Skip to content
Stoppt die Rechten

Stoppt die Rechten

Antifaschistische Website

social media logo x social media logo facebook social media logo bluesky
  • Suche
  • Wissen
    • Rechtsextremismus
    • Ist die FPÖ rechtsextrem?
    • Rechtsextreme Medien in Österreich
    • Faschismus
    • Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
    • Antisemitismus
    • Rassismus
    • Wiederbetätigung und Verbotsgesetz
    • NS-Symbole und Abzeichengesetz
    • Verhetzung. Was ist das? Was kann ich dagegen tun?
  • Handeln
    • Aktiv werden und handeln
    • Was kann wie wo gemeldet werden?
    • Gegen Sticker & Geschmiere
    • How to “Prozessreport”?
  • Hilfreich
    • Anleitung Sicherung von FB-Postings/Kommentaren
    • Strafbare Inhalte im Netz: eine Anzeige/Sachverhaltsdarstellung einbringen
  • Wochenrückblick
  • Gastbeiträge
  • Materialien
  • Rezensionen

„Stoppt die Rechten“ ist eine unabhängige, antifaschistische Plattform, die Rechtsextremismus und Neonazismus in Österreich sichtbar macht, analysiert und dokumentiert – mit dem umfassendsten öffentlich zugänglichen Online-Archiv zu rechtsextremen Entwicklungen und Vorfällen in Österreich.

FPÖ
Einzelfallzähler

aktuell 0 Fälle
alle Fälle lesen

Waffenfunde
 

0
alle Fälle lesen
Lesezeit: 6 Minuten

Über den Dollfuß gestolpert

Bis vor kur­zem kann­te ver­mut­lich kaum jemand den Ort Tex­ing­tal in Nie­der­ös­ter­reich und auch nicht das dor­ti­ge Doll­fuß-Muse­um. Es ist dem neu­en Innen­mi­nis­ter und Tex­ing­ta­ler Bür­ger­meis­ter Kar­ner zu ver­dan­ken, dass die Most­viert­ler Ort­schaft samt Muse­um ins Kreuz­feu­er gera­ten ist. Und mit ihm der Innen­mi­nis­ter selbst samt sei­nem Ver­hält­nis zu einer Dik­ta­tur und zum Anti­se­mi­tis­mus. Doch Tex­ing­tal ist nur ein Bei­spiel von vie­len, wo dem Dik­ta­tor und Arbei­ter­mör­der Doll­fuß gehul­digt wird.

21. Dez. 2021

Kaum war bekannt, dass der lang­jäh­ri­ge ÖVP-Poli­ti­ker Ger­hard Kar­ner zum Nach­fol­ger von Karl Neham­mer als Innen­mi­nis­ter auf­stei­gen wür­de, rausch­ten schon die ers­ten Mel­dun­gen zum Tex­ing­ta­ler Doll­fuß-Muse­um durch die Sozia­len Medi­en. Und wie sich recht schnell her­aus­stell­te, zurecht! Das „Dr. Engel­bert Doll­fuß Muse­um“ wur­de 1998 in des­sen Geburts­haus errich­tet – samt geschichts­ver­ges­se­ner Hul­di­gungs­ta­fel. 

Tafel am Texingtaler Dollfuß-Museum: "Geburtshaus unseres grossen Bundeskanzlers und Erneuerer Österreichs Dr. Engelbert Dollfuss" (Bild Twitter Otto III.)
Tafel am Tex­ing­ta­ler Doll­fuß-Muse­um: „Geburts­haus unse­res gros­sen Bun­des­kanz­lers und Erneue­rer Öster­reichs Dr. Engel­bert Doll­fuss” (Bild Twit­ter Otto III.)

Die His­to­ri­ke­rin und Doll­fuß-Exper­tin Luci­le Drei­de­my zum Muse­um: „Es ist als musea­le Gedenk­stät­te über den Umweg eines Muse­ums gedacht gewe­sen. Bei der Grün­dung führ­te der dama­li­ge Bür­ger­meis­ter an, es gehe um die Über­win­dung des bis­her man­geln­den Mutes, sich zu Doll­fuß zu beken­nen.“ (zit. nach derstandard.at, 6.12.21) Den Mut hat Kar­ner als Bür­ger­meis­ter und damit auch als Betrei­ber des Muse­ums offen­bar auf­ge­bracht, wie­wohl ihn der jetzt etwas ver­las­sen hat.

