Wochenschau KW 17/20

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Im Rück­blick auf die ver­gan­ge­ne Woche u.a.: wie­der eine Ver­ur­tei­lung wegen Wie­der­be­tä­ti­gung für einen Teil­neh­mer am Usta­scha-Auf­marsch in Blei­burg, ein unfrei­wil­li­ger FPÖ-Par­tei­aus­tritt im nie­der­ös­ter­rei­chi­schen Wim­pas­sing, drei DAÖ-Überläufer*innen in der Wie­ner Bri­git­ten­au und eine selt­sa­me Quer­front-Demo in Wien.

Blei­burg-Pli­ber­k/Kla­gen­furt: wei­te­re Ver­ur­tei­lung nach Verbotsgesetz
Salz­burg: Gefähr­li­che Dro­hung, „Heil Hit­ler“ und Drogen
Leo­ben: Anzei­ge nach frem­den­feind­li­chen Postings
Wimpassing/NÖ: mit „Blon­di“ ins Parteiaus
Wien/Kärnten: Rag­ger nicht immun gegen Raserei
Wien/Brigittenau: drei DAÖ-Überläufer*innen
Wien: selt­sa­me Querfront-Demo

Blei­burg-Pli­ber­k/Kla­gen­furt: wei­te­re Ver­ur­tei­lung nach Verbotsgesetz

Als bei uns noch kurz die Mög­lich­keit auf­blitz­te, der faschis­ti­sche Usta­scha-Auf­marsch am Loi­ba­cher Feld in Bleiburg/Pliberk könn­te heu­er trotz COVID-Kri­se doch statt­fin­den – was dann jedoch umge­hend von der Kärnt­ner Natio­nal­rats­ab­ge­ord­ne­ten Olga Vog­lau­er und dem Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um demen­tiert wor­den war –, fand in Kla­gen­furt wie­der einer jener Pro­zes­se statt, die sich mit Ver­stö­ßen nach dem Ver­bots­ge­setz wäh­rend der Auf­mär­sche zu beschäf­ti­gen haben. Dies­mal stand ein 48-jäh­ri­ger kroa­ti­scher Staats­an­ge­hö­ri­ger vor Gericht, der mit drei Pro­mil­le Alko­hol im Blut den Füh­rer­gruß getä­tigt hat­te – mehr­fach und das vor einer Poli­zis­tin. „Aus Frust her­aus“, wie der Ver­tei­di­ger monier­te. „Die Ent­hem­mung durch Alko­ho­li­sie­rung, die Unbe­schol­ten­heit des Man­nes, sowie das Geständ­nis wur­den als Mil­de­rungs­grün­de von­sei­ten des Gerich­tes ange­führt. Der 48-jäh­ri­ge wur­de zu 18 Mona­ten Haft, zwei davon unbe­dingt, ver­ur­teilt. Der kroa­ti­sche Staats­bür­ger befin­det sich nicht mehr in Haft und wird nun aus Öster­reich abge­scho­ben. Eben­so wur­de ein lebens­lan­ges Auf­ent­halts­ver­bot gegen ihn aus­ge­spro­chen.“ (kosmo.at, 21.4.20)

Salz­burg: Gefähr­li­che Dro­hung, „Heil Hit­ler“ und Drogen

Eine Salz­bur­ger Tra­fi­kan­tin erstat­te­te Anzei­ge, nach­dem sie von einem 33-Jäh­ri­gen bedroht und ras­sis­tisch beschimpft wor­den war und der auch noch „Heil Hit­ler“ geru­fen hat­te. „Poli­zis­ten konn­ten ihn in der nähe­ren Umge­bung der Tra­fik schnap­pen. Sie hät­ten 1,27 Gramm Mari­hua­na bei dem Mann gefun­den. Er wird nun wegen gefähr­li­cher Dro­hung sowie Über­tre­tun­gen des NS-Ver­bots­ge­set­zes und des Sucht­mit­tel­ge­set­zes ange­zeigt.“ (salzburg.orf.at, 22.4.20)

