Nickelsdorf/B: „Rechtsruck am Nova spürbar“
In einem Thread auf Reddit wird von rechtsextremen Umtrieben beim diesjährigen Nova Rock-Festival berichtet. Dort heiß es unter anderem:
Was sich dieses Jahr abspielte empfind ich als eine beängstigende Entwicklung. Gigi D’Agostino wurde im Chor mit dem abgeänderten Songtext in den Duschen ohne Konsequenzen gegrölt und in der Nacht gegen 2 haben wir richtig abgefuckte rechtsradikale Lieder in der Nähe gehört.
War am normalen Campingplatz und hab da jemanden mit Black Sun Symbol auf dem T‑Shirt gesehen…
Hab auch einige einschlägige Tattoos gesehen, ist mir letztes Jahr so nicht aufgefallen :/
Neben den Heisln ganz im Südosten vom Gelände hams ziemlich laut Nazimucke gespielt
Ich war das erste Mal am Nova Campen und kann’s nur bestätigen! Unsere Nachbarn am C1 haben die ganze Zeit Nazi Lieder gespielt; ich war echt schockiert.
War leider immer schon so. Schon am ersten nova so erlebt
Andere in dem Thread berichten, nichts dergleichen bemerkt zu haben, und auch die Polizei zog eine positive Bilanz: „Es sei zu keinen ‚nennenswerten Zwischenfällen‘ gekommen.“ Die Rede ist von 262 Diebstahlsanzeigen, 35 Anzeigen nach dem Suchtmittelgesetz und von 49 Personen, „die Fahrzeuge in einem — entweder durch Alkohol, Drogen oder Medikamente — beeinträchtigten Zustand“ gelenkt“ (puls24.at, 16.6.25) hätten.
So viel steht fest: Rechtsextreme Eklats beim Nova Rock sind keine neue Entwicklung, auch in früheren Jahren wurde immer wieder darüber berichtet.
Graz: Drohungen gegen Gemeinderat Alexis Pascuttini
Wie erst jetzt bekannt wurde, musste der Grazer Gemeinderat Alexis Pascuttini (KFG) eine Reihe von Drohungen hinnehmen. Am 19. Februar wurde der Ölschlauch des Mopeds seiner Freundin mutwillig durchgeschnitten. Am 25. Februar versuchte eine unbekannte Person, die versperrte Haustür zu öffnen, während Pascuttinis Freundin allein zu Hause war. Am folgenden Morgen fand sie zwei Gewehrpatronen vor der Haustür.
Pascuttini erstattete umgehend Anzeige bei der Polizei, woraufhin die Staatsanwaltschaft Ermittlungen einleitete. Er vermutet einen Zusammenhang mit seiner politischen Tätigkeit und insbesondere mit seiner Aufklärungsarbeit im Zusammenhang mit einem Finanzskandal, da bereits zuvor gefährliche Drohungen gegen ihn aktenkundig wurden. Die polizeilichen Videoauswertungen zeigten mögliche Verdächtige, jedoch konnte bislang kein Täter identifiziert werden und das Verfahren wurde mangels neuer Beweise vorerst eingestellt. (Quelle: krone.at, 21.6.25)
OÖ: Hitlergruß bei der Pride und FPÖ-Hetze
Die diesjährige „Linz Pride 2025“ am 21. Juni konnte verzeichnete eine Rekordteilnahme und konnte weitgehend störungsfrei ablaufen. Die Veranstalter berichten, dass eine Person wegen homophober Pöbeleien weggewiesen wurde. Zudem beobachteten Polizisten, wie ein Mann in Richtung der Demonstrationsteilnehmer*innen den Hitlergruß zeigte.
Geständig zeigte er sich jedoch nicht: „Der Trauner gab an, lediglich seinen Freunden auf der anderen Straßenseite zugewinkt zu haben. Die Kollegen jedoch haben deutlich den verbotenen Gruß wahrgenommen”, hieß es seitens der Pressestelle der Landespolizeidirektion. Der 23-Jährige wird bei der Staatsanwaltschaft Linz angezeigt. (nachrichten.at, 21.6.25)
Möglicherweise gibt’s also ein Treffen im Linzer Landesgericht.
Währenddessen sorgt der notorisch auffällige Landtagsabgeordnete und Landesgeschäftsführer der FPÖ Oberösterreich Michael Gruber für Schlagzeilen. Wie der „Kurier“ (23.6.25) zuerst berichtete, trat Gruber in einem Interview mit dem mittlerweile komplett ins Rechtsextreme abgeglittenen Lokalsender RTV für ein generelles Verbot von Prides in Österreich ein.
