WE, das Idol der rechtsextremen Prepper

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Seit mehr als 10 Jah­ren betreibt der Wie­ner Wal­ter E. (68) das Por­tal hartgeld.com, setzt von dort täg­lich Dut­zen­de Hass- und Droh­bot­schaf­ten der wider­lichs­ten Sor­te ab. In der Welt der rechts­extre­men Ver­schwö­rer und Prep­per ist Wal­ter E. ein Idol – bis hin zu den Mit­glie­dern der ein­deu­tig rechts­extre­men „Nordkreuz“-Gruppe in Nord­deutsch­land. Jah­re­lang wur­de das Trei­ben von Wal­ter E., der auf sei­nem Por­tal zumeist mit dem Kür­zel WE pos­tet, von den Behör­den igno­riert. Jetzt könn­te es für ihn eng werden.

Ein Screen­shot von FPÖ Fails und die Berich­te im Stan­dard (24.8.20) und in der „Kro­ne“ (3.9.2020) haben mög­li­cher­wei­se – wie­der ein­mal – etwas Bewe­gung in die Cau­sa Wal­ter E. gebracht. Wal­ter E. hat auf sei­nem Por­tal Jus­tiz­mi­nis­te­rin Alma Zadić mit dem Tod bedroht, bevor noch ihr Kind gebo­ren sei. Auch die gesam­te Bun­des­re­gie­rung hat er mit der Aus­lö­schung bedroht.

Medien berichten über Drohungen gegen Alma Zadi? (hier derstandard.at)

Medi­en berich­ten über Dro­hun­gen gegen Alma Zadi? (hier derstandard.at)

WE: "Die haben noch alle nicht verstanden, was sie erwartet. Die Abholung und Hinrichtung. Das ist der 2. Artikel dieser Art, den ich heute gesehen habe. Der Gutachter, der solche Gutachten erstellt, ist bereits auf der Liste. Ich habe es mit Fr. Zadic wirklich gut gemeint. Sie sollte ihr neues Gesetz sofort zurückziehen.WE."

WE: „Die haben noch alle nicht ver­stan­den, was sie erwar­tet. Die Abho­lung und Hin­rich­tung. Das ist der 2. Arti­kel die­ser Art, den ich heu­te gese­hen habe. Der Gut­ach­ter, der sol­che Gut­ach­ten erstellt, ist bereits auf der Lis­te. Ich habe es mit Fr. Zadic wirk­lich gut gemeint. Sie soll­te ihr neu­es Gesetz sofort zurückziehen.WE.”

Nicht zum ers­ten Mal. Wal­ter E. hat auf sei­nem Por­tal schon vie­len Men­schen, zumeist Poli­ti­kern mit der Hin­rich­tung, dem Auf­hän­gen, der Gift­sprit­ze gedroht. Weil er ein beson­ders Schlau­er sein will, benutzt er dabei ger­ne klei­ne, leicht durch­schau­ba­re Tricks, auf die die Ermitt­lungs­be­hör­den aber bis­her offen­sicht­lich ger­ne rein­ge­fal­len sind. Wal­ter E. stellt sich ent­we­der als Kas­san­dra oder Über­brin­ger der schlech­ten Bot­schaft dar. Häu­fig lässt er die wider­lichs­ten Hass­bot­schaf­ten auch über – natür­lich – anony­me Leser­brief­schrei­ber trans­por­tie­ren, denen der WE ger­ne Platz ein­räumt und viel­leicht noch einen klei­nen Kom­men­tar hinzufügt.

Website Hartgeld.com

Web­site Hartgeld.com

Der Zusam­men­bruch des poli­ti­schen Sys­tems, manch­mal auch nur des Euro, fin­det bei WE häu­fig statt – immer ver­bun­den mit mör­de­ri­schen Bür­ger­kriegs­sze­na­ri­en, in denen etwa „eine Mil­li­on isla­mi­sche Mord­ma­schi­nen“ los­mar­schie­ren, aber in lan­gen, grau­en­haf­ten Kämp­fen letzt­end­lich besiegt werden:

Nach­dem die gros­sen Städ­te abge­rie­gelt wer­den, kann man an den Check­points begin­nen, die Mos­lems zu kreu­zi­gen oder zu pfäh­len. Die Mos­lems, die her­aus­kom­men, haben dann die­se Wahl: ent­we­der erschos­sen zu wer­den, oder auf einem Kreuz oder Pfahl zu enden.

