Sirnitz/K und Frankfurt/D: Fußball meets Rechtsextrem
FPÖ-Graz auf alten Pfaden
Sollenau/NÖ: Hetzparolen auf Moschee
Eisenstadt/Wien: Homophobe Entgleisungen
Sirnitz/K und Frankfurt/D: Fußball meets Rechtsextrem
Der Aufreger der Woche, der über die österreichischen Grenzen hinausging drehte sich um den Eintracht Frankfurt-Fußballer und österreichischen Nationalspieler Martin Hinteregger bzw. um dessen Geschäftsbeziehungen zum ehemaligen Grazer FPÖ-Gemeinderat Heinrich Sickl. Ins Rollen gebracht hat die Affäre Michael Bonvalot, der sich das Geschäftskonstrukt rund um den im Kärntner Sirnitz geplanten „Hinti-Cup“ genauer angesehen hat.
Die Firma „Hinti Event GmbH”, die im Eigentum von Hinteregger, Sickl und einer Gastronomin steht, sollte das dreitägige Spektakel inklusive Begleitprogramm im Schloss der Familie Sickl durchführen. Daraus wurde nun nichts. Hinteregger, der von Sickls jahrelangen Rechtsaußen-Aktivitäten nichts mitbekommen haben will, musste sich von seinem Geschäftspartner distanzieren. Das Programm auf Schloss Albeck wurde gestrichen und eine andere Firma mit der Durchführung des Restprogramms beauftragt. Sickl gab zumindest offiziell auch die Presseagenden, für die er ebenfalls verantwortlich war, ab.
Als Opfer stilisierten sich alle Beteiligten: Hinteregger, der via Instagram bejammerte, „dass ein Unbekannter solche Dinge über mich behaupten kann“, wobei der „Unbekannte“, nämlich Bonvalot, schlichtweg eine journalistische Recherche veröffentlicht hat und: „Ich habe keine Kenntnisse über vergangene oder zukünftige Aktivitäten seitens der Familie Sickl, ich möchte lediglich ein Fußballturnier stattfinden lassen, und mehr nicht.“
Kein Mensch hat verlangt, dass Hinteregger Kenntnisse über zukünftige Aktivitäten der Familie Sickl hat, aber die vergangenen können bereits über eine kurze Google-Recherche zum früheren Mitglied einer Neonazi-Gruppierung und fortwährenden Identitären-Kumpel Heinrich Sickl niemandem verborgen geblieben sein. Oder schließt Hinteregger Geschäftsbeziehungen, in der es um viel Geld geht, ab, ohne über seine Partner auch nur das geringste Wissen zu haben?
Gejammert hat natürlich auch Sickl selbst, der einen demokratiepolitischen Skandal wittert und „als Veranstalter (…) keine irgendwie gearteten (sic!) Politik vertreten“ haben will. Seine rechtsextremen Aktivitäten, die er bis heute als Geschäftsführer der „Freilich Medien GmbH“ und Herausgeber und Autor des „Freilich Magazins“, dem Nachfolgemagazins der „Aula“, fortführt, framt Sickl beschönigend mit „Ich habe mich politisch aktiv am demokratischen Leben beteiligt“.
Die FPÖ rückte gleich zwei Mal mit einer Presseaussendung aus: Einmal ortete deren Generalsekretär Michael Schnedlitz eine „Hetzjagd auf Freiheitliche“ und einen „Angriff auf die gesamte FPÖ“, und der Wiener FPÖ-Gemeinderat Udo Guggenbichler sah sich genötigt, für Sirnitz in die Bresche zu springen: „Mediale Verurteilung eines Ex-FPÖ-Politikers schadet ganzem Ort“, ließ er die Welt wissen. Warum sich ausgerechnet der Wiener Guggenbichler dazu berufen fühlt, sich um das Image von Sirnitz zu sorgen, kann nur erahnt werden: Sickl ist Mitglied der schlagenden Burschenschaften „Tigurina zu Feldkirchen“ und der „Arminia Graz“, Guggenbichler ist ebenfalls Armine. Da ist also Guggenbichler, ohne es anzusprechen, wohl eher dem Bundesbruder Sickl beigesprungen als dem Kärntner Dorf.
