Die Kellernazis und ihre Eiernockerl

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Wir haben nichts gegen Eier­no­ckerl. Sicher nicht. Man kann sie auch pro­blem­los an 364 Tagen im Jahr – heu­er sogar an 365 – genie­ßen. Nur an einem Tag, Hit­lers Geburts­tag, soll­te man dar­auf ver­zich­ten, sie öffent­lich – und mit Augen­zwin­kern – anzu­prei­sen. Beson­ders, wenn man Poli­zist und ein eif­ri­ger Blau­er ist. Aber auch alle ande­ren, die Eier­no­ckerl an Hit­lers Geburts­tag abfei­ern, müs­sen sich die Fra­ge gefal­len las­sen, ob sie nur blöd oder auch braun sind.

Vor eini­gen Jah­ren gab es auf Face­book noch eigens für die­sen Tag ein­ge­rich­te­te Ereig­nis­sei­ten, auf denen die Hit­ler-Freun­de vir­tu­ell ihre Glück­wün­sche zum Geburts­tag ent­rich­ten durf­ten. Die­se Form der Zäh­lung bzw. Treue­bekun­dung von Nazi-Trot­teln hat Face­book vor Jah­ren unter­bun­den – ver­deckt und indi­vi­dua­li­siert gibt es sie aber noch immer.

Vor allem in Öster­reich erfreut sich seit­her aber die codier­te Bezug­nah­me auf Hit­lers Lieb­lings­spei­se einer kaum nach­las­sen­den Beliebt­heit. Wer am 20. April auf sei­ne Time­line pos­tet, dass er heu­te Eier­no­ckerl isst oder gar ein Foto sei­ner angeb­li­chen Lieb­lings­spei­se zum Bes­ten gibt, kann sich sicher sein, dass die aller­meis­ten unter denen, die das liken oder zurück­pos­ten, den schwach codier­ten Wink ver­stan­den haben. Bemer­kun­gen wie „Heu­te muss man ja …“ oder „Zu die­sem beson­de­ren Tag …“ las­sen die ande­ren Eier­no­ckerl- bzw. Hit­ler-Fans wis­sen, dass die Bot­schaft schon ange­kom­men ist.

3 Eiernockerl-Spezis

3 Eier­no­ckerl-Spe­zis

Wel­che Bot­schaft eigent­lich? Dass man sich einig mit ande­ren Nazi-Trot­teln weiß? Dass der mit dem Eier­no­ckerl-Essen Gefei­er­te ein ganz gro­ßer, ehren­vol­ler Mann war, weil er Mil­lio­nen Men­schen indus­tri­ell ver­nich­ten ließ und Aber­mil­lio­nen wegen sei­ner Poli­tik im Krieg ster­ben muss­ten? Das alles trau­en sich die brau­nen Feig­lin­ge natür­lich nicht zu argu­men­tie­ren, son­dern ver­ste­cken sich und ihre Gesin­nung hin­ter ihren codier­ten Eier­no­ckerl-Grü­ßen und füh­len sich noch beson­ders mutig dabei. Denn auch wenn sie brau­ne Trot­tel sind, wis­sen sie doch, dass eine Beju­be­lung des Nazi-Regimes oder von Adolf Hit­ler eine Ver­ur­tei­lung nach dem Ver­bots­ge­setz nach sich zie­hen kann. Mit dem Begriff Kel­ler­na­zis sind sie ziem­lich zutref­fend schon vor Jah­ren von einem Neo­na­zi beschrie­ben worden.

Aus­re­den sind kaum denk­bar. Wenn etwa Kev Kev Spätz­lek am 20.4. in die geschlos­se­ne (aber sehr gro­ße) Face­book-Grup­pe „Ich woh­ne auf der rich­ti­gen Sei­te der Donau“ die Fra­ge pos­tet: „Wo sind denn eure Eier­no­ckerl?“, dann wird das von den Nazi-Freun­den wie ein Zähl­ap­pell ver­stan­den: „Im Magen“, pos­tet Michi K., wort­ident Tat­ja­na I., „Schon gemampft“, Clau­dia K., ein beken­nen­der Kickl-Fan. In die­ser Tour geht es unver­dros­sen wei­ter – trotz Zwi­schen­ru­fen wie „Nazis raus“.

Kev Kev fragt in der Donaugruppe: "Wo sind denn eure Eiernockerl" und erhält die richtigen Antworten ...