Ungarn, wo die Regierung die Parade untersagt hat (die aber trotz drohender Strafen am kommenden Samstag in Budapest stattfinden soll), wird als Beispiel genannt. Begründet wird dies mit dem „Kinderschutz”. Darauf pocht auch Gruber im TV-Interview — angestachelt vom Moderator, der Bilder von früheren Paraden zeigt. (kurier.at)
Gruber fügte an „Jeder nach seiner Façon in seinen vier Wänden, ist unser Zugang, da gibt es nichts zu rütteln.“ Ob Gruber damit auch den Ex-Parteikollegen aus seinem Bezirk meint, der „in seinen vier Wänden“ zwei Frauen K.O.-Tropfen verabreicht, sie dann vergewaltigt und die Abartigkeiten auch noch auf Video festgehalten hatte, meint, wurde er vom mitgeifernden RTV-Moderator Nico Schott bedauerlicherweise nicht gefragt. Gruber hat zu dem Fall – der Mann wurde 2024 zu drei Jahren Haft verurteilt – als zuständiger Bezirksparteiobmann konsequent geschwiegen.
2024 war Gruber nach einem in den sozialen Medien veröffentlichten Video, in dem er – begleitet durch homophobe Äußerungen – eine Regenbogenfahne verbrannt hatte, Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nur deshalb entkommen, weil ÖVP und FPÖ im Landtag die Aufhebung seiner Immunität mehrheitlich verhindert hatten.
Quer durchs Land: Rechte Sonnwendfeiern
Wer sich dieser Tage durch diverse Social Media-Accounts von Burschenschaften und anderen Verbindungen gräbt, wird oft auf Feuer- und Fackelfotos stoßen. Die Abhaltung von Sonnwendfeiern gehört zum festen Ritual von Korporierten.

Sonnwendfeiern haben in Österreich eine lange Tradition, die von verschiedenen Ideologien vereinnahmt wurde. Insbesondere im Nationalsozialismus wurden Sonnenwendfeiern gezielt instrumentalisiert, um völkische Rituale anstelle christlicher Feste zu etablieren. So waren etwa in der NS-Zeit Sonnwendfeiern Pflichttermine der Hitler-Jugend; Jugendliche wurden im Schein nächtlicher Feuer an den „Flammenaltären“ auf die Ideologie eingeschworen und bekräftigten Deutsche zu sein. Nach 1945 wurden Sonnwend- und Sonnwendfeuer-Traditionen in vielen Regionen zwar als Brauchtum weitergeführt, rechtsextreme und deutschnationale Kreise knüpften jedoch bewusst an die völkisch-nationalen Deutungen an. Insbesondere Burschenschaften und rechtsextreme Organisationen nutzen bis heute Sonnwendfeiern als Netzwerktreffen, bei denen einschlägige Lieder, Symbolik und Rhetorik tragende Elemente darstellen.

Im Salzburger Flachgau fand am 21. Juni eine Sonnwendfeier aller Salzburger schlagenden Korporationen in Union mit dem Salzburger „Freiheitlichen Akademikerverband“ (FAV) statt. Öffentlich war die Feier ohne Ort angekündigt, intern gab man den Greischberger Hof in Neumarkt am Wallersee als Aufmarschort bekannt. Hauptorganisator war offenbar Reinhard Rebhandl, Schriftführer des FAV und Alter Herr der weit rechtsstehenden „Gothia Salzburg“. Rebhandl war FPÖ-Funktionär und Kandidat für die Landtagswahl 2018, ihm wurden jedoch letztlich enge Kontakte vor allem zu den Identitären zum Verhängnis. Sein wegen Wiederbetätigung verurteilter und 2006 verstorbener Vater war Chef der verbotenen Nationaldemokratischen Partei in Salzburg.
Die „Feuerrede“ in Neumarkt hielt Alexis Giersch, Bundestagsabgeordneter der AfD und Mitglied der weit rechtsstehenden Hamburger Burschenschaft Germania, die 2021 wegen ihrer lautstarken rechtsextremen Umtriebe nach Protesten aus der Nachbarschaft sogar ihre Bude aufgeben musste.
Der „Standard“ (17.6.25) befragte im Vorfeld des Feuerspektakels den Neumarkter Bürgermeister David Egger-Kranzinger (SPÖ) zum dubiosen Stelldichein in seinem Ort: „Er sei ‚wirklich nicht erfreut‘ über solche Nachrichten. Abgesehen vom mehr als fragwürdigen Inhalt des Treffens sei das auch kein Renommee für einen Tourismusort“, was die rechtsextreme Gesellschaft freilich nicht daran hinderte, sich letzten Samstag offenbar völlig ungestört zu versammeln. Auf Facebook freuen sich die Gothen über den „stabilen Wirt“

„Heil Sonnwend Heil, donnernder Ruf in die Ferne eil.
Alles ist zum Fest bereit, hochgetürmt liegt Scheit auf Scheit!
Dran den Brand ruft insgesamt: Sonnwendfeuer ist entflammt!
