Ein Screenshot von FPÖ Fails und die Berichte im Standard (24.8.20) und in der „Krone“ (3.9.2020) haben möglicherweise – wieder einmal – etwas Bewegung in die Causa Walter E. gebracht. Walter E. hat auf seinem Portal Justizministerin Alma Zadić mit dem Tod bedroht, bevor noch ihr Kind geboren sei. Auch die gesamte Bundesregierung hat er mit der Auslöschung bedroht.
Nicht zum ersten Mal. Walter E. hat auf seinem Portal schon vielen Menschen, zumeist Politikern mit der Hinrichtung, dem Aufhängen, der Giftspritze gedroht. Weil er ein besonders Schlauer sein will, benutzt er dabei gerne kleine, leicht durchschaubare Tricks, auf die die Ermittlungsbehörden aber bisher offensichtlich gerne reingefallen sind. Walter E. stellt sich entweder als Kassandra oder Überbringer der schlechten Botschaft dar. Häufig lässt er die widerlichsten Hassbotschaften auch über – natürlich – anonyme Leserbriefschreiber transportieren, denen der WE gerne Platz einräumt und vielleicht noch einen kleinen Kommentar hinzufügt.
Der Zusammenbruch des politischen Systems, manchmal auch nur des Euro, findet bei WE häufig statt – immer verbunden mit mörderischen Bürgerkriegsszenarien, in denen etwa „eine Million islamische Mordmaschinen“ losmarschieren, aber in langen, grauenhaften Kämpfen letztendlich besiegt werden:
Nachdem die grossen Städte abgeriegelt werden, kann man an den Checkpoints beginnen, die Moslems zu kreuzigen oder zu pfählen. Die Moslems, die herauskommen, haben dann diese Wahl: entweder erschossen zu werden, oder auf einem Kreuz oder Pfahl zu enden.
Das wird sich bei denen schnell herumsprechen. Ab einem bestimmten Zeitpunkt wird den in den Städten verbleibenden Moslems ein Ultimatum gestellt: wer sich nicht ergibt, wird bei Gefangennahme automatisch gekreuzigt und zwar mit Nägeln durch Hände und Füsse. Das wirkt sicher. Man kann gleich auch einige rote und grüne Politiker und Bürokraten dazumischen, damit alle sehen, dass sie auch zu den Feinden gehören und was mit ihnen passiert, wenn sie sich nicht freiwillig ergeben.
Ich nehme an, dass die Soldaten an den Checkpoints Zugriff auf die Gesinnungsdatenbank haben.
Der Islam wird in Europa komplett ausgerottet werden, das ist auch sicher. Zusammen mit allen Unterstützern. Und das sehr bald, denn das Finanzsystem ist jetzt im wirklichen Untergang. (WE)
Nach solchen Schilderungen kann man sich natürlich auch fragen, ob WE alle seine Tassen richtig im Schrank sortiert hat. Das Problem dabei ist, dass WE offensichtlich über eine von ihm begeisterte Anhängerschaft verfügt. Als im September 2017 die „Ostsee-Zeitung“ über die Verbindungen zwischen dem auch in Wien in Erscheinung getretenen rechtsextremen Franco A. und der rechtsextremen Prepper- und Bürgerkriegsgruppe „Nordkreuz“ berichtete, kam auch Walter E. zur Sprache: „Der Mann aus Österreich sei so etwas wie der ideologische Übervater der Gruppe. (…) Aus den Schriften des Wiener Verschwörungstheoretikers schimmert das krude Weltbild der „Nordkreuz“-Jünger hervor. Von „Kriegsvorbereitungen“ ist die Rede, von „Muselrevolte“ und „Linksgrünversifften.“
Gehör fand WE aber nicht nur bei einigen rechtsextremen Preppern, sondern auch in der Verschwörerszene von „infokrieg“ bis „Epoch Times“ und „Unzensuriert“. FPÖ-Politiker wie Harald Vilimsky, Gerhard Deimek oder der gestrauchelte HC sorgten ebenfalls für die Verbreitung der Seite „hartgeld.com“.
