HTL Ferlach: Merkwürdige Verbindungen

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Zunächst gab es Auf­re­gung um eine Mord­dro­hung bzw. einen angeb­lich geplan­ten Ein­bruch in ein Waf­fen­ge­schäft. Bei einer Raz­zia wur­den meh­re­re Pis­to­len, eine Hand­gra­na­te und ein Schlag­stock sicher­ge­stellt. Dann wur­de bekannt, dass an der Höhe­ren Tech­ni­schen Lehr­an­stalt (HTL) in Fer­lach auch wegen Ver­bin­dun­gen zur Neo­na­zi-Sze­ne ermit­telt wird. Der Schul­di­rek­tor ver­sucht sich in einem Dementi.

Vor rund zwei Wochen wur­de ein 22-jäh­ri­ger Schü­ler der HTL Fer­lach vor­über­ge­hend wegen des Ver­dachts einer gefähr­li­chen Dro­hung fest­ge­nom­men. Ein Mit­schü­ler (16) hat­te einem Geist­li­chen, der an der HTL unter­rich­tet, und dann auch der Poli­zei anver­traut, dass der 22-Jäh­ri­ge gemein­sam mit ihm und wei­te­ren zwei Schü­lern einen Ein­bruch in ein Fer­la­cher Waf­fen­ge­schäft geplant und – als die zwei ande­ren Mit­schü­ler absprin­gen woll­ten – die­se mit dem Umbrin­gen bedroht habe. Bei einer Raz­zia des Son­der­ein­satz­kom­man­dos Cobra wur­den die erwähn­ten Waf­fen gefun­den. Die Faust­feu­er­waf­fen waren legal im Besitz des Schü­lers, die schar­fe Hand­gra­na­te wird in ande­ren Berich­ten nicht erwähnt.


Fak­si­mi­le der Web­site htl-ferlach.at

Eini­ge Tage spä­ter berich­te­te dann die „Kro­ne“ in ihrer Tirol-Aus­ga­be (26.3.2013), dass die­ser Vor­fall nicht der ein­zi­ge sei, in den die HTL in Fer­lach ver­wi­ckelt sei: Es habe auch Haus­durch­su­chun­gen gege­ben, bei denen Ver­bin­dun­gen zur Neo­na­zi-Sze­ne unter­sucht wür­den. Kon­kret wur­de der Waf­fen­fund in Ebbs (Tirol) ange­spro­chen und der Haupt­ver­däch­ti­ge Nor­bert B. als Ex-Schü­ler der HTL bezeich­net. Das war ein Lap­sus der „Kro­ne“, denn nicht der Ebbser, son­dern ein Kärnt­ner aus dem Kreis der wei­te­ren Ver­däch­ti­gen scheint das Miss­ing Link zur HTL Fer­lach zu sein. Die „Klei­ne Zei­tung“ schreibt ihn dem „Umfeld der HTLBVA“ Fer­lach zu.

Jeden­falls haben laut „Kro­ne“ Ermitt­ler des Ver­fas­sungs­schut­zes drei Tage lang „eini­ge tat­ver­däch­ti­ge Schü­ler in Fer­lach befragt und Haus­durch­su­chun­gen durch­ge­führt“. Der Tiro­ler Ver­fas­sungs­schüt­zer Mario Kopal dazu: „Dabei wur­den auch wei­te­re Spreng­mit­tel sicher­ge­stellt.” (Kro­ne Tirol, 26.3.13) Der Hin­weis auf die Grup­pe um den Ebbser stammt laut „Klei­ne Zei­tung“ übri­gens von der deut­schen Polizei.

