschlag­nahmt, und die Vor­fäl­le im Rah­men der Ver­an­stal­tung führ­ten zu dem oben erwähn­ten Pro­zess gegen den BfJ.

Propaganda im Rahmen des Verfahrens gegen den BfJ

Trotz der Ver­haf­tun­gen und Haus­durch­su­chun­gen gegen Neo­na­zi-Struk­tu­ren im Jahr 2007 blieb der BfJ im spe­zi­el­len, aber vor allem die rechts­extre­me und Neo­na­zi-Sze­ne ins­ge­samt, hand­lungs­fä­hig. Es wur­den zahl­rei­che Soli­da­ri­täts­ver­an­stal­tun­gen und Kon­zer­te orga­ni­siert, es kam zu Mas­sen­aus­sendun­gen und Flug­blatt­ak­tio­nen. Der Rechts­extre­mis­mus­exper­te Wolf­gang Purtschel­ler spricht des­we­gen von einer neu­en Qua­li­tät im Ver­gleich zur Situa­ti­on der neo­na­zis­ti­schen Sze­ne nach der Zer­schla­gung der Volks­treu­en außer­par­la­men­ta­ri­schen Oppo­si­ti­on (VAPO). Die Ver­haf­tung war Anlass vie­ler Grup­pie­run­gen und Per­so­nen in der rechts­extre­men Sze­ne, sich zu soli­da­ri­sie­ren. Nicht nur, dass sich die AFP für ihre Jugend­grup­pe ein­setz­te, gab es auch Hil­fe der NPD-Lan­des­grup­pen Sach­sen und Meck­len­burg-Vor­pom­mern sowie von den Jun­gen Natio­nal­de­mo­kra­ten (JN) und von der Dänisch Natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Bewe­gung. Die deut­sche neo­na­zis­ti­sche Hilfs­or­ga­ni­sa­ti­on für natio­na­le poli­ti­sche Gefan­ge­ne und deren Ange­hö­ri­ge (HNG) über­nahm die Betreu­ung der Inhaftierten.

Aber auch Vor­feld­or­ga­ni­sa­tio­nen der FPÖ soli­da­ri­sier­ten sich mit den Akti­vis­ten des BfJ, so Zur Zeit, die in einer Kolum­ne gegen das NS-Ver­bots­ge­setz wet­ter­te und es als „Schan­de für den öster­rei­chi­schen Rechts­staat” bezeich­ne­te. Dabei wur­de direkt auf den BfJ Bezug genom­men: „Da die drei Bur­schen eine Jugend­grup­pe, den Bund frei­er Jugend, in Ober­ös­ter­reich mit­be­grün­det und nicht dem Zeit­geist hul­di­gend Mul­ti­kul­ti-Fei­ern oder Kif­fer-Par­tys ver­an­stal­tet, son­dern sich deut­schem Lied­gut, der Erfor­schung der eige­nen Geschich­te und Pfle­ge hei­mi­scher Bräu­che ver­schrie­ben” hät­ten, wären sie der Anti­fa und den Behör­den „ein Dorn im Auge” gewe­sen. (Quel­le: DÖW)

Auch die Jugend­or­ga­ni­sa­ti­on der FPÖ, der Ring Frei­heit­li­cher Jugend (RFJ) – z.B. in Linz-Land und in Deutsch­lands­berg – soli­da­ri­sier­te sich mit dem BfJ. Der Titel einer Aus­sendung des RFJ Deutsch­lands­berg lau­te­te: „RFJ für die Abschaf­fung des NS-Ver­bots­ge­set­zes und die Frei­las­sung der drei volks­treu­en Akti­vis­ten aus Ober­ös­ter­reich”, in der sie die Frei­las­sung der „poli­ti­schen Gefan­ge­nen” (also die BfJ-Akti­vis­ten) for­der­ten. (Quel­le: ORF Steiermark).

Verbindungen zum RFJ

So ver­wun­dern auch enge per­so­nel­le Ver­bin­dun­gen zwi­schen dem BFJ und dem RFJ nicht. 2007 ver­öf­fent­lich­te Andre­as Ret­s­chit­zeg­ger, damals RFJ-Obmann in Linz-Land, Fotos auf sei­ner Home­page, die ihn als Teil­neh­mer bei Ver­an­stal­tun­gen der Neo­na­zis des BfJ zei­gen. Wei­te­re Bil­der zeig­ten Ret­s­chit­zeg­ger gemein­sam mit Kadern des BfJ bei einer Neo­na­zi-Demons­tra­ti­on gegen die „Wehr­machts­aus­stel­lung” in Deutschland.