Kev Kev fragt in der Donau­grup­pe: „Wo sind denn eure Eier­no­ckerl” und erhält die rich­ti­gen Antworten …

Petra K. hat die Eiernockerl schon im Magen und erklärt, womit sie heute (20. April) zu konsumieren sind: ein Glas Wasser und grüner Salat

Petra K. (bei Kev Kev in der Donau­grup­pe) hat die Eier­no­ckerl schon im Magen und erklärt, womit sie heu­te (20. April) zu kon­su­mie­ren sind: ein Glas Was­ser und grü­ner Salat

Erfreu­lich: Die Zwi­schen­ru­fe oder Ein­sprü­che wer­den häu­fi­ger. Wenn Richard S. sei­ne Hul­di­gung zu Hit­lers Geburts­tag mit dem kur­zen Hin­weis „heit gibt’s Eier­no­ckerl“ ein­lei­tet, dann sind nicht nur die übli­chen Beken­ner­pos­tings wie „hams FRÜHER a immer an dem Tag ges­sen….“ (Josef O.) oder „des is fix“ (Andy B.) zu lesen, son­dern auch der deut­li­che Kom­men­tar: “Nazig­s­indl. Bei­trag und Kom­men­ta­re wur­den gemeldet.“

Kommentare bei Richard Sp.: von "hams FRÜHER a immer an dem Tag gessen", "des is fix" bis "Nazigsindl"

Kom­men­ta­re bei Richard Sp.: von „hams FRÜHER a immer an dem Tag ges­sen”, „des is fix” bis „Nazig­s­indl”

Wenn Peter R. aus Wien am 20.4. pos­tet „ned ver­ges­sen eier­no­ckerl und grü­ner salat fut­tern gggg“, dann ist das eigent­lich schon deut­lich genug. Wenn er dann noch auf die zum Gruß erho­be­ne Rech­te von Andy R. ant­wor­tet: „sers oida aufn f.….. na weisst eh gggggg“, dann über­schrei­tet er damit eigent­lich das straf­recht­lich noch ver­tret­ba­re Aus­maß an brau­ner Blödheit.

Peter R. erinnert an die "eiernockerl"

Peter R. erin­nert an die „eier­no­ckerl” vom Füh­rer, Andy R. grüßt ein­schlä­gig retour und Peter meint: „aufn f.….… na weisst eh”

Wie aber ist es dann zu beur­tei­len, wenn der blaue Poli­zist Fer­di H. am 20.4. pos­tet „Mit­tag­essen heu­te! Eier­no­ckerl mit grü­nem Salat!“? Mit einem Foto sei­ner Nockerl, obwohl er sonst nie etwas über Essen pos­tet, son­dern nur vie­le „unzen­su­riert“ und „Wochenblick“-Meldungen.

Ferdi H. und Heribert T.: Eiernockerl und "Pöhser Purche du!"

Fer­di H. und Heri­bert T.: Eier­no­ckerl und „Pöh­ser Pur­che du!”

Ein blau­er Ersatz­ge­mein­de­rat aus Wim­pas­sing (NÖ) pos­tet noch dazu „Blon­di fehlt“ und meint damit wohl Hit­lers gleich­na­mi­gen Schä­fer­hund. Heri­bert T., mut­maß­lich eben­falls Poli­zist, nach­dem er Kol­le­genals Anre­de für den Berufs­stand ver­wen­det und dem Diet­rich Kops 2017 zur 25-jäh­ri­gen FPÖ-Par­tei­mit­glied­schaft gra­tu­liert hat, schreibt dem Eier­no­ckerl-Fer­di wis­send und auf den Film „Das Leben des Bri­an“ anspie­lend „Pöh­ser Pur­che du!“ – und fin­det das wohl auch noch witzig.

Heribert T über Polizisten: "Bravo Burschen! Passt so, Kollgen!"

Heri­bert T über Poli­zis­ten: „Bra­vo Bur­schen! Passt so, Kollgen!”

Dietrich Kops gratuliert Heribert T. 2017 zu 25 Jahre FPÖ-Mitgliedschaft

Diet­rich Kops gra­tu­liert Heri­bert T. 2017 zu 25 Jah­re FPÖ-Mitgliedschaft

Kops ist nicht mehr Par­tei­mit­glied und der Fer­di gezwun­ge­ner­ma­ßen auch nicht mehr; nach­dem „Falter“-Chefredakteur Flo­ri­an Klenk das Pos­ting vom Fer­di öffent­lich gemacht hat­te, stell­te der sein Kon­to auf „pri­vat“. Am Wort ist jetzt der Dienst­ge­ber vom Fer­di (der ein­mal vor­läu­fig sus­pen­diert wur­de), nach­dem es sogar in der FPÖ Kon­se­quen­zen gege­ben hat.