Bereits 2018 war in den Nie­der­ös­ter­rei­chi­schen Nach­rich­ten (NÖN) zu lesen, die Gemein­de Tex­ing­tal wol­le das Repu­bliks­ju­bi­lä­ums- und Anschluss-Gedenk­jahr 2018 nüt­zen, um sich „auch kri­tisch mit dem Erbe von Engel­bert Doll­fuß auseinander[zu]setzen. (…) Das 20. Jubi­lä­um der Eröff­nung [des Muse­ums] will VP-Bür­ger­meis­ter Ger­hard Kar­ner auch als Anlass neh­men, sich mit der umstrit­te­nen Per­son Doll­fuß aus­ein­an­der­zu­set­zen und sein Wir­ken aber­mals zu beleuch­ten.“ Wie die Beleuch­tung aus­ge­se­hen hat, kann erahnt wer­den. Im Doll­fuß-Muse­um, lässt Kar­ner aus­rich­ten, wer­de „das His­to­ri­sche gut erar­bei­tet und kri­tisch behan­delt“. Das sieht nicht nur die His­to­ri­ke­rin Drei­de­my deut­lich anders, son­dern auch der Schrift­stel­ler Lud­wig Laher, der sich bei sei­nem Besuch 2018 in einer „originale[n] Wei­he­stät­te aus den 30ern, die der Nazi­zeit getrotzt“ (derstandard.at, 7.12.21) habe, wähn­te. Nun, just als dem neu­en Innen­mi­nis­ter Muse­um und Aus­sa­gen dazu um die Ohren geflo­gen sind, hören wir, dass eine Über­ar­bei­tung bereits seit Mai 2021 geplant sei.

Über­ar­bei­tungs­be­darf haben jedoch auch jede Men­ge Ort­schaf­ten, aus denen nicht gera­de ein Innen­mi­nis­ter kommt – sehr oft im kirch­lich-katho­li­schen Zusam­men­hang. Da wäre etwa in Wien die Christ­kö­nigs­kir­che, auch als „Sei­pel-Doll­fuß-Gedächt­nis­kir­che“ bezeich­net. Das Bun­des­land mit den meis­ten Doll­fuß-Ver­eh­run­gen ist zwei­fel­los Nie­der­ös­ter­reich. In Press­baum steht die „Doll­fuß-Gedächt­nis­kir­che hl. The­re­sia vom Kin­de Jesu“. In einer Goog­le-Rezen­si­on ist zu lesen, dass es dort eine Döner­bu­de mit einem „Kebab in der Dol­fu­ße­di­ti­on“ zu erwer­ben gäbe – „ein Gau­men­schmaus“, fin­det der Rezen­sent. Ob das nur eine zar­te Form der Wider­re­de ist oder Rea­li­tät, ist uns nicht bekannt.

Google-Rezension zur Dollfuß-Gedächtniskirche: "Kebab in der Dollfussedition"
Goog­le-Rezen­si­on zur Doll­fuß-Gedächt­nis­kir­che: „Kebab in der Dollfussedition”

In der Gemein­de Stoll­hof ist die „Engel­bert­kir­che Hohe Wand“ samt Doll­fuß-Gedächt­nis­stät­te zu bestau­nen. „Auch an der Kapel­le in Noden­dorf, gleich neben dem Ein­gang, ist eine ent­spre­chen­de Ehren­ta­fel ange­bracht. Initi­iert wur­de das damals vom Noden­dor­fer Gemein­de­rat: ‚Dem Füh­rer und Hel­den­kanz­ler, gewid­met in Treue‘, steht auf der Tafel. (noen.at, 14.12.21) Dis­kus­si­on gäbe es kei­ne, weiß der Bür­ger­meis­ter den NÖN zu berich­ten: „Das ist ein Relikt aus ver­gan­ge­ner Zeit, das kei­ne Aktua­li­tät mehr hat. (…) An der Orts­ka­pel­le von Geit­zen­dorf (Bezirk Kor­neu­burg) wur­den vom dama­li­gen Bür­ger­meis­ter über dem Ein­gangs­tor die angeb­lich letz­ten Wor­te Doll­fuß‘ ‚Ich woll­te ja nur den Frie­den. Den ande­ren möge der Herr­gott ver­ge­ben. † am 25. Juli 1934 mein Oes­ter­reich‘ ange­bracht.“ (noen.at)

Nicht ganz so fried­lich wie in Noden­dorf ist die Dis­kus­si­on in Hein­richs bei Weit­ra (Gemein­de Unser­frau Alt­weit­ra) ver­lau­fen, wo eine beim Ein­gangs­tor zur Kir­che ange­brach­te Tafel Doll­fuß, dem „Erneue­rer Öster­reichs“ samt Por­trät und Kru­cken­kreuz gewid­met ist. Aller­dings kam die Auf­re­gung von außen, näm­lich durch den „Stan­dard“, der sich 2014 erf­recht hat­te, über die unsäg­li­che Geschichts­er­in­ne­rung zu berichten.