Das wird sich bei denen schnell her­um­spre­chen. Ab einem bestimm­ten Zeit­punkt wird den in den Städ­ten ver­blei­ben­den Mos­lems ein Ulti­ma­tum gestellt: wer sich nicht ergibt, wird bei Gefan­gen­nah­me auto­ma­tisch gekreu­zigt und zwar mit Nägeln durch Hän­de und Füs­se. Das wirkt sicher. Man kann gleich auch eini­ge rote und grü­ne Poli­ti­ker und Büro­kra­ten dazu­mi­schen, damit alle sehen, dass sie auch zu den Fein­den gehö­ren und was mit ihnen pas­siert, wenn sie sich nicht frei­wil­lig ergeben.

Ich neh­me an, dass die Sol­da­ten an den Check­points Zugriff auf die Gesin­nungs­da­ten­bank haben.

Der Islam wird in Euro­pa kom­plett aus­ge­rot­tet wer­den, das ist auch sicher. Zusam­men mit allen Unter­stüt­zern. Und das sehr bald, denn das Finanz­sys­tem ist jetzt im wirk­li­chen Unter­gang. (WE)

Nach sol­chen Schil­de­run­gen kann man sich natür­lich auch fra­gen, ob WE alle sei­ne Tas­sen rich­tig im Schrank sor­tiert hat. Das Pro­blem dabei ist, dass WE offen­sicht­lich über eine von ihm begeis­ter­te Anhän­ger­schaft ver­fügt. Als im Sep­tem­ber 2017 die „Ost­see-Zei­tung“ über die Ver­bin­dun­gen zwi­schen dem auch in Wien in Erschei­nung getre­te­nen rechts­extre­men Fran­co A. und der rechts­extre­men Prep­per- und Bür­ger­kriegs­grup­pe „Nord­kreuz“ berich­te­te, kam auch Wal­ter E. zur Spra­che: „Der Mann aus Öster­reich sei so etwas wie der ideo­lo­gi­sche Über­va­ter der Grup­pe. (…) Aus den Schrif­ten des Wie­ner Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­kers schim­mert das kru­de Welt­bild der „Nordkreuz“-Jünger her­vor. Von „Kriegs­vor­be­rei­tun­gen“ ist die Rede, von „Musel­re­vol­te“ und „Links­grün­ver­siff­ten.“

Gehör fand WE aber nicht nur bei eini­gen rechts­extre­men Prep­pern, son­dern auch in der Ver­schwö­rer­sze­ne von „info­krieg“ bis „Epoch Times“ und „Unzen­su­riert“. FPÖ-Poli­ti­ker wie Harald Vilims­ky, Ger­hard Deimek oder der gestrau­chel­te HC sorg­ten eben­falls für die Ver­brei­tung der Sei­te „hartgeld.com“.

Unzensuriert interviewt WE

Unzen­su­riert inter­viewt WE

Das Por­tal „Psi­ram“, das WE einen eige­nen Bei­trag wid­met, berich­tet dar­über, dass gegen ihn 2016 und 2017 in der Bun­des­re­pu­blik Ver­fah­ren wegen Volks­ver­het­zung und Belei­di­gung ein­ge­lei­tet bzw. durch­ge­führt wur­den. Ob sie auch rechts­kräf­tig abge­schlos­sen wur­den, geht aus dem Ein­trag nicht hervor.

Im Febru­ar 2018 wur­de er jeden­falls wegen wider­li­cher Unter­stel­lun­gen gegen Eva Gla­wi­sch­nig, damals noch Bun­des­spre­che­rin der Grü­nen, vom Wie­ner Lan­des­ge­richt für Straf­sa­chen wegen übler Nach­re­de zu drei Mona­ten bedingt und einer Geld­stra­fe von 2.200 Euro verurteilt.

Im Herbst 2017 hat der dama­li­ge Abge­ord­ne­te der Grü­nen, Karl Öllin­ger, eini­ges an Mate­ri­al zu WE in einer Sach­ver­halts­dar­stel­lung zusam­men­ge­fasst und an die Staats­an­walt­schaft Wien gesandt. Ob es die­se Sach­ver­halts­dar­stel­lung war oder mög­li­cher­wei­se Nach­fra­gen deut­scher Ermitt­ler: Jeden­falls fand im Jän­ner 2019 eine Haus­durch­su­chung in der Woh­nung von WE und auch in sei­ner „Flucht­burg“ statt, bei der Waf­fen, Com­pu­ter und Daten­trä­ger beschlag­nahmt wurden.