Dar­auf ange­spro­chen mein­te Det­lev Wim­mer (damals RFJ-Lan­des­ob­mann und nun Sicher­heits­stadt­rat in Linz), dass die­se Teil­nah­me an einer neo­na­zis­ti­schen Demons­tra­ti­on kein Pro­blem sei und füg­te gleich hin­zu, was für ihn ein Pro­blem wäre: Ver­an­stal­tun­gen, die „unse­rer Aus­rich­tung wider­spre­chen“. Als Bei­spie­le nann­te er die „Love Para­de, wo es um Les­ben und Schwu­le geht”. Die Neo­na­zi­grup­pe BfJ bezeich­ne­te Wim­mer als „erlaub­te Jugend­or­ga­ni­sa­ti­on”. (Det­lev Wim­mer wur­de übri­gens die Offi­ziers­lauf­bahn beim öster­rei­chi­schen Bun­des­heer unter­sagt, nach­dem bekannt wur­de, dass er engs­te Kon­tak­te zum BfJ hatte.)

Es ver­wun­dert daher auch nicht, dass auf der Home­page des RFJ-Linz ein Wer­be­ban­ner der neo­na­zis­ti­schen Site „gesin­nungs­ter­ror” ver­linkt wur­de. (Quel­le: gedenkdienst)

Wei­te­re RFJ-Akti­vis­ten, die sich auch inner­halb des BfJ enga­gier­ten oder Ver­bin­dun­gen zum BfJ hat­ten (teil­wei­se bezie­hen sich Funk­ti­ons­an­ga­ben auf die jewei­li­ge ver­gan­ge­ne Posi­ti­on): Ste­fan Hai­der (Stv. RFJ-Lan­des­ob­mann und RFJ-Bezirks­ob­mann Linz-Land), Ste­fan Kohl­bau­er (RFJ-Bezirks­ob­mann Kirch­dorf), Chris­ti­an Aichin­ger (Stv. RFJ-Lan­des­ob­mann und RFJ-Bezirks­ob­mann Perg) sowie Chris­ti­an Pra­her (Stv. RFJ-Bezirks­ob­mann Perg) (Quel­le: KPÖ Ober­ös­ter­reich), Richard Pfingstl und Ste­fan Juritz (RFJ-Bezirks­ob­mann von Deutsch­lands­berg). Bei Chris­ti­an Pra­her wur­de im Zuge einer Haus­durch­su­chung ein ille­ga­les Waf­fen­de­pot beschlag­nahmt. Er selbst wur­de in der Ankla­ge­schrift zum BfJ-Pro­zess als Füh­rungs­ka­der des BfJ bezeichnet.

Das Konzept der „Freien Kameradschaften”

Im Gegen­satz zum RFJ oder den „Alten Herrn” (nicht bur­schen­schaft­lich gemeint) der AfP, die offi­zi­ell orga­ni­siert sind, ver­folg­te schon der BfJ, obwohl noch Jugend­or­ga­ni­sa­ti­on der AfP, ein ande­res Kon­zept: das der „Frei­en Kame­rad­schaft”. Unter „Freie Kame­rad­schaf­ten” wird eine Orga­ni­sa­ti­on rechts­extre­mer Grup­pen genannt, die nicht in Par­tei­en oder Ver­ei­nen orga­ni­siert sind. Statt­des­sen ist die Struk­tur sol­cher Grup­pen lose, es gibt auch kei­ne „Mit­glie­der” in her­kömm­li­chen Sinn. Das Kon­zept der „Frei­en Kame­rad­schaf­ten” wur­de ent­wi­ckelt, als in Deutsch­land meh­re­re offi­zi­el­le Grup­pen ver­bo­ten wurden.

Die­ses Kon­zept fand sich in Ansät­zen beim BfJ wie­der, der kei­ne offi­zi­el­le Orga­ni­sa­ti­on war. Ganz dürf­te der BfJ das Kon­zept trotz­dem nicht ver­stan­den haben, denn es gab soge­nann­te „Mit­glieds­er­klä­run­gen”. Damit folg­te der BfJ der VAPO, die ähn­lich auf­ge­baut war – sie war kei­ne offi­zi­el­le Grup­pie­rung und doch gab es fixe Posi­tio­nen, wie „Kame­rad­schafts­füh­rer”, „Kame­rad­schafts­füh­rer­stell­ver­tre­ter” oder auch „Gau-Beauf­trag­te” und eben­falls Mitgliederlisten.

