Wie wir schon gestern berichtet haben, hat sich In Offenhausen am Wochenende (15.–17.10.) der braune Mief zur 45. Politischen Akademie der AFP versammelt. Einige der Referenten wie Konrad Windisch, Richard Melisch und Johann Janiczek waren altbekannt von den zahlreichen Referaten, die sie schon auf früheren „Akademien” gehalten haben. Andere – wie etwa der Jobbik-Mann Marton Gyöngyösi – sind aber eine nähere Betrachtung wert.
Marton Gyöngyösi (Bildquelle: Faksimile der Webseite hungarianambiance.com)
Marton Gyöngyösi, der über den „Weg der Ungarn zur nationalen Selbstbestimmung“ referieren durfte, ist ein Parlamentsabgeordneter der Jobbik-Partei, die so etwas wie die ungarische FPÖ ist. Jobbik unterhält allerdings im Unterschied zur FPÖ eine paramilitärische Organisation, die „Ungarische Garde“. Vor zwei Wochen sind Vertreter von Jobbik und „Garde“ in Oberwart im Burgenland mit Karabinern und Bajonetten aufmarschiert und demonstrierten damit auch für die Gebietsansprüche, die Jobbik auf alle von Ungarn besiedelten Territorien erhebt, die durch den Trianon-Vertrag auf andere Nationalstaaten gefallen sind. Die Kundgebung in Oberwart wurde angemeldet von der Wiener Rechtsanwältin Eva Maria Barki, die im Jahr 2006 in Wien ein Pressegespräch mit der späteren Europa-Parlamentarierin von Jobbik, Krisztina Morvai zu den „Übergriffen“ des ungarischen „Polizeistaates” gegen rechtsextreme Demonstranten veranstaltet hatte und im Oktober 2010, eine Woche vor den Wiener Gemeinderatswahlen, noch gemeinsam mit HC Strache auf einer Pressekonferenz auftrat.
Gyöngyösi war der „Kabinettschef“ von Gabor Vona, dem „Führer“ von Jobbik und „Ungarischer Garde“, bis er zum Abgeordneten und stellvertretenden Vorsitzenden des Außenpolitischen Ausschusses bestellt wurde. In letzterer Funktion ist er auch im September 2010 in die Volksrepublik China gereist, um dort die Ungarn als die einzige europäische Nation mit asiatischen Wurzeln anzupreisen. Jobbik bzw. Ungarn soll sich nach seinen Vorstellungen aussenpolitisch Richtung Osten orientieren. Dazu passt, dass die schwer antisemitische Jobbik iranische Wahlbeobachter für die ungarischen Parlamentswahlen eingefordert hat. Über die Gelder, mit denen Jobbik seinen aufwendigen Wahlkampf finanziert hat, gibt es dementsprechend wilde Spekulationen. (esbalogh.typepad.com)
Die FPÖ, die noch im Jänner 2010 ihren außenpolitischen Sprecher Johannes Hübner und den künftigen Klubobmann im Wiener Gemeinderat, Johann Gudenus, zu einer Wahlkampfveranstaltung von Jobbik nach Budapest entsandte, um dort eine Grußadresse anzubringen, geniert sich ein bisschen für ihre Schmuddelkontakte zu Jobbik. Karl Eggl (Mitarbeiter des FPÖ-Abgeordneten Werner Neubauer und Burschenschafter) , der die Grußworte auf Ungarisch formulierte, will das Großungarn-Pickerl (wir haben berichtet) nur deshalb auf seinen PKW geklebt haben, weil’s ihm gefallen hat. Natürlich ohne jeglichen Bezug zu Jobbik!
Großungarn-Aufkleber auf dem Auto eines FPÖ-Mitarbeiter
FPÖ und Jobbik sind sich aber schon seit längerem bekannt: Im Jahr 2005 referierte der Jobbik-Mann Gyöngyösi bei den Veteranen des FPÖ-„Seniorenrings“ über die „katastrophalen Auswirkungen der Osterweiterung in Ungarn“ im Cafe Zuckergoscherl. Die FPÖ revanchiert sich seither mit der Behauptung der katastrophalen Auswirkungen der Osterweiterung auf Österreich. So kann man Synergien schaffen – die Ansprüche der ungarischen FPÖ Jobbik auf das Burgenland stören da zwar, aber dieses Bummerl hat jetzt die AFP übernommen.
