Wochenschau KW 50/21

Drei Brüder – eine Gesin­nung, und die ist braun. Dafür kassierte das bur­gen­ländis­che Trio vor Gericht einen Schuld­spruch. Den Prozess noch vor sich haben zwei Ran­dalier­er, die Maske und Imp­fung ablehnen, dafür dem Alko­hol und Hitler zuneigen. Waf­fen­funde in Tirol und Wien erregten let­zte Woche einige Aufmerk­samkeit. Zum Drüber­streuen berichtete der „Spiegel“ von ein­er in Deutsch­land leben­den öster­re­ichis­chen Neon­azi-Waf­fen­händ­lerin, die bere­its im Novem­ber durch­sucht wor­den ist. Ihre Hunde mit den Namen Adolf, Fräulein Braun oder Her­mann Göring dürften dabei ihr ger­ing­stes Prob­lem sein.

Bez. Mat­ters­burg: Braune Fam­i­lie mit Vor­liebe für braune Keller
Leib­nitz (Stmk)/Mallnitz (K): blau und braun
D: Neon­azi-Waf­fen­händ­lerin aus Österreich
Ö: keine legale Waffe nach Verurteilung nach dem Verbotsgesetz
Wolfsegg/OÖ: Schwarze Sonne untergegangen
Graz/Hermagor (K): zwei blaue Abgänge

Bez. Mat­ters­burg: Braune Fam­i­lie mit Vor­liebe für braune Keller

Gle­ich drei Neon­azi-Brüder aus dem Bezirk Mat­ters­burg hat­ten ein Stelldichein vor dem Eisen­städter Lan­des­gericht. Es begann im Som­mer 2018, als ein Brud­er (34) aus der amts­bekan­nten Fam­i­lie M. aus­gerech­net im Früh­stück­sraum des noblen Schlosshotel Velden mit einem wenig noblen Mus­cle-Shirt auf­tauchte und sein gar nicht nobles Tat­too mit dem SS-Spruch „Meine Ehre heißt Treue“ zur Schau stellte. Was fol­gte, war eine Anzeige durch einen Hotel­gast, die eine Ermit­tlungslaw­ine aus­löste: Es taucht­en ein­schlägige Post­ings auf, die allerd­ings vom Brud­er (41) stammten. Der wiederum zeigte bei einem Fußball­spiel im Wiener Horr Sta­dion seinen nack­ten Oberkör­p­er und ein Tat­too mit dem Spruch „Blut und Ehre“ samt SS-Runen. Und dann musste sich auch noch ein drit­ter Brud­er (39) vor Gericht einfinden.

Alle drei Brüder posierten für ein Foto, das am 24. Jän­ner 2014 aus Anlass des Geburt­stages eines Brud­ers aufgenom­men wor­den war. Im Keller des Geburt­stagskindes sieht man die Män­ner auf ein­er Couch sitzen. Zwei von ihnen sind nur mit Unter­ho­sen bek­lei­det, ein­er trägt eine Hose. Quer über den Ober­schenkeln der Män­ner liegt ein junges Mäd­chen. Die recht­en Hände haben die Brüder zum „Hitler-Gruß“ erhoben. Hin­ter ihnen hängt eine Hak­enkreuz- und SS-Fahne an der Wand. (bvz.at, 16.12.21)

Bei Haus­durch­suchun­gen tauchte noch jede Menge weit­er­er Nazi-Kram auf: auf Com­put­er und Handys und, wie es sich hierzu­lande in diesen Kreisen gehört, auch in einem Keller, der, so ein Polizist, aus­sah, wie ein Nazi-Muse­um. Apro­pos Keller: Die Brüder „sind Ver­wandte jenes Mannes, der als Eigen­tümer des ‚Nazikellers‘ aus dem Film von Ulrich Sei­dl öster­re­ich­weit Schlagzeilen gemacht hat“ (burgenland.orf.at, 13.12.21).

