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Wochenschau KW 14/20

Ein Kärnt­ner wur­de in U‑Haft genom­men. Die Vor­wür­fe sind mas­siv: Ver­ge­wal­ti­gung, sexu­el­ler Miss­brauch und Wie­der­be­tä­ti­gung. Eine Ver­ur­tei­lung wegen Wie­der­be­tä­ti­gung gab’s in Vor­arl­berg. Der Ver­fas­ser einer ras­sis­ti­schen Hoch­schul­ar­beit darf sei­nen Abschluss behal­ten, hat aber eine Anzei­ge wegen des Ver­dachts auf Wie­der­be­tä­ti­gung am Hals. Die ober­ös­ter­rei­chi­sche Lan­des­re­gie­rung för­dert ihre Bur­schen­schaf­ten wei­ter groß­zü­gig. Feldkirch/Vbg.: Stra­fe für brau­nen „Humor“ […]

7. Apr 2020

Feldkirch/Vbg.: Stra­fe für brau­nen „Humor“
Kla­gen­furt: Ver­ge­wal­ti­gung, Miss­brauch und Wiederbetätigung
Graz: kei­ne Aberken­nung von ras­sis­ti­scher Bachelorarbeit
Ober­ös­ter­reich: wei­ter Lan­des­för­de­rung für Burschenschaften
Wien/Landstraße: Haken­kreu­ze und Vandalismus
Oberpullendorf/B: FPÖ-Bezirks­grup­pe wech­selt zu DAÖ

Feld­kirch: Stra­fe für brau­nen „Humor“

Zu einer beding­ten Haft­stra­fe von sechs Mona­ten und einer Geld­stra­fe von 4.000 Euro wur­de ein in Vor­arl­berg leben­der Deut­scher rechts­kräf­tig ver­ur­teilt. Er hat­te via Whats­App ein­schlä­gi­ge Vide­os und Bil­der ver­schickt, die er laut eige­ner Aus­sa­ge, „nicht ernst genom­men” habe. „Damit hat der 38-Jäh­ri­ge nach den gericht­li­chen Fest­stel­lun­gen den Natio­nal­so­zia­lis­mus verniedlicht­ und sich über NS-Opfer lus­tig gemacht. So wur­de in einem Bild gefragt, ob man beim Gril­len das Steak jüdisch wol­le, also mit Gas. Auf einem Video erzähl­te Adolf Hit­ler als Comic­fi­gur aus­län­der­feind­li­che Wit­ze. In einem ande­ren Video war zu sehen, wie Hit­ler auf einem Dino­sau­ri­er ritt und ‚Sieg Heil!‘ rief. Und ein Kin­der­chor sang in einem Video ein NS-Lied.“ (vol.at, 31.3.20)

Kla­gen­furt: Ver­ge­wal­ti­gung, Miss­brauch und Wiederbetätigung

Ein 13-jäh­ri­ges Mäd­chen hat­te den 19-jäh­ri­gen Kärnt­ner ange­zeigt. Der Vor­wurf: Ver­ge­wal­ti­gung und schwe­rer sexu­el­ler Miss­brauch. Dass der Ver­däch­ti­ge eine wei­te­re jun­ge Frau zu sexu­el­len Hand­lun­gen genö­tigt haben soll, kommt hin­zu. Außer­dem besteht der Ver­dacht der Wie­der­be­tä­ti­gung. „Kon­kret gehe es laut Staats­an­walt­schaft um zwei Vide­os, die der jun­ge Mann in einer Whats­app-Grup­pe mit 300 Mit­glie­dern gepos­tet haben soll, bei­de mit ein­schlä­gi­gem natio­nal­so­zia­lis­ti­schem Inhalt. Eines der Vide­os trägt den Titel ‚Heil Hit­ler‘.“ (kaernten.orf.at, 2.4.20)

Der­zeit sitzt der Mann bis min­des­tens Juni in Untersuchungshaft.

