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Wochenschau KW 50/21

Drei Brü­der – eine Gesin­nung, und die ist braun. Dafür kas­sier­te das bur­gen­län­di­sche Trio vor Gericht einen Schuld­spruch. Den Pro­zess noch vor sich haben zwei Ran­da­lie­rer, die Mas­ke und Imp­fung ableh­nen, dafür dem Alko­hol und Hit­ler zunei­gen. Waf­fen­fun­de in Tirol und Wien erreg­ten letz­te Woche eini­ge Auf­merk­sam­keit. Zum Drü­ber­streu­en berich­te­te der „Spie­gel“ von einer in […]

20. Dez 2021

Bez. Mat­ters­burg: Brau­ne Fami­lie mit Vor­lie­be für brau­ne Keller
Leib­nitz (Stmk)/Mallnitz (K): blau und braun
D: Neo­na­zi-Waf­fen­händ­le­rin aus Österreich
Ö: kei­ne lega­le Waf­fe nach Ver­ur­tei­lung nach dem Verbotsgesetz
Wolfsegg/OÖ: Schwar­ze Son­ne untergegangen
Graz/Hermagor (K): zwei blaue Abgänge

Bez. Mat­ters­burg: Brau­ne Fami­lie mit Vor­lie­be für brau­ne Keller

Gleich drei Neo­na­zi-Brü­der aus dem Bezirk Mat­ters­burg hat­ten ein Stell­dich­ein vor dem Eisen­städ­ter Lan­des­ge­richt. Es begann im Som­mer 2018, als ein Bru­der (34) aus der amts­be­kann­ten Fami­lie M. aus­ge­rech­net im Früh­stücks­raum des noblen Schloss­ho­tel Vel­den mit einem wenig noblen Mus­cle-Shirt auf­tauch­te und sein gar nicht nobles Tat­too mit dem SS-Spruch „Mei­ne Ehre heißt Treue“ zur Schau stell­te. Was folg­te, war eine Anzei­ge durch einen Hotel­gast, die eine Ermitt­lungs­la­wi­ne aus­lös­te: Es tauch­ten ein­schlä­gi­ge Pos­tings auf, die aller­dings vom Bru­der (41) stamm­ten. Der wie­der­um zeig­te bei einem Fuß­ball­spiel im Wie­ner Horr Sta­di­on sei­nen nack­ten Ober­kör­per und ein Tat­too mit dem Spruch „Blut und Ehre“ samt SS-Runen. Und dann muss­te sich auch noch ein drit­ter Bru­der (39) vor Gericht einfinden.

Alle drei Brü­der posier­ten für ein Foto, das am 24. Jän­ner 2014 aus Anlass des Geburts­ta­ges eines Bru­ders auf­ge­nom­men wor­den war. Im Kel­ler des Geburts­tags­kin­des sieht man die Män­ner auf einer Couch sit­zen. Zwei von ihnen sind nur mit Unter­ho­sen beklei­det, einer trägt eine Hose. Quer über den Ober­schen­keln der Män­ner liegt ein jun­ges Mäd­chen. Die rech­ten Hän­de haben die Brü­der zum „Hit­ler-Gruß“ erho­ben. Hin­ter ihnen hängt eine Haken­kreuz- und SS-Fah­ne an der Wand. (bvz.at, 16.12.21)

Bei Haus­durch­su­chun­gen tauch­te noch jede Men­ge wei­te­rer Nazi-Kram auf: auf Com­pu­ter und Han­dys und, wie es sich hier­zu­lan­de in die­sen Krei­sen gehört, auch in einem Kel­ler, der, so ein Poli­zist, aus­sah, wie ein Nazi-Muse­um. Apro­pos Kel­ler: Die Brü­der „sind Ver­wand­te jenes Man­nes, der als Eigen­tü­mer des ‚Nazi­kel­lers‘ aus dem Film von Ulrich Seidl öster­reich­weit Schlag­zei­len gemacht hat“ (burgenland.orf.at, 13.12.21).

Ver­tei­digt wur­de das brau­ne Trio von dem in die­sen Krei­sen belieb­ten Anwalt Wer­ner Toma­nek, der die Gele­gen­heit nütz­te, um ein­mal mehr das Ver­bots­ge­setz als his­to­risch über­holt zu bezeich­nen. „Es gibt nie­man­den, der ver­sucht, eine natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Bewe­gung ins Leben zu rufen“ (burgenland.orf.at), ließ er das Gericht – fak­ten­wid­rig – wissen.

