Offenhausen (OÖ): Keine Exekutive, mehr als 70 Kameraden bei AFP-Tagung

Mehr als 70 Recht­sex­treme und Neon­azis ver­sam­melten sich dieses Woch­enende in Offen­hausen (Bezirk Wels Land, OÖ) zur „Poli­tis­chen Akademie” der AFP (Aktion­s­ge­mein­schaft für demokratis­che Politik).


Recht­sex­treme sam­meln sich zur AFP-Akademie

Am frühen Abend des 15.10. trafen die Teil­nehmerIn­nen im Gasthof Lauber in Offen­hausen ein, unter ihnen etliche Aktivis­ten des BFJ (Bund Freier Jugend) von Ste­fan Mag­net bis Gün­ther Alt­mann. Horst Lud­wig von der alten Garde der AFP war eben­so anwe­send wie Lud­wig Reinthaler von der „Bun­ten Liste“ in Wels. Aus Stein­bach am Ziehberg war die Fam­i­lie des FPÖ-Gemein­der­ats Kro­neg­ger angereist. Über­raschend hoch die Präsenz aus der BRD, vor allem aus Bay­ern. Ein klares Indiz dafür, wie inten­siv mit­tler­weile die Koop­er­a­tion mit süd­deutschen Nazis ist.


Kam­er­aden aus Bayern

Der Ver­fas­sungss­chutz scheint von dem Tre­f­fen in Offen­hausen völ­lig über­rascht wor­den zu sein, obwohl der Ter­min und das Bun­des­land des Tre­f­fens schon seit Wochen fest­standen. Die AFP hat zwar heuer mehr Anstren­gun­gen darauf ver­wen­det, den genauen Ort und die Ref­er­enten geheim zu hal­ten – was ihr offen­sichtlich aber nur beim Ver­fas­sungss­chutz gelun­gen ist.

Durch die fehlende Präsenz der Exeku­tive kam es auch zu ein­er nicht unge­fährlichen Sit­u­a­tion, als am Sam­stag Nazi-Aktivis­ten einen Mitar­beit­er ein­er öster­re­ichis­chen Tageszeitung orteten, der ver­suchte, den Tagung­sort zu fotografieren. Sein PKW wurde mit Steinen bewor­fen, und ein Nazi legte sich auf die Motorhaube, um einen Unfall zu simulieren. Aus dem Gedächtnisprotokoll:

Wiederum wurde ich also an der Weit­er­fahrt gehin­dert und zum Ste­hen­bleiben genötigt. Plöt­zlich sprang dieser (14.34 Uhr) auf die Motorhaube meines Autos. Ich ver­suchte nach der ersten Schreck­sekunde, langsam rück­wärts zu fahren, damit er wieder von der Haube runter ging. Zwis­chen­zeitlich hat­te sich aber ein weit­er­er Mann, der mir eben­falls bekan­nte N. B., auf der Rück­seite meines Autos posi­tion­iert und hin­derte mich daran. Der auf mein­er Motorhaube Liegende bekam dann – ver­mut­lich von A. – die Anweisung, dass es schon passen würde und dass er wieder runter gehen könne. Gemeint war wohl, dass der gestellte „Unfall“ hin­länglich mit Kam­era doku­men­tiert sei. Ich fuhr dann sofort von der Stelle weg und ver­ließ Offenhausen.

Nach dem Vor­fall in Ober­wart (Bgld.), wo vor zwei Wochen ungarische Neo­faschis­ten, teil­weise im Braun­hemd und mit Kara­bin­ern und Bajonet­ten bewaffnet, auf­marschierten, um Großun­garn abzufeiern (zu dem auch das Bur­gen­land gehören würde), ist dies nun das zweite Mal, dass der Ver­fas­sungss­chutz völ­lig abwe­send war (in Ober­wart war wenig­stens die örtliche Polizei präsent).

Eine OTS-Aussendung zum Thema:

Öllinger: Großes Neon­azi-Tre­f­fen in Offen­hausen (OÖ)

Utl.: Fotograf wurde attack­iert — Keine Exeku­tive vor Ort =

Wien (OTS) — Mehr als 70 Neon­azis und Recht­sex­trem­is­ten aus Öster­re­ich und Deutsch­land haben sich dieses Woch­enende in Offen­hausen (OÖ) zu der soge­nan­nten Poli­tis­chen Akademie der AFP (Aktion­s­ge­mein­schaft für demokratis­che Poli­tik) ver­sam­melt. Karl Öllinger, Abge­ord­neter der Grü­nen, kri­tisiert die Innen­min­is­terin bzw. den Ver­fas­sungss­chutz heftig: ” Diese Ver­samm­lung gehört eigentlich unter­sagt, jeden­falls kon­trol­liert. Nach den uns vor­liegen­den Infor­ma­tio­nen waren aber bis gestern abends die Sicher­heits­be­hör­den nicht vor Ort, ja offen­sichtlich nicht ein­mal informiert über das Tre­f­fen. Das ist jet­zt nach dem Auf­marsch von ungarischen Faschis­ten in Ober­wart vor zwei Wochen die zweite recht­sex­treme Ver­samm­lung, die von den Behör­den ignori­ert wurde. Das ist unver­ant­wortlich, ja sog­ar gefährlich”.

Öllinger berichtet davon, dass ein Mitar­beit­er ein­er Tageszeitung von den Recht­sex­tremen attack­iert wor­den sei bei dem Ver­such, den Tagung­sort zu fotografieren: „Mir liegt das Gedächt­nis­pro­tokoll vor, aus dem her­vorge­ht, dass einige Nazis den PKW des Fotografen mit Steinen attack­ierten und sog­ar einen Unfall simulierten. Da war weit und bre­it keine Exeku­tive vor Ort”. Öllinger kündigte so wie im Fall Ober­wart, wo ungarische Neo­faschis­ten vor zwei Wochen in paramil­itärischen Uni­for­men mit Kara­bin­ern und Bajonet­ten auf­marschiert waren, eine par­la­men­tarische Anfrage an die Innen­min­is­terin an.

Rück­frage­hin­weis:
Die Grünen
Tel.: +43–1 40110–6697
mailto:[email protected]

Siehe auch:
Offen­hausen (OÖ): Die Neon­azis und Recht­sex­tremen sam­meln sich
OÖ: Recht­sex­treme ver­sam­meln sich bei AFP-Akademie
Teil 1: Die “Arbeits­ge­mein­schaft für demokratis­che Poli­tik (AFP)”
Teil 2: Geschichte der AFP
Teil 3: Die “Poli­tis­che Akademie der AFP”