Bür­ger­meis­ter Otmar Kowar [war] ent­spre­chend auf­ge­bracht: „Wenn in Wien eine Stra­ße umbe­nannt wird, mischen wir uns auch nicht ein”, sagt er. (…) Seit dem Ende des Zwei­ten Welt­kriegs wird hier Doll­fuß’ gedacht, hin­ter­fragt hat die Gedenk­ta­fel bis­her nie­mand. „Sie war so lan­ge dort und hat nie jeman­den gestört”, sagt Kowar, der nun sei­ne Bür­ger über den Grund für die­se Hel­den­ver­eh­rung infor­mie­ren will. Schließ­lich sei ja „das Wis­sen über die­se Zeit mar­gi­nal”. (derstandard.at, 9.4.14)

Mit der Diö­ze­se habe man sich schließ­lich geei­nigt, „[d]as Kreuz kommt weg, die Inschrift wird durch den Satz ‚Opfer für die Sou­ve­rä­ni­tät Öster­reichs gegen den Natio­nal­so­zia­lis­mus‘ ersetzt“ (derstandard.at, 9.4.14). Nun sind zwar mehr als sie­ben Jah­re ins Land gezo­gen sind, und der dama­li­ge Bür­ger­meis­ter amtiert noch immer, aber auch die Tafel ist in unver­än­der­tem Zustand geblie­ben. Es habe trotz viel­fa­cher Bemü­hun­gen, so hören wir, auch nicht die damals ange­kün­dig­te Infor­ma­ti­on über bzw. Aus­ein­an­der­set­zung über Doll­fuß gegeben.

Auch Tirol hat mit zahl­rei­chen Doll­fuß-Gedächt­nis­stät­ten auf­zu­war­ten, eini­ge zählt die Web­site „Inns­bruck News“ in dem Arti­kel „Toten­kult für einen Dik­ta­tor“ auf. 

Über dem Dorf Nöss­lach ragt ein drei Meter hohes Holz­kreuz. 

„Zu Ehren der bei­den gro­ßen Kanz­ler Ignaz Seipl – Engel­bert Doll­fuß” ist auf der Tafel ein­gra­viert, eben­so wie das Kru­ken­kreuz, Sym­bol des Aus­tro­fa­schis­mus. (…) Orts­an­säs­si­gen ist der Weg 45 von Stein­ach (Tal­sta­ti­on Ber­geralm­bahn) zum Kreuz noch als “Doll­fuß-Weg” bekannt. (…) Auch an ande­ren Orten in Tirol ste­hen Gedenk­stät­ten, die an Doll­fuß erin­nern sol­len, wie etwa das Weg­kreuz bei der Wal­der­alm ober­halb von Gna­den­wald oder die Mari­en­ka­pel­le [auch Doll­fuß-Kapel­le genannt,; Anmk. SdR] in Pett­nau. In der Pfarr­kir­che von St. Jakob in Defer­eg­gen (Ost­ti­rol) ist Doll­fuß im Decken­fres­ko ver­ewigt. (Inns­bruck News)

Einen schwe­ren Schick­sals­schlag muss­te die Sport­uni­on Kar­rös­ten im Bezirk Imst hin­neh­men. Im Jahr 2017 wag­te es jemand, eine erst 1984 ange­brach­te Doll­fuß-Gedenk­ta­fel (für den „Hel­den­kanz­ler“) von einem auf fast 2.400 Meter Höhe ste­hen­den Holz­kreuz zu ent­fer­nen. Flugs kün­dig­te die das Kreuz betreu­en­de Sport­uni­on an, eine Info­ta­fel anbrin­gen zu wol­len. Der dama­li­ge Ver­eins­ob­mann „betont, dass man unpo­li­tisch sei. ‚Es soll eine Art Muse­um wer­den‘, fak­ten­ori­en­tiert, ‚jeder soll sich sei­ne eige­ne Mei­nung bil­den‘.“ (tt.com, 28.9.2017) Der Anspruch, Doll­fuß „unpo­li­tisch“ auf­ar­bei­ten zu wol­len, zeigt ohne­hin schon viel von dem, wie es um die dor­ti­ge Erin­ne­rungs­kul­tur bestellt ist: offen­bar nicht gut.