Alle drei Brü­der erhiel­ten beding­te Haft­stra­fen (zwölf, 14 und 16 Mona­te) und unbe­ding­te Geld­stra­fen (2.400, 3.000 und 4.200 Euro). Das Trio nahm die Stra­fe an, die Staats­an­walt­schaft gab kei­ne Erklä­rung ab, daher ist das Urteil nicht rechtskräftig.

Leib­nitz (Stmk)/Mallnitz (K): blau und braun

Wür­den sich der 59-jäh­ri­ge Süd­stei­rer und der 26-jäh­ri­ge in Kla­gen­furt leben­de Slo­we­ne begeg­nen, könn­ten sie eini­ge Gemein­sam­kei­ten aus­tau­schen, z.B. über ihre Vor­lie­be, sich in blau­em Zustand braun zu äußern. 

Getankt hat­te der Süd­stei­rer bereits, bevor er den Tank­stel­len­shop betre­ten hat­te, jedoch kei­nen Sprit, son­dern Alko­hol. Im Shop erreg­te er Auf­se­hen, da er sich wei­ger­te, eine Mas­ke zu tra­gen und zu ran­da­lie­ren begann.

Weil sich der 59-Jäh­ri­ge trotz mehr­fa­cher Auf­for­de­run­gen nicht beru­hig­te und neu­er­lich den Tank­stel­len­shop betrat, nah­men Poli­zis­ten den Mann vor­läu­fig fest. Sie brach­ten ihn für die wei­te­re Amts­hand­lung in eine Poli­zei­in­spek­ti­on. Dort tätig­te der 59-Jäh­ri­ge in Anwe­sen­heit meh­re­rer Poli­zis­ten den Hit­ler­gruß und äußer­te mehr­fach sei­ne impf­kri­ti­sche Hal­tung. (steiermark.orf.at, 13.12.21)

Im Zug von Salz­burg nach Kla­gen­furt war ein offen­bar alko­ho­li­sier­ter Mann bereits durch sei­ne Wei­ge­rung, eine Mas­ke zu tra­gen und aggres­si­ven Äuße­run­gen auf­fäl­lig gewor­den. Beim Stopp in Mall­nitz eska­lier­te die Situa­ti­on. Er bedroh­te Poli­zis­ten mit dem Umbrin­gen, atta­ckier­te sie mit Faust­schlä­gen, um dann auf der Poli­zei­in­spek­ti­on nach „Heil Hit­ler-Gebrül­le“ dem erhe­ben­den Beam­ten zu erklä­ren: 

„Ohne Hit­ler wärst du auch nicht hier”. Anschlie­ßend wur­de der Slo­we­ne zur Poli­zei nach Spit­tal eskor­tiert und dort in den Arrest­raum ver­bracht. Auf der rund 25-minü­ti­gen Fahrt rief er am Rück­sitz zu dem neben ihm sit­zen­den Beam­ten zwei­mal „Heil Hit­ler“ und lob­te die Ver­gan­gen­heit der Stadt Brau­nau sowie Adolf Hit­ler. (meinbezirk.at, 16.12.21)

D: Neo­na­zi-Waf­fen­händ­le­rin aus Österreich

Nach­dem in der letz­ten Woche wie­der ein­mal Waf­fen­la­ger in Öster­reich aus­ge­ho­ben wur­den, wuss­te der Spie­gel über eine in der Nähe von Kai­sers­lau­tern leben­de Öster­rei­che­rin und deren Part­ner zu berich­ten, bei der „Hun­der­te Waf­fen, dar­un­ter zahl­rei­che High­tech-Arm­brüs­te sowie Hieb- und Stich­waf­fen“ (Spie­gel) sicher­ge­stellt wurden.