Heil Sonnwend Heil!” (Screenshot FB 22.6.25)
Die Sonnwendfeuer des Wiener Korporationsrings (WKR) und der Österreichischen Landsmannschaft (ÖLM) fand wie bereits seit 2016 üblich auf der Windischhütte bei Klosterneuburg statt. Der User Theo Winkler berichtet auf Bluesky (23.6.25):
Vergangenen Samstag, 21. Juni, fand auf der Windischhütte die alljährliche Sonnwendfeier des Wiener Korporationsringes & der Österreichischen Landsmannschaft statt. Rund 100 Personen aus dem deutschnationalen Burschen- und Mädelschaftsmilieu nahmen teil. Die Feuerrede hielt der ehemalige FP-Nationalratsabgeordnete und deutschnational Korporierte Elmar Podgorschek. (…).
In seiner Rede kritisierte Podgorschek die vermeintliche „Auflösung der Nationalstaaten“, die im Auftrag einer „politischen Kaste“ zugunsten der EU geschehe. Damit gehe auch eine Abwertung tradierten Deutschtums einher: Die positive Konnotation des Satzes „Am deutschen Wesen soll die Welt genesen“ sei nicht mehr gegeben, Deutschtum sei nicht mehr mit „kultureller und moralischer Überlegenheit“ assoziiert. Dagegen prävaliere ein Zeitgeist, der von „Denunziantentum“, „Duckmäuserei“ und „Besserwisserei“ geprägt sei. Zum Schluss rief Podgorschek zum rechten Kulturkampf auf: Letztlich sei die Frage, ob sich „das Volk als Österreicher oder Deutsch fühle“ aktuell „unerheblich“, denn: „In ein oder zwei Generation“ werde es „unsere Art zu leben, unsere Kultur, unser abendländisches Denken nicht mehr geben“. Deshalb müssten die „Werte unserer großen Dichter und Denker” vor ihrer Ersetzung durch „Koransuren“ bewahrt werden. Geschlossen wurde der Feuerritus mit Max von Schenkendorfs Lied „Wenn alle untreu werden“.
➡️ Fotoeindrücke: Sonnwendfeier des Wiener Korporationsringes und der Österreichischen Landsmannschaft auf der Windischhütte bei Klosterneuburg am 21.06.2025
Wels/OÖ: Schamlose Impfgegnerin
Über einen verstörenden Vorfall, der sich letzten Samstag in Wels zugetragen hat, schreibt der „Kurier“ (23.6.25). Demnach habe eine Passantin einen Mann gefilmt, der im Gastgarten eines Kaffeehauses einen epileptischen Anfall erlitten hatte. Peter Gengler, Zeuge des Vorfalls, schildert, dass der Mann plötzlich vom Stuhl fiel und deutliche Anzeichen eines epileptischen Anfalls zeigte.
Der Wirt und andere Gäste leisteten sofort Erste Hilfe und riefen die Rettung. Währenddessen machte eine Frau unaufgefordert Videos und Fotos des Betroffenen und ignorierte Aufforderungen, damit aufzuhören. Beim Verlassen der Szene äußerte sie lautstark, sie müsse dokumentieren, „was mit den Geimpften passiert“. Gengler zeigt sich entsetzt über die Instrumentalisierung der Erkrankung für verschwörungsideologische Zwecke und befürchtet eine Verbreitung der Aufnahmen in sozialen Netzwerken mit falschem Bezug zur Corona-Impfung. Der erkrankte Mann wurde vom Notarzt versorgt und ins Krankenhaus gebracht.
Bozen/Ita: Goebbels-Zitat und ein Like als „Tippfehler“
Der Bozner Gemeinderat Diego Salvadori, Mitglied der poastfaschistischen Regierungspartei Fratelli d’Italia, sorgte in Südtirol für Empörung, als er auf Facebook ein Zitat des NS-Propagandaministers Joseph Goebbels im Zusammenhang mit einer vor einem Technologiepark gehissten Regenbogenfahne veröffentlichte. Salvadori schrieb: „Die Fahne folgt nicht dem Volk, sondern das Volk muss der Fahne folgen. Joseph Goebbels, Propagandaminister des Dritten Reichs.“ (zit. nach derstandard.at, 20.6.25) Nach öffentlicher Kritik löschte Salvadori den Beitrag und entschuldigte sich für das „unangemessene Zitat“. Wie der „Standard“ erwähnt, arbeitet Salvadori für die Hypo Vorarlberg Leasing AG. Auf der Website des Italien-Ablegers der österreichischen Firma ist Salvadori im Bereich „EDV und Digitalisierung“ gelistet.

Der Südtiroler Vize-Regierungschef Marco Galateo (ebenfalls Fratelli d’Italia) hatte den Beitrag zuvor mit einem Like versehen, was parteiübergreifend Kritik auslöste. Galateo entschuldigte sich im Namen seiner Partei und bezeichnete sein Like originellerweise als „Tippfehler“. Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) forderte Galateo zwar zur Distanzierung auf, was der jedoch damit quittierte, indem er seine „volle Solidarität“ mit Salvadori Ausdruck verlieh und „schon wieder zum Frontalangriff auf die LGBTQIA-Gemeinschaft aus[holte], die angeblich undemokratisch sei“ (brennerbasisdemokratie.eu, 23.6.25).