Die FPÖ Simmering veranstaltet am 6. November in Simmering eine Kundgebung: „Gemeinsam gegen radikalen Islamismus! Wir verstehen Eure Wut!” Gemeinsam – mit wem? Welche Wut hat die FPÖ da verstanden und will sie aufgreifen?
Im August hat es eine rechtsextreme Provokation mit Schweineköpfen auf dem Bauplatz des geplanten islamischen Zentrums gegeben. Die Parolen könnten sich also an die bislang unbekannten Täter vom August richten. Der Appell käme ein bisschen spät und wäre wohl etwas problematisch: Eine Partei, die auf Law and Order Wert legt und augenzwinkernd ihr Verständnis für illegale Aktionen ausdrückt und gemeinsame Sache machen will? Oder der Aufruf richtet sich vor dem Hintergrund der Kölner Hooligan-Krawalle deutlich an dieses Zielpublikum? Oder ist’s eine Mischung aus beiden Zielgruppen?
Die Betreiber des Islam-Zentrums in Wien Simmering werden zwar einer extrem konservativen türkischen islamischen Organisation zugerechnet (deren Ansichten sich in etlichen Bereichen mit denen der FPÖ korrelieren), aber nicht einem radikalen Islamismus, unter dem man salafistische Strömungen bzw. auf politischer Ebene den IS und ähnliche Organisationen versteht.
Die Hooligans haben die Botschaft der FPÖ verstanden und angenommen. Der Admin der mittlerweile versenkten HoGeSa-Reisegemeinschaft ruft zur Teilnahme an der FPÖ-Demo am 6. November auf. Von einem der zahlreichen deutschen Mitglieder in der Gruppe kommt der warnende Hinweis, sich nicht an eine Partei zu hängen, während die Österreicher lieber darüber diskutieren, ob man sich mit der FPÖ ins Einvernehmen setzen oder einfach so teilnehmen sollte.
Der Admin der ehemaligen FB-Gruppe „HoGeSa Reisegemeinschaft” ruft zur Teilnahme an der FPÖ-Demo am 6. November auf
Anzunehmen, dass die Diskussion in einem anderen Forum weitergeführt wird, nachdem die „Reisegemeinschaft” geschlossen wurde. Man kennt sich ja in der Wiener Hooligan-Szene und die Grazer Hools vom GAK haben über ihren Sprecher schon angekündigt, ziemlich komplett in Wien antreten zu wollen.
In den vergangenen Jahren hat es über einzelne freiheitliche Aktivisten und Funktionäre vor allem bei „Unsterblich“, einem früheren Fanklub der Austria, Andockversuche gegeben. Aktivisten von „Unsterblich“ haben umgekehrt immer wieder an Veranstaltungen und Kundgebungen der FPÖ teilgenommen. Aber auch im Umfeld der Hooligans von Rapid Wien waren blaue Aktivisten wie der umtriebige Immobilienmakler Patrick S. tätig.
Es ist daher kein Zufall, dass in der geschlossenen Gruppe „HoGeSa Demo Köln – Anreise Wien /Österreich“ ein RFJ- bzw. FPÖ-Funktionär von Patrick S. als Mitglied hinzugefügt wurde. Der dementierte dann zwar gegenüber dem „Standard“ (24.10.14), dass er davon gewusst habe, und verabschiedete sich aus der geheimen Gruppe, wurde aber rasch durch einen steirischen RFJ-Funktionär abgelöst, der schon vorher durch eindeutige Kontakte in die Neonazi-Szene aufgefallen war, aber nach unserer Berichterstattung ebenfalls aus der Gruppe verschwand.
Wie es mit der kurzfristig stark anschwellenden Hooligan-Bewegung in Österreich nach den Rückschlägen bei Facebook weitergeht, ist unklar. Sicher ist, dass die FPÖ mit Aktionen wie der Kundgebung in Simmering deutliche Angebote an die Hooligans setzt.