Der Ver­fas­sungs­schutz war nach SPIE­GEL-Infor­ma­tio­nen auf die Frau auf­merk­sam gewor­den. In sozia­len Netz­wer­ken bekann­te sie sich zur »Right Wing Resis­tance«, einer inter­na­tio­na­len rechts­extre­men Orga­ni­sa­ti­on. Sie sei stolz, ein »klei­ner Sol­dat des Wider­stands« zu sein, schrieb sie den Ermitt­lern zufol­ge. In einem ande­ren Post begeis­ter­te sie sich für die Idee, in einer Pan­de­mie »Anfüh­rer zu opfern, um die Göt­ter zu besänf­ti­gen«, wie es angeb­lich Urvöl­ker getan hät­ten. Das rechts­extre­me Paar züch­te­te offen­bar auch Bull­ter­ri­er-Hun­de. Die Tie­re tru­gen Namen wie »Adolf«, »Fräu­lein Braun« oder »Her­mann Göring«. (Spie­gel)

Ö: kei­ne lega­le Waf­fe nach Ver­ur­tei­lung nach dem Verbotsgesetz

Mit dem neu­en Jahr wird eine über­fäl­li­ge Ver­schär­fung des Waf­fen­ge­set­zes in Kraft tre­ten: So ist ein Mensch, der nach den ein­schlä­gi­gen Ter­ror­pa­ra­gra­fen (278b bis g sowie 282a StGB) ver­ur­teilt wur­de, zukünf­tig nicht mehr als ver­läss­lich für den lega­len Erwerb und Besitz einer Waf­fe anzu­se­hen. Das­sel­be gilt für Ver­ur­tei­lun­gen nach dem Ver­bots­ge­setz.“ (APA, 18.12.21)

Wolfsegg/OÖ: Schwar­ze Son­ne untergegangen

Es hat eine Anzei­ge durch das Maut­hau­sen Komi­tee gebraucht, um die bis dato gut sicht­ba­re „Schwar­ze Son­ne“ eines Wolf­seg­ger Unter­neh­mers zum Unter­ge­hen zu brin­gen. „Auf Grund von Hin­wei­sen aus der Bevöl­ke­rung wur­de bekannt, dass auf einem Gara­gen­fens­ter in Wolf­segg öffent­lich sicht­bar eine soge­nann­te Schwar­ze Son­ne ange­bracht war. Nach einer Anzei­ge des Maut­hau­sen Komi­tees wur­de sie vom Eigen­tü­mer ent­fernt.” (meinbezirk.at, 14.12.21Ob der Hang des Wolf­seg­gers zur Nazi-Sym­bo­lik ein gericht­li­ches Nach­spiel haben wird, ist noch nicht bekannt.

Graz/Hermagor (K): zwei blaue Abgänge

Dass der eine, Mario Eustac­chio, erst jetzt die FPÖ ver­las­sen hat, ist eher erstaun­lich, zumal die Vor­wür­fe gegen ihn schwer wie­gen. Aber, so lesen wir auf dem News­por­tal des ORF, die Ver­dachts­la­ge gegen ihn sei nicht der Grund gewe­sen. „Eustac­chio habe sei­nen Aus­tritt schrift­lich mit­ge­teilt. Der Aus­lö­ser soll die Bestel­lung von Jas­min Hans zur Büro­lei­te­rin der neu­en FPÖ-Stadt­rä­tin Clau­dia Schön­ba­cher gewe­sen sein.“ Was Eustac­chio an der neu­en Büro­lei­te­rin der neu­en Stadt­rä­tin so sehr stört, bleibt im Dunk­len. 

Kein Geheim­nis macht Chris­ti­na Ball aus ihrem Motiv, der FPÖ den Rücken zu keh­ren. Die Lang­zeit-Che­fin der FPÖ Her­ma­gor kann dem Kurs von Par­tei­ob­mann Her­bert Kickl nichts abge­win­nen. 

Begrün­dung ist die nicht mehr mit­zu­tra­gen­de Coro­na Poli­tik von Par­tei­ob­mann Her­bert Kickl und Dag­mar Bela­ko­witsch. Ball führ­te die FPÖ Her­ma­gor in die­sem Jahr als Spit­zen­kan­di­da­tin in die Gemein­de­rats­wahl. Die FPÖ ver­lor ein Man­dat im Gemein­de­rat und Ball auch ihr Amt als Stadt­rä­tin. Seit­dem ist sie als Gemein­de­rä­tin in der Her­ma­go­rer Stadt­po­li­tik aktiv. (gailtal-journal.at, 16.12.21)

Ball wird ihr Man­dat jedoch nicht abgeben.

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