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Die Braunen und sein Geburtstag (I)

Das waren noch Zei­ten, als die Nazis zu Hit­lers Geburts­tag vir­tu­ell auf einem extra ein­ge­rich­te­ten FB-Kon­­­to gra­tu­lie­ren konn­ten – und davon auch Gebrauch mach­ten. Wo Nazi-Oma Hem­ma Tif­ner schon am Mor­gen des 20. April mit einem Gla­serl Sekt pros­te­te. Wo ein FPÖ-Stadt­­rat über den beson­ders schö­nen Son­nen­schein an die­sem Tag jubel­te, obwohl sich die Sonne […]

27. Apr 2015


Tif­ner und der Alko­hol in der Früh (2011)

Bei Face­book ist heu­te kein Durch­kom­men mehr mit Kon­ten, wie sie noch 2011 Jah­ren mög­lich waren: „Adolf Hit­ler, bir­th­day ‑122 years”, Mehr als tau­send Hit­ler-Ado­ran­ten aus aller Welt ver­sam­mel­ten sich auf der Face­book-Sei­te, um zu gra­tu­lie­ren – dar­un­ter auch eini­ge Österreicher.

Aus­re­den wie die des FPÖ-Stadt­ra­tes Wim­mer sto­ßen mitt­ler­wei­le nicht nur an meteo­ro­lo­gi­sche Gren­zen. Da kann der frü­he­re NVP-Funk­tio­när Hay­er ein Lied davon sin­gen. Die Geburts­tags­tor­te, die bei einer NVP-Gar­ten­par­ty auf­ge­tischt und mit einer ‚88‘ ver­ziert wur­de, war auch pro­zess­re­le­vant für die Ver­ur­tei­lung wegen Wie­der­be­tä­ti­gung.

Jetzt ist schon klar, zwi­schen einer Tor­te, ser­viert mit ‚88‘ zu Hit­lers Geburts­tag, und einer Son­nen­an­be­tung am 20.4., auch wenn kei­ne Son­ne scheint, ist eine beträcht­li­che Dif­fe­renz. Straf­recht­lich auch zwi­schen Öster­reich und Deutsch­land. Eine Hit­ler-Gra­tu­la­ti­on, wie sie etwa ein Otto L. aus Ber­lin heu­er auf sei­nem FB-Pro­fil ver­öf­fent­licht, wäre hier­zu­lan­de von der Straf­an­dro­hung des Ver­bots­ge­set­zes erfasst. Wobei bei dem Ber­li­ner schon auf­fäl­lig ist, wie vie­le blaue Freun­dIn­nen einen da über die Anzei­ge der Freun­des­lis­te anblitzen.

Die Öster­rei­che­rIn­nen unter den Hit­ler-Fans müs­sen etwas vor­sich­ti­ger sein mit ihren Lie­bes­be­zeu­gun­gen für den Füh­rer, andern­falls könn­te sie das Straf­ge­setz erei­len und/oder ein – zumin­dest vor­über­ge­hen­der – Funk­ti­ons­ver­lust, falls es sich um Funk­tio­nä­re der schon erwähn­ten Par­tei handelt.


Wim­mer und der 20. April. Oder ist es doch eher die magi­sche 420?

Wer in der Ver­gan­gen­heit auf der siche­ren Sei­te sein woll­te, bedien­te sich des Umstands, dass am 20. April nicht nur Adolf Hit­ler, son­dern auch Adolf Schärf, Sozi­al­de­mo­krat und Bun­des­prä­si­dent (1957 — 1965), Geburts­tag fei­er­te. Wolf Mar­tin, der 2012 ver­stor­be­ne Rei­me­schmied der „Kro­nen­zei­tung“, hat damit bewusst gespielt. Am 20. April 1994 ver­öf­fent­lich­te er in der „Kro­ne“ in sei­ner Kolum­ne „In den Wind gereimt“ jenes Gedicht über Adolf („Ich feie­re, wenn man mich läßt,
heut jenes Adolfs Wie­gen­fest, der einst in unserm schö­nen Land an aller­ers­ter Stel­le stand …“
), das meh­re­re Merk­ma­le auf­zählt, die für Schärf und Hit­ler glei­cher­ma­ßen gel­ten, um sie dann in der Schluss­zei­le über­ra­schend Schärf zuzu­ord­nen: „Das war ein Mann, der Dok­tor Schärf!”

Das Spiel mit den bei­den Adolfs wird auch heu­er noch ein­ge­setzt, aber es stellt sich nicht mehr die glei­che pro­vo­zie­ren­de und über­ra­schen­de Wir­kung ein: „Gefähr­lich, heu­te zum Geburts­tag zu gra­tu­lie­ren. Könn­te leicht miß­ver­stan­den wer­den. Daher erklä­re ich hie­mit offen und fei­er­lich, daß ich heu­te unse­res Adolf, näm­lich des drit­ten Bun­des­prä­si­den­ten Dr. Adorf Scharf (*20.4.1890) geden­ke“. – Kommt nicht wirklich.

➡️ Hit­lers Geburts­tag (II): Eier­no­ckerl mit Salat

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