OÖ: Wieder Förderungen für Korporationen
NÖ: ruhende FPÖ-Geschichten
Wien: Antisemitische Schmierereien im Votivpark
Imst/T: Post für den Imster Bürgermeister
OÖ: Wieder Förderungen für Korporationen
Die oberösterreichische Landesregierung hat mit Stimmen von ÖVP und FPÖ wieder einmal das Füllhorn des Landes über seine Korporationen ausgeschüttet: 110.000 Euro werden heuer an die im „Landesdelegiertenconvent der pennalen und fachstudentischen Corporationen OÖ“ (LDC) als Subvention vergeben, wie die Solidarwerkstatt berichtet. Die hat auch errechnet, dass die Verbindungen damit in den letzten zehn Jahren ca. eine Million Euro für ihr Treiben vom Land erhalten haben.
Damit wurde über die Jahre hinweg jede Menge Deutschtümelei, mindestens ein Neonazikonzert und Kooperationen mit den Identitären usw. mit öffentlichen Geldern kofinanziert. Da die FPÖ doch so vehement den Willen des Volkes beschwört, sollte im Land Oberösterreich die Bevölkerung befragt werden, ob sie mit dem Säbel fuchtelnde Männerbünde mit Steuergeld weiter finanzieren möchte!
Jetzt hat es der Niederösterreicher Andreas Bors doch in die obere Liga seiner Landespartei geschafft: Er wurde Ende Juni zusammen mit Alexander Murlasits zum Landesparteisekretär der FPÖ Niederösterreich bestellt.
2014, bei seinem ersten Anlauf für diesen Posten, kam ihm ein Foto dazwischen, das Bors mit drei weiteren Kameraden bei einer Silvesterfeier 2006 zeigt – alle vier mit erhobener, gestreckter Hand. Es gab zwar mehrere, auch phantasievolle Varianten, was die vier dort mit ihrer Geste ausdrücken wollten, aber selbst der FPÖ war das zuviel. Sie stellte Bors mit seinen damaligen Funktionen ruhend – zumindest nach außen hin. Die Staatsanwaltschaft St. Pölten stellte 2015 die Ermittlungen gegen Bors wegen des Verdachts auch Wiederbetätigung ein; die Tat war verjährt.
Damit war die zwischenzeitliche Ruhe von Bors auch offiziell wieder beendet. Im November 2017 sollte Bors eigentlich in den Bundesrat aufrücken. Da das angesichts der sich damals bereits abzeichnenden Koalition zwischen Türkis und Blau kein gutes Signal gewesen wäre, musste Bors auf den Antritt seines Mandats verzichten. Stattdessen durfte Erich Königsberger in den Bundesrat ziehen. (Der musste ein Jahr davor nach einer Alkofahrt, bei der er mit seinem Jaguar auf einer Donaubrücke am Radweg gegen die Fahrrichtung gelandet war, von seiner Funktionen als freiheitlicher Sicherheits- und Verkehrssprecher im niederösterreichischen Landtag zurücktreten.)
Nun aber hat es Andreas Bors geschafft, seinen unruhigen Ruhezustand endgültig zu beenden. Udo Landbauer, der den ruhenden Zustand nach der Liederbuchaffäre seiner Wiener Neustädter Burschenschaft selbst kennenlernen durfte, freute sich, Andreas Bors natürlich ebenfalls und Kollege Murlasits meinte „auf die Frage, ob die jetzige Funktion [für Bors, Anmk. SdR] so vertretbar sei (…), dass es sich um ein altes Foto handle und eine Geschichte, die man ruhen lassen sollte.“ Damit wäre der typisch blaue Ruhezustand wieder erreicht.
Wien: Antisemitische Schmierereien im Votivpark
fuck ey verdammte antisemit_innen 😮
@ votivpark@AMeldestelle pic.twitter.com/sVKvlfLvs2— Hilde Harmlos (@HildeHarmlos) June 24, 2021
Imst/T: Post für den Imster Bürgermeister
Einen seiner bekannt saftigen Briefe richtete der Tiroler Blogger und Antifaschist Markus Wilhelm an den Imster Bürgermeister und ÖVP-Landtagsabgeordneten Stefan Weirather:
Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Im Putzenwald in der Gemeinde Imst steht seit Jahrzehnten ein Ehrenmal für drei Angehörige der SS (konkret: der Waffen-SS bzw.der SS-Totenkopf-lnfanterie) Gekrönt von einem Stahlhelm der deutschen Wehrmacht und versehen mit einem stilisierten Eisernen Kreuz. bei dem es sich im gegebenen historischen Zusammenhang um die bekannte Kriegsauszeichnung der Nazis aus dem Zweiten Weltkrieg handeln dürfte.
Auf Gemeindegrund. Im Jahre 2021
Gepflegt und mit stets frischen Blumen geschmückt.
Die drei seinerzeitigen Mitglieder der SS („Die SS war maßgeblich an der Planung und Durchführung von Kriegsverbrechen und von Verbrechen gegen die Menschlichkeit wie dem Holocaust beteiligt und wurde nach 1945 als verbrecherische Organisation verboten.”) haben ein ordentliches und ordentlich betreutes Grab auf dem Soldatenfriedhof in Pflach bei Reutte.
Die Gedenkstätte im Putzenwald ist ein propagandistischer Missbrauch der dort Erschossenen und dient. kaum verhohlen. der Verherrlichung des seinerzeitigen Regimes. Der revanchistische Charakter dieses Ehrenmals geht aus dem Artikel. den der lebenslange fanatische Nationalsozialist Karl Leipert (1909 — 1994) seinerzeit zu dessen Errichtung für den Blickpunkt geschrieben hat, mehr als deutlich hervor.
Wenn dieses so schön eingefriedete und mit gehörigem Aufwand gehegte und umsorgte Denkmal zur höheren Ehre der drei SS-Männer weiterhin in Stand gehalten werden soll, woran offenbar seitens der Gemeinde kein Zweifel besteht, dann, sehr geehrter Herr Bürgermeister, gehört korrekterweise auch deren Firmenlogo auf dem Stahlhelm angebracht.
Sie haben die Möglichkeit. dies zu veranlassen:Oder aber Sie sorgen endlich dafür, dass diese unerträgliche Provokation samt und sonders aus dem Putzenwald entsorgt wird.
Mit freundlichen Grüßen
Markus Wilhelm
Wir sind gespannt, ob und wie Stefan Weirather reagieren wird. Der braucht nämlich immer wieder Anstöße von Markus Wilhelm, um in die Gänge zu kommen, wenn’s um die Aufarbeitung der NS-Zeit geht. To be continued!
Update 9.7.21: „Der Standard” berichtet über die Diskussion um das Denkmal. Der Bürgermeister will die Sache an den zuständigen Ausschuss weiterleiten. „Aufregung um Ehrenmal für SS-Soldaten in Tiroler Gemeindewald”