Ob die Gruppe BORN tatsächlich, wie etwa ein ansonsten durchaus informativer Beitrag in der Zeitung „Die Welt“ behauptet, „Kontakte in den Kreml“ hatte, ist zweifelhaft und wird auch durch den „Welt“-Beitrag nicht belegt. Möglicherweise ist die „Kreml-Connection“ nur ein Revanchefoul im Propagandakrieg um die Invasion in der Ukraine, wo sich beide Seiten gegenseitig ihre engen Verbindungen zu Neonazis vorhalten.
Russische Neonazis am Tag der Nationalen Einheit in Moskau 2007. Foto: Natalia Kolesnikova
Fakt ist, dass der bereits zu lebenslanger Haft verurteilte Anführer von BORN , Nikita Tichonow, gemeinsam mit dem „Ideologen” Ilja Gorjatschew die Gruppe aufgebaut hat. Gorjatschew, dessen Prozess erst folgen wird, bestreitet zwar seine Beteiligung, aber die im jetzt abgeschlossenen Prozess aufgetauchten Fakten sind erdrückend. Demnach hat Gorjatschew auch die politischen Kontakte zu der Rechtsaußen-Partei des Wladimir Schirinowski, der „Liberal-Demokratischen Partei Russlands“ (LDPR) hergestellt. Die LDPR ist weder liberal noch demokratisch, sondern panslawistisch, antisemitisch und homophob. Schirinowski selbst ist hierzulande zuletzt zitiert worden, als er nach dem Sieg von Conchita Wurst beim Song-Contest das „Ende Europas“ sah und es als einen Fehler bezeichnete, dass die Sowjetarmee 1955 aus Österreich abgezogen sei.
Im nun abgeschlossenen Prozess gegen einige BORN-Nazis erzählte Tichonow von Kontakten Gorjatschews in den Kreml und davon, dass man dort sehr dankbar sei, wenn dem Anwalt Markelow, einem Antifaschisten, etwas passiere. Die Neonazis von BORN ermordeten Antifaschisten, Linke, JournalistInnen und Arbeitsmigranten.
Im Dezember 2008 töteten sie einen Arbeitsmigranten aus Zentralasien und ließen seinen abgeschnittenen Kopf vor dem Eingang einer Moskauer Bezirksverwaltung liegen. Später tötete die Gruppe unter anderem zwei weitere Antifa-Anführer und einen Moskauer Richter, der einen Prozess gegen Nationalisten geführt hatte. Nikita Tichonow erschoss den Anwalt Stanislaw Markelow und Anastassia Baburowa, eine Journalistin der „Nowaja Gaseta. (welt.de, 21.4.15)
Insgesamt gingen neun Morde und zwei Mordversuche auf das Konto von BORN, die auch als russischer NSU bezeichnet wird. Die drei Mitlgieder von BORN, die jetzt vor Gericht standen, wurden zu lebenslanger bzw. einer Haft von 24 Jahren verurteilt.
In den Jahren 2004 bis 2014 wurden nach Angaben von „Blick nach Rechts“ rund 600 Personen in Russland durch Rechtsextremisten getötet. Dazu kommt noch eine sehr hohe Dunkelziffer