Vermutlich werden wohl auch weiterhin im Verborgenen Feste und Feiern zu Hitlers Geburtstag stattfinden. Aber was einen echten Nazi-Idioten ausmacht, der sucht auch Anerkennung in der Öffentlichkeit – oder eine kleine Mutprobe. Oder auch nur die Gewissheit, dass es auch noch andere Gesinnungskameraden gibt, die ihm virtuell zublinzeln, wenn er sein Erkennungszeichen offenbart.
Was aber ist das Erkennungszeichen 2015 für Hitler-Freunde? Eiernockerl mit Salat. Richtig gelesen! Wer etwas auf sich hält und in einschlägigen Kreisen punkten will, gibt am 20.4. bekannt, dass er – zuweilen, aber in der Minderheit ist auch eine „sie” dabei – Eiernockerl mit Salat zubereitet hat bzw. essen wird.
Eiernockerl mit Salat soll das Lieblingsessen von Hitler gewesen sein. Unter den Hitler-Hagiographen gibt es zwar auch abweichende Forschungsergebnisse über den Lieblingsfraß des Führers, aber mehrheitlich hat sich die Meinung durchgesetzt, dass es Eiernockerl mit Salat waren, die ihn übermäßig erregt haben.
Braune Eiernockerl mit Salat
Wolfgang Fröhlich, mehrfach verurteilter Neonazi und ehemaliger FPÖ-Bezirksrat aus Wien, ist möglicherweise der Urheber des neuerdings unter Neonazis und Hitler-Verehrern zirkulierenden Opferessens zum Wohle des suizidal verstorbenen Führers. 1997 bezichtigte er sich in einer Selbstanzeige eines Verstoßes gegen das Verbotsgesetz, weil er „seit vielen, vielen Jahren beinahe jede Woche einmal die Lieblingsspeise Adolf Hitlers“, besagte Eiernockerl, verzehre und – „wenn mich meine Erinnerung nicht trügt“ – dann habe er in diesem Jahr die Speise sogar zu Hitlers Geburtstag verzehrt, so Fröhlich.
Nun ist der Appell an die Erinnerung bei einem Neonazi nicht wirklich hilfreich und glaubwürdig, die Provokation der Ermittlungsbehörden auch ziemlich durchsichtig, aber offensichtlich haben einige Spätgeborene das Lieblingsessen noch einmal aufgewärmt und teilen sich und der staunenden Außenwelt mit, dass sie am 20.4. Eiernockerl essen.
Besonders skurril wird der braune Brauch, wenn einer verspätet und erst am Tag danach drauf kommt, dass er eigentlich am Vortag Eiernockerl hätte essen müssen und das jetzt nachholen will. Wenn dann noch jemand nachfragt, was es denn mit den Eiernockerln auf sich habe, weil man jetzt überall von ihrem Verzehr lese, und die Wissenden dann zu tuscheln beginnen („Sei vorsichtig wg sowas sind a bekannte und ich als rechte Vollidioten betitelt worden ggg“), dann wagt man nicht zu widersprechen. Ganz großes Kino jedenfalls!
Soweit wir das erkennen können, sind unter den Bewunderern der braunen Eiernockerl einige Blaue. Wir werden sie in den nächsten Tagen zu ihrer Vorliebe für Eiernockerl befragen. Antworten erwarten wir allerdings keine!
