Seit vorletzter Woche überschlagen sich die Ereignisse in der Finanzaffäre um die Grazer FPÖ, bei der es um die mutmaßliche Veruntreuung von Steuergeld in der Höhe von 1,8 Millionen Euro geht (siehe ausführlich stopptdierechten.at, 3.1.24). Nun ermittelt die Klagenfurter Staatsanwaltschaft auch noch im Fall des Todes des früheren Büroleiters von Ex-Vizebürgermeister Eustacchio. Dieser wurde am 23.4. aufgefunden.
Todesfall im Zusammenhang mit der Finanzaffäre?
Alexis Pascuttini, Klubchef der FPÖ-Abspaltung Korruptionsfreier Gemeinderatsklub (KFG), erklärte am 30.4. bei einer Pressekonferenz, dass
der KFG als Privatbeteiligter im Finanzverfahren den Mann mehrmals als Zeugen gefordert habe. „Jetzt wird er nie mehr einvernommen werden können“ (…). Bei der Staatsanwaltschaft Klagenfurt wollte man auf STANDARD-Nachfrage aber den Namen des Toten, der zuletzt Referatsleiter im Grazer Magistrat war, bis vor wenigen Tagen nie gehört haben. (derstandard.at, 30.4.24)
Dennoch übernahm Klagenfurt nun die Ermittlungen in dem Todesfall, was am früheren Job des Mannes und eines möglichen Zusammenhangs mit dem Finanzskandal liegt. Einem gerichtsmedizinischen Kurzgutachten zufolge wird derzeit von Fremdeinwirkung nicht ausgegangen. Der Mann soll sich selbst erschossen haben. Ein ballistisches Gutachten steht aber noch aus.
STANDARD-Gespräche mit Personen aus dem privaten Umfeld des Verstorbenen ergeben das Bild der völligen Ratlosigkeit ob möglicher Gründe für den mutmaßlichen Suizid. Der Anfang 42-jährige Burschenschafter sei gerade dabei gewesen, beim Bundesheer weiter Karriere zu machen.
Pascuttini erzählte in seiner Pressekonferenz am Dienstag, dass er selbst letzte Woche zunächst Polizeischutz beantragt und auch bekommen habe, als der Todesfall zuerst bekannt wurde. (Ebd.)
Pascuttini kündigte auch noch weitere Enthüllungen an, ohne Details zu nennen.
Nächtliche Geständnisse am Würstelstand
In dem umfassenden Skandal gab es noch eine Wendung – und zwar am Würstelstand. Dort sind spätabends am 15. April Mitglieder der FPÖ-Abspaltung „Korruptionsfreier Gemeinderat“ (KFG) zufällig auf jenen Mann getroffen, der im November 2021 Selbstanzeige einreichte und damit die Schuld für die anonym angezeigten Ungereimtheiten auf sich nahm: Matthias Eder. Eder war Klubdirektor des FPÖ-Gemeinderatsklubs und zugleich Finanzreferent der Stadtpartei. Eder habe über die Finanzaffäre zu erzählen begonnen und wurde dabei von den KFG-Leuten aufgezeichnet.
Er sagte etwa:
„Dass ich für die ganzen Eierdodeln meinen Schädl hinghalten hab, find ich eh erbärmlich.“
Und nachdem die anderen vier immer wieder betonen, dass sie ihm nicht glaubten, dass er allein schuldig sei, ruft er schließlich ungehalten: „Natürlich war i’s ned allan, wie soll ich allan 700.000 Euro gfladert haben? Wer glaubt des?“ (derstandard.at, 3.5.24)
Die Kronen Zeitung (7.5.24) zitiert weiter aus der Tonbandabschrift: „Ich hab gemacht, was mir angeschafft wurde, man dient seinem Herrn!“
Eder erklärte auch, dass Pascuttini etwas „ganz Schlimmes passieren“ werde und er sein Buch zum den Finanzskandal nicht werde schreiben können. Die Tonaufzeichnung wurde der Staatsanwaltschaft übermittelt.
Eder ruderte später wieder zurück und ließ über seinen Anwalt Bernhard Lehofer verlautbaren, dass er schwer alkoholisiert alles Mögliche gesagt habe, sich aber nicht mehr erinnern könne, aber bei der Aussage zu seiner damaligen Selbstanzeige bleiben wolle. Auch die Andeutung, Pascuttini werde etwas passieren, nahm er zurück.
Bemerkenswert: Fünf Tage nach der Würstelstandbegegnung legte Anwalt Lehofer das Mandat für Eder nieder.