Wien-Simmering: Rechtsextreme Schweineköpfe unterwegs

In Wien Sim­mer­ing wur­den am Mittwoch, 6.8., auf dem Bau­platz eines Islamzen­trums von Unbekan­nten fünf Schweineköpfe aufgestellt . Das Ziel der Aktion ist klar : das Schwein gilt im Islam als unreines Tier, die aufge­spießten Schweineköpfe als schwere Belei­di­gung für Mus­lime – mit der Aktion soll aber nicht nur belei­digt wer­den.

Mit aufge­spießten Schweineköpfen kann der Bau eines Islamzen­trums nicht ver­hin­dert , aber es kön­nen Dif­feren­zen und Spal­tun­gen in der Bevölkerung ver­stärkt und het­zerisch aufge­laden wer­den. Unter­schiedliche Ein­stel­lun­gen zum Bau des Islamzen­trums in der Flo­ri­an-Hedo­r­fer-Straße gibt es vom Beginn an. Mit der Errich­tung des Islam-Zen­trums, die die Islamis­che Föder­a­tion in Öster­re­ich betreibt, soll auch das Pro­jekt ein­er pri­vat­en (türkischen) Imam-Schule umge­set­zt werden.

Islam-Predi­ger, die in einem Zen­trum aus­ge­bildet wer­den, das der recht­en Mil­li-Görüs-Bewe­gung und der Regierungspartei AKP sehr nah­este­ht? Da rächt sich, dass Öster­re­ich jahrzehn­te­lang die Aus­bil­dung von Ima­men bzw. islamis­chen Reli­gion­slehrern eben­so ignori­ert hat wie die Lehrin­halte im islamis­chen Religionsunterricht.


Artikel in „Öster­re­ich” zu der ras­sis­tis­chen Aktion 2011
-

Erst in den let­zten Jahren set­zt sich müh­sam die Ein­sicht durch, dass es nicht nur geregelte Lehrin­halte für den Unter­richt, son­dern auch eine Aus­bil­dung der Imame an der Uni­ver­sität braucht. Das Konzept des Islam-Zen­trums in Sim­mer­ing ste­ht quer dazu (eine gute Zusam­men­fas­sung bietet der Beitrag „Imam-Schule mit Sprengkraft“ in der „Wiener Zeitung“). Auch wenn die Predi­ger-Aus­bil­dung nur einen Teil des Islamzen­trums aus­machen würde – das geplante Ober­stufengym­na­si­um ohne Öffentlichkeit­srecht ist eben­falls problematisch.

Die Pläne für die Predi­ger­schule in Sim­mer­ing wur­den erst kurz vor dem Besuch des türkischen Min­is­ter­präsi­den­ten Erdo­gan im Juni dieses Jahres über einen Bericht der „Salzburg­er Nachricht­en“ öffentlich bekan­nt . Zu diesem Zeit­punkt war das Islamzen­trum aber bere­its in Bau.

Aktio­nen mit Schweinen und Schweineköpfen sind in der recht­en bzw. recht­sex­tremen Szene gebräuch­lich. Das Schwein gilt auch in der jüdis­chen Reli­gion als unreines Tier, entsprechende anti­semi­tis­che und neon­azis­tis­che Aktio­nen mit Schweineköpfen und Schweineblut sind daher auch bekannt.

In Öster­re­ich gab es in den let­zten Jahren einige Aktio­nen, in denen das Schwein pro­pa­gan­dis­tisch einge­set­zt wurde. 2012 postete HC Stra­che auf Face­bookzu einem Span­fer­kel-Anstich: „Isst du Schwein, darf­st du rein“. Erst nachträglich ver­suchte er die anti­semi­tis­che und antimus­lim­is­che Kom­po­nente schönzuschreiben.

Der Funk­tionär der Nationalen Volkspartei, Ste­fan S., gab in ein­er Mail an die NPD Bay­ern den Tipp, dort, wo eine Moschee gebaut wer­den soll, Schweineköpfe zu deponieren:

Ich grüße sie Herr Winkler,
 
vie­len Dank für den über­aus sach­lichen und guten Artikel!
Er hat den Nagel voll auf den Kopf getrof­fen ;- ) Ein Tipp am Rande: Wenn ein Bau­grund­stück bekan­nt wir (wo eine Moschee gebaut wer­den soll)…und ihr bringt es in Erfahrung…dann pro­biert doch mal Schweineköpfe (sozusagen als Willkom­mensgruß *frech­grins*) auf dem zukün­fti­gen Bau­grund­stück zu plazieren…so geschehen im Zen­trum von Linz zu Neu­jahr (Oberösterreich)…wo dieses Grund­stück dadurch „entwei­ht” wor­den ist…mehr als „Umweltver­schmutzung” dürfte da nicht drin sein…falls sie böse wer­den (mit Anzeigen etc.). Besprecht das mal untereinander ;- ) …
 
Mit kam­er­ad­schaftlich-ver­bun­de­nen Grüßen Ste­fan Sxxx (NVP)

Im aktuellen Fall wiegelt die Polizei jet­zt schon ab, was die Straf­barkeit der Schweinekopf-Aktion bet­rifft: “Es wurde nichts beschädigt und deshalb ist das strafrechtlich nicht zu ver­fol­gen”, erk­lärte ein Polizeis­prech­er dem „Kuri­er“.

Der Tatbe­stand der Ver­het­zung § 283 (2) StGB) würde sich allerd­ings dur­chaus dafür anbi­eten. In der BRD geht die Jus­tiz jeden­falls gegen die Het­zer vor: in einem sehr ähn­lich gelagerten Fall wurde im Jän­ner ein Neon­azi zu ein­er Geld­strafe verurteilt – immerhin!

In Öster­re­ich wurde unseres Wis­sens keine der bish­eri­gen Schwein­skopf-Aktio­nen der let­zten Jahre aufgek­lärt und auch nicht vor Gericht gebracht.

Über ras­sis­tis­che und recht­sex­treme Schweinekopf-Aktio­nen hier und hier.