Der erste Hinweis auf die seltsame Sammlerleidenschaft von Norbert B. kam von ausländischen Ermittlungsbehörden. In der Folge wurde nicht nur gegen B., sondern auch gegen weitere Beteiligte ermittelt. Ende März 2013, als B. bereits aus der Untersuchungshaft entlassen war, berichtete die „Kronen Zeitung“ von Verbindungen des Ebbsers in das Umfeld der HTBLVA Ferlach und entsprechenden Ermittlungen wegen des Besitzes von Sprengmitteln, Verstoßes gegen das Waffengesetz und Verbindungen zur rechtsextremen Szene. Die „Kleine Zeitung“ schrieb etwas später dazu: „Der Hinweis auf die Gruppe, zu der der Kärntner gehören soll, stammt von der deutschen Polizei.“
Der Verfassungsschutz konnte „nach umfangreichen Ermittlungen“ keine Verbindungen in die Neonazi-Szene feststellen, worauf die Ermittlungen nach dem NS-Verbotsgesetz eingestellt wurden. Seither wird B. unter der Rubrik „Waffennarr“ gehandelt.
Ein ziemlich unbefriedigendes Ermittlungsergebnis: „Waffennarren“ sammeln – seltsam genug – Waffen, aber nicht auch noch 100 Kilogramm Chemikalien zur Sprengstoffherstellung. „Waffennarren“ legen auch keine (zusätzlichen) Erddepots an, in denen sie Waffen verbuddeln. Auch SS-Fahnen gehören bei „Waffennarren“ nicht unbedingt zur Grundausstattung. Zudem: Norbert B. hatte offensichtlich Mitwisser bzw. ‑täter, „gleichgesinnte Freunde“, die an Schießübungen teilgenommen haben und von denen zumindest einer (aus dem Umfeld der HTBLVA Ferlach in Kärnten) als rechtsextrem gilt.
⇒ tirol.orf.at — Polizei hob großes Waffenlager aus
Vor Gericht gab B., auf dessen Computer-Festplatte Anleitungen zur Produktion von Sprengstoff (aus den bei ihm gefundenen Chemikalien) gefunden wurden, an, dass er die Waffen in den Erddepots so vor möglichen Einbrechern in das Haus seiner Familie sichern wollte: „Da waren wirklich gefährliche Sachen drinnen – da hatte ich Angst, dass das jemand findet.“ (Tiroler Tageszeitung, 11.1.14) Als Motiv für sein Geständnis gab er an: „Wenn da Ost-Kriminelle mit Sturmgewehren in der Gegend herumgelaufen wären, wäre mir nicht mehr wohl gewesen.“ (ebd.)
In der näheren Umgebung von Ebbs haben zwar einige russische Oligarchen ihren Zweitwohnsitz aufgeschlagen, aber mit Sturmgewehren laufen auch die bzw. deren Bodyguards nicht in den Wäldern herum.
In der Verhandlung gab Norbert B. dann auch bekannt, dass er auf die Waffen „im Ernstfall“ doch vielleicht zurückgegriffen hätte: „Wenn Europa wegen des Euros kollabiert, der Staat und die Polizei der Anarchie Platz macht, hätte man sie vielleicht schon einmal gebraucht, um Haus und Eltern zu verteidigen.“ (ebd.)
Obwohl sich die Richterin über die Menge der bei B. gefundenen Chemikalien zur Sprengstoffherstellung entsetzt zeigte („Mit einer derartigen Menge [sind] in Bagdad 120 Leute getötet worden – das sind keine Kleinigkeiten mehr“), brachte die Verhandlung keine Erklärung für das gewaltige Sprengstoffpotential. Das Urteil fiel milde aus: sechs Monate bedingte Haft und 4.320 Euro Geldstrafe (noch nicht rechtskräftig).
„Stoppt die Rechten” zu dem Ebbser Wafffen- und Sprengstofffund:
Ebbs (Tirol): Anklage wegen geplantem Sprengstoffattentat
Ferlach (Kärnten): Merkwürdige Verbindungen
Ebbs (Tirol): Neue Waffen und eine SS-Fahne
Ebbs (Tirol): Mittlerweile fünf Verdächtige
Tirol: Merkwürdiger Waffenfund