Vertei­digt wurde das braune Trio von dem in diesen Kreisen beliebten Anwalt Wern­er Tomanek, der die Gele­gen­heit nützte, um ein­mal mehr das Ver­bots­ge­setz als his­torisch über­holt zu beze­ich­nen. „Es gibt nie­man­den, der ver­sucht, eine nation­al­sozial­is­tis­che Bewe­gung ins Leben zu rufen“ (burgenland.orf.at), ließ er das Gericht – fak­ten­widrig – wissen.

Alle drei Brüder erhiel­ten bed­ingte Haft­strafen (zwölf, 14 und 16 Monate) und unbe­d­ingte Geld­strafen (2.400, 3.000 und 4.200 Euro). Das Trio nahm die Strafe an, die Staat­san­waltschaft gab keine Erk­lärung ab, daher ist das Urteil nicht rechtskräftig.

Leib­nitz (Stmk)/Mallnitz (K): blau und braun

Wür­den sich der 59-jährige Süd­steir­er und der 26-jährige in Kla­gen­furt lebende Slowene begeg­nen, kön­nten sie einige Gemein­samkeit­en aus­tauschen, z.B. über ihre Vor­liebe, sich in blauem Zus­tand braun zu äußern. 

Getankt hat­te der Süd­steir­er bere­its, bevor er den Tankstel­len­shop betreten hat­te, jedoch keinen Sprit, son­dern Alko­hol. Im Shop erregte er Auf­se­hen, da er sich weigerte, eine Maske zu tra­gen und zu ran­dalieren begann.

Weil sich der 59-Jährige trotz mehrfach­er Auf­forderun­gen nicht beruhigte und neuer­lich den Tankstel­len­shop betrat, nah­men Polizis­ten den Mann vor­läu­fig fest. Sie bracht­en ihn für die weit­ere Amt­shand­lung in eine Polizei­in­spek­tion. Dort tätigte der 59-Jährige in Anwe­sen­heit mehrerer Polizis­ten den Hit­ler­gruß und äußerte mehrfach seine impfkri­tis­che Hal­tung. (steiermark.orf.at, 13.12.21)

Im Zug von Salzburg nach Kla­gen­furt war ein offen­bar alko­holisiert­er Mann bere­its durch seine Weigerung, eine Maske zu tra­gen und aggres­siv­en Äußerun­gen auf­fäl­lig gewor­den. Beim Stopp in Mall­nitz eskalierte die Sit­u­a­tion. Er bedro­hte Polizis­ten mit dem Umbrin­gen, attack­ierte sie mit Faustschlä­gen, um dann auf der Polizei­in­spek­tion nach „Heil Hitler-Gebrülle“ dem erheben­den Beamten zu erk­lären: 

„Ohne Hitler wärst du auch nicht hier”. Anschließend wurde der Slowene zur Polizei nach Spit­tal esko­rtiert und dort in den Arrestraum ver­bracht. Auf der rund 25-minüti­gen Fahrt rief er am Rück­sitz zu dem neben ihm sitzen­den Beamten zweimal „Heil Hitler“ und lobte die Ver­gan­gen­heit der Stadt Brau­nau sowie Adolf Hitler. (meinbezirk.at, 16.12.21)

D: Neon­azi-Waf­fen­händ­lerin aus Österreich

Nach­dem in der let­zten Woche wieder ein­mal Waf­fen­lager in Öster­re­ich aus­ge­hoben wur­den, wusste der Spiegel über eine in der Nähe von Kaiser­slautern lebende Öster­re­icherin und deren Part­ner zu bericht­en, bei der „Hun­derte Waf­fen, darunter zahlre­iche High­tech-Arm­brüste sowie Hieb- und Stich­waf­fen“ (Spiegel) sichergestellt wurden.