Die Grup­pie­run­gen im Netz­werk von alpen-donau.info wie zum Bei­spiel Natio­na­ler Wider­stand Wien (frü­her: Kampf-Akti­on-Wider­stand-Wien) oder Freie Akti­vis­ten Wie­ner Neu­stadt dage­gen ver­fol­gen tat­säch­lich das Kon­zept der „Frei­en Kameradschaften”.

Es lässt sich somit eine gewis­se „Evo­lu­ti­on” bei neo­na­zis­ti­schen Grup­pie­run­gen fest­stel­len: Von einer VAPO und einem BfJ (und noch ande­ren AfP-nahen Grup­pie­run­gen, die wei­ter unten the­ma­ti­siert wer­den), die zwar lose orga­ni­siert waren und doch noch fest umris­se­ne Struk­tu­ren und Posi­tio­nen inner­halb der Grup­pe hat­ten, hin zu einem Kon­zept, das in Deutsch­land schon seit län­ge­rem ver­folgt wird.

Internetauftritte

Die ursprüng­li­che Web­sei­te des BFJ lau­te­te „www.b‑f-j.de”. Mit der Ver­haf­tung des Kaders des BfJ ging im Okto­ber 2007 die Web­site „junge-aktion.net” online sowie das soge­nann­te „Hei­mat­schutz­fo­rum”. Nach­dem die Akti­vi­tä­ten auf die­sen Sei­ten immer gerin­ger wur­den, wur­de auf junge-aktion.net ver­laut­bart, die­se Sei­ten wür­de an befreun­de­te euro­päi­sche Grup­pen über­ge­ben wer­den. Mit dem Ende des Jah­res 2008 wur­den aller­dings alle zuge­hö­ri­gen Sei­ten vom Netz genom­men bzw. nicht mehr aktua­li­siert. Wie der Zufall so will, war das die Zeit (Febru­ar 2009), in der alpen-donau.info online ging und eben­falls das alpen-donau-forum ali­n­fo­dio ein­ge­rich­tet wurde.


Das Hei­mat­schutz­fo­rum

Jugendkreis Hagen (JKH)

Eine wei­te­re Jugend­grup­pe aus dem Umfeld der AfP war der mit dem BfJ engs­tens ver­bun­de­ne Jugend­kreis Hagen (JKH), der sich zu Tei­len aus den Kadern von Blood&Honour Wien zusam­men setz­te. Nach Eigen­de­fi­ni­ti­on zähl­ten sie sich dem Natio­na­len Wider­stand zuge­hö­rig. Das Pro­gramm des JKH wur­de auch als das Pro­gramm der AfP aus­ge­wie­sen, dar­in wird die „Volks­ge­mein­schaft” gefor­dert unter Berück­sich­ti­gung der „ewi­gen Geset­ze der Natur”. Das Ziel des JKH war es, „ande­re Jugend­li­che in Wien und Umge­bung für den poli­ti­schen Kampf (…) gewin­nen”. Dafür wur­den regel­mä­ßi­ge Tref­fen im Fritz-Stü­ber-Heim der AfP abge­hal­ten. Der NS-Kriegs­ver­bre­cher Rudolf Hess wur­de als „Mär­ty­rer für den Frie­den” umge­dich­tet. Zudem mobi­li­sier­te der Jugend­kreis Hagen regel­mä­ßig zu den Gedenk­ver­an­stal­tun­gen des Nazi-Flie­ger Wal­ter Nowotny.

Als auf einer deut­schen Neo­na­zi­sei­te eine Kar­te vom „Deut­schen Reich” auf­tauch­te, setz­te es einen Tadel des Jugend­kreis Hagen, weil die deut­schen Kame­ra­den, so ein Gäs­te­buch­ein­trag durch den JKH, die „Ost­mark” ver­ges­sen hat­ten. Denn, so der Ein­trag des JKH wei­ter, „auch 18 [Zah­len­ko­de für Adolf Hit­ler; Anmk. SdR] kommt aus Öster­reich”. Mut­maß­li­ches Nach­fol­ge­pro­jekt des Jugend­kreis Hagen war die Jung­mann­schaft Wien.

AFP-Aktiv

AFP-Aktiv ist eine Web­sei­te, die der Wie­ner Jugend­grup­pie­rung der AfP zuge­rech­net wird. Sie wird im Moment nicht mehr aktualisiert.

➡️ Die AFP — Teil 1: Die “Arbeits­ge­mein­schaft für demo­kra­ti­sche Poli­tik (AFP)”
➡️ Die AFP — Teil 2: Geschich­te der AFP
➡️ Die AFP — Teil 3: Die “Poli­ti­sche Aka­de­mie der AFP”