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Das blaue Gold (II): Antisemitismus und Verschwörungsgerüchte

Dass der Ver­­­schwö­rungs- und Zusam­men­bruch­spe­zia­list Wal­ter Eichel­burg aus Wien, der die Sei­te hartgeld.com betreibt, mit der Sei­te „unzensuriert.at“ so wun­der­bar har­mo­niert, dass dort erst vor weni­gen Tagen ein Inter­view mit Eichel­burg erschien, in dem die „ein­fluss­rei­che Stim­me in der Gold­bran­che“ (unzensuriert.at) ein­mal mehr den Zusam­men­bruch des Euro kom­men sieht, ist kein Zufall. Die Gesell­schafts­vor­stel­lun­gen Eichelburgs […]

5. Dez 2014

Die Gesell­schafts­vor­stel­lun­gen Eichel­burgs sind so reak­tio­när, dass in des­sen Koor­di­na­ten­sys­tem sogar die FPÖ zu einer sozia­lis­ti­schen Par­tei wird: Von den Par­tei­en in Öster­reich hat der­zeit allei­ne die FPÖ eine ver­nünf­ti­ge Auf­fas­sung, aber auch die ist sozia­lis­tisch. Alle der­zei­ti­gen Par­tei­en sind sozia­lis­tisch. Ich kann allen Lesern ver­si­chern, der Sozia­lis­mus wird ver­schwin­den, da er nicht mehr finan­zier­bar sein wird.“ (Eichel­burg, unzensuriert.at, 29.11.2014)

Das ein­zi­ge Pos­ting zu dem Inter­view mit Eichel­burg, in dem er auch den Zusam­men­bruch der Wohl­fahrts­staa­ten pro­phe­zeit („Das Bil­dungs­sys­tem, das Gesund­heits­sys­tem und das Sozi­al­sys­tem dürf­te man nicht mehr auf­bau­en, denn das sind die gro­ßen Geld­fres­ser und nicht mit einem Gold­stan­dard ver­ein­bar“), illus­triert wun­der­bar die blau­en Zusammenbruchsphantasmen:

Eine Wohl­tat nach dem Zusam­men­bruch wird das Ver­schwin­den der diver­sen kri­mi­nel­len links-grü­nen Netz­wer­ke wie z.B. des Les­ben-Netz­werks sein, weil ihnen die Finan­zie­rung durch öffent­li­che Gel­der weg­bricht. Die­se Krebs­ge­schwü­re durch­zie­hen wie Meta­sta­sen die Gesell­schaft und zer­stö­ren nach­ein­an­der alle gesun­den Orga­ne. Ich freue mich schon auf das Ver­schwin­den die­ser Geschwü­re! („peter“ auf unzensuriert.at)


HCStrache.at über Gold­raub und Eichelburg

Für die Vor­stel­lungs­wel­ten von Eichel­burg, der sich das Ende eines jeden Bil­dungs- , Gesund­heits- und Sozi­al­sys­tems wünscht, weil es mit dem Gold­stan­dard nicht ver­ein­bar sei, genie­ren sich ver­mut­lich sogar eini­ge Frei­heit­li­che. Nichts­des­to­trotz beruft sich die FPÖ ger­ne auf Eichel­burg. Gold dient bei­den als Treib­mit­tel für reak­tio­nä­re poli­ti­sche Vorstellungen.

Deut­lich zum Aus­druck kommt das auch bei der von „unzensuriert.at“ und Ger­hard Deimek ange­lei­er­ten Peti­ti­on zur angeb­li­chen Gold­ret­tung. Seit April 2012 ist die Peti­ti­on online und hat trotz der lan­gen Dau­er nur knapp 2.300 Unter­zeich­ne­rIn­nen gefun­den. Die Kom­men­ta­re, die optio­nal abge­ge­ben wer­den kön­nen, haben es aller­dings in sich: „Die­se Ver­bre­cher gehö­ren ins Gefäng­nis oder vor ein Volks-(Stand-)gericht“, schreibt einer der Unterzeichner.