Graz: kei­ne Aberken­nung von ras­sis­ti­scher Bache­lor­ar­beit 

Unse­re Berich­te über die­se Arbeit an der Fach­hoch­schu­le Joan­ne­um in Graz haben eini­gen Staub auf­ge­wir­belt und etli­che Reak­tio­nen her­vor­ge­ru­fen: Die Bache­lor-Arbeit „Ras­se und Stim­me“, die auf ras­sen­theo­re­ti­sche Kon­zep­te beruht, wur­de inzwi­schen von einer im Okto­ber 2019 ein­ge­setz­ten Kom­mis­si­on geprüft. Das Ergeb­nis ist ein­deu­tig, die Kon­se­quenz jedoch erstaun­lich. Die Fach­hoch­schu­le Joan­ne­um schreibt in einer Pres­se­infor­ma­ti­on:

Die Kom­mis­si­on prüf­te von Novem­ber 2019 bis März 2020 unter­schied­li­che Aspek­te der recht­li­chen, wis­sen­schaft­li­chen und wis­sen­schafts­ethi­schen Grund­la­gen der gegen­ständ­li­chen Bache­lor­ar­beit und kommt im Wesent­li­chen zur fol­gen­den Schluss­fol­ge­rung: Die Arbeit ist zwar sowohl im Sin­ne einer guten wis­sen­schaft­li­chen Pra­xis als auch aus wis­sen­schafts­ethi­scher Per­spek­ti­ve pro­ble­ma­tisch. Es gibt aber kei­ne aus­rei­chen­den recht­li­chen Grund­la­gen für die Ein­lei­tung eines Ver­fah­rens zur Ungültigkeitserklärung.

Die Kom­mis­si­on emp­fiehlt jedoch, dass die FH JOANNEUM eine Anzei­ge gegen den Ver­fas­ser der Bache­lor­ar­beit wegen Ver­dachts der Ver­brei­tung natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Gedan­ken­guts im Sin­ne des Ver­bots­ge­setz­tes bei der Lan­des­po­li­zei­di­rek­ti­on Stei­er­mark ein­brin­gen soll. Die­ser Schritt wur­de von der FH JOANNEUM bereits gesetzt.

Wir hal­ten fest: Die Arbeit ent­spricht nicht den wis­sen­schaft­li­chen Erfor­der­nis­sen, kann jedoch nicht aberkannt wer­den. Was die Anzei­ge nach dem Ver­bots­ge­setz brin­gen wird, wer­den wir hof­fent­lich erfahren.

Ober­ös­ter­reich: wei­ter Lan­des­för­de­rung für Burschenschaften

Mit 110.000 Euro Jah­res­för­de­rung bedach­te das Land Ober­ös­ter­reich den „Lan­des­de­le­gier­ten­con­vent der pen­na­len und fach­stu­den­ti­schen Kor­po­ra­tio­nen“ (LDC). Im Klar­text: Damit för­dert das Land Bur­schen­schaf­ten wie die Ger­ma­nia Ried, die einen Neo­na­zi-Sän­ger wie Fyl­gi­en auf ihre Bude ein­ge­la­den hatte.

Ziem­lich still soll der Beschluss zur För­de­rung fürs Jahr 2019 gelau­fen sein, berich­tet die Soli­dar­werk­statt Ober­ös­ter­reich.

Anfang Dezem­ber ver­an­stal­te­te die Platt­form ‚Stopp der För­de­rung der rechts­extre­men Sze­ne in OÖ am 2.12.2019 unmit­tel­bar vor dem Bud­get­land­tag eine Kund­ge­bung. Und tat­säch­lich schien es so, als ob die Bot­schaft bei der Lan­des­re­gie­rung ange­kom­men wäre. Denn bis Anfang Dezem­ber 2019 war noch kein Euro Sub­ven­ti­on für das Jahr 2019 an den LDC geflos­sen. Doch die Freu­de war ver­früht. Denn erst vor Kur­zem haben wir erfah­ren, dass die Lan­des­re­gie­rung klamm­heim­lich knapp vor Weih­nach­ten erneut 110.000,- für die OÖ Bur­schen­schaf­ter­sze­ne geneh­mig­te. Offen­kun­dig hat­te man Ansu­chen und Bewil­li­gung an das Jah­res­en­de ver­legt, um grö­ße­ren Pro­test­ak­tio­nen vor dem Bud­get­land­tag den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Der Antrag, der mit den Stim­men von ÖVP und FPÖ beschlos­sen wur­de, defi­niert als Ziel u.a. die För­de­rung des Unter­richts für Jugend­li­che in Geschich­te, Tra­di­ti­on und Brauch­tum, von Schu­lun­gen, Ver­an­stal­tun­gen, Publi­ka­tio­nen und Aus­ga­ben für Hei­me und Infra­struk­tur. Kurz gesagt: Der LDC kann so ziem­lich alle Auf­wen­dun­gen gel­tend machen.

