Die Hooligans und die Blauen

Mit­tler­weile sind alle öster­re­ichis­chen Hooli­gan-Seit­en gegen Salafis­ten von Face­book geschlossen wor­den. Nur eine Seite, die sich nicht expliz­it auf die Hooli­gans bezieht, küm­mert vor sich hin. Die öster­re­ichis­chen Hooli­gans waren ger­ade dabei, die schwierige Frage zu klären, ob sie mit Bus, Bahn oder Flugzeug zur näch­sten HoGeSa-Demo in Ham­burg anreisen soll­ten. Eines war aber schon ziem­lich fix: die Teil­nahme an ein­er FPÖ-Demon­stra­tion gegen „Islamis­mus“.

Die FPÖ Sim­mer­ing ver­anstal­tet am 6. Novem­ber in Sim­mer­ing eine Kundge­bung: “Gemein­sam gegen radikalen Islamis­mus! Wir ver­ste­hen Eure Wut!“. Gemein­sam – mit wem? Welche Wut hat die FPÖ da ver­standen und will sie aufgreifen?

Im August hat es eine recht­sex­treme Pro­voka­tion mit Schweineköpfen auf dem Bau­platz des geplanten islamis­chen Zen­trums gegeben. Die Parolen kön­nten sich also an die bis­lang unbekan­nten Täter vom August richt­en. Der Appell käme ein biss­chen spät und wäre wohl ziem­lich prob­lema­tisch: eine Partei, die auf Law and Order Wert legt und augen­zwinkernd ihr Ver­ständ­nis für ille­gale Aktio­nen aus­drückt und gemein­same Sache machen will? Oder der Aufruf richtet sich – vor dem Hin­ter­grund der Köl­ner Hooli­gan-Krawalle – deut­lich an dieses Zielpub­likum? Oder ist’s eine Mis­chung aus bei­den Zieladressaten?

Die Betreiber des Islam-Zen­trums in Wien Sim­mer­ing wer­den zwar ein­er extrem kon­ser­v­a­tiv­en türkischen islamis­chen Organ­i­sa­tion zugerech­net (deren Ansicht­en sich in etlichen Bere­ichen mit denen der FPÖ über­schnei­den), aber nicht einem radikalen Islamis­mus, unter dem man salafistis­che Strö­mungen bzw. auf poli­tis­ch­er Ebene den IS und ähn­liche Organ­i­sa­tio­nen versteht.

Die Hooli­gans haben die Botschaft der FPÖ jeden­falls ver­standen und angenom­men. Der Admin der mit­tler­weile versenk­ten HoGeSa Reisege­mein­schaft ruft zur Teil­nahme an der FPÖ-Demo am 6. Novem­ber auf. Von einem der zahlre­ichen deutschen Mit­glieder in der Gruppe kommt der war­nende Hin­weis, sich nicht an eine Partei anzuhän­gen, während die Öster­re­ich­er lieber darüber disku­tieren, ob man sich mit der FPÖ ins Ein­vernehmen set­zen oder ein­fach so teil­nehmen sollte.


Der Admin der ehe­ma­li­gen FB-Gruppe „HoGeSa Reisege­mein­schaft” ruft zur Teil­nahme an der FPÖ-Demo am 6. Novem­ber auf
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Anzunehmen, dass die Diskus­sion in einem anderen Forum weit­erge­führt wird, nach­dem die ‚Reisege­mein­schaft‘ geschlossen wurde. Man ken­nt sich ja in der Wiener Hooli­gan-Szene und die Graz­er Hools vom GAK haben über ihren Sprech­er schon angekündigt, ziem­lich kom­plett in Wien antreten zu wollen.

In den ver­gan­genen Jahren hat es über einzelne frei­heitliche Aktivis­ten und Funk­tionäre vor allem bei „Unsterblich“ , einem früheren Fan­klub der Aus­tria, Andock­ver­suche gegeben. Aktivis­ten von Unsterblich haben umgekehrt immer wieder an Ver­anstal­tun­gen und Kundge­bun­gen der FPÖ teilgenom­men. Aber auch im Umfeld der Hooli­gans von Rapid Wien waren blaue Aktivis­ten wie der umtriebige Immo­bilien­mak­ler Patrick S. tätig.

Es ist daher kein Zufall, dass in der geschlosse­nen Gruppe „HoGeSa Demo Köln – Anreise Wien /Österreich“ ein RFJ- bzw. FPÖ-Funk­tionär von Patrick S. als Mit­glied hinzuge­fügt wurde. Der demen­tierte dann zwar gegenüber dem „Stan­dard“, dass er davon gewusst habe, und ver­ab­schiedete sich aus der geheimen Gruppe, wurde aber rasch durch einen steirischen RFJ-Funk­tionär abgelöst, der schon vorher durch ein­deutige Kon­tak­te in die Neon­azi-Szene aufge­fall­en war, nach unser­er Berichter­stat­tung aber eben­falls aus der Gruppe verduftete.

Wie es mit der kurzfristig stark anschwellen­den Hooli­gan-Bewe­gung in Öster­re­ich nach den Rückschlä­gen bei Face­book weit­erge­ht, ist unklar. Sich­er ist, dass die FPÖ mit Aktio­nen wie der Kundge­bung in Sim­mer­ing deut­liche Ange­bote an die Hooli­gans setzt.