Ein ande­rer ist der Mei­nung, dass das „öster­rei­chi­sche und deut­sche Volk (…) aus­ge­schlach­tet (wird) wie kein zwei­tes auf die­ser Erde“. „Hoch­ver­rat“, „Zigeu­ner­me­tho­den“, durch „Dumm­köp­fe“, „Gau­ner“ und die „Sys­tem­par­tei­en“, das hat zwar teil­wei­se schon eine ein­deu­ti­ge Kon­no­ta­ti­on. Es wird aber noch ärger: „Es soll­te end­lich hin­ter­fragt wer­den, wer sich hin­ter den Zen­tral­ban­ken ver­steckt. Wem gehört die FED, wem gehört die EZB. Ich ahne furcht­ba­res“, raunt „Unter­zeich­ner“.

Wir ahnen, „Unter­zeich­ner“ ist nicht der ein­zi­ge, der sich in üblen Ver­schwö­rungs­theo­rien ver­sucht. Ein ande­rer „Unter­zeich­ner“ mit dem Zusatz „Gold­wä­scher“ will schon die Ant­wort wis­sen, ver­schweigt sie aber wegen des Risi­kos: „ich weis lei­der zu viel und ken­ne den Ursprung, also weis ich, wel­che Gewalt die­se Fra­ge haben wird, wenn es her­aus kommt.“ Bei Andre­as St. (immer­hin einer, der mit Namen unter­zeich­net) kommt es ansatz­wei­se her­aus: „habe die schnau­ze voll von judas par­tei­en (spö+övp+grüne)“

„Unter­zeich­ner, Pen­sio­nist“ hat schon einen kla­ren Ver­dacht: „Die Geheim­nis­krä­me­rei ist nur durch die wahr­schein­li­che Tat­sa­che begrün­det, dass kein Gold mehr da ist, bzw. das Gold in New York von den Juden­ban­kern schon längst ver­scher­belt wur­de“. In New York lagert zwar kein ein­zi­ges Gramm der öster­rei­chi­schen Gold­re­ser­ven, aber Fak­ten spie­len für anti­se­mi­ti­sche Het­zer ohne­hin kei­ne Rolle.

Auch Robert S. muss sich voll anti­se­mi­tisch erbre­chen: „Das Gold ist längst weg….Wir zah­len noch immer für einen uns im Jah­re 1933, vom Welt­ju­den­tum, auf­ge­zwun­ge­nen Krieg. (…) Wir soll­ten ein­mal bei den Ban­ken des inter­na­tio­na­len Finanz­ju­den­tum nach­fra­gen.“ Das ist nicht nur anti­se­mi­ti­sche Het­ze, das ist Nazi-Pro­pa­gan­da pur!

Vie­le der hier zitier­ten Kom­men­ta­re der Web­sei­te „goldrettung.at“ waren mona­te­lang auf der Sei­te zu sehen. Auch die zwei offen anti­se­mi­ti­schen bzw. natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Kom­men­ta­re wur­den nicht gelöscht, son­dern wan­der­ten ein­fach in die Abla­ge. Im Inter­net sind sie aber wei­ter­hin abruf­bar. Durch­aus denk­bar, dass unter den knapp 2.300 Unter­zeich­ne­rIn­nen noch wei­te­re anti­se­mi­ti­sche bzw. nazis­ti­sche Kom­men­ta­re zu fin­den sind.

Für den Inhalt der Web­sei­te „goldrettung.at“ ver­ant­wort­lich ist „unzen­su­riert – Ver­ein zur För­de­rung der Medi­en­viel­falt“. Ger­hard Deimek, der Par­la­men­ta­ri­er, stellt sei­nen Kopf zur Ver­fü­gung. Es liegt jetzt an ihnen, schleu­nigst dafür zu sor­gen, dass die straf­recht­lich rele­van­ten Kom­men­ta­re defi­ni­tiv gelöscht wer­den und ihre Ver­fas­ser ange­zeigt wer­den. Die Daten dafür haben sie ja.