Tifner und der Alkohol in der Früh (2011)
Bei Facebook ist heute kein Durchkommen mehr mit Konten, wie sie noch 2011 Jahren möglich waren: „Adolf Hitler, birthday ‑122 years”, Mehr als tausend Hitler-Adoranten aus aller Welt versammelten sich auf der Facebook-Seite, um zu gratulieren – darunter auch einige Österreicher.
Ausreden wie die des FPÖ-Stadtrates Wimmer stoßen mittlerweile nicht nur an meteorologische Grenzen. Da kann der frühere NVP-Funktionär Hayer ein Lied davon singen. Die Geburtstagstorte, die bei einer NVP-Gartenparty aufgetischt und mit einer ‚88‘ verziert wurde, war auch prozessrelevant für die Verurteilung wegen Wiederbetätigung.
Jetzt ist schon klar, zwischen einer Torte, serviert mit ‚88‘ zu Hitlers Geburtstag, und einer Sonnenanbetung am 20.4., auch wenn keine Sonne scheint, ist eine beträchtliche Differenz. Strafrechtlich auch zwischen Österreich und Deutschland. Eine Hitler-Gratulation, wie sie etwa ein Otto L. aus Berlin heuer auf seinem FB-Profil veröffentlicht, wäre hierzulande von der Strafandrohung des Verbotsgesetzes erfasst. Wobei bei dem Berliner schon auffällig ist, wie viele blaue FreundInnen einen da über die Anzeige der Freundesliste anblitzen.
Die ÖsterreicherInnen unter den Hitler-Fans müssen etwas vorsichtiger sein mit ihren Liebesbezeugungen für den Führer, andernfalls könnte sie das Strafgesetz ereilen und/oder ein – zumindest vorübergehender – Funktionsverlust, falls es sich um Funktionäre der schon erwähnten Partei handelt.
Wimmer und der 20. April. Oder ist es doch eher die magische 420?
Wer in der Vergangenheit auf der sicheren Seite sein wollte, bediente sich des Umstands, dass am 20. April nicht nur Adolf Hitler, sondern auch Adolf Schärf, Sozialdemokrat und Bundespräsident (1957 — 1965), Geburtstag feierte. Wolf Martin, der 2012 verstorbene Reimeschmied der „Kronenzeitung“, hat damit bewusst gespielt. Am 20. April 1994 veröffentlichte er in der „Krone“ in seiner Kolumne „In den Wind gereimt“ jenes Gedicht über Adolf („Ich feiere, wenn man mich läßt,
heut jenes Adolfs Wiegenfest, der einst in unserm schönen Land an allererster Stelle stand …“), das mehrere Merkmale aufzählt, die für Schärf und Hitler gleichermaßen gelten, um sie dann in der Schlusszeile überraschend Schärf zuzuordnen: „Das war ein Mann, der Doktor Schärf!”
Das Spiel mit den beiden Adolfs wird auch heuer noch eingesetzt, aber es stellt sich nicht mehr die gleiche provozierende und überraschende Wirkung ein: „Gefährlich, heute zum Geburtstag zu gratulieren. Könnte leicht mißverstanden werden. Daher erkläre ich hiemit offen und feierlich, daß ich heute unseres Adolf, nämlich des dritten Bundespräsidenten Dr. Adorf Scharf (*20.4.1890) gedenke“. – Kommt nicht wirklich.