Heil Dir Schwarz-Blau, kön­nen wir da nur anfügen!

Mitglieder des LDC Oberösterreich: von der "Albia zu Bad Ischl" bis zur "Scardonia zu Schärding"
Mit­glie­der des LDC Ober­ös­ter­reich: von der „Albia zu Bad Ischl” bis zur „Scar­do­nia zu Schärding”

Wien/Landstraße: Haken­kreu­ze und Vandalismus

Am 3. April gaben „Die Grü­nen Land­stra­ße“ bekannt, dass ins Par­tei­lo­kal der Bezirks­or­ga­ni­sa­ti­on ein­ge­bro­chen wur­de. „Bei uns wur­de ein­ge­bro­chen. Die Wän­de und Gegen­stän­de wur­den mit Haken­kreu­zen beschmiert. Die Poli­zei ist verständigt.“

„Zutritt zum Bezirks­lo­kal, das in Fol­ge der Coro­na-Kri­se in den ver­gan­ge­nen bei­den Wochen geschlos­sen war, dürf­ten sich der oder die Täter über den Kel­ler ver­schafft haben. An einer Kel­ler­tür sei der Zylin­der auf­ge­bro­chen wor­den, berich­tet Akcay.“ (kurier.at, 3.4.20)

Reaktionen auf den Einbruch in das Grüne Parteilokal: "euch wollte jemand etwas Gutes tun?", "Ihr habt Sorgen, ich hätte euch da schon was anderes auf die Wände geschrieben, da sind ein paar Hakenkreuze nichts dagegen. Ihr kleinen Mimimis."
Reak­tio­nen auf den Ein­bruch in das Grü­ne Par­tei­lo­kal: „euch woll­te jemand etwas Gutes tun?”, „Ihr habt Sor­gen, ich hät­te euch da schon was ande­res auf die Wän­de geschrie­ben, da sind ein paar Haken­kreu­ze nichts dage­gen. Ihr klei­nen Mimimis.”

Ober­pul­len­dorf: FPÖ-Bezirks­grup­pe wech­selt zu DAÖ

Das war für die ohne­hin kri­sen­ge­beu­tel­te bur­gen­län­di­sche FPÖ ver­mut­lich kei­ne gute Sonn­tags­nach­richt. Wie der bis­he­ri­ge blaue Bezirks­par­tei­ob­mann Her­bert Adel­mann in einer Pres­se­kon­fe­renz bekannt gab, sei­en er und 14 wei­te­re Mit­glie­der der Bezirks­grup­pe Ober­pul­len­dorf zu Stra­ches DAÖ gewech­selt. Adel­mann werk­te zuvor als Refe­rent im Büro des Ex-Lan­des­haupt­mann Stell­ver­tre­ters Johann Tschürtz.

Herbert Adelmann: von der FPÖ zu DAÖ
Her­bert Adel­mann: von der FPÖ zu DAÖ

Die FPÖ übt sich im Her­un­ter­spie­len. „‚Für uns ist es eine Chan­ce den Bezirk neu auf­zu­set­zen‘, sagt Hofer. Wenn bei 130 Par­tei­mit­glie­dern im Bezirk 14 wech­seln, ‚ist es noch kei­ne Abspal­tung‘, meint FP-Lan­des­ge­schäfts­füh­rer Mar­kus Wies­ler.“ (kurier.at, 5.4.20) War­um die Bezirks­par­tei neu auf­ge­setzt wer­den muss, wenn ohne­hin nur eine Min­der­heit zur Stra­che-Par­tei wech­selt, ist uns nicht klar.

Im Okto­ber 2019 hat­te es die FPÖ Jen­ners­dorf zer­ris­sen, im August 2018 die FPÖ Neu­siedl.