Die Auf­re­gung um Innen­mi­nis­ter Kar­ner hat sich inzwi­schen gelegt, und ver­mut­lich wird auch das Doll­fuß-Geden­ken in guter öster­rei­chi­scher Manier wei­ter­be­stehen. Was ist auch schon schlimm an einem, der Öster­reich „erneu­ert” hat, indem er die Demo­kra­tie besei­tigt und auf Arbei­ter schie­ßen hat lassen?

Der künf­ti­ge Innen­mi­nis­ter in sei­nen eige­nen Wor­ten: Ein Thread mit „Her­ren aus Ame­ri­ka und Isra­el”, „Nest­be­schmut­zer”, „lan­des­feind­lich” und „Poli­zis­ten-Has­sern”

— Fabi­an Schmid (@fabian_schmid) Decem­ber 5, 2021

Update 7.4.24: Die Gemein­de Pett­nau hat uns fol­gen­de Mit­tei­lung geschickt: „lt. Beschluss des Gemein­de­ra­tes Pett­nau vom 29.01.2024 wur­de die damals genann­te „Doll­fuß-Kapel­le“ auf Mari­en­ka­pel­le umbe­nannt.”

➡️ Rück­tritts­auf­for­de­rung an Innen­mi­nis­ter Kar­ner wegen anti­se­mi­ti­scher Rhetorik
➡️ Anti­se­mi­tis­mus­vor­wür­fe: Innen­mi­nis­ter Kar­ner bit­tet für Aus­sa­gen um Entschuldigung

  • teilen 
  • teilen 
  • teilen 
  • teilen 
  • E-Mail 
  • spenden 
Keine Beiträge mehr verpassen: Email-Benachrichtigung aktivieren
abgelegt unter: Dokumentation
Schlagwörter: Antisemitismus | Extremismus der Mitte | Niederösterreich | ÖVP | Politische Bildung/Aufklärung | Rechtskonservatismus/Rechtskatholizismus | Tirol | Wien

Beitrags-Navigation

« Mélange KW 50/21
Die Antifa-Bücherliste (Teil 2) »

» Zur erweiterten Suche

Spenden

Wissen

  • Rechtsextremismus
  • Ist die FPÖ rechtsextrem?
  • Rechtsextreme Medien in Österreich
  • Faschismus
  • Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
  • Antisemitismus
  • Rassismus
  • Wiederbetätigung und Verbotsgesetz
  • NS-Symbole und Abzeichengesetz
  • Verhetzung

Handeln

  • Aktiv werden und handeln
  • Was kann wie wo gemeldet werden?
  • Gegen Sticker & Geschmiere
  • How to “Prozessreport”?

Hilfreich

  • Postings gerichtstauglich sichern
  • Wie verfasse ich eine Sachverhaltsdarstellung?
  • Archiv aller Beiträge
  • Schlagwörter-Wolke
E-Mail-Benachrichtigung bei neuen Beiträgen
  • Wochenrückblicke
    Beiträge
  • Gastbeiträge
    Beiträge
  • Materialien
    Beiträge
  • Rezensionen
    Beiträge
Um unsere Arbeit fortführen zu können, sind wir auf Ihre Spenden angewiesen – danke für Ihre Unterstützung!

Stoppt die Rechten, Sparkasse Neunkirchen Gloggnitz IBAN AT46 2024 1050 0006 4476

oder viaPaypal

Kontakt

Vorfälle und Hinweise bitte über unser sicheres Kontaktformular oder per Mail an:
[email protected]

Wir garantieren selbstverständlich den Schutz unserer Informant*innen, der für uns immer oberste Priorität hat.

Spendenkonto

Um unsere Arbeit fortführen zu können, sind wir auf Ihre Spenden angewiesen – danke für Ihre Unterstützung!

Stoppt die Rechten, Sparkasse Neunkirchen Gloggnitz

IBAN AT46 2024 1050 0006 4476

Oder via PayPal:

Socials

social media logo x social media logo facebook social media logo bluesky

Links

  • Rechtsextremismus
  • Ist die FPÖ rechtsextrem?
  • Rechtsextreme Medien in Österreich
  • Faschismus
  • Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
  • Antisemitismus
  • Rassismus
  • Wiederbetätigung und Verbotsgesetz
  • NS-Symbole und Abzeichengesetz
  • Verhetzung
  • Aktiv werden und handeln
  • Was kann wie wo gemeldet werden?
  • Gegen Sticker & Geschmiere
  • How to “Prozessreport”?
  • Postings gerichtstauglich sichern
  • Wie verfasse ich eine Sachverhaltsdarstellung?
  • Archiv aller Beiträge
  • Schlagwörter-Wolke
  • Über uns
  • Beirat und Unterstützer*innen
  • Datenschutz
  • Impressum
Spenden
Newsletter