Leo­ben: Anzei­ge nach frem­den­feind­li­chen Postings

Eine Anzei­gen­wel­le könn­ten ver­het­zen­de Pos­tings in der geschlos­se­nen Face­book-Grup­pe „Gegen die Flücht­lin­ge in der Bau­max­hal­le“ (gemeint ist die Leob­ner Bau­max­hal­le) nach sich zie­hen. Einen ers­ten Tat­ver­däch­ti­gen hat es bereits erwischt. „Der Mann aus dem Bezirk Bruck-Mürz­zu­schlag steht im Ver­dacht, den gericht­lich straf­ba­ren Tat­be­stand der Ver­het­zung (§ 283 StGB) erfüllt zu haben, nach­dem er in der besag­ten Grup­pe mit rund 1.000 Mit­glie­dern einen frem­den­feind­li­chen Kom­men­tar ver­öf­fent­licht hat­te. Der Tat­ver­däch­ti­ge konn­te bis­lang noch nicht ein­ver­nom­men wer­den und wird in der Fol­ge über Anord­nung der Staats­an­walt­schaft Leo­ben ange­zeigt. Die Ermitt­lun­gen hin­sicht­lich wei­te­rer Tat­ver­däch­ti­ger sowie etwa­iger wei­te­rer straf­ba­rer Tat­be­stän­de lau­fen.“ (regionews.at, 25.4.20)

Wimpassing/NÖ: mit „Blon­di“ ins Parteiaus

Die Eier­no­ckerl-Affä­re rund um den Poli­zis­ten Fer­di H. hat nun zu einem wei­te­ren Aus­tritt aus der FPÖ geführt. Der Wim­pas­sin­ger Ersatz­ge­mein­de­rat Wolf­gang Weiss hat­te zu Fer­dis Eier­no­ckerl den Kom­men­tar „Blon­di fehlt“ ange­fügt und spiel­te damit wohl auf Hit­lers Schä­fer­hün­din „Blon­di“ an. „Wim­pas­sings Bür­ger­meis­ter Ernst Edel­mann (SPÖ) bekommt bei dem Pos­ting die ‚Gän­se­haut’. Er hat bereits ers­te Schrit­te ein­ge­lei­tet und die Bezirks­haupt­mann­schaft infor­miert. ‚Ich habe bei Bezirks­haupt­frau Fran­zis­ka Auer nach­ge­fragt, wie ich wei­ter vor­zu­ge­hen habe‘, berich­tet Bür­ger­meis­ter Edel­mann.“ (bvz.at, 23.4.20) Den FPÖ-Orts­grup­pen­chef Hans Acker­bau­er stört aller­dings die „Vor­ver­ur­tei­lung durch die Gesell­schaft“, weil der Weiss’sche Blon­di-Kom­men­tar „sofort mit einer Hit­ler­ver­eh­rung asso­zi­iert [wird]“. Potz­blitz, dass man bei einem Pos­ting von Hit­lers Lieb­lings­spei­se an des­sen Geburts­tag und der Nen­nung sei­nes Hun­des auf Hil­ter­ver­eh­rung kom­men kann, ist doch wirk­lich weit her­ge­holt. Viel­leicht aber doch nur für den frei­heit­li­chen Ackerbauer.

Schäferhündin "Blondi" mit Herrl am Berghof (Quelle: wikipedia/Bundesarchiv)

Schä­fer­hün­din „Blon­di” mit Herrl am Berg­hof (Quel­le: wikipedia/Bundesarchiv)

"Blondi fehlt" zum Eiernockerl-Posting

„Blon­di fehlt” zum Eiernockerl-Posting

Zwei Par­tei­aus­trit­te hat­te es zuvor bereits im Bur­gen­land gege­ben, jenen des Poli­zis­ten Fer­di H. und einer wei­te­ren Per­son, deren Iden­ti­tät (uns) nicht bekannt ist. Ein Pos­ting und drei Par­tei­aus­trit­te ist jeden­falls eine respek­ta­ble Bilanz.

Wien/Kärnten: Rag­ger nicht immun gegen Raserei

Die Immu­ni­tät des Kärnt­ner FPÖ-Abge­ord­ne­te Chris­ti­an Rag­ger wird für eine behörd­li­che Ver­fol­gung wegen Rase­rei mit dem Auto auf­ge­ho­ben. Das beschloss der Natio­nal­rat in der ver­gan­ge­nen Woche mit den Stim­men aller Par­tei­en. Rag­ger war nach einer mas­si­ven Geschwin­dig­keits­über­schrei­tung von der Poli­zei gestoppt wor­den und müss­te eigent­lich sei­nen Füh­rer­schein abge­ben, eigent­lich. Das will Rag­ger anders sehen, denn er sei auf dem Weg zu einer Ver­samm­lung der Geflü­gel­züch­ter und daher „in Aus­übung sei­ner poli­ti­schen Tätig­keit unter­wegs gewe­sen. Auf­grund der erheb­li­chen Über­schrei­tung des Tem­po­li­mits von mehr als 50 km/h habe er einen Bescheid bekom­men, dass ihm der Füh­rer­schein für zwei Wochen ent­zo­gen wer­den sol­le. ‚Ich habe die­sen Bescheid bekämpft, des­halb hat jetzt das Lan­des­ver­wal­tungs­ge­richt mei­ne Aus­lie­fe­rung bean­tragt‘, so der Poli­ti­ker, der im Brot­be­ruf Rechts­an­walt ist.“ (kurier.,at, 17.4.20)

