Kreuz-net.info-Betreiber vor Gericht – und kreuz.net?

Wer erin­nert sich noch? Ende 2012 ver­schwand das aggres­siv anti­semi­tis­che und schwu­len­feindliche Por­tal kreuz.net aus dem Netz, im Jän­ner 2013 fol­gte ihm die ziem­lich schwind­süchtige Inter­net­seite kreuz-net.info, die im Unter­schied zu kreuz.net mit offen­em Visi­er, sprich mit einem Impres­sum antrat. Jet­zt muss sich deren Her­aus­ge­ber­vor Gericht ver­ant­worten. Und die Betreiber von kreuz.net?

kreuz.net und kreuz-net.info - nicht nur ähnlicher Name und gleiches Programm sondern auch überaus ähnliches Erscheinungsbild... (oben alt, unten neu)

kreuz.net und kreuz-net.info — nicht nur ähn­lich­er Name und gle­ich­es Pro­gramm, son­dern auch über­aus ähn­lich­es Erschei­n­ungs­bild (oben alt, unten neu)

Kreuz-net.info, dem langsam der Atem aus­ge­ht, zeich­nete sich immer wieder durch homo­phobe und anti­semi­tis­che Beiträge aus. Der Her­aus­ge­ber Gün­ther Schneeweiß-Arnold­stein, ein Verbindungsstu­dent aus der katholisch fun­da­men­tal­is­tis­che Ecke, muss sich deswe­gen jet­zt vor dem Wiener Lan­des­gericht wegen Ver­het­zung ver­ant­worten. Eigentlich hätte der Prozess schon am 11. Juli stat­tfind­en sollen. Weil der Angeklagte aber noch Zeit zur the­ol­o­gis­chen Abklärung des Begriffes Unzucht im Neuen Tes­ta­ment haben wollte, vertagte der Richter auf den 25. Juli 2017. In Beiträ­gen auf kreuz-net.info sind Homo­sex­uelle als „Homo-Unzüchtler“ und „Mannes-Abart“ beze­ich­net wor­den und die Syphilis als deren „Gottes Strafe“.

Im Ver­gle­ich mit dem Vorgänger kreuz.net ist kreuz-net.info den­noch nur ein müder Abklatsch. Was das Por­tal kreuz.net zwis­chen 2004 und 2012 geliefert hat, war geifer­nde Het­ze mit anti­semi­tis­chen, schwu­len­feindlichen und nation­al­sozial­is­tis­chen Tönen. Fast immer waren es die Kom­mentare zu den einzel­nen Beiträ­gen, in denen die strafrechtlichen Gren­zen über­schrit­ten wur­den. Einzelne User propagierten sog­ar das 25-Punk­te-Pro­gramm der NSDAP. Ein klar­er Fall von Wieder­betä­ti­gung. 2012 wurde die Het­ze von kreuz.net so schrill und unerträglich, dass ein deutsch­er Schwulen-Ver­lag eine Kopfgeld-Prämie für Hin­weise auf die Betreiber von kreuz.net aus­ge­set­zt hat. Der Wiener Kar­di­nal Christoph Schön­born erk­lärte Anfang Dezem­ber 2012, als kreuz.net offline ging: „Ich habe seit langem per­sön­liche Ver­mu­tun­gen über Per­so­n­en, die dahin­ter steck­en kön­nten.“ (Kuri­er, 3.12.2012) Ein deutsch­er Bischof beze­ich­nete kreuz.net sehr klar als „krim­inelle, men­schen­ver­ach­t­ende Stimme mit abstoßen­der Sprache.“ Bei deutschen und öster­re­ichis­chen Staat­san­waltschaften gab es etliche Anzeigen gegen kreuz.net, aber wurde auch ermit­telt? Obwohl es deut­liche Spuren zu öster­re­ichis­chen Betreibern und Autoren von kreuz.net gab, erbrachte eine Anfrage an das Innen­min­is­teri­um Ende 2012 eine schi­er unfass­bare Igno­ranz öster­re­ichis­ch­er Behör­den, die schon an Kumpanei grenzte.

Poster auf kreuz.net bekennt sich zum 25-Punkte-Programm der NSDAP

Poster auf kreuz.net beken­nt sich zum 25-Punk­te-Pro­gramm der NSDAP

Dann, im August 2013, tat sich etwas. Die Staat­san­waltschaft Feld­kirch, die die Ermit­tlun­gen zu kreuz.net führte und 2010 noch ein Strafver­fahren dazu eingestellt hat­te, ord­nete Haus­durch­suchun­gen bei zwei katholis­chen Priestern in Wien und Oberöster­re­ich an, „bei denen auch einiges Mate­r­i­al beschlagnahmt wor­den sein dürfte“.

Die Seite gloria-.tv besitzt eine Subseite namens "kreuz.net" - samt altem Logo und Beiträgen...

Die Seite glo­ria-tv besitzt eine Sub­seite namens „kreuz.net” — samt altem Logo und Beiträgen

Sei­ther ist es wieder ruhig, verdächtig ruhig, um kreuz.net gewor­den. Ob die Ermit­tlun­gen strafrechtlich rel­e­vante Erken­nt­nisse gebracht haben? Fakt ist jeden­falls, dass auf „gloria.tv“ 2015 und 2016 einzelne Beiträge des 2012 spur­los ver­schwun­de­nen kreuz.net wieder online gin­gen. Die Verbindun­gen zwis­chen dem alten kreuz.net und gloria.tv waren vorher schon offen­sichtlich. Wird ihnen nachge­gan­gen? Der Prozess gegen Gün­ther Schneeweiß-Arnold­stein wird dazu keinen Auf­schluss brin­gen. Notwendig und sin­nvoll ist er trotz­dem. Die Betreiber von kreuz.net, die jahre­lang Het­ze der wider­lich­sten Art und Wieder­betä­ti­gung zuge­lassen und ver­mut­lich selb­st ver­fasst hat­ten, müssen aber eben­falls vor Gericht.