Der Frankfurter Eintracht scheint es nun mit „Hinti“ zu reichen: Diverse Medien kolportieren, dass Hintereggers Wechsel zu einem anderen Klub bevorstünde: „Eintracht-Star als Mega-Schnäppchen zu haben“
FPÖ-Graz auf alten Pfaden
Auch die Grazer FPÖ kann es nicht lassen. Wer meint, die Partei würde nach dem Riesenskandal rund um ihren Ex-Chef Mario Eustacchio und Ex-Klubchef Armin Sippel tatsächlich einen Schlussstrich ziehen und neu beginnen, hat sich geirrt. Es wurden nicht nur mit Alexis Pascuttini wieder ein Korporierter Klubobmann (Pascuttini war bis 2017 auch parlamentarischer Mitarbeiter des Burschenschafters und Identitären-Freundes Wolfgang Zanger), der Altrecke und Burschenschafter Axel Kassegger zum geschäftsführenden Stadtparteiobmann bestellt, sondern auch ein alter Bekannter aus dem Identitären Umfeld als Klubmitarbeiter geholt: Siegfried Waschnig. Er diente als parlamentarischer Mitarbeiter von Axel Kassegger und scheint zumindest bis Jänner 2020 als Mitarbeiter des FPÖ-Parlamentsklubs auf. Seine Verbindungen zu den Identitären waren vielfältig: Er publizierte in diversen identitären Organen, er war Kassier des in Graz beheimateten identitären Vereins für nachhaltige Völkerverständigung und Jugendarbeit, und er trat bei identitären Kundgebungen als Sprecher auf. Auf der 2019 an die Öffentlichkeit gekommenen BVT-Liste der Spender*innen an die Identitären, die auch SdR vorliegt, taucht Waschnig ebenfalls auf. Zwei Jahre lang arbeitete Waschnig auch beim identitären-nahen Freilich Magazin, bevor er zum Grazer FPÖ-Gemeinderatsklub wechselte.
Die „Kleine Zeitung” berichtet, dass es über diese Besetzung nicht nur Freude innerhalb der Grazer FPÖ zu geben scheint. „Einige lang gediente Mitglieder der Freiheitlichen bedauern – auch in Schreiben an die Redaktion –, dass trotz ‚Machtübernahme‘ nach dem Finanzskandal der Einfluss der ‚Rechtsrechten‘ ungebrochen sei.“
Sollenau/NÖ: Hetzparolen auf Moschee
In der Nacht vom 5. auf den 6. Juni wurde die Moschee im niederösterreichischen Sollenau mit rassistischen Hetzparolen beschmiert. „Gegen 2.45 Uhr hat der unbekannte Täter laut Information der Landespolizeidirektion Niederösterreich zugeschlagen. Beim Eingangsbereich wurden zwei Symbole aufgesprüht, an die Wände der Moschee rassistische Sprüche.“ (noe.orf.at, 6.6.22)
Eisenstadt/Wien: Homophobe Entgleisungen
Die freiheitliche Jugend Burgenland steuerte wie andere blaue Rechtsaußen-Organisationen ihren geistigen Unrat zur Kampagne gegen die LGBTQI-Bewegung und den Pride Month bei. Sie brachte just an jenem Gebäude, bei dem Antifaschist*innen im März mit einem wenig freundlich gestalteten Banner gegen die monatlich in Eisenstadt stattfindenden Demos rund um den Neonazi Gottfried Küssel protestiert hatten, ein homophobes Banner an.
Während Berichten zufolge das antifaschistische Banner innerhalb einer Stunde von der Polizei abgenommen worden sein soll, war das Hetzbanner der blauen Jugend zumindest einen Tag nach dessen Anbringung noch immer am Gebäude zu sehen.
Das rechtsextreme Wiener Corps Hansea, das immer wieder mit unappetlichen bis widerwärtigen Postings aufgefallen ist, geht noch einen Schritt weiter und faselt in einem Instagram-Posting von einer „Entartung der westlichen Gesellschaft“.
Das #Corps Hansea in #Wien am 11. Juni 2022 auf Instagram als Kommentar zum #Pridemonth: „Während draußen die Entartung der westlichen Gesellschaft gefeiert wird, feiern wir unser 116. Stiftungsfest.“#Homopphobie pic.twitter.com/YRIpTRs0XF
— korpokritik (@korpokritik) June 13, 2022