Die Gesellschaftsvorstellungen Eichelburgs sind so reaktionär, dass in dessen Koordinatensystem sogar die FPÖ zu einer sozialistischen Partei wird: „Von den Parteien in Österreich hat derzeit alleine die FPÖ eine vernünftige Auffassung, aber auch die ist sozialistisch. Alle derzeitigen Parteien sind sozialistisch. Ich kann allen Lesern versichern, der Sozialismus wird verschwinden, da er nicht mehr finanzierbar sein wird.“ (Eichelburg, unzensuriert.at, 29.11.2014)
Das einzige Posting zu dem Interview mit Eichelburg, in dem er auch den Zusammenbruch der Wohlfahrtsstaaten prophezeit („Das Bildungssystem, das Gesundheitssystem und das Sozialsystem dürfte man nicht mehr aufbauen, denn das sind die großen Geldfresser und nicht mit einem Goldstandard vereinbar“), illustriert wunderbar die blauen Zusammenbruchsphantasmen:
Eine Wohltat nach dem Zusammenbruch wird das Verschwinden der diversen kriminellen links-grünen Netzwerke wie z.B. des Lesben-Netzwerks sein, weil ihnen die Finanzierung durch öffentliche Gelder wegbricht. Diese Krebsgeschwüre durchziehen wie Metastasen die Gesellschaft und zerstören nacheinander alle gesunden Organe. Ich freue mich schon auf das Verschwinden dieser Geschwüre! („peter“ auf unzensuriert.at)
HCStrache.at über Goldraub und Eichelburg
Für die Vorstellungswelten von Eichelburg, der sich das Ende eines jeden Bildungs- , Gesundheits- und Sozialsystems wünscht, weil es mit dem Goldstandard nicht vereinbar sei, genieren sich vermutlich sogar einige Freiheitliche. Nichtsdestotrotz beruft sich die FPÖ gerne auf Eichelburg. Gold dient beiden als Treibmittel für reaktionäre politische Vorstellungen.
Deutlich zum Ausdruck kommt das auch bei der von „unzensuriert.at“ und Gerhard Deimek angeleierten Petition zur angeblichen Goldrettung. Seit April 2012 ist die Petition online und hat trotz der langen Dauer nur knapp 2.300 UnterzeichnerInnen gefunden. Die Kommentare, die optional abgegeben werden können, haben es allerdings in sich: „Diese Verbrecher gehören ins Gefängnis oder vor ein Volks-(Stand-)gericht“, schreibt einer der Unterzeichner.
Ein anderer ist der Meinung, dass das „österreichische und deutsche Volk (…) ausgeschlachtet (wird) wie kein zweites auf dieser Erde“. „Hochverrat“, „Zigeunermethoden“, durch „Dummköpfe“, „Gauner“ und die „Systemparteien“, das hat zwar teilweise schon eine eindeutige Konnotation. Es wird aber noch ärger: „Es sollte endlich hinterfragt werden, wer sich hinter den Zentralbanken versteckt. Wem gehört die FED, wem gehört die EZB. Ich ahne furchtbares“, raunt „Unterzeichner“.
Wir ahnen, „Unterzeichner“ ist nicht der einzige, der sich in üblen Verschwörungstheorien versucht. Ein anderer „Unterzeichner“ mit dem Zusatz „Goldwäscher“ will schon die Antwort wissen, verschweigt sie aber wegen des Risikos: „ich weis leider zu viel und kenne den Ursprung, also weis ich, welche Gewalt diese Frage haben wird, wenn es heraus kommt.“ Bei Andreas St. (immerhin einer, der mit Namen unterzeichnet) kommt es ansatzweise heraus: „habe die schnauze voll von judas parteien (spö+övp+grüne)“
„Unterzeichner, Pensionist“ hat schon einen klaren Verdacht: „Die Geheimniskrämerei ist nur durch die wahrscheinliche Tatsache begründet, dass kein Gold mehr da ist, bzw. das Gold in New York von den Judenbankern schon längst verscherbelt wurde“. In New York lagert zwar kein einziges Gramm der österreichischen Goldreserven, aber Fakten spielen für antisemitische Hetzer ohnehin keine Rolle.
Auch Robert S. muss sich voll antisemitisch erbrechen: „Das Gold ist längst weg….Wir zahlen noch immer für einen uns im Jahre 1933, vom Weltjudentum, aufgezwungenen Krieg. (…) Wir sollten einmal bei den Banken des internationalen Finanzjudentum nachfragen.“ Das ist nicht nur antisemitische Hetze, das ist Nazi-Propaganda pur!
Viele der hier zitierten Kommentare der Webseite „goldrettung.at“ waren monatelang auf der Seite zu sehen. Auch die zwei offen antisemitischen bzw. nationalsozialistischen Kommentare wurden nicht gelöscht, sondern wanderten einfach in die Ablage. Im Internet sind sie aber weiterhin abrufbar. Durchaus denkbar, dass unter den knapp 2.300 UnterzeichnerInnen noch weitere antisemitische bzw. nazistische Kommentare zu finden sind.
Für den Inhalt der Webseite „goldrettung.at“ verantwortlich ist „unzensuriert – Verein zur Förderung der Medienvielfalt“. Gerhard Deimek, der Parlamentarier, stellt seinen Kopf zur Verfügung. Es liegt jetzt an ihnen, schleunigst dafür zu sorgen, dass die strafrechtlich relevanten Kommentare definitiv gelöscht werden und ihre Verfasser angezeigt werden. Die Daten dafür haben sie ja.