Das Portal „Psiram“, das WE einen eigenen Beitrag widmet, berichtet darüber, dass gegen ihn 2016 und 2017 in der Bundesrepublik Verfahren wegen Volksverhetzung und Beleidigung eingeleitet bzw. durchgeführt wurden. Ob sie auch rechtskräftig abgeschlossen wurden, geht aus dem Eintrag nicht hervor.
Im Februar 2018 wurde er jedenfalls wegen widerlicher Unterstellungen gegen Eva Glawischnig, damals noch Bundessprecherin der Grünen, vom Wiener Landesgericht für Strafsachen wegen übler Nachrede zu drei Monaten bedingt und einer Geldstrafe von 2.200 Euro verurteilt.
Im Herbst 2017 hat der damalige Abgeordnete der Grünen, Karl Öllinger, einiges an Material zu WE in einer Sachverhaltsdarstellung zusammengefasst und an die Staatsanwaltschaft Wien gesandt. Ob es diese Sachverhaltsdarstellung war oder möglicherweise Nachfragen deutscher Ermittler: Jedenfalls fand im Jänner 2019 eine Hausdurchsuchung in der Wohnung von WE und auch in seiner „Fluchtburg“ statt, bei der Waffen, Computer und Datenträger beschlagnahmt wurden.
Die APA berichtet in einer Meldung vom 3. September 2020, dass gegen WE aktuell ein Verfahren wegen einer Veröffentlichung läuft, gegen die ein Betroffener rechtliche Schritte eingeleitet hat. Beim ersten Verhandlungstermin im Juni habe sich WE so auffällig verhalten, dass der Richter ein psychiatrisches Gutachten einholen ließ: „Der Experte stuft den Mann als zurechnungsunfähig ein, hält ihn allerdings für derart gefährlich, dass er sich — sollte im offenen Verfahren ein Schuldspruch erfolgen — für eine Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher ausspricht.“
Zwei Beispiele noch dafür, wie widerlich, hetzerisch und verlogen die Botschaften von WE waren: Nach dem mörderischen Terroranschlag in Christchurch 2019 kommentiert WE eine „Leserzuschrift“ folgendermaßen: „Dass es eine False Flag war, ist klar. Möglicherweise war es eine komplette Inszenierung ohne echte Tote.“
Soweit so irre? Nicht ganz! Denn WE verlinkt zu diesem Video des Rechtsterroristen auch noch zu einem Zeitpunkt, wo das Video schon überall vom Netz genommen worden war. Ein Link zu einer passwortgeschützten Quelle für das Video des Neonazi von Halle findet sich noch immer auf seiner Webseite.
Das zweite Beispiel, das wir hier nur als Screenshot wiedergeben, stammt aus dem September 2017, war in der Sachverhaltsdarstellung von Karl Öllinger enthalten und ist noch immer abrufbar, also – so wie Aberdutzende sehr ähnlich gestrickte – konsequenzlos geblieben. Es illustriert eine bekannte Methode von WE: Die widerliche Hetze wird durch einen Leserbriefschreiber vorgetragen – WE braucht nur mehr einen knappen Kommentar dazu abgeben. Nichtsdestotrotz ist es widerliche Hetze, für die WE als Herausgeber die volle Verantwortung trägt.
Egal, ob WE als schuld- oder unzurechnungsfähig beurteilt wird, das widerliche Hetzportal hartgeld.com muss in der Versenkung verschwinden! Ob das gelingt, wird wohl auch davon abhängen, ob WE noch immer Zu- oder Mitarbeiter hat. Einer seiner früheren Mitarbeiter, Thomas Bachheimer, hat sich 2016 abgenabelt, seinen eigenen Blog gegründet und im selben Jahr noch seinen Standort mit einem Auftritt beim rechtsextremen Kongress der „Verteidiger Europas“ in Linz markiert.
WE hat sich übrigens schon vor Jahren eine Safety-Seite zugelegt, über die er oder allfällige Mitarbeiter hartgeld auch dann bespielen wollen, wenn hartgeld.com abgedreht würde.
Weitere Beiträge zu WE und hartgeld.com:
➡️ Das blaue Gold (I)
➡️ Das blaue Gold (II): Antisemitismus und Verschwörungsgerüchte
➡️ Steyr (OÖ): Die Endzeit eines FPÖ- Gemeinderats
➡️ BP-Wahl: Dreck wird verbreitet!