Der Ver­fas­sungss­chutz war nach SPIEGEL-Infor­ma­tio­nen auf die Frau aufmerk­sam gewor­den. In sozialen Net­zw­erken bekan­nte sie sich zur »Right Wing Resis­tance«, ein­er inter­na­tionalen recht­sex­tremen Organ­i­sa­tion. Sie sei stolz, ein »klein­er Sol­dat des Wider­stands« zu sein, schrieb sie den Ermit­tlern zufolge. In einem anderen Post begeis­terte sie sich für die Idee, in ein­er Pan­demie »Anführer zu opfern, um die Göt­ter zu besän­fti­gen«, wie es ange­blich Urvölk­er getan hät­ten. Das recht­sex­treme Paar züchtete offen­bar auch Bull­ter­ri­er-Hunde. Die Tiere tru­gen Namen wie »Adolf«, »Fräulein Braun« oder »Her­mann Göring«. (Spiegel)

Ö: keine legale Waffe nach Verurteilung nach dem Verbotsgesetz

Mit dem neuen Jahr wird eine über­fäl­lige Ver­schär­fung des Waf­fenge­set­zes in Kraft treten: So ist ein Men­sch, der nach den ein­schlägi­gen Ter­ror­para­grafen (278b bis g sowie 282a StGB) verurteilt wurde, zukün­ftig nicht mehr als ver­lässlich für den legalen Erwerb und Besitz ein­er Waffe anzuse­hen. Das­selbe gilt für Verurteilun­gen nach dem Ver­bots­ge­setz.“ (APA, 18.12.21)

Wolfsegg/OÖ: Schwarze Sonne untergegangen

Es hat eine Anzeige durch das Mau­thausen Komi­tee gebraucht, um die bis dato gut sicht­bare „Schwarze Sonne“ eines Wolf­seg­ger Unternehmers zum Unterge­hen zu brin­gen. „Auf Grund von Hin­weisen aus der Bevölkerung wurde bekan­nt, dass auf einem Gara­gen­fen­ster in Wolf­segg öffentlich sicht­bar eine soge­nan­nte Schwarze Sonne ange­bracht war. Nach ein­er Anzeige des Mau­thausen Komi­tees wurde sie vom Eigen­tümer ent­fer­nt.” (meinbezirk.at, 14.12.21Ob der Hang des Wolf­seg­gers zur Nazi-Sym­bo­l­ik ein gerichtlich­es Nach­spiel haben wird, ist noch nicht bekannt.

Graz/Hermagor (K): zwei blaue Abgänge

Dass der eine, Mario Eustac­chio, erst jet­zt die FPÖ ver­lassen hat, ist eher erstaunlich, zumal die Vor­würfe gegen ihn schw­er wiegen. Aber, so lesen wir auf dem News­portal des ORF, die Ver­dacht­slage gegen ihn sei nicht der Grund gewe­sen. „Eustac­chio habe seinen Aus­tritt schriftlich mit­geteilt. Der Aus­lös­er soll die Bestel­lung von Jas­min Hans zur Bürolei­t­erin der neuen FPÖ-Stadträtin Clau­dia Schön­bach­er gewe­sen sein.“ Was Eustac­chio an der neuen Bürolei­t­erin der neuen Stadträtin so sehr stört, bleibt im Dun­klen. 

Kein Geheim­nis macht Christi­na Ball aus ihrem Motiv, der FPÖ den Rück­en zu kehren. Die Langzeit-Chefin der FPÖ Her­magor kann dem Kurs von Parteiob­mann Her­bert Kickl nichts abgewin­nen. 

Begrün­dung ist die nicht mehr mitzu­tra­gende Coro­na Poli­tik von Parteiob­mann Her­bert Kickl und Dag­mar Belakow­itsch. Ball führte die FPÖ Her­magor in diesem Jahr als Spitzenkan­di­datin in die Gemein­der­atswahl. Die FPÖ ver­lor ein Man­dat im Gemein­der­at und Ball auch ihr Amt als Stadträtin. Seit­dem ist sie als Gemein­derätin in der Her­magor­er Stadt­poli­tik aktiv. (gailtal-journal.at, 16.12.21)

Ball wird ihr Man­dat jedoch nicht abgeben.