Mölzers „Zur Zeit” und der „Wien-Führer für Perverse”

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Zur Zeit ist eine deutsch­na­tio­na­le Zei­tung, deren Mit­her­aus­ge­ber und Chef­re­dak­teur der EU-Par­la­men­ta­ri­er und FPÖ-Funk­tio­när Andre­as Möl­zer ist.


Bild­quel­le: lizaswelt.net

1997 durf­te Robert Prant­ner in Zur Zeit, einen Arti­kel publi­zie­ren, der angeb­li­che Ritu­al­mor­de anprangerte:

Es wäre eine Ver­fäl­schung der Geschich­te, etwa bestimm­te Ritu­al­mor­de zu mit­tel­al­ter­li­cher Zeit dem phan­ta­sie­be­stimm­ten ‚Hass des Natio­nal­so­zia­lis­mus’ zuzu­schrei­ben. Auch Ver­bre­chen von jüdi­schen Men­schen an Chris­ten sind bekla­gens­wer­te Geschich­te, an Kin­dern, wie etwa dem seli­gen Mär­ty­rer­kind Anderl von Rinn […]. Auch das Blut gemor­de­ter Chris­ten, ver­gos­sen durch jüdi­sche Hand, schreit zum Him­mel! So erwar­tet man einen Kon­gress der Welt­ju­den­heit auf reli­giö­ser Grund­la­ge, in des­sen Ver­lauf das ‚Neue Got­tes­volk’ — des ‚Neu­en Tes­ta­ments’, gebo­ren aus dem Blu­te Jesu, am Kreu­ze durch den Hohen Rat der Juden­heit vor knapp 2000 Jah­ren — um Ver­zei­hung gebe­ten wird. (Zur Zeit 7/1997)

Die Ver­brei­tung die­ser Ritu­al­mord­le­gen­de blieb aber straf­frei, die Staats­an­walt­schaft leg­te die Anzei­ge zurück. Ritu­al­mord­le­gen­den sind eine Form des christ­li­chen Anti­se­mi­tis­mus, in der Juden und Jüdin­nen beschul­digt wer­den, auf­grund angeb­li­cher jüdi­scher Ritua­le, Mord an meist christ­li­che Kin­der zu bege­hen. Die in Öster­reich bekann­tes­te der­ar­ti­ge Ritu­al­mord­le­gen­de, ist die vom Ander­le von Rinn. Bis 1953 war der 12. Juli (der angeb­li­che Tag der Ermor­dung des Ander­le von Rinn) ein Fest­tag im kirch­li­chen Kalen­der, erst 1994 wur­de der anti­se­mi­ti­sche Kult von kirch­li­cher Sei­te unter­sagt. Trotz­dem fin­den bis heu­te Wall­fahr­ten zum Geburts­haus des Ander­le von Rinn statt.

Robert Prant­ner ver­öf­fent­lich­te 2003 einen wei­te­ren Arti­kel in Zur Zeit, wo er aus­führ­te: „Der Hass der jüdi­schen Her­ren von Paläs­ti­na bleibt. Seit den Schrei­en rund um das Syn­e­dri­um der Hohen­pries­ter vor knapp zwei Jahr­tau­sen­den: ‚Ans Kreuz mit ihm!’ Und er ver­brei­te­te sich bis an die Twin Towers des ‚World Trade Cen­ter’ von New York vor dem ’11. des Sep­tem­ber 2001’.”

Aber es fin­den sich nicht nur Arti­kel mit anti­se­mi­ti­schen Inhalt in Zur Zeit, auch wur­de schon NPD-Pro­pa­gan­da ver­öf­fent­licht, und der Ras­sis­mus darf eben­falls nicht zu kurz kom­men: So schreibt Zur Zeit in der Aus­ga­be 45/2005 von „Rassenkrawalle[n] in Frank­reich” und unter­ti­telt Bil­der schon mal mit „Ran­da­lie­ren­de Neger” und phi­lo­so­phiert über geeig­ne­te Vor­gangs­wei­sen: „Die Fra­ge der Gegen­ge­walt ist längst auf dem Tapet. Und die auto­chtho­ne euro­päi­sche Bevöl­ke­rung, die das Pech hat im Umfeld sol­cher Zuwan­de­rer­ghet­tos leben zu müs­sen, wird irgend­wann, zumin­dest in man­chen Tei­len, zur Selbst­hil­fe grei­fen.” (Zur Zeit 46/2005, S. 5)

Auch Pro­ble­me mit dem NS-Ver­bots­ge­setz dürf­te Zur Zeit haben: 2001 durf­te Heinz Fidels­ber­ger einen Arti­kel gegen das Ver­bots­ge­setz ver­fas­sen, in dem zu lesen war:

Wer ver­bie­tet eigent­lich den Deut­schen, hier die geschicht­li­che Rea­li­tät zu erwäh­nen, die Ver­gan­gen­heit so dar­zu­stel­len, wie sie wirk­lich war? Wie steht es hier um die so genann­te Umer­zie­hung, wonach alles, was die Natio­na­lis­ten getan haben, grund­sätz­lich ver­bre­che­risch war, die Gegen­sei­te im Krieg aber alles nur für Frie­de, Frei­heit und Men­schen­glück getan hat? […] War­um die­se Ver­bots­ge­set­ze, die sogar das Lesen von Büchern mit Ker­ker­stra­fe ahnden?

2004 ende­te ein von E.B gezeich­ne­ter Arti­kel in der Zur Zeit mit der NS-Paro­le: „Deutsch­land erwache!”

Es ver­wun­dert nicht, wenn in Zur Zeit nun auch gegen Les­ben, Schwu­le und Trans­gen­der gehetzt wird. Ein Pres­se­rat, der in ande­ren demo­kra­ti­schen Län­dern als über­par­tei­li­cher und unab­hän­gi­ges Kon­troll­organ (wie das bri­ti­sche Press Coun­cil oder der Deut­sche Pres­se­rat) sol­che Arti­keln ahn­det (ver­glei­che den Pres­se­ko­dex des Deut­schen Pres­se­rats), gibt es in Öster­reich de fac­to seit 2002 nicht mehr, da sich kei­ne öster­rei­chi­sche Zei­tung an des­sen Sprü­che gebun­den fühlte.

Homophobie: FPÖ-Mölzers “Zur Zeit” will keine “warmen” Touristen

Die rechts­po­pu­lis­ti­sche Par­tei FPÖ von Bun­des­ob­mann HC Stra­che zeigt immer öfter und vehe­men­ter ihr homo­pho­bes Gedan­ken­gut. Erst vor eini­gen Tagen stell­te die FPÖ 2 par­la­men­ta­ri­sche Anfra­gen an das BMI – eine homo­pho­be Anfra­ge zu den Gay­Cops Aus­tria und der Teil­nah­me an der Regen­bo­gen­pa­ra­de und eine zwei­te Anfra­ge, wo die FPÖ genau wis­sen möch­te, wo wie­vie­le Schwu­le und Les­ben eine Ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft ein­ge­gan­gen sind und die For­de­rung auf­stell­te, das EPG zu ver­schlech­tern (kei­ne Mög­lich­keit der Ver­part­ne­rung am Stan­des­amt in Sta­ta­tur­städ­ten). Nun fin­det sich in der FPÖ-nahen “Zur Zeit” ein homo­pho­ber und pole­mi­scher Arti­kel über Les­ben und Schwu­le, kon­kret den “Que­er Gui­de” des Wien Tou­ris­mus. (thinkoutsideyourbox.net)