Die AFP hatte aber auch sonst noch Pech. Da kommt ein nationaler Volksvertreter aus dem germanischen Norden, der NPD-Abgeordnete Udo Pastörs aus Mecklenburg-Vorpommern, um über „Heimattreue Politik“ zu referieren – und wie dankt es ihm seine Heimat? Kaum zurück von dem anstrengenden Vortrag bei der AFP, wird er wegen Volksverhetzung zu 10 Monaten Haft bedingt und 6000 Euro Geldstrafe verknackt. Pastörs, der seit 2006 aus Verlegenheit im Landtag sitzt (der eigentliche Spitzenkandidat der NPD musste seine Kandidatur aus strafrechtlichen Gründen abblasen), hatte 2009 gegen die „Judenrepublik“, die „Krummnasen“ und die türkischen „Samenkanonen“ gehetzt. Das hat ihn zwar für einen Referatsposten bei der AFP ausgezeichnet, aber auch zur rechtsgültigen Verurteilung geführt.
Roland Wuttke, der sich zum Thema „Volkstreue Opposition“ auslassen durfte und persönlich mit seinem roten Opel Astra Kombi zur AFP-Tagung angereist ist, steht für die engen Beziehungen zwischen der bayrischen und der österreichischen Neonazi-Szene. Wuttke, eine bayrische NPD-Größe, ist nicht nur gut Kamerad mit Martin Wiese, dem Nazi-Terroristen, der einen Anschlag auf die jüdische Synagoge in München vorbereitet hatte, sondern auch mit Philipp Hasselbach, einem Vertreter der „freien Kameradschaften“ in Bayern, und mit Andreas Thierry, dem Österreicher, der bis vor kurzem im NPD- Bundesvorstand war. Hier schließt sich ein Kreis: Wuttke, der auch in der neonazistischen „Bürgerinitiative Ausländerstopp“ tätig ist, ist auch bei der Nazi-Postille „Volk in Bewegung“ (ViB) tätig. „Schriftleiter“ von ViB ist Andreas Thierry, der österreichische Neonazi-Flüchtling in die BRD. Ein Besucher der AFP-Akademie, Ludwig Reinthaler, Chef der „Bunten Liste“ aus Wels (OÖ), wurde erst kürzlich mit einem Interview in ViB vorgestellt.
Die Neonazis vom Bund Freier Jugend (BFJ), der in OÖ zeitweise den RFJ (Ring Freiheitlicher Jugend) beherrscht hat, haben ebenfalls beste Kontakte zu Thierry und Wuttke: Bei der Akademie gab’s ein fröhliches Wiedersehen. Ein weiterer ViB-Autor, Alois Mitterer, war vor kurzem Referent auf einer „Andreas Hofer“-Wander-und Vortragswoche auf der Pack, die vom mittlerweile angeblich gekündigten Mitarbeiter der FPÖ-Abgeordneten Hübner und Harald Stefan, Jan Ackermeier organisiert wurde. (Steiermark: Rechtsextremes Treffen auf der Pack)
Zusammenfassend: Die AFP fungiert nach wie vor als Drehscheibe des Rechtsextremismus mit besten Beziehungen in die FPÖ in die organisierte und nicht organisierte (Kameradschaften) Neonazi-Szene. Die AFP wirkt auch nach wie vor am Aufbau und der Vernetzung der Neonazi-Szene in Österreich und Deutschland mit.
Die Nazis von alpen-donau.info geben das AFP-Heim als „Nationalentreffpunkt” an
Innenministerin Fekter wird erklären müssen, warum eine Veranstaltung wie die AFP-Akademie, Treffpunkt von Rechtsextremen, Neonazis und Neofaschisten, nicht verboten, ja nicht einmal überwacht wurde. Unter Fekter können sich Neonazis offensichtlich ungestört versammeln, demonstrieren und provozieren. Wie lange noch?
Siehe auch: Alpen Donau und die AFP: Beste Verbindungen