Mitt­ler­wei­le gibt es nicht nur hef­ti­ge Kri­tik an der Reak­ti­on der Schu­le auf die Mord­dro­hung, die der Schul­lei­tung eine Woche lang bekannt war, ohne dass die Ver­ant­wort­li­chen reagiert hät­ten. Die tech­ni­sche Ver­bin­dung (tV) Hol­len­burg in Fer­lach, eine schla­gen­de Ver­bin­dung des Öster­rei­chi­schen Pen­nä­ler­rings mit dem Wahl­spruch „In Treue fest!” ist an der HTL bes­tens ver­an­kert. Schon die Grün­dung der deutsch­na­tio­na­len Hol­len­burg wur­de 1965 vom dama­li­gen Direk­tor, Vik­tor Land­ler, „wohl­wol­lend“ geför­dert. Unter den Leh­rern der HTL gibt es etli­che Hol­len­bur­ger, was für die wei­te­re schu­li­sche Kar­rie­re kein Nach­teil war. Der Wahl­spruch der Hol­len­burg hat des­halb auch für die Schü­ler hohe Bedeu­tung. Die enge Sym­bio­se zwi­schen der HTL Fer­lach und den schla­gen­den deutsch­na­tio­na­len Hol­lern­bur­gern wird kom­plet­tiert durch die räum­li­che Nach­bar­schaft: Die Bude der Hol­len­burg befin­det sich gleich neben der HTL.

Beim Matu­ra­ball 2012 wur­den als Mit­ter­nachts­ein­la­ge Bil­der gezeigt: Schü­ler der Waf­fen­tech­nik trin­kend und fei­ernd auf dem Gelän­de der Hol­len­burg . Dazu gab’s als Musik­ein­la­ge die „wun­der­ba­ren Jah­re“ der Neo­na­zi-Band Sleip­nir. Die „Klei­ne Zei­tung“ berich­tet unter dem Titel „Heim­li­che Sym­pa­thien für die Wer­te der Nazis“ über ein­fluss­rei­che NS-Anhän­ger an der HTL und merk­wür­di­ge Fei­er­ter­mi­ne der Hollenburg.

Die Hol­len­bur­ger betrei­ben kaum öffent­li­che Wer­bung für ihre Ver­bin­dung – ihre Home­page ist fast nur für Mit­glie­der mit Pass­wort zugäng­lich. Wer ihre Web­adres­se hollenburg.at anklickt, wird der­zeit – Über­ra­schung! – zur Start­sei­te der HTL Fer­lach umge­lei­tet, auf der eine Stel­lung­nah­me des Direk­tors der Schu­le, Max Wink­ler, zu den aktu­el­len Vor­fäl­len zu lesen ist.


Stel­lungs­nah­me der „tech­ni­schen Ver­bin­dung Hol­len­burg”: „Mit gro­ßer Sor­ge müs­sen wir die medi­al-poli­ti­sche Het­ze gegen die ‚tech­ni­sche Ver­bin­dung Hol­len­burg zu Fer­lach’ über uns erge­hen lassen.”

Die Stel­lung­nah­me von Schul­di­rek­tor Max Wink­ler, selbst ein Bur­schen­schaf­ter, ist etwas holp­rig und auch sonst bemer­kens­wert: „Wir möch­ten her­vor­he­ben, dass nur ver­ein­zelt Schü­le­rIn­nen betrof­fen sind und die Vor­fäl­le aus­schließ­lich in ihrem Frei­zeit­be­reich und somit im pri­va­ten Bereich liegen.“

Das klingt ange­sichts der geschil­der­ten Vor­fäl­le und ihrer Ver­bin­dung mit der Schu­le doch ziem­lich ver­harm­lo­send. So ganz wird der Direk­tor das The­ma aber nicht los: „Die lau­fen­den Ermitt­lun­gen des Ver­fas­sungs­schut­zes bei Schü­le­rIn­nen wur­de (sic!) und wird (sic!) von unse­rer Sei­te selbst­ver­ständ­lich unterstützt.“

Wäh­rend der Direk­tor nur „ver­ein­zel­te Pro­blem­fäl­le“ sieht, erken­nen Pos­ter im Forum der „Klei­nen Zei­tung“ mehr: „Über das rech­te Gedan­ken­gut, das im Umfeld die­ser Schu­le gepflegt wird, wird in Fer­lach schon seit lan­ger Zeit gespro­chen.“ Ein ande­rer Pos­ter spricht auch die Grün­de dafür an: Ein Pro­blem das noch nicht ange­spro­chen wur­de ist, dass auch eine moder­ne Schu­le wie in Fer­lach bei der Aus­stat­tung (Maschi­nen, Werk­zeu­ge) mit der Indus­trie koope­rie­ren muss um das Bud­get einzuhalten..Und genau die­ser Indus­trie­zweig ist lei­der durch­setzt von Ewig­gest­ri­gen und Burschenschaftlern.“