Ferdi H. ist suspendiert, und der FPÖ-Ex-Landesrat und Bundesheergewerkschafter Haidinger (Burgenland) antwortet: "Wieder ein "Leben" kaputt gemacht Herr Klenk! Sind sie stolz drauf? Sie wissen genauso wie ich, das strfarechtlich nichts übrigbleibt!"

Fer­di H. ist sus­pen­diert, und der FPÖ-Ex-Land­tags­ab­ge­ord­ne­te und Bun­des­heer­ge­werk­schaf­ter Hai­din­ger (Bur­gen­land) ant­wor­tet: „Wie­der ein „Leben” kaputt gemacht Herr Klenk! Sind sie stolz drauf? Sie wis­sen genau­so wie ich, das strfa­recht­lich nichts übrigbleibt!”

Mög­lich, dass es noch immer ein­zel­ne Men­schen gibt, die nicht wis­sen, wel­che Bedeu­tung ein ein­sa­mes Eier­no­ckerl-Pos­ting an einem 20. April hat. Fer­di und sei­ne frei­heit­li­chen Freun­de gehö­ren da nicht dazu. Auch Andre­as P. nicht. Er hat nicht beim Fer­di mit­ge­pos­tet, son­dern auf sei­nem eige­nen Account. Schon am 19.4. hat er sich nicht mehr zurück­hal­ten kön­nen und geju­belt: „Mor­gen gibt es Eier­no­ckerl mit grü­nen Salat !!“ Andre­as P. ist ein Wie­der­ho­lungs­tä­ter: Auch 2017 beju­bel­te er die Eier­no­ckerl am 20.4.. Befreun­det auf FB ist er mit einer Rei­he von FPÖ­lern: von Mar­tin Graf, Udo Land­bau­er bis zum aus­ge­tre­te­nen Johann Gude­nus. Aber wie sol­len die auch sehen, was der Andre­as am 20. April isst?

Andreas P. Eiernockerl 2017 und 2020

Andre­as P. Eier­no­ckerl 2017 und 2020

Die FB-Freunde des Andreas P.: (u.a.) Martin Graf, Udo Landbauer, Georg Heinreichsberger, Arndt Praxmarer, Johann Gudenus

Die FB-Freun­de des Andre­as P.: (u.a.) Mar­tin Graf, Udo Land­bau­er, Georg Hein­reichs­ber­ger, Arndt Prax­ma­rer, Johann Gudenus

Apro­pos Wie­der­ho­lungs­tä­ter: Auch Han­nes L. und Alex F. ver­zich­te­ten heu­er wie schon 2019 nicht auf den dezen­ten Geburts­tags­gruß an Adolf. Da der Han­nes im letz­ten Jahr gewal­tig Kon­tra in den Kom­men­ta­ren erhielt, hat er dies­mal aufs ent­spre­chen­de foto­gra­fi­sche Bei­werk ver­zich­tet und einem „Lui­son­kl“ (den es im letz­ten Jahr noch nicht gab – die The­se, dass Alo­is Schicklgruber/Hitler gemeint sein könn­te, der ja am 20. April Vater des klei­nen Adolf gewor­den ist, ist wohl zuläs­sig) gratuliert.

Hannes L.: "Heit gibs amoi Oanouckal mit grünem Salat, ois guadi Luisonkl!!!"

Han­nes L.: „Heit gibs amoi Oanouck­al mit grü­nem Salat, ois gua­di Luisonkl!!!”

Alex F. postet zuvor ein Eiernockerl-Foto und dann hinterher: "Komisch, voriges Jahr habe ich dasselbe gegessen"

Alex F. pos­tet zuvor ein Eier­no­ckerl-Foto und dann hin­ter­her: „Komisch, vori­ges Jahr habe ich das­sel­be gegessen”

Ein beson­de­res Exem­plar ist Sigi G., der eigent­lich H. heißt, denn der bedau­ert bereits im März, wie schwie­rig die Situa­ti­on am 8. Mai 1945 nach dem „alli­ier­ten Bom­ben­ter­ror“ gewe­sen sei. Nach einer lan­gen Sua­da über die deutsch-öster­rei­chi­schen Opfer – und damit meint er die Sol­da­ten und das Volk“ – bekennt er, ein stol­zer Öster­rei­cher zu sein, der nicht als „NAZI“ beschimpft wer­den will. Ein paar Tage spä­ter mut­maßt Sigi, dass die Geschäf­te nach dem COVID-beding­ten Lock­down am 20. April auf­sper­ren wür­den, weil da „ne gros­se Geburts­tags­fei­er“ geplant sein könn­te. Und den Füh­rer-Geburts­tag hat Sigi dann selbst mit Eier­no­ckerl „Ganz tra­di­tio­nell zum 20. April“ abge­fei­ert. Könn­te es sein, dass Sigi doch ein NAZI ist?