Wien/Brigittenau: drei DAÖ-Überläufer*innen

30% und 18 Man­da­te hat­te die Bri­git­ten­au­er FPÖ bei der Wahl der Bezirks­ver­tre­tung 2015 erhal­ten. Von einem der­ar­ti­gen Ergeb­nis wer­den die Blau­en im Okto­ber nur träu­men kön­nen. Die Post-Ibi­za-Wehen, das Spe­sen­ge­bah­ren des Ex-Par­tei­chefs und des­sen Antre­ten auf einer eige­nen Lis­te besche­ren der FPÖ immer desas­trö­se­re Umfra­ge­wer­te. In Wien ist die Par­tei bereits in den ein­stel­li­gen Bereich gerutscht.

Der­wei­len fischt Stra­ches DAÖ wei­ter im blau­en Teich und hat sich in der Bri­git­ten­au die bis­he­ri­ge FPÖ-Klub­ob­frau Eri­ka Land­eg­ger, die Bezirks­rä­tin Karin Lenz und den Bezirks- und Arbei­ter­kam­mer­rat Ger­hard Böhm geangelt.

Jubelnd ver­mel­det DAÖ, „dass Kame­rad­schafts­geist, Treue und Ehr­lich­keit wesent­li­che Ele­men­te für eine erfolg­rei­che Umset­zung ech­ter frei­heit­li­cher Poli­tik sind. Und das ist eben nur mit dem Ori­gi­nal HC Stra­che garan­tiert“, wäh­rend die FPÖ hilf­los stam­melt, sie neh­me den Par­tei­wech­sel der drei zur Kennt­nis (was bleibt ihr auch ande­res übrig?) und dass „DAÖ jetzt schon dem Unter­gang geweiht“ (ots.at, 24.4.20) sei.

Wien: selt­sa­me Querfront-Demo

Eine ca. 200 Per­so­nen star­ke, etwas wirr wir­ken­de Run­de von – da beginnt das Pro­blem schon – sagen wir, Gegner*innen der Regie­rung haben sich am 24. vor der Alber­ti­na unter dem Titel „Initia­ti­ve für evi­denz­ba­sier­te Coro­na-Infor­ma­tio­nen (ICI)“ ver­sam­melt. Evi­denz­ba­siert? „Die Demo­teil­neh­mer zum Grund ihres Erschei­nens gefragt, bekam man alles zu hören, was das Inter­net gera­de an Coro­na-Ver­schwö­rungs­theo­rien her­gibt. Das Virus wer­de etwa über den neu­en Mobil­funk­stan­dard 5G über­tra­genMicro­soft-Mit­be­grün­der Bill Gates ste­cke hin­ter der Pan­de­mie oder Bun­des­kanz­ler Sebas­ti­an Kurz wol­le mit den Grü­nen eine ‚lin­ke Dik­ta­tur‘ errich­ten. Dazwi­schen tön­te es Paro­len wie ‚Wir sind das Volk‘ oder ‚Wir las­sen uns nicht imp­fen‘.“ (derstandard.at, 26.4.20) Ein biss­chen Quer­front-Fee­ling war bei der von der Poli­zei nicht geneh­mig­ten Ver­samm­lung dabei, von der ehe­ma­li­gen Par­tei­che­fin der „Lis­te Jetzt“, Maria Stern, bis zum Iden­ti­tä­ren Mar­tin Sell­ner und dazwi­schen jede Men­ge Alu­hüt­ler, die bei der Auf­for­de­rung, die Demo auf­zu­lö­sen, sich nicht ent­blö­de­ten, „Wir sind die Juden“ zu skan­die­ren oder auch auf dem von Alfred Hrdli­cka geschaf­fe­nen Mahn­mal gegen Krieg und Faschis­mus her­um­zu­tram­peln – das aus­ge­rech­net auf der Figur des „knien­den und stra­ßen­wa­schen­den Juden“.