Die APA berich­tet in einer Mel­dung vom 3. Sep­tem­ber 2020, dass gegen WE aktu­ell ein Ver­fah­ren wegen einer Ver­öf­fent­li­chung läuft, gegen die ein Betrof­fe­ner recht­li­che Schrit­te ein­ge­lei­tet hat. Beim ers­ten Ver­hand­lungs­ter­min im Juni habe sich WE so auf­fäl­lig ver­hal­ten, dass der Rich­ter ein psych­ia­tri­sches Gut­ach­ten ein­ho­len ließ: „Der Exper­te stuft den Mann als zurech­nungs­un­fä­hig ein, hält ihn aller­dings für der­art gefähr­lich, dass er sich — soll­te im offe­nen Ver­fah­ren ein Schuld­spruch erfol­gen — für eine Ein­wei­sung in eine Anstalt für geis­tig abnor­me Rechts­bre­cher aus­spricht.

WE: "jederzeit sollte dieses Gesindel abgeholt werden"

WE: „jeder­zeit soll­te die­ses Gesin­del abge­holt werden”

Zwei Bei­spie­le noch dafür, wie wider­lich, het­ze­risch und ver­lo­gen die Bot­schaf­ten von WE waren: Nach dem mör­de­ri­schen Ter­ror­an­schlag in Christ­church 2019 kom­men­tiert WE eine „Leser­zu­schrift“ fol­gen­der­ma­ßen: „Dass es eine Fal­se Flag war, ist klar. Mög­li­cher­wei­se war es eine kom­plet­te Insze­nie­rung ohne ech­te Tote.

Soweit so irre? Nicht ganz! Denn WE ver­linkt zu die­sem Video des Rechts­ter­ro­ris­ten auch noch zu einem Zeit­punkt, wo das Video schon über­all vom Netz genom­men wor­den war. Ein Link zu einer pass­wort­ge­schütz­ten Quel­le für das Video des Neo­na­zi von Hal­le fin­det sich noch immer auf sei­ner Webseite.

WE verlinkt zum Video des Christchurch-Attentäters

WE ver­linkt zum Video des Christchurch-Attentäters

WE verlinkt zum Video des Halle-Attentäters

WE ver­linkt zum Video des Halle-Attentäters

Das zwei­te Bei­spiel, das wir hier nur als Screen­shot wie­der­ge­ben, stammt aus dem Sep­tem­ber 2017, war in der Sach­ver­halts­dar­stel­lung von Karl Öllin­ger ent­hal­ten und ist noch immer abruf­bar, also – so wie Aber­dut­zen­de sehr ähn­lich gestrick­te – kon­se­quenz­los geblie­ben. Es illus­triert eine bekann­te Metho­de von WE: Die wider­li­che Het­ze wird durch einen Leser­brief­schrei­ber vor­ge­tra­gen – WE braucht nur mehr einen knap­pen Kom­men­tar dazu abge­ben. Nichts­des­to­trotz ist es wider­li­che Het­ze, für die WE als Her­aus­ge­ber die vol­le Ver­ant­wor­tung trägt.

Kranke Gewaltphantasien über N, Araber, Grüne

Kran­ke Gewalt­phan­ta­sien über N, Ara­ber, Grüne

Egal, ob WE als schuld- oder unzu­rech­nungs­fä­hig beur­teilt wird, das wider­li­che Hetz­por­tal hartgeld.com muss in der Ver­sen­kung ver­schwin­den! Ob das gelingt, wird wohl auch davon abhän­gen, ob WE noch immer Zu- oder Mit­ar­bei­ter hat. Einer sei­ner frü­he­ren Mit­ar­bei­ter, Tho­mas Bach­hei­mer, hat sich 2016 abge­na­belt, sei­nen eige­nen Blog gegrün­det und im sel­ben Jahr noch sei­nen Stand­ort mit einem Auf­tritt beim rechts­extre­men Kon­gress der „Ver­tei­di­ger Euro­pas“ in Linz markiert.

WE hat sich übri­gens schon vor Jah­ren eine Safe­ty-Sei­te zuge­legt, über die er oder all­fäl­li­ge Mit­ar­bei­ter hart­geld auch dann bespie­len wol­len, wenn hartgeld.com abge­dreht würde.

Wei­te­re Bei­trä­ge zu WE und hartgeld.com:

➡️ Das blaue Gold (I)
➡️ Das blaue Gold (II): Anti­se­mi­tis­mus und Verschwörungsgerüchte
➡️ Steyr (OÖ): Die End­zeit eines FPÖ- Gemeinderats 
➡️ BP-Wahl: Dreck wird verbreitet!