Sigi (G. eigentlich H.) ist nur ein stolzer Österreicher und kein NAZI!!!!

Sigi (G. eigent­lich H.) ist nur ein stol­zer Öster­rei­cher und kein NAZI!!!!

Sigi (G. eigentlich H.) fiebert bereits am 22. März dem Geburtstagsfest am 20. April entgegen

Sigi (G. eigent­lich H.) fie­bert bereits am 22. März dem Geburts­tags­fest am 20. April entgegen

Sigi (G. eigentlich H.): "Eiernockerl ... Ganz traditionell zum 20. April"

Sigi (G. eigent­lich H.): „Eier­no­ckerl … Ganz tra­di­tio­nell zum 20. April”

Heu­er häu­fen sich bei Per­so­nen mit dem Vor­na­men Andre­as die Eier­no­ckerl-Mel­dun­gen auf­fäl­lig – viel­leicht, weil sie von Chem­trails beson­ders fest besprüht wur­den? Jeden­falls jubel­te auch Andre­as I. aus dem west­li­chen Nie­der­ös­ter­reich: „zur Fei­er des Tages gibt’s Eier­no­ckerl mit grü­nem Salat“ Was woll­te denn der Andre­as I. fei­ern? Sei­nen eige­nen Geburts­tag jeden­falls nicht. Aber das weiß er auch. Als ihm, der eben­falls ein Wie­der­ho­lungs­tä­ter ist, näm­lich im Vor­jahr Face­book sei­ne Eier­no­ckerl-Hit­ler-Geburts­tags-Mel­dung gelöscht hat – wir haben noch einen Screen­shot davon, was dem Andre­as kaum Trost berei­ten dürf­te –, raunz­te er nach:

Ned schlecht waun von Fb gelöscht wird was es bei mir zu Essen gibt weil es ihren Richt­li­ni­en nicht ent­spricht, aber Gewalt­ta­ten live über­tra­gen wer­den. Der Bei­trag ves­tösst (sic!) gegen ihre Gemein­schafts­stan­dards wird mir mit­ge­teilt.

Andreas I. Eiernockerl 2019 und 2020: Eiernockerl 2019 von FB gelöscht

Andre­as I. Eier­no­ckerl 2019 und 2020: Eier­no­ckerl 2019 von FB gelöscht

Der nächs­te Andre­as aus dem öst­li­chen Nie­der­ös­ter­reich ärgert sich dar­über, dass „sovie­le depp­a­te“ beim McDo­nalds Schwe­chat eine Stun­de auf ihren Bur­ger mit Pom­mes war­ten: „Dabei soll­te man heu­te Eier­no­ckerl essen.“

Andreas S. "So viele deppate warten ... wegen einem 08/15 Burger ... Dabei sollte man heut Eiernockerl essen"

Andre­as S. „So vie­le depp­a­te war­ten … wegen einem 08/15 Bur­ger … Dabei soll­te man heut Eier­no­ckerl essen”

Micha­el Z. aus Wien hat eine ganz bestimm­te Vor­stel­lung vom 20.4.: „Heu­te Marsch­mu­sik, und Mit­tag EIERNOCKERL…..und wen sis aus­geht, an Salat dazu. Wen DER des noch erle­ben könn­te…“ (Feh­ler im Original)

Michael Z. "Heute Marschmusik,und Mittag Eiernockerl"

Micha­el Z. „Heu­te Marschmusik,und Mit­tag Eiernockerl”

DER konn­te es des­we­gen nicht mehr erle­ben, weil er sich weni­ge Tage nach sei­nem Geburts­tag fei­ge sui­zi­dier­te. Aber was die Feig­heit betrifft, sind die diver­sen Kel­ler­na­zis, die am 20. April codiert den Geburts­tag ihres Adolf beju­beln, ja auch nicht schlecht unterwegs.

Christopher, Marco und Tom gratulieren zum 131. Geburtstag von Hitler

Chris­to­pher, Mar­co und Tom gra­tu­lie­ren zum 131. Geburts­tag von Hitler

➡️ Die Brau­nen und sein Geburts­tag (I)
➡️ Hit­lers Geburts­tag (II) : Eier­no­ckerl mit Salat!
➡️ 15 Mona­te für Hoch auf Hit­lers Geburtstag
➡️ Hit­lers Geburts­tag 2016